Jaguar
Jaguar | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Jaguar (Panthera onca)
Jaguar (Panthera onca) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Panthera onca | ||||||||||||
(Linnaeus, 1758) |
ursprünglich (rot und grün) und heute (grün)
Der Jaguar (Panthera onca) ist die größte Katze des amerikanischen Doppelkontinents. Eine andere beziehungsweise ältere Bezeichnung für den Jaguar ist Unze, Onze oder Onza. Dieses Raubtier sieht dem Leoparden ähnlich, der in Afrika und Asien lebt. Der Jaguar ist die einzige Großkatze (Pantherinae) in der Neuen Welt, da der Puma zu den Kleinkatzen (Felinae) zählt. Er war einst bis in die südlichen US-Bundesstaaten Kalifornien, New Mexico, Arizona und Texas verbreitet. Heute kommt der Jaguar fast nur noch in Mittel- und Südamerika vor. Die IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources) führt die Großkatze in der Roten Liste derzeit als „gering gefährdet“ (Near Threatened).
Inhaltsverzeichnis
Etymologie
Das Wort Jaguar als Bezeichnung für die Großkatze entstammt der Tupi-Sprache, einer zu den Tupí-Guaraní-Sprachen gehörenden indigenen Sprache Südamerikas. Der alte indianische Begriff yaguar hat in etwa die Bedeutung „der Räuber, der seine Beute mit einem einzigen Sprung erlegt“.<ref name="Raubkatzen_S78">Die Welt der wilden Tiere: Raubkatzen. S. 78</ref> Im Guaraní heißt es jaguareté („echter Jaguar“), während das Wort jagua(rá), ursprünglich „fleischfressender Vierfüßler“, nunmehr speziell für den importierten Hund verwendet wird.
In seinen heute noch heimischen Gebieten hat der Jaguar verschiedene spanische und portugiesische<ref name="Raubkatzen_S78"/> Namen: Jaguar, Yaguar, Yaguarete, Otorongo, Jaguarete, Tiger (el tigre) oder „amerikanischer Tiger“. Der portugiesische Name des Jaguars ist onça verdeira und onça pintada. Schwarze Tiere werden als kuchí kudáu, ming chá oder yagueretehú bezeichnet.<ref name=Seymour>Seymour, K.L.: Panthera onca. (PDF) In: Mammalian Species. 340, Nr. 340, 1989, S. 1–9. JSTOR 3504096 3504096. doi:10.2307/3504096. Abgerufen am 27. Dezember 2009.</ref>
Merkmale
Nach dem Tiger und dem Löwen ist der Jaguar die drittgrößte Raubkatze der Welt.
Körpergröße und Gewicht
Die Kopf-Rumpf-Länge des Jaguars beträgt 112 cm bis 185 cm, hinzu kommt ein 45–75 cm langer Schwanz. Die Schulterhöhe liegt im Durchschnitt bei etwa 70 cm. Obwohl insgesamt kräftiger und massiger gebaut als der Leopard, ist sein Schwanz deutlich kürzer als der des afrikanisch-asiatischen Verwandten. Das Körpergewicht schwankt zwischen 36 und 158 kg. Weibchen sind dabei etwa 10–20 % kleiner und entsprechend leichter als männliche Tiere. Darüber hinaus besteht eine ausgeprägte geographische Variation. So sind Jaguare in Nord- und Mittelamerika deutlich kleiner als Jaguare in Südamerika. Männliche Tiere in Belize haben im Schnitt etwa ein Gewicht von 60 kg, während Jaguarmännchen in Venezuela und Brasilien um die 90–100 kg wiegen. Weibliche Jaguare in Brasilien wiegen durchschnittlich fast 80 kg.<ref name="Seymour"/>
Körperbau und Besonderheiten
