Bad Urach
Wappen | Deutschlandkarte | ||||||
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Wappen der Stadt Bad Urach |
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dim= | globe= | name= | region=DE-BW | type=city
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Basisdaten | |||||||
Bundesland: | Baden-Württemberg | ||||||
Regierungsbezirk: | Tübingen | ||||||
Landkreis: | Reutlingen | ||||||
Höhe: | 463 m ü. NHN | ||||||
Fläche: | 55,5 km² | ||||||
Einwohner: | 11.910 (31. Dez. 2014)<ref name="Metadaten Einwohnerzahl DE-BW">Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden Baden-Württembergs 2014 (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen) (Hilfe dazu).</ref> | ||||||
Bevölkerungsdichte: | 215 Einwohner je km² | ||||||
Postleitzahlen: | 72562–72574 | ||||||
Vorwahlen: | 07125, 07381 | ||||||
Kfz-Kennzeichen: | RT | ||||||
Gemeindeschlüssel: | 08 4 15 078 | ||||||
Stadtgliederung: | 5 Stadtteile | ||||||
Adresse der Stadtverwaltung: |
Marktplatz 8–9 72574 Bad Urach | ||||||
Webpräsenz: | |||||||
Bürgermeister: | Elmar Rebmann (SPD) | ||||||
Lage der Stadt Bad Urach im Landkreis Reutlingen | |||||||
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Bad Urach (bis 1983: Urach) ist eine Stadt am Fuße der Schwäbischen Alb im Landkreis Reutlingen in Baden-Württemberg. Die Stadt ist staatlich anerkannter Luftkurort und Heilbad. Bekannt ist sie auch wegen des Uracher Wasserfalls und des alle zwei Jahre stattfindenden Schäferlaufs. Bad Urach ist mit seiner gesamten Gemarkung Teil des Biosphärengebiets Schwäbische Alb.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Geographie
- 2 Geschichte
- 3 Politik
- 4 Kultur und Sehenswürdigkeiten
- 5 Wirtschaft und Infrastruktur
- 6 Persönlichkeiten
- 7 Einzelnachweise
- 8 Literatur
- 9 Weblinks
Geographie
Geographische Lage
Die Stadt Bad Urach liegt am Rand der Schwäbischen Alb, im Tal der Erms.
Geologie
In Bad Urach befindet sich die mit 61 °C heißeste Thermalquelle Baden-Württembergs. Die hohe Wärme beruht auf einer Temperaturanomalie im Untergrund. 1970 wurde die Thermalquelle erschlossen. Sie dient dem Kur- und Heilbadbetrieb. Das Mineral-Thermalbad AlbThermen sowie das Gesundheitszentrum Schwäbische Alb nutzen das Wasser für ihre Gäste. Vor mehreren Millionen Jahren herrschte in der Region aktive Vulkantätigkeit vor. Die Überreste hiervon bilden mit über 350 dokumentierten Plätzen das Gebiet Schwäbischer Vulkan, auch Uracher Vulkangebiet genannt.
Zur Ausnutzung dieser Temperaturanomalie bestand fast ein Jahrzehnt lang das Geothermie-Projekts „Hot-Dry-Rock Bad Urach“ mit den Zielen der geothermischen Stromerzeugung und der Erdwärmeversorgung eines Großteils der Stadt. Die Vollendung des bis dahin sehr aussichtsreichen und weltweit beachteten Projekts scheiterte 2004 an der Entscheidung des damaligen Ministerpräsidenten Erwin Teufel, die notwendige Nachfinanzierung nicht Bad Urach zuzuwenden, sondern ein ähnliches Projekt bei Karlsruhe neu zu beginnen.
