Hundsgiftgewächse


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Hundsgiftgewächse
Großes Immergrün (Vinca major)

Großes Immergrün (Vinca major)

Systematik
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Asteriden
Euasteriden I
Ordnung: Enzianartige (Gentianales)
Familie: Hundsgiftgewächse
Wissenschaftlicher Name
Apocynaceae
Juss.

Die Hundsgiftgewächse (Apocynaceae) sind eine Pflanzenfamilie, die zur Ordnung der Enzianartigen (Gentianales) gehört.

Beschreibung

Da der neue Umfang der Familie durch molekularbiologische Methoden erforderlich wurde, gibt es nicht viele gemeinsame morphologische Merkmale, die für alle Unterfamilien gelten.

In die Familie gehören einige Bäume (Tabernaemontana, Dyera), Sträucher und krautige Pflanzen, vor allem aber Lianen und Sukkulenten. Viele Arten enthalten einen (meistens klaren) Milchsaft. Die Mehrzahl der Arten ist immergrün.

Die meist gegenständigen Laubblätter sind in der Regel ungeteilt und ganzrandig. An den Blättern oder Blüten sind oft mehrzellige Drüsen (Colleter) vorhanden. Nebenblätter sind klein oder fehlen.

Die Blüten sind meist fünfzählig. Die meist zwei oberständigen Fruchtblätter sind nur selten zu einem Fruchtknoten verwachsen. Einige Arten besitzen einen hoch spezialisierten Bestäubungsmechanismus.

Es werden meist Balgfrüchte gebildet. Die Samen besitzen oft ein Haarbüschel.

Systematik und Verbreitung

Datei:Dipladenia.jpg
Unterfamilie Apocynoideae: Mandevilla sanderi
Datei:Hoya carnosa inflorescence ies.jpg
Unterfamilie Asclepiadoideae: Wachsblume (Hoya carnosa)
Datei:Stapelia lepida.jpg
Unterfamilie Asclepiadoideae: Blüte von Stapelia variegata mit Besuch
Datei:Bright yellow flower.jpg
Unterfamilie Rauvolfioideae: Dschungelglocke (Allamanda cathartica)
Datei:Periploca laevigata-flowers.jpg
Unterfamilie Periplocoideae: Glatte Baumschlinge (Periploca laevigata)
Datei:Secamone elliptica foliage and flower.jpg
Unterfamilie Secamonoideae: gegenständige Laubblätter und Blüte von Secamone elliptica

Die Erstveröffentlichung dieser Familie erfolgte 1789 unter dem Namen „Apocineae“ durch Antoine Laurent de Jussieu in Genera Plantarum, S. 143–144. Typusgattung ist Apocynum L.<ref name="tropicos" /> Synonyme für Apocynaceae Juss. sind Asclepiadaceae Borkh., Carissaceae Bertolini, Cerberaceae Martynov, Ophioxylaceae Perleb., Pacouriaceae Martynov, Periplocaceae Schltr., Plumeriaceae Horan., Stapeliaceae Horan., Vincaceae Vest, Willughbeiaceae J.Agardh.<ref name="GRIN" />

Das Verbreitungsgebiet der Familie Apocynaceae umfasst die gemäßigten, die subtropischen und tropischen Gebiete fast weltweit. Dort findet man auch die größte Artenvielfalt. In Europa sind nur wenige Gattungen und Arten heimisch, in Mitteleuropa nur zwei Arten von Immergrün (Vinca) und die Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria).

Die Familie Hundsgiftgewächse (Apocynaceae) wird in fünf Unterfamilien mit etwa 380 Gattungen gegliedert:<ref name="Endress2007" />

