Priwolnoje (Kaliningrad, Tschernjachowsk)
Siedlung
Priwolnoje/Neunischken (Neunassau)
Привольное
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Priwolnoje (russisch Привольное, deutsch Neunischken, 1938–1947 Neunassau, litauisch Nainiškiai) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)) und gehört zur Kaluschskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Kaluschskoje (Grünheide)) im Rajon Tschernjachowsk (Kreis Insterburg).
Inhaltsverzeichnis
Geographische Lage
Priwolnoje liegt westlich der Inster (russisch: Instrutsch), zwölf Kilometer nordöstlich der Stadt Tschernjachowsk (Insterburg). Durch den Ort verläuft eine Nebenstraße, die Tschernjachowsk mit Uljanowo (Kraupischken, 1938–1946 Breitenstein) verbindet. Die nächste Bahnstation ist Owraschaja-Nowoja (Blumenbach, bis 1945 hieß die Bahnstation Blumental) an der Bahnstrecke Tschernjachowsk–Sowetsk (Insterburg–Tilsit).
Geschichte
Der seinerzeit Neinischken<ref>D. Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Neunassau</ref> genannte Ort wurde bereits vor 1578 gegründet. Im Jahre 1874 wurde der Ort Amtsdorf und damit namensgebend für einen neu errichteten Amtsbezirk<ref>Rolf Jehke, Amtsbezirk Neunischken/Neunassau</ref>, der zum Kreis Insterburg im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen gehörte.
Im Jahre 1910 waren in Neunischken 438 Einwohner gemeldet<ref>Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Insterburg</ref>. Ihre Zahl ging bis 1933 auf 373 zurück und betrug 1939 ebenso 373<ref>Michael Rademacher, Deutsch-österreichisches Ortsbuch, Landkreis Insterburg</ref>.
Am 3. Juni 1938 wurde Neunischken – mit amtlicher Bestätigung vom 16. Juli 1938 – aus politisch-ideologischen Gründen in „Neunassau“ umbenannt. Am 13. September 1938 erhielt auch der Amtsbezirk die neue Ortskennung.
Als Folge des Zweiten Weltkrieges kam das Dorf im Jahre 1945 mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion. Im Jahre 1947 erhielt es die russische Bezeichnung „Priwolnoje“, wurde gleichzeitig dem neu gebildeten Rajon Tschernjachowsk (Kreis Insterburg) zugeordnet und in den Kaluschski selski sowjet (Dorfsowjet Kaluschskoje (Grünheide)) eingegliedert. Aufgrund einer Struktur- und Verwaltungsreform<ref>Nach dem Gesetz über die Zusammensetzung und Territorien der munizipalen Gebilde der Oblast Kaliningrad vom 25. Juni/1. Juli 2009, nebst Gesetz Nr. 262 vom 30. Juni 2008, präzisiert durch Gesetz Nr. 370 vom 1. Juli 2009</ref> ist Priwolnoje heute mit seinen derzeit 590 Einwohnern (Stand: 14. Oktober 2010<ref name="einwohner_aktuell"/>) eine als „Siedlung“ (russisch: possjolok) eingestufte Ortschaft im Verbund der neu geformten Kaluschskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Kaluschskoje).