Stadtgliederung
Bad Urach besteht aus den Stadtteilen Hengen (687,01 ha; 899 Einwohner, Stand 31. Dezember 2014), Seeburg (220,65 ha; 278 Einwohner), Sirchingen (481,78 ha; 957 Einwohner), Bad Urach (2.797,89 ha; 9133 Einwohner) und Wittlingen (1362,24 ha; 1068 Einwohner). Mit Ausnahme des Stadtteils Bad Urach bilden die Stadtteile zugleich Ortschaften im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung.<ref>Stadt Bad Urach – Zahlen und Fakten</ref>
Zum Stadtteil Bad Urach gehören die Stadt Urach das Gehöft Güterstein und die Häusergruppe Bleiche. Zu den Stadtteilen Hengen und Sirchingen gehören jeweils nur die gleichnamigen Dörfer. Zum Stadtteil Seeburg gehören das Dorf Seeburg, Schloss und Hof Uhenfels und das Einzelhaus Wyhler ob Seeburg, und zum Stadtteil Wittlingen gehören das Dorf Wittlingen, das Gehöft Hohenwittlingen und die Einzelhäuser und Häusergruppen Elektrizitätswerk, Georgenau, Pumpwerk Ermsgruppe XIII, Pumpwerk Vordere Albgruppe, Schanz und Villa Mühleisen.
Im Stadtteil Hengen liegt die abgegangene Burg Fischburg. Im Stadtteil Bad Urach liegen die abgegangenen Ortschaften Berg, Gyrenbad, Merzhausen, Mietenhausen, Pfählen, Sontheim und Weiler, und im Stadtteil Wittlingen liegen die abgegangenen Ortschaften Hennibrunnen, Hofstetten und Winneden sowie die abgegangene Burg Baldeck.<ref>Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VII: Regierungsbezirk Tübingen. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004807-4. S. 27–99</ref>
Nachbargemeinden
Folgende Städte und Gemeinden grenzen an die Stadt Bad Urach, sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Norden genannt und gehören zum Landkreis Reutlingen:
Hülben, Grabenstetten, Römerstein, Gutsbezirk Münsingen, Münsingen, St. Johann und Dettingen an der Erms.
Geschichte
Reichhaltige Funde auf dem Runden Berg bei Bad Urach belegen, dass dieser Berg in der Spätantike/Frühmittelalter eine bedeutende alamannische Höhensiedlung und ein Machtzentrum der Alamannen war. Urach war Anfang des 12. Jahrhunderts Sitz eines von Egino I. gegründeten Grafengeschlechts. 1265 verkaufte Graf Heinrich von Fürstenberg die Burg Hohenurach und die meisten Besitzungen an Graf Ulrich von Württemberg.
Während der Teilung Württembergs von 1442 bis 1482 war Urach Residenzsitz des Grafen der Uracher Linie.
Seit 1983<ref>Internetauftritt der Stadt Bad Urach, abgerufen am 6. September 2011</ref> ist die Stadt ein staatlich anerkannter Luftkurort und ein Heilbad. 1991 fanden in Bad Urach die Heimattage Baden-Württemberg statt.
Bei Bad Urach befinden sich folgende Burgruinen und Burgreste: Burg Baldeck, Burg Blankenhorn, Burg Hohenwittlingen, Burg Hohenurach, Burgrest Fischburg, Burg Littstein, Burg Pfälen, Burg Runder Berg, Burg Schorren (Venedigerloch, Schorrenhöhle) und Burg Seeburg.
Dreißigjähriger Krieg
Nach der verloren Schlacht bei Nördlingen war Württemberg vollständig von Truppen entblößt. Bereits wenige Tage später, am 9. September 1634 (alten Stils), erschienen bayerische Reiter in der Gegend von Urach. Stadt und Festung wurden damals von dem weimarischen Oberstleutnant Gottfried Holtzmüller verteidigt.
Drei erste Anläufe auf die Dettinger Schanzen konnte Holtzmüller bis zum 10. September noch abwehren. Doch als am 19. Oktober 1634 Graf Walter Butlers Dragonerregiment anrückte und Tiefenbach die Stadt albseitig umschloss, wurde die Lage prekär. Am 21. Oktober 1634 gab Butler schließlich das Signal zum Angriff, indem er die Brandfackel an die Metzinger Keltern legte. Butler marschierte auf Seiten der Weinberge vor. Um aber nach Urach vorzudringen, musste er die Wagenburg bei Dettingen gewinnen, hinter der sich mutige Dettinger Bürger und ein Teil der Hohenuracher Besatzung verschanzten.
Als der Sturm auf die Wagenburg losbrach, strömte das feindliche Fußvolk unaufhörlich über die Weinberge herab und durchschlug schließlich die wacker verteidigte Schanze. 94 Bürger und 30 württembergische Knechte wurden erbärmlich niedergemacht.
