Kalinowka (Kaliningrad, Tschernjachowsk)


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Siedlung
Kalinowka
Aulowönen (Aulenbach)

Калиновка
Flagge Wappen
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Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Tschernjachowsk
Gegründet vor 1376
Frühere Namen Auluwöhnen (nach 1376),
Auloweinen (vor 1619),
Groß Aulowehnen (vor 1736),
Aulowehlen (vor 1777),
Groß Aulowöhnen (nach 1815),
Groß Aulowönen (bis 1923),
Aulowönen (1923–1938),
Aulenbach (Ostpr.) (1938–1945),
Ауловёнен (1946–1946)
Bevölkerung 457 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)<ref name="einwohner_aktuell">Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Kaliningradskaja oblastʹ. (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Oblast Kaliningrad.) Band 1, Tabelle 4 (Download von der Website des Territorialorgans Oblast Kaliningrad des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)</ref>
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40141
Postleitzahl 238174
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 239 807 001
Geographische Lage
Koordinaten 54° 48′ N, 21° 47′ O54.80472222222221.775555555556Koordinaten: 54° 48′ 17″ N, 21° 46′ 32″ O{{#coordinates:54,804722222222|21,775555555556|primary dim=10000 globe= name=Kalinowka
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Lage im Westteil Russlands

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Lage in der Oblast Kaliningrad‎

Kalinowka (russisch Калиновка, deutsch Aulowönen, 1938–1945 Aulenbach (Ostpreußen), litauisch Aulavėnai) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad und gehört zur Landgemeinde Kaluschskoje im Rajon Tschernjachowsk.

Geographische Lage

Kalinowka liegt an der russischen Fernstraße A 197 (einstige deutsche Reichsstraße 137) zwischen Tschernjachowsk (Insterburg, 21 km) im Süden und Bolschakowo (Groß Skaisgirren, 1938–1946 Kreuzingen, 14 km) im Nordwesten. Innerorts enden zwei Nebenstraßen aus westlicher Richtung von Wyssokoje (Popelken, 1938–1946 Markthausen) bzw. östlicher Richtung von Kaluschskoje (Grünheide). Eine Bahnanbindung besteht nicht. Vor 1945 war der Ort Bahnstation an der Bahnstrecke Insterburg–Groß Skaisgirren der Insterburger Kleinbahnen.

Geschichte

Im Jahre 1352 übernahm der Bischof von Samland das Gebiet um Georgenburg und Saalau mit dem dazugehörigen Hinterland. 1353 erhielt sein Domkapitel das westliche Drittel zur Nutzung. Lange wurde hier lediglich „Waldwerk“ betrieben. Hier arbeiteten zahlreiche Menschen und erwarben ihren Lebensunterhalt ohne dass ein festes Dorf bestand. Erst im 16. Jahrhundert begannen Bauern, Wald in Acker umzuwandeln. Vorwiegend kamen Litauer hierher aus Gründen der Reformation und gesicherter Rechtslage, die Herzog Albrecht bot. Allmählich war zwischen Jennen (nicht mehr existent) und Aulowönen ein ziemlich geschlossener Raum gewonnen, so dass man 1610 in Aulowönen eine Kirche gründete. Ende des 17. Jahrhunderts hatte sich das Dorf bereits zum Marktflecken entwickelt.

In den Jahren 1709 und 1710 wurde das gerade erst entstandene Kirchspiel von der Pest besonders schwer heimgesucht. Eine Vielzahl von Menschen starben, das Dorf verödete regelrecht, und die junge litauische Siedlungskraft verlor sich. Der Versuch, neue Siedler zu gewinnen, war 1732 mit der Einwanderung Salzburger Glaubensflüchtlinge mit Erfolg gekrönt. Tatsächlich entwickelte sich Aulowönen zu einem eigenen kleinen Wirtschaftszentrum, wozu auch die von den Salzburgern initiierten Schulen beitrugen.

Bis zum Jahre 1815 gehörten fast alle Güter und Ortschaften des Kirchspiels zum Königsberger Departement Kreis Tapiau. Die Ämter Lappönen und Saalau wurden dann durch Edikt vom 30. April 1815 zum Regierungsbezirk Gumbinnen geschlagen.

Am 11. März 1874 wurde Groß Aulowöhnen<ref>D. Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005):Aulenbach</ref> Amtsdorf und somit namensgebend für einen neu errichteten Amtsbezirk<ref>Rolf Jehke, Amtsbezirk Aulowönen/Aulenbach (Ostpr.)</ref>. Die Einwohnerzahl des Ortes mit Kirche, Gut, Schule und zwei Ziegeleien betrug 341 im Jahre 1910<ref>Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Insterburg</ref>.