Im Vergleich mit einem Leoparden hat der Jaguar einen massiveren Körperbau, ist wesentlich schwerer und wirkt in seiner Erscheinung sehr „kompakt“ und kraftvoll.<ref name="Seymour"/> Besonders charakteristisch sind die muskulösen Beine, die etwas kürzer als beim Leoparden sind, der breitere und rundere Kopf der Großkatze und die extrem kräftigen Kieferknochen und die äußerst starke Kiefermuskulatur. Der Schädel ist sehr robust. Trotz seiner im Vergleich zum Sibirischen Tiger geringeren Körpergröße verfügt der Jaguar von allen Katzen über das kräftigste Gebiss, mit dem er nicht nur mühelos Schildkrötenpanzer knackt, sondern seine Beute häufig durch einen Biss mit den langen Eckzähnen (Canini) durch die Schädeldecke tötet.<ref>Hans W. Kothe: Raubkatzen. Arten – Lebensräume – Verhalten. S. 201</ref> Diese Tötungsweise ist für andere Großkatzen nicht belegt<ref>John Seidensticker, Susan Lumpkin: Große Katzen. S. 120</ref>, die ihre Beute ersticken oder ihr das Genick brechen. Die Beißkraft eines Jaguars ist zweimal so hoch wie die eines Löwen, und der Jaguar hat nach der Tüpfelhyäne das zweitstärkste Gebiss aller an Land lebenden Raubtiere. Der besonders kräftige Schädel des Tieres stellt vermutlich eine Anpassung an das Beutespektrum dar.
Fellfärbung und Farbvarianten
Das Fell des Jaguars ist relativ kurz und nur an Hals, Brust, Bauch sowie den Innenseiten der Pfoten etwas länger. Die Fellgrundfarbe ist ein kräftiges Goldgelb, das manchmal ins Rötliche übergeht. Jaguare, die im Regenwald leben, sind grundsätzlich dunkler gefärbt als Individuen in Savannengebieten<ref>WWF: Artenschutzlexikon: Jaguar - Merkmale (PDF; 123 kB)</ref>. Am Bauch, den Innenseiten der Beine, an der Brust und am Maul ist das Fell jedoch weiß. Die Schwanzunterseite ist ebenfalls weiß, die Schwanzspitze generell schwarz. Der Körper ist mit schwarzen oder auch dunkelbraunen Ringflecken übersät, die manchmal ein oder mehrere kleine Tupfen umschließen. Diese rosettenförmigen Flecken sind viel größer als die des Leoparden. An Kopf, Nacken und Gliedmaßen besteht das Fellmuster aus vollständigen Flecken, die im Brustbereich verlängert sind und häufig zu einer Linie verschmelzen<ref>Hans W. Kothe: Raubkatzen. Arten – Lebensräume – Verhalten. S. 197</ref>. Die Ohren des Jaguars sind klein und rund und auf der Rückseite schwarz, mit einem hellen, manchmal weißen Fleck versehen, wie er auch beim Tiger zu finden ist<ref name="Seymour"/>.
Wie beim Leoparden ist Melanismus eine häufige Erscheinung. Bei diesen Schwärzlingen ist im Gegenlicht ebenfalls stets das Fleckenmuster zu erkennen.<ref>M. E. Sunquist, F. C. Sunquist (2009). Family Felidae (Cats). In: Don E. Wilson, Russell A. Mittermeier (Hrsg.): Handbook of the Mammals of the World. Volume 1: Carnivores. Lynx Edicions, 2009, ISBN 978-84-96553-49-1 (S. 138).</ref> Die Schwärzlinge werden manchmal, wie auch beim Leoparden, als „Panther“ beziehungsweise „Schwarze Panther“ oder, aufgrund des kontinentalen Vorkommens, als „Amerikanischer Panther“ bezeichnet. Neben vollständig schwarzen Tieren kommen gelegentlich auch Tiere vor, die nur zum Teil schwarz sind und daneben helle Stellen besitzen. Albinismus wurde zwar beschrieben, jedoch konnten keine Exemplare mit weißer Fellfärbung gesichtet werden. Die einzige bekannte Großkatze mit weißer Fellgrundfarbe und Zeichnung ist der Bengalische Tiger (Königstiger), wobei es sich hier allerdings um „Teilalbinismus“ (Leuzismus) handelt.
Sind die Elterntiere schwarz und normal gefärbt, kann der Wurf sowohl ein normalfarbiges als auch ein schwarzes Jungtier oder auch nur normalfarbige Junge haben.
Verbreitungsgebiet und Lebensraum
Der Verbreitungsschwerpunkt des Jaguars liegt heute im tropischen, amazonischen Regenwald. Er bevorzugt als Lebensraum dichte Vegetation und die Nähe von Flüssen und Seen. Außerdem gibt es Jaguare in ganz Süd- und Mittelamerika, von Mexiko bis nach Argentinien. Sie waren noch in historischer Zeit im Südwesten der USA verbreitet, nordwärts erreichte der Jaguar in historischer Zeit mindestens den Grand Canyon<ref name="FEDERAL">Determination That Designation of Critical Habitat Is Not Prudent for the Jaguar. In: Federal Register Environmental Documents. 12. Juli 2006. Abgerufen am 30. August 2006.</ref>. Mit zunehmender menschlicher Besiedelung wurde der Jaguar in den USA immer weiter dezimiert, im Jahr 1963 wurde das letzte weibliche Exemplar auf US-Boden geschossen, zwei Jahre später schließlich das letzte männliche Tier. 1969 verbot der Bundesstaat Arizona die Jagd auf Jaguare. 1971 und 1986 tauchten wieder Exemplare in Arizona auf, wurden allerdings von Jägern oder Jagdhunden getötet. Seit dem Nachweis eines Jaguars im Südwesten der USA 1996 und weiteren Sichtungen in New Mexico und Arizona kann wieder von einer Jaguarpopulation in den USA gesprochen werden.<ref>Will Rizzo: Return of the Jaguar?. In: Smithsonian Magazine. December 2005. Abgerufen am 31. Dezember 2012.</ref>
Da Jaguare, wie auch Tiger, sehr anpassungsfähig sind, kommen sie in verschiedensten Lebensräumen vor, die genügend Deckung, Beutetiere und Wasserzugang bieten. Zu den Lebensräumen zählen tropische Regenwälder, Trockenwälder, Savannen, Pampasgebiete, Buschland, Sumpfgebiete und auch Halbwüsten.<ref name="Seymour"/> Allerdings bevorzugen Jaguare feuchte und ufernahe Lebensräume und sind dort häufig an Flussläufen anzutreffen. Hier finden sie nicht nur Beutetiere, sondern verbringen auch ihre Ruhezeit an Uferplätzen<ref>John Seidensticker, Susan Lumpkin: Große Katzen. S. 116</ref> Es gibt jedoch Berichte über Sichtungen, denen zufolge vereinzelte Jaguare in höheren Gebirgslagen, beispielsweise auf Costa Rica, in einer Höhe von bis zu 3800 m angetroffen wurden.<ref>Hans W. Kothe: Raubkatzen. Arten – Lebensräume – Verhalten. S. 199</ref> In den Anden kommen Jaguare ab einer Höhe von 2700 m hingegen nicht mehr vor.<ref>WWF Artenportrait: Jaguar: Lebensraum (PDF; 123 kB)</ref> Generell wird angenommen, dass sich Jaguare eher schlecht auf kältere klimatische Regionen einstellen können.<ref>John Seidensticker, Susan Lumpkin: Große Katzen. S. 116</ref>
Lebensweise
Die Kenntnisse über Verhalten und Lebensweise des Jaguars sind unvollständig. Sie basieren vorwiegend auf mit Sendehalsbändern versehenen Exemplaren oder direkten Beobachtungen. Die Schwierigkeit besteht insgesamt darin, dass Jaguare schwer zu fangen sind, um sie mit Sendehalsbändern zu versehen und die Großkatze zudem sehr zurückgezogen lebt.<ref>John Seidensticker, Susan Lumpkin: Große Katzen. S. 117</ref>
Sie sind Einzelgänger, die in Abhängigkeit von möglicher Beute feste Reviere von mindestens 25 bis 150 Quadratkilometern beanspruchen. Es gibt aber auch Berichte über Reviere von 15 bis 800 Quadratkilometern. Die Territorien der Männchen überlappen mit denen von Weibchen. Allerdings kann dies auch bei männlichen Tieren der Fall sein, die sich aber in der Regel rechtzeitig aus dem Weg gehen, bevor es zu ernsthaften Revierstreitigkeiten kommt. Die Reviere werden, wie bei anderen Großkatzen auch, durch Urin oder Kratzspuren an Bäumen gekennzeichnet.<ref>Hans W. Kothe: Raubkatzen. Arten – Lebensräume – Verhalten. S. 203</ref> Die Einzelgänger finden, wie alle Großkatzen (mit Ausnahme des Löwen) nur zur Paarung zusammen.
Trotz ihres schweren Körperbaus können sie sehr gut klettern. Jungtiere klettern nachgewiesenermaßen häufiger als erwachsene Tiere. Aufgrund ihres Beutespektrums sind sie sehr gute Schwimmer. Der Jaguar durchschwimmt auch Flüsse über längere Strecken, eine Eigenschaft, die sonst so nur beim Tiger anzutreffen ist. Untersuchungen mit Hilfe der Radiometrie stellten fest, dass Jaguare außerdem durchaus tagaktiv sind. Sie verbringen dennoch 40 bis 50 Prozent des Tages ruhend.
Ernährung
Die Beutetiere des Jaguars sind sehr vielfältig. Ihm werden bis zu 85 Beutetierarten zugeordnet.<ref name="Seymour"/> Die wichtigsten sind größere Säugetiere, wie Hirsche, Pekaris (Nabelschweine), Tapire, Capybaras, Pakas, Gürteltiere und Agutis. Baumtiere wie Affen oder Faultiere und Vögel fallen der Katze seltener zum Opfer. In Gewässernähe erbeuten Jaguare Wasservögel, Fische und kleinere Kaimane. Bevorzugte Hauptbeutetiere sind jedoch das Pekari und in der Regel zwischen 50 und 61 Kilogramm schwere Capybara, das größte lebende Nagetier. Durch den Rückgang und die Zerteilung (Fragmentierung) ihres natürlichen Lebensraumes infolge der Ausbreitung des Menschen und seiner Farmen und der Viehwirtschaft reißen Jaguare auch häufiger Vieh wie Rinder oder Schweine. Letztendlich ist der Jaguar aber in seinen Nahrungsgewohnheiten ebenfalls sehr anpassungsfähig und frisst nahezu alles, was er überwältigen kann.
Im Gegensatz zu etlichen Caniden wie Wölfen oder Wildhunden, die ihre Beute mittels Hetzjagd erlegen, sind Jaguare typische Lauerjäger (Ansitzjäger). Sie sind auch keine schnellen Sprinter wie der Gepard, sondern pirschen sich wie die übrigen großen oder kleinen Katzen lautlos und möglichst nahe an ihre Beute heran oder lauern ihr auf. Nach einem kurzen Spurt wird die Beute zu Boden gerissen und mit einem Biss in den Hals, die Kehle oder den Schädel getötet. Der Biss in den Schädel des Beutetieres erfolgt meist in der Nähe der Ohren. Häufig finden sich bei den Überresten von Beutetieren auch ausgerenkte oder zermalmte Halswirbel. Darüber hinaus sind Jaguare durch ihre kräftige Schädelstruktur und starke Kiefermuskulatur in der Lage, gut gepanzerte Reptilien wie Schildkröten zu öffnen. Zahlreiche Überreste von gefundenen Schildkrötenpanzern lassen vermuten, dass der Jaguar eine Vorliebe für diese Reptilien hat. Dies ist bereits durch fossile Carapax-Funde aus dem Verbreitungsgebiet des Jaguars aus dem Pleistozän bekannt, die zum einen Bissspuren von Großkatzen aufweisen, und die zusammen mit fossilen Jaguar-Knochen gefunden wurden. Seine Vorliebe für Schildkröten, aber auch Kaimane, Fische und Wasserschweine ist vermutlich der Grund, weshalb der Jaguar die Nähe von Gewässern bevorzugt.<ref>John Seidensticker, Susan Lumpkin: Große Katzen. S. 118</ref>
Innerhalb seines Lebensraums auf dem südamerikanischen Kontinent nimmt der Jaguar die Rolle eines Spitzenprädators, also eines Prädators, der in seinem Ökosystem allein an der Spitze der Nahrungspyramide steht, ein.