Der Marktort Dettingen erfuhr Tage der Plünderung. Nun war der Weg nach Urach offen. Am 21. Oktober 1634 begann die Belagerung der Stadt. 12 Tage lang konnte sich Urach der Übermacht erwehren und wurde während dieser Zeit sechsmal zur Kapitulation aufgefordert. Doch Holtzmüller lehnte die Akkordaufforderung ab. Erst als am 2. November 1634 der Pulverturm im Hundsstall in die Luft flog, gab er die Stadt auf und floh auf die Burg. Zur Strafe für die Weigerung, wurde Urach 5 Tage lang der Plünderung preisgegeben. Danach zogen kaiserliche Truppen ein.
Vor allem unter der Belagerung des Hohenurach (bis 24. Juli 1635 nach Martens / 28. Juli nach Sattler), litt die Bevölkerung schwer. Bis Ende des Jahres 1637 lagen insgesamt 18.000 Soldaten in Stadt und Amt Urach. Es war ein ständiges Kommen und Gehen. Ausgezehrte Regeminter zogen ab und wurden durch frische Kräfte ersetzt. In dieser Zeit wurden 27 Dörfer in Brand gesteckt. Erst im Januar 1639 hatte der Spuk ein Ende und die Stadt wurde wieder Württemberg angegliedert. Urach verlor jedoch dreifünftel seiner Ortschaften an Claudia von Tirol, die die Pfandschaft Achalm beanspruchte.
Die Uracher Kriegsausgaben beliefen sich bis hierhin auf eine Million Gulden.
Am 11. April 1638 wurde die Stadt durch eine Reiterabteilung unter Schaffalitzky des Nachts überfallen und kurzzeitig besetzt. Dass sich Urach dem württembergischen Ritter, der Weimar diente, freiwillig ergab, ist anzunehmen. Schaffalitzky griff daraufhin Pfullingen an und forderte auch Reutlingen zur Übergabe auf. Doch die Weimarer mussten sich am 20. April unverrichteter Dinge zurückziehen, da mit Johann von Götzen ein kaiserliches Heer näherte.
Wieder wurde die Stadt geplündert.
Urach hatte zwei Haupttore. Das Obertor im Osten, das Untertor am Westende der Stadt. Die Schwan’sche Hammerschmiede wurde während der Belagerung von Holtzmüller niedergebrannt, um freies Schussfeld zu schaffen. Außerdem hatte die Stadt drei Getreidemühlen (und) eine „ob der Stadt am Espach und eine zu Mietenhausen“. In der Spitalmühle durfte nur die spitalseigene Frucht gemahlen werden. Außerdem gab es in Urach drei Papiermühlen und eine Druckerei. Alle Mühlen vor den Mauern und sämtliche Gehöfte gingen bei den Feindseligkeiten in Flammen auf. Der angerichtete Schaden durch den Beschuss blieb an den städtischen Gebäuden allerdings gering und wurde mit 5000 Gulden beziffert.<ref>Geschichte der innerhalb der gegenwärtigen Gränzen des Königreichs … von Carl von Martens, Stuttgart 1847</ref><ref>Geschichte der Achalm und der Stadt Reutlingen: in ihrer …, Bände 1–2 von Carl Christian Gratianus, Tübingen 1831</ref><ref>Beschreibung des Oberamts Urach von 1831 und 1909</ref>
Einwohnerentwicklung
Es handelt sich um Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Die Zahlen sind Volkszählungsergebnisse oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg<ref>Bevölkerungsentwicklung in Baden-Württemberg von 1871 bis 2012</ref> (nur Hauptwohnsitze).
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Geschichte der Stadtteile
Hengen wurde am 1. Dezember 1972 eingemeindet und hat circa 854 Einwohner. Der Stadtteil mit dörflichem Charakter liegt mit 736 m ü. NN auf der Albhochfläche. Jährlich wird Mitte August ein von den Vereinen unterstütztes Dorffest veranstaltet. Hengen ist dreifacher Sieger des Wettbewerbs „Unser Dorf soll schöner werden“.