Am 1. Dezember 1923 kam es zum Zusammenschluss der Landgemeinde Groß Aulowönen mit der Nachbargemeinde Uszupönen (Uschupönen) zur neuen Landgemeinde Aulowönen (ohne Zusatz). Am 30. September 1928 schließlich wurden der Gutsbezirk Alt Lappönen und teilweise auch der Gutsbezirk Gründann (heute nicht mehr existent, vorher im Amtsbezirk Buchhof) in die Landgemeinde Aulöwnen eingemeindet. Die Einwohnerzahl stieg dadurch bis 1933 auf 1.026 und belief sich 1939 auf 1.049<ref>Michael Rademacher, Deutsch-österreichisches Ortsbuch, Landkreis Insterburg</ref>.

In Kriegsfolge kam Aulowönen, das am 3. Juni 1938 aus politisch-ideologischen Gründen offiziell in „Aulenbach (Ostpreußen)“ umbenannt worden war, mit dem nördlichen Ostpreußen 1945 zur Sowjetunion und erhielt im Juni 1947 die russische Bezeichnung Kalinowka,<ref name="Juni">Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 июня 1947 г.«Об образовании сельских советов, городов и рабочих поселков в Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 17. Juni 1947: Über die Bildung von Dorfsowjets, Städten und Arbeitersiedlungen in der Oblast Kaliningrad)</ref> offenbar nach dem russischen Wort kalina, das auf den Strauch Gewöhnlicher Schneeball verweist. Gleichzeitig wurde der Ort Sitz eines Dorfsowjets. Seit Juli 1947 gehörte Kalinowka zum Rajon Bolschakowo und seit dessen Auflösung Ende 1962 zum Rajon Tschernjachowsk. Seit 2008 gehört der Ort der Landgemeinde Kaluschskoje an.

Amtsbezirk Aulowönen (Aulenbach) 1874–1945

Zum Amtsbezirk Aulowönen (ab 1938: Amtsbezirk Aulenbach (Ostpr.)) gehören anfangs elf Ortschaften<ref>Rolf Jehke, Amtsbezirk Aulowönen/Aulenbach (wie oben)</ref>:

Name Änderungsname
1938–1946
Russischer Name Bemerkungen
Alt Lappönen Datschnoje 1928 nach Aulowönen eingegliedert
Groß Aulowönen,
1923–1938: Aulowönen
Aulenbach (Ostpr.) Kalinowka
Jennen Podlesje
Kallwischken Hengstenberg Mostowoje
Kemsen 1928 nach Kallwischken eingegliedert
Kiaunischken,
Ksp. Aulowönen
Stierhof
Klein Aulowönen 1928 nach Kallwischken eingegliedert
Klein Popelken 1929 nach Budwethen, Ksp. Aulowönen
im Amtsbezirk Buchhof eingegliedert
Naggen,
ab 1929: Lindenhausen
Rauben 1929 nach Eichhorn (Ostpr.) eingegliedert
Uszupönen/Uschupönen 1923 nach Aulowönen eingegliedert
vor 1908:
Gaiden
Stepnoje vorher: Amtsbezirk Groß Franzdorf
ab 1931:
Budwethen,
Ksp. Aulowönen
Streudorf (Ostpr.) vorher: Amtsbezirk Buchhof

Am 1. Januar 1945 bildeten aufgrund der Strukturveränderungen nur noch sechs Gemeinden den Amtsbezirk Aulenbach: Aulenbach, Gaiden, Hengstenberg, Jennen, Lindenhausen und Streudorf.

Dorfsowjet/Dorfbezirk Kalinowski 1947–2008

Der Dorfsowjet Kalinowski (ru. Калиновский сельский Совет, Kalinowski selski Sowet) wurde im Juni 1947 zunächst im Rajon Tschernjachowsk eingerichtet.<ref name="Juni" /> Im Juli 1947 gelangte der Dorfsowjet in den neu geschaffenen Rajon Bolschakowo.<ref>Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 25 июля 1947 г. «Об административно-территориальном устройстве Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 25. Juli 1947: Über den administrativ-territorialen Aufbau der Oblast Kaliningrad)</ref> Nach der Auflösung des Rajons Bolschakowo Ende 1962 wurde der Dorfsowjet offenbar (erst) 1969 wieder im Rajon Tschernjachowsk eingerichtet. Nach dem Zerfall der Sowjetunion trug die Verwaltungseinheit den Namen Dorfbezirk Kalinowski (ru. Калиновский сельский округ, Kalinowski selski okrug). Im Jahr 2008 wurden die verbliebenen Orte des Dorfbezirks in die neu gebildete Landgemeinde Kaluschskoje eingegliedert.

