Freundschaft
Freundschaft ist ein auf gegenseitiger Zuneigung beruhendes Verhältnis von Menschen zueinander,<ref>Freundschaft, duden.de, abgerufen am 16. November 2013</ref> das sich durch Sympathie und Vertrauen auszeichnet. Eine in einer freundschaftlichen Beziehung stehende Person bezeichnet man als Freund oder Freundin.
Im übertragenen Sinne bezeichnet Freundschaft ein gutes und oft vertraglich geregeltes politisches Verhältnis zwischen Völkern oder Nationen (vgl. beispielsweise „Deutsch-französische Freundschaft“). Das Gegenwort ist die Feindschaft.
Inhaltsverzeichnis
Wortgeschichte
Bis ins 16./17. Jh. wurde im Deutschen sprachlich nicht zwischen erworbener und angeborener Freundschaft unterschieden, so dass „Freundschaft“ und „Verwandtschaft“ synonym gebraucht werden konnten. Auch in vielen Dialekten ist die Bedeutung Freund = Verwandter bis in die Gegenwart durchaus üblich, weswegen die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Blutsfreundschaft ebenfalls Verwandtschaft bedeutet.<ref>vgl. Grimm, Deutsches Wörterbuch, Band 4, Sp. 163</ref>
Das Wort Freund als ‘Vertrauter, jmdm. innerlich verbundener Mensch’ bildete sich vom ahd. friunt im 8. Jahrhundert, mhd. vriunt ‘Freund, Nächster, Geliebte(r), Verwandte(r)’ als Substantivierung wie asächs. friohon, aeng. frēogan, anord. frjā, got. frijōn ‘lieben’, welches zu der unter frei subsumierten Wurzel gehört. Es bezeichnet neben dem durch Sympathie und Vertrauen Verbundenen bis in dem Mundarten der Gegenwart auch den Blutsverwandten. Davon abgeleitet bezeichnet Freundschaft für das ‘Vertrauensverhältnis’, ahd. friuntscaf (8. Jh.), -scaft (11. Jh.), mhd. vriuntschaft, auch ‘Blutsverwandtschaft’.<ref>Freund im Etymologischen Wörterbuch nach Pfeifer im DWDS, abgerufen am 13. November 2013</ref>
Meyers Großes Konversations-Lexikon von 1907 bezeichnet Freundschaft als „das auf gegenseitiger Wertschätzung beruhende und von gegenseitigem Vertrauen getragene freigewählte gesellige Verhältnis zwischen Gleichstehenden.“<ref>Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 96.</ref>
Der Begriff Spezi bezeichnet süddeutsch, österreichisch umgangssprachlich, seltener schweizerisch umgangssprachlich einen speziellen Freund, laut Duden als „jemand, mit dem man in einem besonderen, engeren freundschaftlich-kameradschaftlichen Verhältnis steht“.<ref>Spezi in duden.de, abgerufen am 13. November 2013</ref> In der Bedeutung für ‘besonderer Freund’ wurde er Ende des 18. Jahrhunderts verkürzt aus dem gleichbedeutenden Spezial in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sowie bereits älter als specialer Freund (erste Hälfte des 18. Jh.) sowie Specialfreund (zweite Hälfte 17. Jh.) verwendet.<ref>Spezi im Etymologischen Wörterbuch nach Pfeifer, online im DWDS, abgerufen am 13. November 2013</ref> Zur sprichwörtlichen Speziwirtschaft, siehe auch Nepotismus.
Soziologische Begriffsbestimmung
Bereits in der Antike spielte Freundschaft eine wesentliche Rolle und wurde von Philosophen aufgegriffen, unter anderem von Aristoteles und Cicero. Aristoteles betonte in seiner „Nikomachischen Ethik“ drei Motive um Freundschaften einzugehen: Freundschaft um des Wesens Willen, des Nutzens Willen und der Lust Willen. Freundschaft ist für ihn eine eigenständige Sozialbeziehung, die in der Gemeinschaft höchst notwendig und nicht mit anderen Bindungen identisch ist. Dabei betont er die Wichtigkeit der Gleichheit der Beteiligten, dass gemeinsames Aufwachsen und Gleichaltrigkeit großen Einfluss auf Freundschaft habe.: „Vollkommene Freundschaft von trefflichen Charakteren, die gleich sind.“ (Ders. 1956: 174). Treffliche seien einander gut, nützlich und angenehm. „Freundschaft hat Werte und Lust zum Ziel und beruht auf Wesensgleichheit“. (Ders. 1956: 174).
