Linus Torvalds
Linus Benedict Torvalds (Zum Anhören bitte klicken! [ˈliːnɵs ˈtuːrvalds] ; * 28. Dezember 1969 in Helsinki) ist ein finnisch-US-amerikanischer<ref>Linus Torvalds: Re: Er traf Tove, als er Kurse an der Uni gab, und sie ließ ihn ein paar Tage lang sowohl seine Katze als auch seinen Computer vergessen. Man sah sofort, dass letztlich doch die Natur, wie es ihre Gewohnheit ist, den Sieg davon getragen hatte.“
Nach nur wenigen Monaten zog Torvalds bei Tove Monni ein, sein Computer folgte erst zwei Wochen später. Laut eigenen Aussagen ist dies bis heute die längste Periode seines Lebens ohne einen Computer, die Militärzeit nicht eingerechnet. 1995 erhielt Torvalds vom Intel-Forschungslabor in Portland (Oregon) das Angebot, ein sechsmonatiges Praktikum in den USA zu machen. Da er sein Studium aber noch nicht abgeschlossen hatte und auch die Aussicht auf das notwendige Arbeitsvisum eher schlecht aussah, entschied er sich, die Stelle nicht anzunehmen. Tove Monni und er sprachen in der Folge jedoch immer öfter über einen Umzug in die USA.
Als im Frühjahr 1996 ersichtlich wurde, dass Linus Torvalds in Bälde sein Studium beendet haben würde, kontaktierte ihn Peter Anvin, der Jahre zuvor die Spendenaktion zur Abbezahlung von Torvalds' Computer ins Leben gerufen hatte. Anvin arbeitete seit einiger Zeit bei Transmeta und versuchte nun, Torvalds für das noch junge Unternehmen zu interessieren. Weitere Firmen wie Tele, Red Hat und Digital meldeten sich mit Jobangeboten, aber er entschied sich schließlich für das im „warmen“ Kalifornien liegende Transmeta, dessen Aufgabenstellung ihm am interessantesten erschien.
Im Winter 1996 verfasste Torvalds an einem verlängerten Wochenende seine Masterarbeit Linux, a portable operating system (dt. Linux, ein portierbares Betriebssystem). Nach deren Abgabe bei seinem Professor Martti Tienari fuhr er mit Tove ins Krankenhaus, wo 40 Stunden später, am 5. Dezember 1996, ihre erste Tochter, Patricia Miranda, zur Welt kam. In den nächsten Wochen planten die beiden ihren Umzug nach Kalifornien. Am 22. Januar 1997 heirateten Linus und Tove Torvalds in einer kleinen Zeremonie mit drei Gästen, um die Formalitäten der benötigten Papiere für den Umzug nach Kalifornien zu vereinfachen.
„Ich heiratete die erste Frau, die mich elektronisch aufriss.“
Berufsleben
Am 17. Februar 1997 zog Torvalds zusammen mit seiner Frau Tove nach Santa Clara (Kalifornien), wo er seine Arbeit bei Transmeta anfing – die Entwicklung eines x86er Interpreters für deren Prozessoren. Das Unternehmen hatte ihm zugesagt, sich auch während der Arbeitszeit mit Linux beschäftigen zu dürfen, was er auch nutzte. So hatte er unter anderem die Gelegenheit, Steve Jobs und später auch Bill Joy zu treffen, auch wenn deren Meinungen zu Open Source sich von seinen unterschieden.
Am 16. April 1998 bekamen die Torvalds mit Daniela Yolanda eine zweite Tochter. Auch Linux erhielt mehr Auftrieb, als im gleichen Jahr zuerst das Softwareunternehmen Netscape Communications den Quellcode des Netscape Communicators unter einer freien Lizenz veröffentlichte und kurz danach Sun und Adaptec verkündeten, Linux International beizutreten. Schließlich gab auch IBM bekannt, den Open-Source-Webserver Apache auf seinen Servern zu unterstützen.<ref>History of the OSI (Memento vom 17. September 2010 im Internet Archive)</ref> Immer öfter wurde freie Software in der Presse besprochen, woraufhin sich Torvalds im August 1998 als eines der Aushängeschilder dieser Bewegung auf dem Cover des Forbes Magazine unter dem Titel Peace, love and software (dt. Friede, Liebe und Software) wiederfand,<ref>Forbes Magazine: 08/10/1998 - Number 3</ref> begleitet von einem kurzen Überblick über die Geschichte von Linux<ref>Forbes.com: Linux: the making of a global hack</ref> und dem Artikel For the love of hacking.<ref>Josh McHugh: For the love of hacking. In Forbes Magazine, 10. August 1998</ref>
„So erfreulich diese Entwicklungen auch sein mochten, sie veränderten mein Leben nicht. Wir hatten zwei bezaubernde Kinder zu versorgen. Die meisten meiner Nicht-Familien-Stunden verbrachte ich mit der Pflege von Linux, sowohl zu Hause als auch im Büro.“
1997 hatte Torvalds von den beiden Linux-Unternehmen Red Hat und VA Linux aus Dank Aktienoptionen erhalten. Als am 11. Oktober 1999 Red Hat erfolgreich an die Börse ging<ref>Heise online: Nachschlag für Red Hat. 13. August 1999</ref>, wuchs das Torvaldssche Vermögen über Nacht von 5.000 Dollar auf eine Million. Wenige Monate später hatte VA Linux den erfolgreichsten Börsenstart aller Zeiten.<ref>Heise online: VA Linux stürmt die Börse. 10. Dezember 1999</ref> Nach Ablauf der beiden 180tägigen Sperrfristen besaß die Familie 20 Millionen Dollar<ref>Torvalds 2001, S. 188f.</ref> und zog aus ihrer Doppelhaushälfte in ein großes komfortables Anwesen. Am 20. November 2000 kam die dritte Tochter, Celeste Amanda, zur Welt.
Im Juni 2003 verließ Linus Torvalds Transmeta und begann seine Arbeit bei Open Source Development Labs (OSDL), einer Non-Profit-Organisation zur Förderung von Linux im Unternehmensbereich.<ref>PRNewswire: Linuxschöpfer Linus Torvalds tritt dem OSDL bei</ref> Ein Jahr später zog die Familie in die Nähe von Portland, um näher bei dem in Beaverton (Oregon) situierten OSDL zu wohnen.<ref>Seattle Times: The genius behind Linux cherishes his anonymity</ref> 2007 schloss sich OSDL mit der Free Standards Group zur Linux Foundation zusammen. Torvalds arbeitet dort weiterhin an der Weiterentwicklung des Linux-Kernels.
Auszeichnungen und Anerkennungen
Linus Torvalds erhielt für seine Verdienste um die Entwicklung eines freien Betriebssystems zahlreiche Anerkennungen. So wurde ein 1996 entdeckter Asteroid nach ihm 9793 Torvalds benannt, nachdem bereits 1994 ein anderer den Namen 9885 Linux erhalten hatte. 1998 wurde er von Martti Ahtisaari zum Itsenäisyyspäivän vastaanotto eingeladen, dem traditionell zum finnischen Unabhängigkeitstag stattfindenden Ball des Präsidenten für Politiker, hohe Würdenträger und um die Republik verdienstvolle Personen.<ref>Yleisradio: Linnan juhlat 1998 – Äänestyksen tulos 1998. (Memento vom 17. März 2009 im Internet Archive)</ref> Die Universität Stockholm ernannte ihn 1999 zu ihrem bis dahin jüngsten Ehrendoktor,<ref>Heise online: Ehrendoktor für Linus Torvalds. 28. September 1999</ref> ein Jahr später zog die Universität Helsinki nach. Im Sommer 2004 veranstaltete die finnische Rundfunkanstalt Yleisradio unter dem Namen Suuret Suomalaiset eine Wahl der größten Finnen. Das Publikum wählte Torvalds dabei auf Platz 16. Und 2006 listete ihn die Europa-Ausgabe des Time Magazine in der Liste „60 Years of Heroes“ (dt. 60 Jahre Helden) in der Kategorie „Rebellen und Anführer“ auf.<ref>Time Magazine: 60 Years of Heroes (Memento vom 15. März 2009 im Internet Archive)</ref>