Seeburg, seit dem 1. Januar 1975 Stadtteil von Bad Urach, zählt 302 Einwohner und ist wie Bad Urach im Tal gelegen. Sehenswert sind unter anderem das Rathaus von 1815, das 1616 restaurierte und 1836 neu erbaute Pfarrhaus, die Seeburg und Schloss Uhenfels.
Die Siedlung Sirchingen wurde um 400 n. Chr. auf einem erloschenen Schlot des „Schwäbischen Vulkans“ gebaut. Eingemeindet wurde Sirchingen am 1. September 1971 und hat heute rund 1.100 Einwohner. Begrenzt wird Sirchingen durch den Albtrauf und vom Trockental der Urlauter.
Wittlingen, gelegen auf 689 m NN, ist mit 1.112 Einwohnern der größte Stadtteil Bad Urachs. Die alemannische Ursiedlung ist klimatisch günstig in einer vulkanischen Mulde gelegen. Wittlingen gehört seit dem 1. September 1971 zu Bad Urach.
Wappen der eingemeindeten Gemeinden
Hengen Hengen |
Seeburg Seeburg |
Sirchingen Sirchingen |
Wittlingen Wittlingen |
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Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat in Bad Urach hat 27 Mitglieder. Die Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl am 25. Mai 2014 lag bei 48,24 % (− 1,4) und ergab folgende Sitzverteilung:
Partei / Liste | Stimmenanteil | +/− %p | Sitze | +/− |
Freie Wählervereinigung | 28,2 % | + 0,5 % | 8 | ± 0 |
SPD/AB* | 23,4 % | − 2,1 % | 6 | − 1 |
CDU | 26,6 % | + 1,5 % | 7 | ± 0 |
FDP | 9,8 % | − 3,0 % | 3 | ± 0 |
Grüne** | 12,0 % | + 4,8 % | 3 | + 1 |
* AB=Aktive Bürger ** 2009: Grün-Alternative Liste +/−: Veränderung gegenüber der Wahl 2009
Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.
Bürgermeister
Der Bürgermeister wird für eine Amtszeit von 8 Jahren gewählt. Markus Ewald war bis 2012 gewählt, schied aber 2008 wegen seiner Wahl zum Oberbürgermeister von Weingarten aus dem Amt aus. Am 26. Oktober 2008 wurde Elmar Rebmann (SPD) im ersten Wahlgang mit 55,86 % der abgegebenen Stimmen zu seinem Nachfolger gewählt.
- –1996 Fridhardt Pascher
- 1996–2004: Markus Hase
- 2004–2008: Markus Ewald
- Seit 2009: Elmar Rebmann
Wappen
Die Blasonierung des Wappens lautet: „In Gold ein rotes Hifthorn mit blauer Fessel, das Mundstück mit je einer roten, silbernen und blauen Feder besteckt.“
Städtepartnerschaften
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bad Urach liegt an der Deutschen Fachwerkstraße, an der Heinrich-Schickhart-Kulturstraße und der Schwäbischen Albstraße.
Museen
Stadtmuseum Klostermühle
Das Stadtmuseum wurde 1990 eröffnet. Von der ehemaligen Getreidemühle, die 1876 bis auf die Grundmauern fast vollständig abbrannte, sind heute noch das Mühlrad und ein Teil des Triebwerkes erhalten. Durch das städtische Kulturreferat werden im Stadtmuseum gelegentlich Sonderausstellungen veranstaltet.
Residenzschloss-Museum
Das Schloss Urach wurde im 15. Jahrhundert<ref>Internetseite des Schlosses, abgerufen am 17. August 2013</ref> erbaut. Ab 1442 diente das Schloss als Residenz während der württembergischen Landesteilung. Das Residenzschloss war außerdem das Geburtshaus des Grafen Eberhard V. und des Herzogs Christoph von Württemberg. Es besteht unter anderem aus der durch spätgotisches Gewölbe geprägten Dürnitz, dem Palmensaal mit den ältesten Ahnenprobe nördlich der Alpen, dem Goldenen Saal, einem der schönsten Renaissance-Säle Süddeutschlands. Weiterhin besteht es aus dem Torbogen, dem Innenhof, dem Cameralamt und dem Brunnen. Außerdem ist im Schloss die größte Ausstellung barocker Prunkschlitten aus dem Bestand des Landesmuseums Württemberg untergebracht. Im Schloss werden regelmäßig Kostümführungen angeboten.