Der Soziologe Ferdinand Tönnies stimmt in dem Aspekt der Gleichheit als Basis für Freundschaft mit Aristoteles überein.: „...am ehesten gegeben durch Gleichheit oder Ähnlichkeit des Berufes oder der Kunst.“ (Ders. Orig. 1887, 1926: 15). Er vertritt die Auffassung, dass Arbeit einander verbinde und Freundschaften entstehen lasse, und als geistiges Band der Beteiligten bewirke. Freundschaft ist laut Tönnies mentaler Natur und beruht auf Zufall oder freier Wahl. Freundschaft sei als „Gemeinschaft des Geistes“ kategorisiert (Gemeinschaft und Gesellschaft, 1. Buch, § 6).
Georg Simmel beschreibt in „Soziologie der Freundschaft“ die Freundschaft als differenzierte Freundschaft. Im Gegensatz zu Aristoteles sieht er Freundschaft als graduelles Phänomen. Freundschaft fängt für ihn in dem Moment an, in dem sich zwei Menschen kennenlernen, also um ihre gegenseitige Existenz wissen. Von dieser Basis aus können die beiden verschieden weit in die „Sphäre“ des anderen eindringen. Die Tiefe und der Umfang des Eindringens hängen von dem ab, was man preisgeben will; diese Grenze ist in der Freundschaft bekannt – der andere wird sie nicht einfach überschreiten. Einen Sonderfall der Freundschaft sieht Simmel in der Ehe: Das hängt zum einen damit zusammen, dass die Ehe ihren Charakter gewandelt hat. War bei Montaigne die Ehe noch ein Handel, so ist die Ehe in der Moderne eher von Liebe gekennzeichnet. Wenn die Ehe also eine Liebesbeziehung ist, so wirkt ein freundschaftliches Element.
Siegfried Kracauer (orig. 1917, 1971: 46 f.) beschreibt Freundschaft als das engste geistige Verhältnis, das die loseren Beziehungen der Kameradschaft, Fachgenossenschaft und Bekanntschaft mit einfasst. Er beschreibt die wahrhafte Freundschaft, die für ihn in der Pflege ähnlicher Gesinnungen besteht und gemeinsame Entwicklungen voraussetze. Es müsse eine Übereinstimmung in den Idealen und im Welt- und Menschenbegreifen vorhanden sein. Freundschaft sei auch durch das Wachstum mit- und durcheinander geprägt.: „Während ich überall sonst genötigt bin, mich in tausenden Lebenskreisen zu zersplittern, hier ein Stückchen zu nehmen, dort ein Quentchen zu geben, darf ich ihm so gesammelt und umfänglich nahen, wie ich bin und wie ich mich fühle. Meine Existenz ist ihm voll gegenwärtig, er kennt mein Verhältnis zu den Menschen, und versteht, warum ich so und nicht anders handeln muss, denn noch zu dem widersprechendsten Tun hat er die inneren Verbindungsfäden in Händen.“ (Ders. Orig. 1917, 1971: 47).
Für Robert R. Bell beinhaltet Freundschaft folgende Aspekte: „...friends must be seen as equals by one another. (...) friendship is seen as voluntaristic and highly personal (...) the development of friendship is based on private negotiations and is not imposed through cultural values or norms." (Ders. 1981: 10). Demzufolge sieht auch er die Gleichheit als wichtigen Aspekt in Freundschaften. Freundschaft sei freiwillig und persönlich, und die Entwicklung von Freundschaft basiere auf privaten Verhandlungen und wird nicht von kulturellen Werten oder Normen beeinflusst.
