Sorbit
Strukturformel | |||||||||
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Strukturformel von Sorbitol | |||||||||
Allgemeines | |||||||||
Name | Sorbit | ||||||||
Andere Namen | |||||||||
Summenformel | C6H14O6 | ||||||||
CAS-Nummer | 50-70-4 | ||||||||
PubChem | 5780 | ||||||||
ATC-Code | |||||||||
DrugBank | DB01638 | ||||||||
Kurzbeschreibung |
farblose, geruchlose, hygroskopische Nadeln mit süßem Geschmack<ref name="Römpp">Eintrag zu d-Glucitol. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 6. Juni 2014.</ref> | ||||||||
Eigenschaften | |||||||||
Molare Masse | 182,2 g·mol−1 | ||||||||
Aggregatzustand |
fest | ||||||||
Dichte |
1,49 g·cm−3 (20 °C)<ref name="GESTIS"/> | ||||||||
Schmelzpunkt | |||||||||
Siedepunkt | |||||||||
pKs-Wert |
13,57 <ref name="ChemIDplus"/> | ||||||||
Löslichkeit |
sehr leicht löslich in Wasser: 2750 g·l−1(30 °C)<ref name="ChemIDplus"/> | ||||||||
Sicherheitshinweise | |||||||||
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Toxikologische Daten |
15,9 g·kg−1 (LD50, Ratte, oral)<ref name="ChemIDplus">Eintrag zu Sorbit in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM)</ref> | ||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Sorbit [zɔrˈbiːt] (der Sorbit, auch das Sorbitol, Glucitol oder Hexanhexol) zählt zu den Alditolen (Zuckeralkoholen) und findet in vielen industriell hergestellten Lebensmitteln (Lebensmittelzusatzstoff E 420) als Zuckeraustauschstoff, Trägerstoff sowie Feuchthaltemittel Verwendung. Sorbit ist die reduzierte Polyolform der Hexosen Glucose<ref name="Römpp"/>, Fructose und Sorbose und kann aus diesen durch katalytische oder elektrochemische Hydrierung hergestellt werden<ref>Wissenschaft-Online-Lexika: Eintrag zu „D-Glucitol“ im Lexikon der Biochemie, abgerufen am 2. August 2013.</ref>.
Inhaltsverzeichnis
Vorkommen und Herstellung
Ursprünglich wurde Sorbit aus den Früchten der Eberesche (Vogelbeere, Sorbus aucuparia) gewonnen, die bis zu 12 % Sorbit enthalten. Er kommt aber auch in vielen anderen Früchten und vor allem in Kernobstsorten vor. Erwähnenswert hinsichtlich ihres hohen Anteils an Sorbit sind Birnen, Pflaumen, Äpfel, Aprikosen und Pfirsiche. Dagegen enthalten Beeren- und Citrusfrüchte sowie Ananas und Trauben sehr wenig bis gar kein Sorbit.<ref>Hans-Dieter Belitz, Werner Grosch und Peter Schieberle: Lehrbuch der Lebensmittelchemie. Springer, Berlin; 6., vollständig überarbeitete Auflage 2008; ISBN 978-3-540-73201-3; S. 842 u. 949.</ref>
Die industrielle Herstellung erfolgt aus Mais- und Weizenstärke. Sorbit wird auf der Basis von Glucose (Traubenzucker) gewonnen. Wie bei allen Produkten, die über die Stärkeverzuckerung in Europa erzeugt werden, sind bei Sorbit keine gentechnischen Produkte auf dem Markt, wobei zur Herstellung von Sorbit der Einsatz gentechnisch veränderter Organismen möglich wäre.
Verwendung und Eigenschaften
Sorbit liefert mit 10 kJ/g (2,4 kcal/g) weniger Energie (siehe: physiologischer Brennwert) als Haushaltszucker (Saccharose) mit 17 kJ/g. Seine Süßkraft entspricht etwa 40–60 % im Vergleich zur Saccharose. Zur Erzielung derselben Süße im Lebensmittel ist daher entsprechend mehr Sorbit erforderlich, so dass der geringere Brennwert des Sorbits mehr als ausgeglichen wird. Für die Verstoffwechselung im Körper wird kein Insulin benötigt. Daher ist Sorbit zum Süßen von Diabetikerlebensmitteln geeignet und kommt in Deutschland und Österreich in diesen diätetischen Lebensmitteln zum Einsatz.<ref name="Römpp"/>
In der Lebensmittelherstellung wird Sorbit auch als Feuchthaltemittel eingesetzt, da es hygroskopische Eigenschaften besitzt und somit Lebensmittel (beispielsweise Senf, Mayonnaisen, Toast, Biskuit, Schokoladen- und Pralinenfüllungen), Kosmetika und auch Zahncremes vor dem Austrocknen schützt.
Da Sorbit im Mund nur wenig abgebaut wird, ist er nur leicht kariogen.<ref>Hans-Dieter Belitz, Werner Grosch und Peter Schieberle: Lehrbuch der Lebensmittelchemie. Springer, Berlin; 6., vollständig überarbeitete Auflage 2008; ISBN 978-3-540-73201-3; S. 892.</ref> Sorbit ist Bestandteil der meisten Zahncremes, die auf dem Markt zu finden sind. Er ist in der EU als Lebensmittelzusatzstoff der Nummer E 420 mit Ausnahme von Getränken als Zusatz für fast alle Lebensmittel in beliebig hoher Menge zugelassen, obwohl aufgenommene Mengen von mehr als 50 g/Tag zu Durchfall, Blähungen und Bauchschmerzen führen können.<ref>Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinland-Pfalz (DLR): Newsletter der Ernährungsberatung Rheinland-Pfalz (März 06).</ref> Jedes Lebensmittel, das mehr als 10 % Sorbit oder andere Polyole enthält, muss daher auch den Wortlaut: „...kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken.“ tragen.<ref name=zusonl>Zusatzstoffe-Online: E 420 - Sorbit. Abgerufen am 17. Oktober 2010.</ref>
Bei der Veresterung von Sorbit mit Nitriersäure entsteht Nitrosorbit, ein gewerblicher Sprengstoff, ähnlich dem Glycerintrinitrat.