Bauwerke
Bad Urach besitzt einen spätmittelalterlichen Marktplatz mit dem Rathaus und den Fachwerkhäusern aus dem 15. und 16. Jahrhundert, dem heute als Museum genutzten Residenzschloss Schloss Urach der württembergischen Grafen sowie der im spätgotischen Stil erbauten Stiftskirche St. Amandus. Schutzpatrone der Kirche sind Sankt Maria, Sankt Andreas und Sankt Amandus von Maastricht. Die Stiftskirche wurde von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg zum „Denkmal des Monats Dezember 2006“ ernannt. In der Nähe der Stadt befinden sich die Festungsruinen der Hohenurach sowie der Burg Hohenwittlingen.
Haus am Gorisbrunnen
Das Haus am Gorisbrunnen war früher als Stadthaus, vermutlich für Gäste des Hofes, bekannt. Es wurde im Auftrag des Grafen Eberhard V. erbaut. Bekannt als der „Vorbote der Renaissance“, wurde das Haus am Gorisbrunnen in den Jahren 1977 und 1981 restauriert und rekonstruiert.
Altes Rathaus
Das alte Rathaus war im Jahre 1562 das Interimsrathaus von Bad Urach. Danach diente es als städtisches Wohn- und Lagergebäude. Bis zum Jahre 1927 diente das alte Rathaus als Unterkunft für ärmere Bürger. Weiterhin hatte das alte Rathaus die Funktion einer Spinnanstalt, eines Schulhauses und eines Waaghauses. Heute befindet sich im alten Rathaus – nach einem vernichtenden Brand im Jahre 1929 − ein Gasthof.
Rathaus
Das Rathaus ist ein Bauwerk aus dem Jahre 1440, erweitert wurde es 1562. In den Jahren 1907 und 1908 erfolgte dann der Umbau. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts verkauften Bäcker und Metzger ihre Waren im Erdgeschoss des Gebäudes. Nach dieser Zeit war das Erdgeschoss bis 1939 ein Fruchtmarkt, bis ins 16. Jahrhundert eine Ratsdiele, sowie bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts ein Ratssaal und in den Jahren 1907 und 1908 eine Arkade mit Wappenreihe.
Altes Oberamt
Erbaut in der Mitte des 15. Jahrhunderts, wurde das Gebäude 1568 zur Herberge zum goldenen Kreuz. Von 1812 bis 1938 hatte das Gebäude die Funktion des Oberamts.
Webervorstadt
Die Webervorstadt besteht aus vier Häuserzeilen mit insgesamt 29 Häusern, die nach den Plänen von Heinrich Schickhardt entstanden. Erbaut wurde die Webervorstadt unter Herzog Friedrich I. von Württemberg im Jahre 1599.
Haus auf der Alb
Am Albtrauf liegt das 1930 erbaute Haus auf der Alb, ein ehemaliges Erholungsheim, das heute vom Land Baden-Württemberg als Tagungsstätte der Landeszentrale für politische Bildung genutzt wird.
Parks
- Kurpark
Naturdenkmäler
Touristische Anziehungspunkte sind die Falkensteiner Höhle und der Uracher Wasserfall, der aus einem kalkhaltigen Quellgebiet gespeist wird und im Laufe der Zeit eine Spitze an den Hang der Schwäbischen Alb gebildet hat. Weniger bekannt aber ebenso attraktiv ist der Gütersteiner Wasserfall, auf halber Höhe hinter dem malerischen Gestütshof Güterstein des Haupt- und Landgestüts Marbach gelegen.
Vereine
- KGC Bad Urach e.V. (Minigolf)
- 1. Narrenzunft Bad Urach e. V.
- DLRG Ortsgruppe Bad Urach e. V.
- Bad Urach – aktiv e. V.
- Fanfarenzug Bad Urach e. V. 1962
- FV Bad Urach e. V.
- Musikverein Bad Urach 1992 e. V.
- TSV Urach 1847 e. V.
- NaturFreunde Bad Urach e. V.