Amtsbezirk Neunischken/Neunassau (1874–1945)
Zum neu errichteten Amtsbezirk Neunischken (ab 1938: Amtsbezirk Neunassau) gehörten ursprünglich sieben Landgemeinden (LG) und ein Gutsbezirk (GB)<ref>Rolf Jehke, Amtsbezirk Neunischken/Neunassau (wie oben)</ref>:
Name | Namensänderung 1938–1946 |
Russischer Name | Bemerkungen |
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Augustlauken (LG) | 1896 Umwandlung in den neuen GB Blumental | ||
Auxkallnehlen (LG) | Blumenbach | Owraschnaja-Nowaja | |
Kamszarden (LG) | Bergental | Priwolnoje | |
(Groß) Kamputschen (LG) | seit 1928: Blumental |
Owraschnoje | |
Kurreiten (LG) | Finkengrund | Schuschenskoje | 1928 in den Amtsbezirk Pelleningken umgegliedert |
Neunischken (LG) | Neunassau | Priwolnoje | |
Pleinlauken (LG), seit 1928: Rosenthal |
Nismennoje | ||
Stablacken, Ksp. Neunischken |
Trudowoje | 1928 in die LG Kamszarden eingegliedert |
Im Jahre 1932 wurde die Landgemeinde Finkengrund (russisch: Schuschenskoje) vom Amtsbezirk Pelleningken in den Amtsbezirk Neunischken umgegliedert. Am 1. Januar 1945 gehörten zum Amtsbezirk Neunassau dann insgesamt sechs Gemeinden: Bergental, Blumenbach, Blumental, Finkengrund, Neunassau und Rosenthal.
Kirche
Kirchengebäude
Die heute noch erhaltene, jetzt allerdings zweckentfremdete reformierte Kirche<ref>Bild des Kirchengebäude aus dem Jahre 2009</ref> in Neunischken wurde am 31. Oktober 1873 (Reformationstag) ihrer Bestimmung übergeben, nachdem seit 1754 der Gottesdienst in einer Kapelle, ab 1809 in einer kleinen Kirche stattfand. Es handelt sich um einen Bau im gotischen Stil mit Glockenturm<ref>Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 2: Bilder ostpreussischer Kirchen, Göttingen, 1968, Seite 104</ref>. Zu den ältesten Ausstattungsgegenständen gehörten ein Kelch und eine Weinkanne aus dem Jahre 1708 aus dem Besitz der früheren polnisch-reformierten Gemeinde in Königsberg (Preußen). Das heutige Gebäude ist stabil<ref>Кирха Нойнишкена - Die Kirche Neunischken - mit Bildern aus den Jahren 2012/2013</ref>.
Kirchengemeinde
Eine Reformierte Kirchengemeinde<ref>Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3: Dokumente, Göttingen, 1968, Seite 508</ref> bildete sich in Neunischken aus Kolonisten aus der Schweiz und aus Nassau. Sie wurde seit 1748 zunächst von Insterburg (russisch: Tschernjachowsk) aus versorgt und war bis 1853 eine Filialkirche der reformierten Kirche Insterburg (heute: Erzengel-Michael-Kirche der Russisch-orthodoxen Kirche in Tschernjachowsk). Zum Kirchspiel Neunischken gehörten im Jahre 1925 650 Gemeindeglieder, das Kirchenpatronat war königlich.
Die Kirchengemeinde Neunischken gehörte zwar zur Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union, war aber nicht in den Kirchenkreis Insterburg, sondern in die deutsch-reformierte Inspektion Königsberg, später „Reformierte Kirchenkreis“ genannt, eingegliedert.
Nach Flucht und Vertreibung der einheimischen Bevölkerung in Folge des Zweiten Weltkrieges sowie aufgrund religonsfeindlicher Politik der Sowjetunion brach das kirchliche Leben in Priwolnoje ein. Heute liegt der Ort im Einzugsbereich zweier in den 1990er Jahren neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinden in Tschernjachowsk bzw. in Schtschegly (Lesgewangminnen, 1938–1946 Lesgewangen) in der Kirchenregion Tschernjachowsk bzw. Gussew (Gumbinnen), beide zur Propstei Kaliningrad<ref>Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad</ref> in der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland gehörig.
Kirchspielorte
Zum Kirchspiel Neunischken<ref>Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3: Dokumente, Göttingen, 1968, Seite 508</ref> (resp. Neunassau) gehörten vor 1945 die reformierten Einwohner von Auxkallnehnen (1938–1946: Blumenbach, russisch: Owraschnaja-Nowaja), Kurreiten (1938–1946: Finkengrund, russisch: Schuschenskoje), Neunischken (Neunassau) und Stablacken (russisch: Trudowoje) sowie von den Ortschaften der Kirchspiele Georgenburg (russisch: Majowka), Grünheide (Kaluschskoje) und Pelleningken (1938–1946: Strigengrund, russisch: Sagorskoje).