  • Unterfamilie Apocynoideae Burnett
Hauptartikel: Apocynoideae mit Beschreibung, Systematik und Gattungen.
  • Unterfamilie Asclepiadoideae R.Br. ex Burnett
Hauptartikel: Asclepiadoideae (Seidenpflanzengewächse) mit Beschreibung, Systematik und Gattungen.
  • Unterfamilie Rauvolfioideae Kostel.
Hauptartikel: Rauvolfioideae mit Beschreibung, Systematik und Gattungen.
  • Unterfamilie Periplocoideae R.Br. ex Endl.: Sie enthält etwa 33 Gattungen:<ref name="GRIN" />
    • Atherandra Decne.: Die nur zwei Arten sind in Südostasien und im westlichen Malesien verbreitet.<ref name="Mabberley2008" />
    • Baroniella Costantin & Gallaud: Die etwa acht Arten kommen nur in Madagaskar vor.<ref name="Mabberley2008" />
    • Baseonema Schltr. & Rendle: Sie enthält nur eine Art:
    • Batesanthus N.E.Br.: Die nur zwei Arten gedeihen in feuchten Wäldern in Zentral- sowie Westafrika.
    • Buckollia Venter & R.L.Verh.: Die nur zwei Arten gedeihen in semiariden Gebieten in Höhenlagen von 1400 bis 1800 Meter in Äthiopien, Kenia, Somalia sowie Uganda.<ref name="UniBayreuth" />
    • Camptocarpus Decne.: Die etwa neun Arten kommen nur auf Madagaskar und Mauritius vor.<ref name="Mabberley2008" />
    • Chlorocyathus Oliv. (Syn.: Kappia Venter) Die nur zwei Arten gedeihen in Wäldern in Simbabwe sowie Südafrika.<ref name="UniBayreuth" />
    • Cryptolepis R.Br.: Die etwa 15 Arten sind in den Tropen der Alten Welt verbreitet.<ref name="Mabberley2008" />
    • Cryptostegia R.Br.: Die nur zwei Arten kommen nur in Madagaskar vor.<ref name="Mabberley2008" />
    • Decalepis Wight & Arn.: Die etwa fünf Arten kommen in Indien vor.<ref name="UniBayreuth" />
    • Ectadium E.Mey.: Die nur drei Arten kommen nur in Namibia vor.<ref name="UniBayreuth" />
    • Epistemma D.V.Field & J.B.Hall: Die nur drei Arten gedeihen als Epiphyten in Tiefland-Wäldern in Gabun, Ghana und der Elfenbeinküste.<ref name="UniBayreuth" />
    • Finlaysonia Wall. (Syn.: Gurua Buch.- Ham. ex Wight nom. illeg., Atherolepis Hook. f., Gongylosperma King & Gamble, Hanghomia Gagnep. & Thérint, Meladerma Kerr, Stelmacrypton Baill.): Die etwa sieben Arten sind von den Molukken, Indien und China über Südostasien und den Philippinen bis Neuguinea sowie Australien verbreitet.<ref name="UniBayreuth" />
    • Gymnanthera R.Br.: Die etwa drei Arten sind in Indonesien, auf den Philippinen, in Papua-Neuguinea und Australien verbreitet.<ref name="UniBayreuth" />
    • Hemidesmus R.Br.: Sie enthält nur eine Art:
    • Ischnolepis Jum. & H.Perrier: Sie enthält nur eine Art:
    • Maclaudia Venter & R.L.Verh.: Sie enthält nur eine Art:
      • Maclaudia felixii Venter & R.L.Verh.: Sie gedeiht in Trockenwäldern in einer Höhenlage von etwa 1000 Meter nur in Guinea.<ref name="UniBayreuth" />
    • Mondia Skeels: Die nur zwei Arten sind im tropischen Afrika verbreitet.<ref name="UniBayreuth" />
    • Myriopteron Griff. (Syn.: Jenkinsia) Wall. ex Voigt: Sie enthält nur eine Art:
    • Omphalogonus Baill.: Die nur zwei Arten sind in Benin, Burkina Faso, in der Zentralafrikanischen Republik, in der Elfenbeinküste, in Ghana, Guinea, Guinea Bissau, Kenia, Nigeria, Senegal, Sudan, Tansania sowie Togo verbreitet.<ref name="UniBayreuth" />
    • Pentopetia Decne. (Syn.: Acustelma Baill., Gonocrypta Baill., Kompitsia Costantin & Gallaud, Pentopetiopsis Costantin & Gallaud): Die etwa 23 Arten sind in Madagaskar, auf den Komoren, Seychellen und auf Aldabra verbreitet.<ref name="UniBayreuth" />
    • Baumschlingen (Periploca L., Syn.: Campelepis Falc., Cyprinia Browicz, Socotora Balf. f.): Die etwa 13 Arten sind in Eurasien, Afrika, auf der Arabischen Halbinsel und auf den Kanarischen Inseln verbreitet.<ref name="UniBayreuth" />
    • Petopentia Bullock: Sie enthält nur eine Art:
    • Phyllanthera Blume (Syn.: Pentanura Blume, Streptomanes K.Schum. ex Schltr.): Die etwa sechs Arten sind in Malaysia, Java, Sumatra, Australien sowie Neuguinea verbreitet.<ref name="UniBayreuth" />
    • Raphionacme Harv. (Syn.: Apoxyanthera Hochst., Chlorocyathus Oliv., Mafekingia Baill., Pentagonanthus Bullock, Zaczatea Baill., Zucchellia Decne.): Die etwa 30 Arten gedeihen in ariden bis semiariden Gebieten in Afrika.<ref name="UniBayreuth" />
    • Sacleuxia Baill. (Syn.: Gymnolaema Benth. non Decne., Macropelma K.Schum.): Die nur drei Arten kommen in Kenia sowie Tansania vor.<ref name="UniBayreuth" />
    • Sarcorrhiza Bullock: Sie enthält nur eine Art:
    • Schlechterella K.Schum. (Syn.: Pleurostelma Schltr. non Baill., Triodoglossum Bullock): Die nur zwei Arten sind in Äthiopien, Kenia, Mosambik, Somalia sowie Tansania verbreitet.<ref name="UniBayreuth" />
    • Stomatostemma N.E.Br.: Die nur zwei Arten gedeihen im trockenen Waldland in Mosambik, Sambia, Simbabwe, Botswana, Swasiland sowie Südafrika.<ref name="UniBayreuth" />
    • Streptocaulon Wight & Arn. (Syn.: Triplolepis Turcz.): Die etwa fünf Arten sind in Indien, Myanmar, China, Singapur, Indonesien und den Philippinen verbreitet.<ref name="UniBayreuth" />
    • Tacazzea Decne. (Syn.: Aechmolepis Decne., Leptopaetia Harv., Zacateza Bullock): Die etwa fünf Arten sind in Afrika weitverbreitet.<ref name="UniBayreuth" />
    • Telectadium Baill.: Die nur drei Arten gedeihen im Tieflandwald in Laos sowie Vietnam.<ref name="UniBayreuth" />
    • Zygostelma Benth.: Sie enthält nur eine Art:
  • Unterfamilie Secamonoideae Endl.: Sie enthält etwa acht Gattungen und fast alle Arten sind in der Paläotropis verbreitet. Das Zentrum der Artenvielfalt ist Madagaskar. Es sind hauptsächlich Lianen, seltener Sträucher:<ref name="Lahaye2005" /><ref name="UniBayreuth" /><ref name="Lahaye2007" />
    • Tribus Secamoneae G.Don.:
      • Calyptranthera Klack.: Die etwa zehn Arten kommen in Madagaskar sowie auf den Maskarenen vor.
      • Genianthus Hook. f.: Die etwa 16 Arten sind in Asien verbreitet.
      • Goniostemma Wight: Von den nur zwei Arten kommt die eine in China und die andere in Indien vor.
      • Pervillaea Decne. (Syn.: Menabea Baill.): Die etwa vier Arten kommen nur in Madagaskar vor.
      • Secamone R.Br. (Inklusive Rhynchostigma Benth.): Die 90 bis 100 Arten sind in Madagaskar sowie auf den Maskarenen, in Afrika, Asien und Australien verbreitet.
      • Secamonopsis Jum.: Die nur zwei Arten kommen in Madagaskar sowie auf den Maskarenen vor.
      • Toxocarpus Wight & Arn.: Die über 50 Arten sind in Asien verbreitet.
      • Trichosandra Decne.: Sie kommen in Madagaskar sowie auf den Maskarenen vor.