Fortpflanzung und Entwicklung
Die Paarungszeit des Jaguars dauert das ganze Jahr an. In den nördlichen Verbreitungsgebieten ist sie auf die Zeit von Ende November bis Ende Januar eingeschränkt. Die Tragzeit beträgt in etwa 100 Tage und entspricht im Durchschnitt der anderer Großkatzen. Ein Wurf hat eines bis vier Jungtiere, meist jedoch zwei. Die Jungen kommen meistens im April oder Juni zur Welt, deren Geburtsgewicht zwischen 700 und 900 Gramm liegt.<ref name="Raubkatzen_S38">Die Tiere unserer Welt, Band 1: Raubtiere. S. 38</ref> Als Geburtsort wählt das Jaguarweibchen einen geschützten Platz, wie etwa eine Höhle oder einen hohlen, alten Baumstamm. Die Jungen werden hilflos und blind und mit weichem, bereits deutlich geflecktem Fell geboren, ihr Gesicht weist schwarze Streifen auf. Die Augen öffnen sie nach etwa 13 Tagen.<ref name="Raubkatzen_S38"/> Die Aufzucht der Jungen nimmt vor allem die Mutter wahr, gelegentlich auch der Vater. Zwischen dem 9. und 19. Tag brechen die unteren Schneidezähne durch, die oberen zwischen 11 bis 23 Tagen. Die unteren Eckzähne (Canini) folgen nach 30 Tagen und die oberen nach 36 bis 37 Tagen. Das bleibende Gebiss entwickelt sich analog der anderer Katzen. So beginnen junge Jaguare bereits in der 10. bis 11. Lebenswoche mit der Nahrungsaufnahme von Fleisch, werden jedoch weiterhin – bis zu fünf oder sechs Monate – gesäugt. Nach sechs Wochen ist der Nachwuchs etwa so groß wie eine erwachsene Hauskatze und beginnt, seinen Eltern auf Streifzügen zu folgen. Mit etwa sieben Monaten haben sie die vollständige Fellfärbung eines erwachsenen Tieres. Die Jungtiere verlassen ihre Familie ab einem Alter von etwa einem bis zwei Jahren. Wie auch beim Tiger kommt es vor, dass zwei Jungtiere zusammen die Eltern verlassen, um nach einem eigenen Revier zu suchen.<ref name="Seymour"/> Geschlechtsreif werden weibliche Jaguare mit zwei bis drei Jahren, männliche Tiere mit drei bis vier Jahren etwas später.<ref>Jaguar Research Centre: Jaguar Animals (PDF; 117 kB)</ref> Die Lebensdauer beträgt im Schnitt 10 bis 12 Jahre in der Wildnis und 20 bis 22 Jahre in Gefangenschaft.