Weiterhin dient Sorbit als ein Zwischenprodukt bei der Synthese von Ascorbinsäure (Vitamin C) aus D-Glucose (Traubenzucker) nach Reichstein, wofür er zur entsprechenden Ketose, der L-Sorbose, als nächstes Zwischenprodukt oxidiert wird.
Unverträglichkeit
Bei einer Sorbitunverträglichkeit (= Sorbitmalabsorption, Sorbitintoleranz) ist die Verwertung von Sorbit im Dünndarm ganz oder teilweise aufgehoben.
Symptome einer Intoleranz können u.a. Diarrhoe, Meteorismus, Übelkeit oder Bauchschmerzen sein.<ref>Symptome einer Sorbitunverträglichkeit. In: Gesundheits-Lexicon, DocMedicus. Aufgerufen am 1. April 2015.</ref> Die Unverträglichkeit wird durch einen H2-Exhalationstest festgestellt, mit dessen Hilfe man Kohlenhydratmalassimilation diagnostiziert (dazu zählen ebenfalls Laktose- und Fructosintoleranz).<ref>Astrid H. Gerstemeier: H2-Exhalationstest. MeinAllergiePortal. Aufgerufen am 1. April 2015.</ref> Ist eine Sorbitunverträglichkeit diagnostiziert, sollte man Produkte meiden, die Sorbit als Zuckeraustauschstoff enthalten. Besondere Vorsicht ist bei Diabetikernahrungsmitteln und Diät-/Lightprodukten geboten. Auch ist darauf zu achten, dass in fast allen herkömmlichen Kaugummis und Lutschpastillen Sorbit enthalten ist. Ebenso findet sich in vielen einheimischen Obstsorten, z. B. Pfirsich (0,9 g/100 g), Aprikose (0,82 g/100 g) oder Pflaume (1,4 g/100 g) eine nicht unerhebliche Menge Sorbit. Im Trockenobst ist die Konzentration aufgrund des Wasserverlustes noch höher; so ist die Konzentration etwa in getrockneten Aprikosen gut fünfmal so hoch (4,6 g/100 g) wie in frischen Früchten.
Ab etwa 5 Gramm Sorbit pro Tag können Blähungen und Bauchschmerzen auftreten. Größere Mengen ab etwa 20 Gramm pro Tag verursachen unter Umständen Durchfälle.<ref>Onmeda.de Dr. rer. nat. Geraldine Nagel: Sorbit (Sorbitol) (aufgerufen am: 17. Juni 2015).</ref>
Menschen mit der seltenen hereditären (ererbten) Fructoseintoleranz dürfen auch keinen Sorbit zu sich nehmen, da er im Stoffwechsel in Fructose umgewandelt wird.<ref>Fructoseintoleranz.</ref>
Bei Patienten mit der deutlich häufigeren, intestinalen Fruktoseintoleranz (Fruktosemalabsorption) kann zusätzlich zur Fructoseintoleranz eine Sorbitintoleranz vorliegen, was jedoch einer gesonderten medizinischen Abklärung bedarf.
Biochemie
Im Organismus ist Sorbit Zwischenstufe des außerhalb der Leber vorkommenden Polyolweges und kann sowohl zu Glucose als auch zu Fructose umgewandelt werden. Neben dem Abbau von über die Nahrung zugeführtem Sorbit wird dieser Weg beschritten, um aus Glucose Fructose zu synthetisieren, vor allem in der Bläschendrüse zur Ernährung der Spermien. Das Enzym Aldosereduktase wandelt Glucose unter Verbrauch eines NADPH/H+ in Sorbit um, das Enzym Sorbitdehydrogenase oxidiert Sorbit zu Fructose, diesmal unter Gewinn eines NADH/H+.
Der Stoffwechsel des Sorbits spielt bei der Entstehung einiger Spätfolgen des Diabetes mellitus eine Rolle. Bei unphysiologisch hohem Glucoseangebot wird der Polyolweg beschritten, dessen Gleichgewicht auf der Seite von Sorbit und Fructose liegt. Da Fructose praktisch nur in der Leber abgebaut wird und Sorbit und Fructose die Zellen nicht verlassen können, akkumulieren sie und verschieben das osmotische Gleichgewicht der Zelle, was letztendlich zur Zellschwellung führt. Insbesondere die Entstehung des Grauen Stars wird auf diesen Mechanismus zurückgeführt, aber er spielt auch bei der diabetischen Mikroangiopathie und Neuropathie eine Rolle.
Therapeutische Anwendung
In hohen Dosen wirkt Sorbit durch seine Wasseranziehungskraft auch als osmotisches Diuretikum. Derselbe Wirkmechanismus bedingt seine Verwendungsmöglichkeit als Klistier.
Einzelnachweise
<references />
Siehe auch
- Zuckeraustauschstoffe: Mannitol (E 421), Isomalt (E 953), Maltit (E 965), Lactitol (E 966), Xylitol (E 967)
- Glycerin
- Ethylenglycol
- Nahrungsmittel-Intoleranz
Weblinks
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