Quellen

Einzelnachweise

<references> <ref name="GRIN"> Apocynaceae im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.</ref> <ref name="tropicos"> Apocynum bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis</ref> <ref name="UniBayreuth"> Sigrid Liede-Schumann & Ulrich Meve: The Genera of Asclepiadoideae, Secamonoideae and Periplocoideae (Apocynaceae), 2006.</ref> <ref name="Lahaye2005"> Renaud Lahaye, Laure Civeyrel, Thomas Speck & Nick P. Rowe: Evolution of shrub-like growth forms in the lianoid subfamily Secamonoideae (Apocynaceae s.l.) of Madagascar: phylogeny, biomechanics, and development, In: American Journal of Botany, 92, 2005, S. 1381–1396: Fulltext-Online.</ref> <ref name="Lahaye2007"> Renaud Lahaye, Jens Klackenberg, Mari Källersjö, Elise Van Campo & Laure Civeyrel: Phylogenetic relationships between derived Apocynaceae s.l. and within Secamonoideae based on chloroplast sequences, In: Annals of the Missouri Botanical Garden, Volume 94, 2007, S. 376–391. doi:10.3417/0026-6493(2007)94[376:PRBDAS]2.0.CO;2</ref> <ref name="Endress2007">Mary E. Endress, Sigrid Liede-Schumann, Ulrich Meve: Advances in Apocynaceae: The enlightenment, an Introduction. In: Annals of the Missouri Botanical Garden. Band 94, Nummer 2, 2007, S. 259–267 doi:10.3417/0026-6493(2007)94[259:AIATEA]2.0.CO;2.</ref> <ref name="Mabberley2008">  David John Mabberley: Mabberley’s Plant-Book. A portable dictionary of plants, their classification and uses.. 3. Auflage. Cambridge University Press, 2008, ISBN 978-0-521-82071-4 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).</ref> </references>

Literatur

  • The Renaissance of the Apocynaceae s.l.: Recent Advances in Systematics, Phylogeny, and Evolution. In: Annals of the Missouri Botanical Garden. Band 88, Nummer 4, 2001, JSTOR i366713.
  • Mary E. Endress, Siegried Liede-Schumann, Ulrich Meve: An updated classification for Apocynaceae. In: Phytotaxa. Band 159, Nummer 3, 2014, S. 175–194 (doi:10.11646/phytotaxa.159.3.2).
  • Mary E. Endress, P. V. Bruyns: A revised classification of the Apocynaceae s. l. In: Botanical Review. Band 66, Nummer 1, 2000, S. 1–56, JSTOR 4354361.
  • Ulrich Meve, Siegried Liede-Schumann: The manifold evolution of succulence in Apocynaceae. In: Schumannia. Band 6, 2010, S. 183–206.
  • Bingtao Li, Antony J. M. Leeuwenberg & David J. Middleton: Apocynaceae, S. 143 – textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 16: Gentianaceae through Boraginaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 1995, ISBN 0-915279-33-9 (Abschnitt Beschreibung)

Weblinks

Commons Commons: Hundsgiftgewächse (Apocynaceae) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien