Osseten


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Völker des Kaukasus: Osseten in Hellgrün

Die Osseten (ossetisch ирæттæ / irættæ, aurussa, „Iraner“) sind eine iranische Volksgruppe im Kaukasus, die insgesamt etwa 700.000 Menschen umfasst.

Die Mehrzahl der Osseten lebt in der russischen Teilrepublik Nordossetien-Alanien (einer Verwaltungseinheit der Russischen Föderation). Dort identifizierten sich bei der russischen Volkszählung 2010 fast 460.000 Menschen als Osseten.<ref>Ergebnisse der Volkszählung Russlands 2010, Excel-Tabelle 7, Zeile 501.</ref> Im umstrittenen Gebiet Südossetien leben nach Krieg und Abwanderung nur etwa 60.000 Osseten. Daneben gibt es viele Osseten in anderen Teilen Russlands, in Gesamtrussland lag ihre Zahl im Jahr 2010 bei 528.515,<ref>Excel-Tabelle 5, Zeile 131.</ref> darunter auch über 11.000 Osseten in Moskau. In Georgien (ohne Südossetien und Abchasien) lebten im Jahr 2002 ebenfalls knapp 37.000 Osseten.<ref>upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/92/Georgia_Census_2002-_Ethnic_group_by_major_administrative-territorial_units.pdf.</ref> Die Zahl der Osseten in der Türkei wird auf insgesamt etwa 100.000 Menschen geschätzt.

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Kosta L. Chetagurow

Sprache und Literatur

Das Ossetische gehört zur iranischen Gruppe der indoeuropäischen Sprachfamilie. Es unterteilt sich in zwei Hauptdialekte, das westossetische Digoron und das ostossetische Iron (mit dem Tual-Dialekt Südossetiens). Fast alle Osseten beherrschen auch die russische Sprache, die sowohl in Nord- als auch in Südossetien neben Ossetisch eine Amtssprache ist. Viele Osseten in der Diaspora beherrschen heute kein Ossetisch mehr.

Das deutsche Wort „ossetisch“ und „Osseten“ geht auf ein georgisches Wort zurück. Dieses setzt sich aus „Oss“, was Osseten bedeutet und „-eti“, was als Endung einfach nur „Land“ bedeutet, zusammen. „Oss-eti“ heißt also „Land der Ossen“. Die ossetische Kultur gehört der kaukasischen Kultur an.

Kosta Chetagurow (1859–1906) gilt als Begründer der modernen ossetischen Literatur; Arsen Kozojew (1872–1944) als Bahnbrecher ossetischer Literatur.

Religion

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Ossetische Nekropole in Nordossetien

Etwa 80 % der Osseten sind orthodoxe Christen, eine signifikante Minderheit von etwa 15–20 % sind Muslime. Der Islam ist vor allem in Nordossetien verbreitet. Bedingt durch die lange antireligiöse Politik der Sowjetunion sind viele Gläubige nicht praktizierend.

Geschichte

Die Osseten stammen sprachlich von den Alanen ab, einem Teilstamm der iranischen Sarmaten (nachweisbar seit dem 1. Jahrhundert n. Chr.)<ref name="Stonking">Mark Stonking: Gene, Geographie und Sprache. Nachtrag - die Osseten. in: Günter Hauska (Hrsg.): Gene, Sprachen und ihre Evolution. Univerlag, Regensburg 2005. ISBN 3-930480-46-8</ref> Sie wanderten im 6. Jahrhundert in den Kaukasus ein und sind heute überwiegend christlich. 921 entstand das alanische Erzbistum. Im 13. Jahrhundert wurde ihr Reich von den Tataren und Mongolen zerstört. Die verbliebenen Alanen zogen sich in die Berge zurück, wovon heute noch zahlreiche Verteidigungs- und Wohntürme zeugen.

Das moderne Volk der Osseten hat in dieser Zeit seinen Ursprung. Sie lebten damals im Norden des Kaukasushauptkamms. Ab dem 16. Jahrhundert breitete sich der Islam unter dem ossetischen Adel aus. Dieser war an einer engeren Verflechtung mit dem kabardinischen und balkarischen Adel interessiert. 1774 trat Ossetien freiwillig dem Russischen Reich bei.

Nach dem Kaukasuskrieg 1817–1864 und dem Russisch-Türkischen Krieg 1877–1878 wanderte ein großer Teil der muslimischen Osseten aus dem Nordkaukasus ins Osmanische Reich ein. Ähnliche Wanderungsbewegungen gab es auch bei vielen weiteren Kaukasusvölkern, so etwa bei Abchasen, Tscherkessen oder Tschetschenen.

Als das Russische Reich zerfiel, kam es von 1918 bis 1920 im heutigen Südossetien zum Georgisch-Südossetischen Konflikt, bei dem zwischen 5.000 und 18.000 Osseten starben<ref>http://de.rian.ru/comments_interviews/20061121/55867069.html</ref> und etwa 20.000 vertrieben wurden.

Heute ist das traditionelle Siedlungsgebiet der Osseten aufgeteilt zwischen der russischen Teilrepublik Nordossetien-Alanien und dem de facto unabhängigen Südossetien, das von der Mehrheit der internationalen Gemeinschaft als Teil Georgiens gesehen wird. Um Südossetien gab es nach dem Zerfall der Sowjetunion mehrere bewaffnete Konflikte, unter anderem den Südossetienkrieg 1991–1992 und den Kaukasuskrieg 2008. Seit Ende des Krieges 2008 konnte der de facto unabhängige Status Südossetiens gefestigt werden, nachdem Russland und einige andere Staaten die Unabhängigkeit Südossetiens anerkannt hatten.

Nach der 1932 in Berlin erschienenen Stalinbiographie von Iosseb Iremaschwili war Josef Stalin ossetischer Abstammung. In der Stalinzeit wurde das Dorf Zchinwali zur Hauptstadt von Südossetien ernannt und erhielt den Namen Staliniri.<ref>Joseph Iremaschwili: Stalin und die Tragödie Georgiens. Erinnerungen. Iremaschwili, Berlin 1932.</ref>

Siedlungsgebiet

Heute lebt die Mehrheit der Osseten in der russischen Teilrepublik Nordossetien-Alanien (ca. 460.000) sowie im umstrittenen Südossetien (knapp 46.000<ref>http://www.mid.ru/bdomp/ns-reuro.nsf/348bd0da1d5a7185432569e700419c7a/be2d70933881fb75c32579270040e8a1!OpenDocument</ref>). Beim russischen Zensus von 2010 lebten knapp 30.000 Osseten außerhalb Nordossetiens in Südrussland, hier insbesondere in der an Nordossetien angrenzenden Region Kabardino-Balkarien, wo es einige traditionell von Osseten besiedelte Dörfer gibt. Daneben gibt es starke Diasporagemeinden in vielen russischen Großstädten, etwa in Moskau oder Sankt-Petersburg. In anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion leben ebenfalls Tausende Osseten.

In Georgien gab es auch außerhalb Südossetiens bis Ende des 20. Jahrhunderts geschlossene ossetische Siedlungsgebiete. 1989 lebten in Georgien 164.000 Osseten, davon 60.000 innerhalb Südossetiens<ref>http://demoscope.ru/weekly/ssp/sng_nac_89.php</ref>. Siedlungsschwerpunkte waren dabei die Rajons Gori, Kasbegi, Kaspi, Caschuri, Duscheti, Borschomi und Achmeta sowie Tiflis und Umgebung<ref>http://www.ethno-kavkaz.narod.ru/rngeorgia.html</ref>. Nach dem Zerfall der Sowjetunion und dem Südossetienkonflikt floh oder emigrierte die Mehrheit der Osseten in Georgien, zumeist nach Russland. 2002 gab es dort noch knapp 37.000 Osseten<ref>http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/92/Georgia_Census_2002-_Ethnic_group_by_major_administrative-territorial_units.pdf</ref>.

Des Weiteren gibt es in Syrien und der Türkei zahlenmäßig bedeutende ossetische Exilgemeinden; es ist von bis zu 100.000 Osseten in der Türkei die Rede. Inwiefern diese nicht assimiliert sind, ist jedoch unklar.

Bekannte Osseten

Datei:Народы Кавказа Осетины.JPG
Ossetische Tracht im 19. Jahrhundert

Siehe auch

Einzelnachweise

<references />

Weblinks

  • Die Osseten Reportage des Radiosenders „Stimme Russlands”