Pfarrer
An der Kirche Neunischken amtierten zwischen 1854 und 1945 als reformierte Geistliche<ref>Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968, Seite 234</ref>:
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In den letzten Jahren vor 1945 wurde Neunassau von Insterburg aus versorgt.
Kirchenbücher
Von den Kirchenbüchern haben zahlreiche den Krieg überdauert. Sie werden heute im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin-Kreuzberg aufbewahrt<ref>Christa Stache, Verzeichnis der Kirchenbücher im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin, Teil I: Die östlichen Kirchenprovinzen der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union, Berlin, 1992³, Seite 87–88</ref>:
- Taufen: 1767 bis 1944
- Trauungen: 1854 bis 1941
- Begräbnisse: 1800 bis 1943
- Kommunikanten: 1871 bis 1943.
Weblinks
Einzelnachweise
<references/>
Amtssitz: Sagorskoje
Siedlungen:
Buchowo (Buchhof) |
Datschnoje (Alt Lappönen) |
Jablotschnoje (Eichhorn) |
Jasnopolskoje (Auxkallen, Ksp. Pelleningken, 1938–1946 Hoheninster) |
Kalinowka (Aulowönen, 1938–1946 Aulenbach) |
Kaluschskoje (Grünheide) |
Koschelewo (Kaschelen, 1938–1946 Kasseln und Patilszen/Patilschen, 1938–1946 Tilsen) |
Koslowka (Sauskeppen, 1938–1946 Sausen) |
Krugloje (Roßthal) |
Lipowka (Guttawutschen und Szacken/Schacken, 1938–1946 Schackenau) |
Michailowka (Moulienen, 1938–1946: Moulinen) |
Mostowoje (Kallwischken, 1938–1946 Hengstenberg) |
Nagornoje (Geswethen, 1938–1946 Landwehr) |
Nismennoje (Pleinlauken, 1938–1946 Rosenthal) |
Osjornoje (Neu Lappönen) |
Owraschnoje (Blumental) |
Perelesnoje (Pagelienen) |
Pokrowskoje (Buttkuhnen, 1938–1946 Tilsental und Krebschen, 1938–1946 Eichbaum) |
Pridoroschnoje (Seßlacken) |
Priosjornoje (Stablacken, Ksp. Pelleningken) |
Priretschnoje (Gillischken, 1938–1946 Insterblick) |
Priwolnoje (Neunischken, 1938–1946 Neunassau) |
Rjabinowka (Kerstupönen, 1938–1946 Kersten) |
Sadowoje (Groß Niebudszen/Groß Niebudschen, 1938–1946 Steinsee) |
Sagorjewka (Kaukern) |
Sagorskoje (Pelleningken, 1938–1946 Strigengrund) |
Schtschegly (Saugwethen, 1938–1946 Saugehnen) |
Seljonaja Dolina (Klein Niebudszen/Klein Niedbudschen, 1938–1946 Bärengraben) |
Smorodinowo (Bindszohnen/Bindschohnen, 1938–1946 Binden) |
Stepnoje (Gaiden) |
Udarnoje (Ackmenischken, Ksp. Aulowönen, 1938–1946 Steinacker) |
Wischnjowoje (Dejehnen, 1938–1946 Dehnen, Medukallen, Ksp. Grünheide, 1938–1946 Honigberg, Paballen, 1938–1946 Werfen und Uszelxnen/Uschelxnen, 1938–1946 Erlenbruch) |
Worotynowka (Errehlen, 1938–1946 Rehlen, Sakalehnen, 1938–1946 Falkenort und Szierandszen/Schierandschen, 1938–1946 Schierheide) |
Woswyschenka (Groß Kummeln, 1938–1946 Großkummen)