Ortsname Name bis 1947/50 Bemerkungen
Buchowo (Бухово) Buchhof, bis 1918: Juckeln Der Ort wurde vor 1976 umbenannt.
Datschnoje (Дачное) Alt Lappönen Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Jablotschnoje (Яблочное) Neu Eichhorn, 1938–1945: zu „Eichhorn (Ostpr.)“ Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Kalinowka (Калиновка) (Groß) Aulowönen, 1938–1945: „Aulenbach (Ostpr.)“ Verwaltungssitz
Lipowka (Липовка) Guttawutschen, 1938–1945: zu „Schackenau“ Der Ort wurde 1947 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Kaluschski.
Mostowje (Мостовое) Kallwischken, 1938–1945: „Hengstenberg“ Der Ort wurde 1950 umbenannt und gehörte zwischenzeitlich zum Dorfsowjet Wyssokowski.
Osjornoje (Озёрное) Neu Lappönen Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Podlesnoje (Подлесное) Jennen Der Ort wurde 1947 umbenannt und vermutlich um 1980 an den Ort Kalinowka angeschlossen.
Stassowo (Стасово) Klein Warkau und Mittel Warkau Der Ort wurde 1950 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Kaluschski. Er wurde vermutlich um 1980 an den Ort Stepnoje angeschlossen.
Stepnoje (Степное) Gaiden Der Ort wurde 1950 umbenannt.
Udarnoje (Ударное) Ackmenischken, Ksp. Aulowönen, 1938–1945: „Steinacker“ Der Ort wurde 1947 umbenannt.

Von 1997 bis 2008 gehörten auch die beiden Orte Krugloje (Roßthal) und Perelesnoje (Pagelienen), die vorher zum Dorfsowjet bzw. Dorfbezirk Majowski gehört hatten, zum Dorfbezirk Kalinowski.

Die vier im Jahr 1947 umbenannten Orte Krasnoje (Lindicken), Lugowoje (Schuppinnen), Nowaja Derewnja (Ernstwalde) und Wesnowo (Wasserlauken/Wasserlacken), die zunächst ebenfalls dem Dorfsowjet Kalinowski zugeordnet worden waren, kamen dann (vor 1976) aber zum Dorfsowjet Wyssokowski.

Der im Jahr 1947 umbenannte Ort Dubrowka (Spannegeln), der zunächst ebenfalls dem Dorfsowjet Kalinowski zugeordnet worden war, kam dann (vor 1976) aber zum Dorfsowjet Bolschakowski.

Kirche

Siehe dazu den Hauptartikel: Kirche Aulowönen

Kirchengebäude

Eine Kirche wurde in Aulowönen im Jahre 1610 gegründet. Das erste Gotteshaus brannte jedoch 1709 ab, und ein hölzerner Notbau hielt nur bis 1727. Zwischen 1728 und 1730 entstand dann eine Feldsteinkirche<ref>Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 2: Bilder ostpreussischer Kirchen, Göttingen, 1968, Seite 101</ref> mit (späterem) Holzturm. Zur Innenausstattung gehörte ein Bibelbuch aus dem Jahre 1565 mit verbleiten Zinndeckeln sowie zwei sehr große Messing-Altarleuchter von 1640. Die Kirche wurde nach 1945 abgerissen.

Kirchengemeinde

Mit der Gründung der evangelischen Kirche erfolgte 1610<ref>Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3: Dokumente, Göttingen, 1968, Seite 480-481</ref> auch die Errichtung eines Kirchspiels mit eigener Pfarrstelle. Es gehörte bis 1945 mit 4.726 Gemeindegliedern in 44 Orten und Ortschaften zum Kirchenkreis Insterburg in der Kirchenprovinz Ostpreußen derKirche der Altpreußischen Union. Heute liegt Kalinowka im Einzugsgebiet der in den 1990er Jahren neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde in Bolschakowo (Groß Skaisgirren, 1938–1946 Kreuzingen). Sie ist der Propstei Kaliningrad<ref>Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad</ref> der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland zugehörig.

Verweise

Weblinks

Literatur

  • Lothar Kuprat, Ein Spaziergang durch mein altes Aulenbach, Bremen, 2013

Einzelnachweise

<references />