- Gesangverein 1889 Hengen
- Schützengilde Hengen e. V.
- Sportfreunde Hengen e. V.
- DRK Ortsverein Bad Urach
- zahlreiche weitere Vereine der Ortsteile
Jugendarbeit
- Bauwagen Bad Urach 1997 e. V.
- forum 22 – Kino, Café und Kultur, freies Jugendprojekt des Bad Uracher Stadtjugendrings
- Pfadfinder Bad Urach
- Das Jugendcafé Oase, früher als Teestube Oase bekannt, ist jeden Freitagabend (außer in den Ferien) ab 19.00 Uhr im Gemeinschaftshaus des Württembergischen Brüderbunds, Langestraße 25, geöffnet. Es werden geistliche Inputs, kleine Snacks, Tischbillard, Tischfußball und eine chillige Atmosphäre geboten. Ein paar mal im Jahr werden größere Events wie z. B. Konzerte oder Jugos veranstaltet.
- Jugendclub Seeburg e. V.
- Deutsches Jugendrotkreuz
- Jugendorchester der Stadt Bad Urach
Regelmäßige Veranstaltungen
- Herbstliche Musiktage Bad Urach
- Frühjahrs- und Herbstkonzert des Jugendblasorchesters und Musikvereins Bad Urach
- Internationales Frauenhandballturnier des TSV Bad Urach
- Uracher Schäferlauf, findet nur in ungeraden Jahren statt
- Rock Days: Zweitägiges Festival mit 14 Bands, veranstaltet vom Verein Rock Days e.V. Die Bands kommen größtenteils aus der Region. Mit ca. 500 Besuchern pro Abend eine der größten Veranstaltungen dieser Art in der Umgebung.
- Stadtfest im Wechsel zum Schäferlauf
- KulturMomente: die städtische Veranstaltungsreihe des Amtes für Tourismus, Kultur und Stadtmarketing
Kulinarische Spezialitäten
Einer Sage zufolge wurde die Brezel in Bad Urach erfunden:
- Frieder, der Uracher Bäcker und Hofbäcker von Graf Eberhard im Barte, war beim Grafen in Ungnade gefallen, er hatte die Freundschaft und das Wohlwollen des Grafen durch üble Nachreden verloren. […]
- Da er ein guter Herrscher war, ließ er den Frieder ins untere Schloss bringen und sprach: Nur weil ich deine Backkunst schätze, will ich dir noch eine Chance geben. Wenn du innerhalb von drei Tagen einen Kuchen oder ein Brot erfindest, durch welches dreimal die Sonne scheint und das mir besser schmeckt als alles was ich kenne, dann sollst du frei sein!“<ref>Der Brezelbäcker: Brezelgeschichte</ref>
Dergleichen Sagen finden sich jedoch auch an mehreren anderen Orten, etwa im nahe gelegenen Altenriet, wo jedes Jahr ein Brezelmarkt gefeiert wird.
Premiumwanderwege Grafensteige
Seit Januar 2014 gibt es in Bad Urach fünf sogenannte Premiumwanderwege, welche nach den Kriterien des Deutschen Wanderinstituts erfolgreich hinsichtlich ihrer Qualität geprüft worden sind. Der Wasserfallsteig, der Hohenurachsteig, der Hochbergsteig, der Hohenwittlingensteig und der Seeburgsteig bilden zusammen die Bad Uracher Grafensteige.
Mineral-Thermalbad AlbThermen
Das Mineral- und Thermalbad AlbThermen liegt im Kurzentrum. Das aus zwei Heilquellen in 770 Meter Tiefe entnommene Mineral-Thermalwasser mit einer Quelltemperatur von 61 Grad speist sechs Innen- und Außenbecken mit Badetemperaturen zwischen 32 und 38 Grad. Zusätzlich zum Textilbadebereich gibt es noch eine 3000 m² große Saunalandschaft mit klassischer finnischen Sauna, eine mit 55 Grad besonders milde Biosauna, eine Dampfkammer sowie Blockhaussaunen.