Im Wörterbuch der Soziologie wird Freundschaft von Karl-Heinz Hillmann beschrieben als:„…soziologisch schillernder Begriff für eine besonders persönlich gefärbte Form direkter sozialer Beziehungen, die - ohne spezifische Rollenverpflichtung - freiwillig und auf längere, nicht fixierte Dauer eingegangen wird.“
In Abgrenzung zu anderen sozialen Beziehungen erläutern Argyle & Henderson (1986: 80 f.) Freundschaft als eine Form der menschlichen Beziehungen, die nicht, wie die Ehe, durch eine Zeremonie begründet sei und auch nicht, wie zwischen Arbeitskollegen oder Verwandten, abhängig von irgendwelchen Rollenbezügen. Freundschaft umschließe Menschen, die einander mögen und gern gemeinsam bestimmte Dinge unternehmen. Des weiteren sei Freundschaft freiwillig und ohne klar umrissene Regeln. Für Robert Hays (1988: 391) ist Freundschaft ein flexibler, dynamischer und multidimensionaler Prozess, dessen Struktur und Funktionen je nach beteiligten Individuen, dem Umfeld und dem Entwicklungsstand der Freundschaft variieren.<ref>Hays, Robert (1988): Friendship. In: Duck, Steve (Ed.) (1988): Handbook of personal Relationships. Chichester, New York, Brisbane, Toronto, Singapore: John Wiley and Sons, 391-408</ref>
Ann Elisabeth Auhagen definiert Freundschaft als: „...eine dyadische, persönliche und informelle Sozialbeziehung (...) die Existenz der Freundschaft beruht auf Gegenseitigkeit. (...) Freundschaft besitzt für jeden der Freundinnen/Freunde einen Wert, welcher unterschiedlich starkes Gewicht haben und aus verschiedenen inhaltlichen Elementen zusammengesetzt sein kann.“ (Dies. 1993: 207). Ursula Nötzoldt-Linden definiert Freundschaft als:„…eine auf freiwilliger Gegenseitigkeit basierende dyadische, persönliche Beziehung zwischen nicht verwandten, gleichgeschlechtlichen Erwachsenen in einer Zeitspanne“
Philosophische Begriffsbestimmung
Aristoteles
Für Aristoteles ist die Freundschaft wichtiger Bestandteil einer funktionierenden (Polis-)Gesellschaft. Noch höher als die Gerechtigkeit soll der Staat die Freundschaft schätzen. In der griechischen Polis gab es keine öffentlichen Dienste wie Polizei und Feuerwehr, so war jeder auf das Wohlwollen des anderen angewiesen. Wer in Ämter gewählt werden wollte, musste sich das Wohlwollen der Menschen sichern. Heutzutage würde man eine Reihe der als „Freundschaft“ bezeichneten Verhältnisse nicht mehr unbedingt als Freundschaften bezeichnen. Im Altgriechischen bedeutet das Wort „philia“ allerdings sowohl „Freundschaft“ als auch „Liebe“ und kann folglich auch in diesem weiteren Sinn benutzt werden.
Aristoteles hält Freundschaft nicht für ein graduelles Phänomen, bei dem einem der eine Mensch mehr freund ist als der andere, sondern er kategorisiert die verschiedenen Freundschaften. Als erstes teilt er sie in die „Freundschaft unter Gleichen“ und die „Freundschaft unter Ungleichen“ und schließt gleichzeitig die Freundschaft zu unbeseelten Dingen aus. Aristoteles bezieht sich mit dieser Philia-Systematik auf Platons Dialog Lysis, in dem kategorial souverän und künstlerisch spielend das Problem der selbstlosen Freundschaft entfaltet wird.
Die Freundschaft unter Gleichen gilt für gleichgestellte Bürger. Man ist einander ebenbürtig. Diese Freundschaft unterteilt er weiter in Nutzen-, Lust- und Tugendfreundschaft. Die Nutzenfreundschaft bringt die Menschen zu einem Zweck zusammen. Fällt dieser Zweck weg, ist die Freundschaft gefährdet. Ähnliches gilt für die Lustfreundschaft, die rein affektiv begründet ist. Diese beiden Arten sind akzidentiell und labil. Stabil dagegen ist die Tugend- oder Charakterfreundschaft. Sie ist die Freundschaft um des Freundes willen. Hier kommt Aristoteles’ Mesotes-Lehre ins Spiel, deren Maxime zufolge das Maßhalten der Weg zu einem tugendhaften und erfüllten Leben ist. Sind sich zwei Personen in ihrer Tugendhaftigkeit ähnlich, so ist das die Voraussetzung für die vollkommene Freundschaft. Wie für jegliche Tugend gilt auch für die Freundschaft bei Aristoteles, dass sie durch wiederholtes Handeln zur Gewohnheit werden muss. Man übt die Freundschaft nur im alltäglichen Umgang. Die Teilhabe am Leben des Freundes und damit die räumliche Nähe sind nach Aristoteles für eine Freundschaft unerlässlich.
Die Freundschaft unter Ungleichen bei Aristoteles würde man heute vermutlich eher als Ehrerbietung bezeichnen. Sie beschreibt nicht nur das Verhältnis zwischen den Generationen, sondern auch das Verhältnis des Menschen zum Staat. So muss nach Aristoteles die Asymmetrie der Hierarchie durch einen Mehraufwand von „philia“ seitens des Unterlegenen ausgeglichen werden. Der Sohn muss dem Vater mehr Respekt entgegenbringen als umgekehrt, so wie der Bürger mehr in den Staat investiert, als er unmittelbar zurückbekommt.
Siehe auch: Plotin, Augustinus
Mittelalter
Die frühmittelalterliche Epik kennt zahlreiche Heldenfreundschaften, so im Rolandslied des 10. Jahrhunderts die Freundschaft zwischen Roland und Olivier.
Die isländische Njála des 13. Jahrhunderts hat die schwergeprüfte Freundschaft zwischen Njáll Þórgeirsson und Gunnar Hámundarson zum Kern.
In der höfischen Epik des 12. und 13. Jahrhunderts treten zahlreiche, zum Teil als sehr eng beschriebene Freundschaftsbeziehungen insbesondere zwischen literarischen Heldenfiguren auf. Beispielhaft hierfür ist die Verbindung zwischen den Protagonisten Iwein und Gawain im Artusroman Iwein von Hartmann von Aue: Die hier wechselnd als „vriundschaft“, „geselleschaft“, „herzeliebe“ und auch „minne“ beschriebene Bindung zwischen Gleichgestellten verpflichtet zu gegenseitiger Hilfe und Beratung. In der Forschung wird deshalb häufiger postuliert, dass das Eingehen einer Freundschaft in der höfischen Literatur Züge eines Vertragsabschlusses aufweise, dessen Aufhebung quasi unmöglich sei. Inwiefern solche Freundschaftsbeschreibungen versteckte homoerotische Züge tragen, ist umstritten, sicher ist allerdings, dass sich in der mittelalterlichen Dichtung ausgeweitete Diskurse über die angemessene Ausprägung, Verbindlichkeit und Relevanz freundschaftlicher Beziehungen finden lassen.
Montaigne
Michel de Montaigne (1533–1592) schrieb in seinem Essay „Über die Freundschaft“ vor allem aus einer privaten Perspektive: Unter dem Eindruck der Wirren der französischen Bürgerkriege erlebte er in seiner Freundschaft mit Étienne de La Boétie bis zu dessen Tod im Alter von nur 33 Jahren ein absolutes Vertrauen. Montaigne geht es nicht wie Aristoteles um die Freundschaft als gesamtgesellschaftliches Phänomen – er will seiner Freundschaft ein Denkmal setzen und hält diese Art Freundschaft für einmalig, oder zumindest für äußerst rar. Er teilt die Freundschaft in grob zwei Kategorien: in seine Freundschaft zu Étienne de La Boétie und die „gewöhnliche Freundschaft“. Diese gewöhnlichen Freundschaften bestünden nur um gegenseitigen Nutzens willen. Sie seien also labil und böten nicht das Vertrauen seiner Freundschaft.