Natürliche Feinde
Als Spitzenprädator hat der Jaguar in seinem Verbreitungsgebiet außer dem Menschen keine natürlichen Feinde. Kommen Jaguare und Pumas in derselben Region vor, jagen Pumas kleinere Tiere und meiden die Wassernähe und damit den Jaguar. Beide Raubkatzen gehen sich damit aus dem Weg und werden so einander nicht gefährlich. Dies entspricht in etwa der Verhaltensweise von Leoparden und Tigern in Asien, wo es jedoch zu gelegentlichen Übergriffen kommt. Bei Revierüberlappung mit dem kleineren Ozelot gilt dies nicht, beide Tiere teilen denselben Lebensraum. Beschrieben wurden Todesfälle, in denen ausgewachsene Jaguare den Kampf gegen einen Artgenossen verloren oder durch Giftschlangen starben. Letzteres kommt nicht sehr häufig vor. Junge Jaguare können hingegen aufgrund ihrer Unerfahrenheit in Kämpfen und bei der Beutejagd auch Opfer anderer Jaguare, von Anakondas, Krokodilen, Pumas oder sogar einer Pekari-Herde werden.<ref name="Seymour"/>
Evolution und Systematik
Jaguar, Löwe, Tiger und Leopard bilden innerhalb der Gattung Panthera eine gemeinsame Klade, aus der der Jaguar als erste Abspaltung hervorging. Fossile Funde belegen, dass im frühen Pleistozän Jaguare weit über Europa und Asien verbreitet waren. Diese Europäischen Jaguare werden oft als Unterarten des heutigen Jaguars betrachtet, bisweilen aber auch als eigene Arten aufgefasst. Dabei unterscheidet man eine frühere Form Panthera (onca) toscana und die spätere Form Panthera (onca) gombaszoegensis. Letztere ist noch am Ende des unteren Pleistozän vor etwa 0,8 Millionen Jahren im Kaukasusgebiet nachgewiesen. Frühe Jaguare wanderten vor etwa 1,9 bis 1,7 Millionen Jahren ostwärts und gelangten über die Landbrücke Beringia nach Nordamerika. Hier entwickelten sie sich vermutlich über den pleistozänen Amerikanischen Jaguar (Panthera onca augusta) zur heute lebenden Form. Pleistozäne Jaguare waren meist größer als die heutigen Formen; der Europäische Jaguar (P. o. gombaszoegensis) hat wahrscheinlich etwa zwischen 90 kg und 210 kg gewogen. Der Afrikanische Kontinent scheint nie von Jaguaren besiedelt gewesen zu sein. Allerdings kamen dort vor 3,5 Millionen Jahren bereits große Pantherkatzen vor, die teilweise an Löwen, teilweise aber auch an Jaguare erinnern.<ref>H. Hemmer, R.-D. Kahlke and A. K. Vekua (2001). The Jaguar – Panthera onca gombaszoegensis (Kretzoi, 1938) (Carnivora: Felidae) in the late lower pleistocene of Akhalkalaki (south Georgia; Transcaucasia) and its evolutionary and ecological significance. Geobios, Volume 34, Issue 4, 2001, Pages 475–486 </ref> Im Pleistozän waren Jaguare in Nordamerika nördlich bis in das Gebiet des heutigen Bundesstaates Washington verbreitet.
Einige Unterarten des Jaguars wurden aufgrund ihrer Verbreitungsgebiete beschrieben, doch konnten diese nicht durch genetische Analysen bestätigt werden. Bei verschiedenen Jaguaren, die aus dem Gebiet zwischen Mexiko und Südbrasilien stammten, konnten keine deutlichen genetischen Unterschiede zwischen den verschiedenen Populationen festgestellt werden <ref>Eduardo Eizirik, Jae-Heup Kim et al.: Phylogeography, population history and conservation genetics of jaguars (Panthera onca, Mammalia, Felidae). Molecular Ecology, Volume 10, Issue 1 (p 65-79) Abstract</ref>.