Heilanzeigen des Mineralwassers: • degenerative und chronisch entzündliche Gelenkleiden • Erkrankungen der Wirbelsäule und Rückenmuskulatur • Unfallbehandlungen sowie Rehabilitation nach gelenkchirurgischen Eingriffen • vegetative Dystonie und Prophylaxe vegetativnervöser Störungen • Herz-, Gefäß- und Kreislauferkrankungen • neurologische Leiden
Gegenanzeigen des Mineralwassers: • akuter Gelenkrheumatismus • frisch entzündliche Prozesse • nicht kompensierte Herz- und Kreislauferkrankungen und andere maligne Prozesse • kachektische Zustände • Herzinsuffizienz ab Stadium 3 NYHA • Herzrhythmusstörungen ab Lown 3b • Ateminsuffizienz
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Die Bundesstraße 28 führt durch die Stadt und verbindet sie im Westen mit Reutlingen und Tübingen und im Osten mit Ulm. Die B 465 führt von Bad Urach aus über die Schwäbische Alb nach Ehingen und Biberach.
Die Ermstalbahn verbindet Bad Urach über Metzingen, wo Anschluss an die Eisenbahnlinie Tübingen–Stuttgart besteht, direkt mit Reutlingen, Tübingen und Herrenberg.
Der Öffentliche Nahverkehr wird durch den Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (NALDO) gewährleistet. Die Stadt befindet sich in der Wabe 221. Für die Stadt selbst gilt der Stadttarif 21.
Gericht, Behörden und Einrichtungen
Bad Urach verfügt über ein Amtsgericht, das zum Landgerichtsbezirk Tübingen und Oberlandesgerichtsbezirk Stuttgart gehört. Ferner besitzt Bad Urach ein Finanzamt und mit der Ermstalklinik ein Krankenhaus.
Die Stadt ist auch Sitz des Kirchenbezirks Bad Urach der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.
Bildung
In der Stadt befinden sich das Graf-Eberhard-Gymnasium, die Geschwister-Scholl-Realschule <ref>Geschwister-Scholl-Realschule, abgerufen am 19. Oktober 2012</ref>, seit 2012 die nach Barbara Gonzaga benannte Barbara-Gonzaga-Gemeinschaftsschule Bad Urach,<ref>Barbara-Gonzaga-Gemeinschaftsschule Bad Urach, abgerufen am 19. Oktober 2012</ref> die Grundschule im Stadtteil Wittlingen,<ref>Grundschule Wittlingen, abgerufen am 19. Oktober 2012</ref> zwei Förderschulen sowie eine kaufmännische Schule.
Tourismus
Bad Urach hat eine weit ins 19. Jahrhundert hineinreichende Tradition als Urlaubsort und Ausflugsziel und führt die Prädikate Luftkurort und Heilbad. Die erfolgreiche Bohrung nach Mineralthermalwasser und dessen Erschließung führte 1983 zur Anerkennung als Heilbad, was einen Boom in der touristischen Erschließung auslöste. Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg weist für Bad Urach im Jahr 2012 367.344 Übernachtungen aus.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Gottfried von Neifen (Anfang 13. Jahrhundert – ca. 1255), Minnesänger
- Herzog Eberhard I. (1445–1496), Erster Herzog von Württemberg
- Georg I. von Württemberg-Mömpelgard (1498–1558), Graf von Württemberg-Mömpelgard
- Herzog Christoph (1515–1568), Vierter Herzog von Württemberg
- Joseph Schmid (16. Jahrhundert), Bildhauer
- Daniel Hauff (1629–1665), Rechtsadvokat während der Hexenprozesse
- Karl Christian Schmid (1787–1852), württembergischer Oberamtmann
- Ferdinand Ludwig Immanuel Dillenius (1791–1871), württembergischer Pfarrer und Dekan, der sich auch als Übersetzer, Dichter und Heimatforscher betätigte
- Ludwig von Georgii (1810–1896), Theologe, Generalsuperintendent in Tübingen
- Adolph Klett (1818–1880), württembergischer Oberamtmann
- Karl Reinhold von Köstlin (1819–1894), evangelischer Theologe