Weitere Anerkennungen
- 1999: Person des Jahres des PC Magazines<ref>Hans-Joachim Baader: PC Magazine: Linus Torvalds Person des Jahres. In: pro-linux.de. 17. November 1999, abgerufen am 16. Juni 2015. </ref>
- 2000: Reader’s Digest Europäer des Jahres 2000<ref>Hans-Joachim Baader: Linus Torvalds Reader's Digest Europäer des Jahres. In: pro-linux.de. 28. Dezember 2000, abgerufen am 16. Juni 2015. </ref>
- 2001: Im US-Spielfilm Passwort: Swordfish ist der beste Hacker der Welt ein Finne und heißt Axl Torvalds
- 2008: Aufnahme in die Hall of Fellows des Computer History Museum<ref>computerhistory.org: Linus Torvalds</ref>
- 2012: Aufnahme in die Internet Hall of Fame der Internet Society<ref>internethalloffame.org</ref>
Auszeichnungen
- 1997: Nokia Foundation Award<ref>Linus Torvalds Receives 1997 Nokia Foundation Award (Memento vom 4. Februar 2009 im Internet Archive) Nokia Pressemitteilung, 10. Oktober 1997 (englisch)</ref>
- 1998: Pioneer Award der EFF<ref>eff.org: Torvalds, Stallman, Simons Win 1998 Pioneer Awards</ref>
- 1999: Goldene Nica beim Prix Ars Electronica in der Internetkategorie .net<ref>aec: Preisträger 1999 (Memento vom 25. Oktober 2010 im Internet Archive)</ref>
- 2000: Lovelace-Medaille der British Computer Society<ref>bcs.org: Talking to Torvalds</ref>
- 2001: Takeda Award der japanischen Takeda-Foundation (gemeinsam mit Richard Stallman und Ken Sakamura)<ref>The Takeda Foundation: Awardees of The Takeda Award 2001. 5. April 2002 (englisch)</ref>
- 2004: Economist Award der britischen Zeitschrift The Economist<ref>Hans-Joachim Baader: Linus Torvalds gewinnt Economist-Award. pro-linux.de, 15. September 2004, abgerufen am 16. Juni 2015. </ref>
- 2007: Erster Empfänger der Chydenius-Medaille<ref>Chydenius Foundation: Chydenius medal was received by Linus Torvalds - the pioneer in open innovations (englisch)</ref>
- 2012: Millennium Technology Prize der Millennium Prize Foundation<ref>Millennium Prize Foundation: Laureates 2012 (Memento vom 20. April 2012 im Internet Archive), 19. April 2012 (englisch)</ref><ref>Ben Schwan: Millennium Technology Prize 2012 für Linux und iPS-Stammzellen. In: Heise Online. 13. Juni 2012, abgerufen am 13. Juni 2012. </ref>
- 2014: Computer Pioneer Award der IEEE Computer Society<ref>Linus Torvalds Named Recipient of the 2014 IEEE Computer Society Computer Pioneer Award, Abgerufen am 2. Mai 2014 (englisch)</ref>
Literatur
- Linus Torvalds, David Diamond: Just for Fun – Wie ein Freak die Computerwelt revolutionierte. Carl Hanser Verlag, München 2001 (Originaltitel: Just for Fun – The story of an accidental revolutionary, übersetzt von Doris Märtin), ISBN 3-446-21684-7 (pdf-zip).
- Glyn Moody: Die Software Rebellen. Moderne Industrie, Landsberg 2001 (Originaltitel: Rebel Code, übersetzt von Annemarie Pumpernig), ISBN 3-478-38730-2.
- Tuula Nikkanen: Linuxin tarina: Linus Torvalds - mies menestyksen takana. Satku, Helsinki 2000, ISBN 978-951-762-990-4.
- Ann Brashares: Linus Torvalds, Software Rebel. Twenty-First Century Books, 2001, ISBN 978-0-7613-1960-3.
- Laura French: Internet Pioneers: The Cyber Elite. Enslow Publishers, 2001, ISBN 978-0-7660-1540-1.
Weblinks
- Literatur von und über Linus Torvalds im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Blog von Linus Torvalds (englisch)
- James Buchanan: Interview mit Torvalds (englisch)
Einzelnachweise
<references />
Personendaten | |
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NAME | Torvalds, Linus |
ALTERNATIVNAMEN | Torvalds, Linus Benedict |
KURZBESCHREIBUNG | finnischer Informatiker, Initiator des freien Kernels Linux |
GEBURTSDATUM | 28. Dezember 1969 |
GEBURTSORT | Helsinki, Finnland |