Des Weiteren hält Montaigne Frauen nicht der Freundschaft fähig – ihnen fehlten die geistigen Fähigkeiten, um mit dem Mann mitzuhalten. Er räumt allerdings ein, dass die Freundschaft zu einer Frau – so sie denn doch über die geistigen Fähigkeiten verfügt – noch stärker sein könne, weil sie Geist, Seele und Körper umfasse. Die Lustfreundschaft zwischen Männern, die bei Aristoteles noch eine starke Rolle spielte, lehnt Montaigne schlichtweg ab.
Romantik
In der Romantik spielte die Freundschaft nach einer Zeit des Verlustes traditioneller Bindungen und neuer Unsicherheiten auf Grund von Individualisierungsschüben im vergangenen Jahrhundert eine große Rolle. So wurde auch die gleichgeschlechtliche Freundschaft thematisiert. Berühmt ist die in Briefen gut dokumentierte Beziehung zwischen Clemens Brentano und Achim von Arnim, aber auch der intensive Austausch zwischen Bettina Brentano und Karoline von Günderrode hat Aufsehen erregt. Diese aufklärerischen Impulse der Romantik beschränkten sich allerdings im Wesentlichen auf die kurze Periode der Frühromantik. George L. Mosse vertritt schließlich die Position, dass das ganze 19. Jahrhundert das Bemühen durchzog der Freundschaft diese aufklärerischen Impulse auszutreiben.
Kultur- und literaturwissenschaftliche Begriffsbestimmung
Die Grundlagen für unterschiedliche Freundschaftskonzepte liegen u. a. in literarischen Traditionen und in den realen Lebensbedingungen, die sich von Kultur zu Kultur oft stark unterscheiden. So ist der Freundschaftsbegriff in Deutschland und Frankreich z. B. vom literarischen Freundschaftskult des 18. Jahrhunderts (z. B. dem Göttinger Hain) geprägt, der den Übergang von der Zwangsbindung ans Geburtsmilieu zur freien Wahl des sozialen Umfelds (Freunde, Sexualpartner) nach dem Prinzip der „Seelenverwandtschaft“ markiert. Bei Personen, die räumlich voneinander getrennt leben mussten, war hier das wechselseitige Schreiben von Briefen ein wichtiges Mittel zur Pflege von Freundschaft. In Nordamerika, wo ein solches Konzept der Freundschaft kulturgeschichtlich weniger verwurzelt ist, spielt die extrem hohe räumliche und soziale Mobilität der Bevölkerung – v. a. in den höheren sozialen Schichten – eine Rolle. Die Fähigkeit, in einer neuen Umgebung schnell Kontakte zu schließen und Anschluss zu finden, wird hier als sehr viel wichtiger erachtet als die Pflege „tiefer“ Beziehungen, die in Einwanderungsländern wie den USA weitaus stärker als in Europa der Familie vorbehalten ist.
Beispiele
Literarisch ist die Freundschaft über die Jahrhunderte immer wieder thematisiert worden. Ein Motiv, das seit den Anfängen der Literaturgeschichte besonders traditionsbildend gewirkt hat, ist der Freundschaftsbeweis. Einige klassische Werke zum Thema „Freundschaft“ und „Freundschaftsbeweis“:
- In Homers Epos Ilias sind Diomedes und Glaukos, Achilleus und Patroklos treue Freunde. In der Odyssee findet sich das unzertrennliche Freundespaar Peirithoos und Theseus.
- In der römischen Dichtung erscheint bei Cicero z. B. das Freundespaar Scipio – Laelius und bei Vergil das Freundespaar Euryalus und Nisus.
- Beispiele aus der mittelalterlichen Literatur bilden die Freundespaare Olivier und Roland (im Chanson de Roland, Frankreich 1073/78), Gunnar und Sigurd in der Edda, Hagen und Volker im Nibelungenlied, Gawan und Erec in der französischen Artus-Epik.
- Bei dem Renaissance-Dichter Boccaccio treten die Freundespaare Pandarus und Troilus, sodann Athis und Prophilias in Erscheinung.