Bestand und Schutz
Wie alle Bestandsangaben zu Wildtieren, sind auch die zum Jaguar nur ungefähre Angaben, die zwischen 15.000 und 25.000 Exemplaren liegen, wobei sich die größte Populationsdichte auf das Amazonasbecken und vor allem auf das südlich davon gelegene durch die UNESCO zum Welterbe erklärten Pantanal beschränkt<ref name="Kothe_S206">Hans W. Kothe: Raubkatzen. Arten – Lebensräume – Verhalten. S. 206</ref>. Das Pantanal ist mit 230.000 km² eines der größten Binnenland-Feuchtgebiete und liegt hauptsächlich in Brasilien, kleine Anteile in den angrenzenden Ländern Paraguay und Bolivien. Das Cockscomb Basin Wildlife Sanctuary in Belize wurde 1984 als erstes Schutzgebiet für Jaguare in Mittelamerika gegründet.<ref name="Coppard_S92">Kit Coppard: Große Katzen. S. 92</ref> In diesem ca. 150 km2 großen Regenwaldgebiet leben schätzungsweise 200 Jaguare.<ref>predatorconservation.com: Jaguar</ref>
Durch die zunehmende Zerstörung der Regenwälder und die damit verbundene Ausbreitung des Menschen wird der Jaguar als Viehräuber gejagt. Sein natürlicher Lebensraum hat sich in den letzten Jahrzehnten durch Forstwirtschaft, Landwirtschaft und Bergbau um fast 50 % verringert. Aus vielen Gebieten ist er bereits völlig verschwunden. In den 1960er Jahren wurde der Jaguar besonders stark bejagt und es gab Schätzungen, die von bis 15.000 getöteten Tieren allein im Amazonasgebiet ausgingen.<ref>amazonas.de: Jaguar - King of the Jungle</ref>
Die Großkatze steht seit den 1970er Jahren auf der Liste der bedrohten Arten des Washingtoner Artenschutz-Übereinkommens (CITES – Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora).<ref name="Coppard_S92"/> Er wird hier im Anhang I aufgeführt, der die unmittelbar bedrohten Arten auflistet und den Handel mit diesen und Teilen der Tiere verbietet. In Europa wird der Jaguar durch eine EG-Verordnung (1158/2012, Anhang A) von 1976 unter Höchstschutz gestellt und ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) seit 1980 besonders geschützt.<ref>WISIA – Wissenschaftliches Informationssystem zum Internationalen Artenschutz: Schutz des Jaguars</ref> Der Handel mit Jaguarfellen ist durch die CITES seit 1973 verboten. Trotzdem werden die Großkatzen weiterhin gewildert, da ihre Felle auf dem Schwarzmarkt sehr hohe Preise erzielen.<ref name="Kothe_S206"/> Der Jaguar ist zwar noch nicht vom Aussterben bedroht, aber trotzdem einer ständig wachsenden Bedrohung ausgesetzt, so dass ein Rückgang der Bestandszahlen festzustellen ist.
In Gefangenschaft werden Jaguare weltweit in etwa 100 Zoos gehalten, vorwiegend in Europa, davon in zwölf zoologischen Gärten in Deutschland. Über Privathaltungen gibt es keine Angaben.<ref>Zootierliste: Raubtiere – Großkatzen - Jaguar</ref>
Jaguare in der Kultur
Jaguar und Mensch
Es existieren Berichte über Jaguar-Angriffe auf Menschen. In solchen Fällen wurden die Tiere jedoch stark gereizt oder in die Enge und so zur Verteidigung getrieben. Die meisten der Berichte belegen, dass es sich bei diesen Angriffen nur um Verteidigungsangriffe des Tieres handelte. Die Angriffe blieben meist ohne Todesopfer. Berichte wie zu menschenfressenden Tigern, Löwen oder Leoparden gibt es zum Jaguar keine.<ref name="Kothe_S206"/>
In alten Kulturen
Bei vielen indianischen Völkern hatte oder hat der Jaguar eine bedeutende Rolle in Erzählungen oder sogar als Gottheit. So verehrten die Maya einen Gott in Jaguargestalt, der als Beherrscher der Unterwelt gesehen wurde. Die Könige der Maya schmückten sich mit Jaguarfellen und Adelsfamilien machten den Jaguar zum Bestandteil ihres Namens, auch bei den Azteken war eine der obersten Kriegerkasten, die sogenannten Jaguarkrieger, in Felle von Jaguaren gehüllt. Belegt ist die Verehrung der Großkatze durch präkolumbische Kulturen in Peru, Mexiko und Mittelamerika in Form von Steinfiguren, Zeichnungen oder Skulpturen. Die Chavin-Kultur schuf Statuen, die halb Jaguar, halb Mensch waren, während der Jaguar zur gleichen Zeit im Süden von Mexiko als Gott verehrt wurde. Hinweise darauf, wie es zu dieser gleichzeitigen Verehrung beziehungsweise Vergöttlichung kam, gibt es seitens der Archäologie keine.<ref name="Raubkatzen_S78"/> Ein weiteres Motiv altertümlicher Kunst ist die Figur des Jaguarmenschen aus der Kultur der Olmeken, die vermutlich eine Gottheit darstellt.