- Bei William Shakespeare sind u. a. Antonio und Bassanio (Der Kaufmann von Venedig) und Hamlet und Horatio (Hamlet) Freunde.
- Die aus dem Freundschaftsmotiv von Damon und Phintias inspirierte Ballade Die Bürgschaft von Friedrich Schiller ist ein Musterbeispiel für die Darstellung unbedingten Vertrauens in einer freundschaftlichen Beziehung.
- Reich an Freundschaften ist auch das Romanwerk von Jean Paul.
- In Hesses Unterm Rad wird der unglückliche Verlauf einer Freundschaft, in Narziss und Goldmund werden die Gegenpole aus Geist und Sinnlichkeit, mütterlichem und väterlichem Prinzip, im Rahmen einer Freundschaft aufgezeigt.
Das Ende der Freundschaft
Freundschaften werden, wenn sie nicht mehr funktionieren, entweder in der Schwebe gehalten, d. h. nur noch mit minimalem Aufwand gepflegt, oder beendet. Wie Arno Frank schrieb, sind solche Freundschaftsabbrüche – anders als Trennungen von Sexualpartnern – in aller Regel nicht von Aussprachen und expliziten Aufkündigungen der Beziehung begleitet, sondern erfolgen fast immer schleichend und ohne aufweisbaren Schlusspunkt, etwa dadurch, dass man den anderen immer seltener kontaktiert und auch Kontaktgesuche des anderen schließlich ganz ignoriert.<ref>Arno Frank: Freunde, macht Schluss! Abgerufen am 17. Dezember 2015. Die Zeit, 27. November 2015</ref>
Literatur
Philosophie, Ethik
- Aristoteles: Nikomachische Ethik.
- Cicero, Marcus Tullius: Laelius. – Über die Freundschaft, Hrsg. von Robert Feger, Reclam, Stuttgart 1995, ISBN 978-3-15-000868-3
- Leon Battista Alberti: Über die Freundschaft : Die Freundesliebe in der deutschen Literatur, 1931, Reprint 1996
- F. Zucker: Freundschaftsbewährung in der neuen attischen Komödie (Sächsische Akademie der Wissenschaften) 1950
- R. R. Purdy: The Friendship Motif in Middle English Literature 1951
- H. H. Weil: The Conception of Friendship in German Baroque Literature, (German Life and Letters 13) 1959/60
- L. Mittner: Freundschaft und Liebe in der deutschen Literatur des 18. Jahrhunderts in: Festschrift H. H. Borcherdt, 1962
- X. v. Ertzdorff: Höfische Freundschaft, (Der Deutschunterricht 14) 1962
- H. Wilms: Das Thema der Freundschaft in der deutschen Barocklyrik und seine Herkunft aus der neulateinischen Dichtung des 16. Jahrhunderts, Diss. Kiel 1963
- Guntram Vogt: Das Thema der Freundschaft in den Romanen der Goethezeit, Phil. Diss. Kiel 1966
- Elisabeth Frenzel: Freundschaftsbeweis in: Dies., Motive der Weltliteratur 5. Aufl., Kröner, Stuttgart 1999
- Ulrike Prokop: Die Freundschaft zwischen Katharina Elisabeth Goethe und Bettina Brentano – Aspekte weiblicher Tradition. In: Vorträge aus der Frankfurter Frauenschule. Facetten feministischer Theoriebildung. Materialband 2. Selbstverlag, Frankfurt/Main 1987
Siehe auch
- Amicitia
- Blutsbrüderschaft
- Bruder (Freundschaft)
- Freundschaftstempel
- Internationaler Tag der Freundschaft
Anmerkungen
<references />
Weblinks
- Rundfunkbeitrag von Prof. Sabine Bobert zum Thema: Was Freundschaften heute bedeuten können
- Eintrag In: Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy
- Das Freundschaftsverständnis von Kindern
- Diplomarbeit zu Freundschaft unter Geschlechteraspekt
- Aktuelle Literatur zur Freundschaft
- Soziale Netzwerke: Neue Freunde verdrängen alte Freunde (spiegel.de 7. Januar 2014)