In der heutigen Kultur
- Der Jaguar ist Wappentier von Guyana.
- Die Flagge des kolumbianischen Departments Amazonas zeigt einen Jäger mit einem Jaguar.
- Der Jaguar erscheint auf der brasilianischen Banknote 50 Reais.
- Die Automarke Jaguar verwendete über den Namen hinaus, einen stilisierten Jaguar als Kühlerfigur.
- In der amerikanischen NFL spielt ein Team namens Jacksonville Jaguars.
- In der mexikanischen Fußballliga Mexican spielt der Club Jaguares de Chiapas.
- Die mexikanische Rockband Jaguares nannte sich nach dem Tier.
- 1968 wählte Mexiko den Jaguar zu einem Maskottchen für die Olympischen Sommerspiele.
- Die Hauptfigur in Mel Gibsons Film Apocalypto heißt „Pranke des Jaguars“.
- Die Verwandlung eines Menschen in eine Raubkatze ist Thema der Spielfilme Katzenmenschen (1942) und Katzenmenschen (1982).
Literatur
- Richard Mahler: Jaguar's Shadow. Searching for a Mythic Cat. Yale University Press, 2009, ISBN 9780300155938
- Elizabeth P. Benson: The Cult of the Feline. A Conference in Pre-Columbian Iconography. 1970. (pdf-Download; 6,6 MB)
- Louise H. Emmons: Comparative feeding ecology of felids in a neotropical rainforest. In: Behavioral Ecology and Sociobiology Bd. 20, Nr. 4, 1987, doi:10.1007/BF00292180, S. 271–283.
- Kit Coppard: Große Katzen. Bechtermünz, Augsburg 1999, ISBN 3-8289-1543-4, S. 84–93.
- Hans W. Kothe: Raubkatzen. Arten – Lebensräume – Verhalten. Komet 2011, ISBN 978-3-86941-079-1, S. 196–207.
- Kristin Nowell, Peter Jackson: Status Survey and Conservation Action Plan. Wild Cats. IUCN - The World Conservation Union, 1996. ISBN 2-8317-0045-0, S. 118–122. (pdf-Download; 23,4 MB)
- Ronald M. Nowak: Monotremata, Marsupialia, Insectivora, Dermoptera, Chiroptera, Primates, Edentata, Pholidota, Lagomorpha, Rodentia (Sciuromorpha). 6. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1999, ISBN 0-8018-2525-3 (Walker's Mammals of the World, Band 1), S. 831.
- Die Welt der wilden Tiere: Raubkatzen. Christian Verlag, München 1979, ISBN 3-88472-006-6, S. 78–81.
- John Seidensticker, Susan Lumpkin: Große Katzen. Jahr-Verlag, Hamburg, ISBN 0-86438-233-2, S.116–123 und 196–197.
Einzelnachweise
<references/>
Weblinks
- Jaguarfell
- Artenprofil Jaguar; IUCN/SSC Cat Specialist Group in englisch
- Animal Diversity Web: Panthera onca, abgerufen 18. Mai 2013
- Jaguar – elegante Raubkatze des Dschungels Website über den Jaguar
- Raubkatzen Arche Online
- Fotosammlung zu Jaguaren
- www.amazonas.de: König des Dschungels
- Panthera onca in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006. Eingestellt von: K. Nowell, U. Breitenmoser, C. Breitenmoser, P. Jackson, 2002. Abgerufen am 11. August 2006