- Georg Friedrich von Lenz (1834–1910), Jurist, Reichstagsabgeordneter
- Karl Rieker (1857–1927), Rechtswissenschaftler und Rechtshistoriker
- Paul Göbel (1870–1921), Oberbürgermeister von Heilbronn
- Ernst Jäckh (1875–1959), Journalist und Hochschullehrer
- Eugen Kleih (1883–1955), Verwaltungsbeamter, Landrat
- Max Friz (1883–1966), Ingenieur
- Wilhelm Mayer (1886–1950), General der Luftwaffe
- Georg Joos (1894–1959), Physiker
- Siegmund George Warburg (1902–1982), emigrierter Bankier
- Walter Eisele (1904– nach 1961), Jurist im Dritten Reich
- Hans Widmann (1908–1975), Buchwissenschaftler und Bibliothekar
- Immo Appenzeller (* 1940), Astronom
- Reinhard Breymayer (* 1944), Philologe und Pietismusforscher
- Herbert Haas (* 1954), Betriebswirt
- Cem Özdemir (* 1965), Politiker, Bundesvorsitzender der Partei Bündnis 90/Die Grünen
- Markus Pleuler (* 1970), Fußballspieler und -trainer
- Ulrike C. Tscharre (* 1972), Schauspielerin
- Philipp Keinath (* 1990), Handballspieler
Persönlichkeiten, die in der Stadt gewirkt haben
- Heinrich von Württemberg (1448–1519), Dompropst in Eichstätt und Graf in Mömpelgard, von 1490 bis zu seinem Tod auf Hohenurach inhaftiert
- Hans Ungnad, (1493–1564), österreichischer Staatsmann, der ab ca. 1557 in Urach eine Buchdruckerei unterhielt und zur Verschriftlichung südslawischer Sprachen entscheidend beitrug.
- Nicodemus Frischlin (1547–1590), Dichterhumanist, war auf der Festung Hohenurach eingekerkert und stürzte bei einem Fluchtversuch am 29. November 1590 zu Tode
- Matthäus Enzlin (1556–1613), Jurist und Geheimer Rat des Herzogs, auf Hohenurach inhaftiert und auf dem Marktplatz in Urach hingerichtet
- Eduard Mörike (1804–1875), Lyriker, besuchte ab 1818 in Urach das evangelische Seminar
- Carl Heinrich Rösch (1807–1866), Arzt und Sozialreformer, war in den 1840er Jahren Oberamtsarzt in Urach, als solcher Gründer der Heil- und Pflegeanstalt Mariaberg (heute Mariaberg e.V.)
- Georg Stahl (1880–1974), Architekt der “Villa Irene”, Hirschseeweg (mit Arthur Bossert)
- Willi Baumeister (1889–1955), Künstler, lebte seit 1943 in Urach
- Karl Raichle (1889–1955), Zinnschmied und Metallkünstler, gründete 1928 in Urach mit der Kommune am Grünen Weg den an verschiedenen nonkonformistischen und lebensreformerischen Ideen orientierten Uracher Kreis.
- Johannes R. Becher (1891–1958), Dichter, Politiker, Kulturminister und Verfasser der Nationalhymne der DDR. Er war Mitglied des "Uracher Kreises", einer literarisch-sozialanarchistischen "Kommune am Grünen Weg" in Urach um Karl Raichle, Gregor Gog und Theodor Plievier.
- Hans Eißler (1931–2005), Jurist (Direktor des Amtsgerichts Bad Urach) und Präsident der Synode der Evangelischen Landeskirche in Württemberg
- Helmut Haussmann (* 1943), Politiker der FDP (1988–1991 Bundesminister für Wirtschaft) und Unternehmer
- Ekke Hoffmann (* 1943), ehemaliger Bundestrainer der Deutschen Handball-Nationalmannschaft der Frauen; ehemals Lehrer an der Grund- und Hauptschule Bad Urach
Einzelnachweise
<references />
Literatur
- Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Klaus Gereon Beuckers (Hrsg.): Neue Forschungen. Stadt, Schloss und Residenz Urach. Schnell und Steiner, Regensburg 2013, ISBN 978-3-7954-2825-9
Weblinks
- Internetpräsenz der Stadt Bad Urach
- Internetpräsenz der Kurverwaltung Bad Urach
- Naturschutzgebiet „Der Rutschen“ bei Bad Urach
- Nägelesfelsen bei Bad Urach-Seeburg
Bad Urach | Dettingen an der Erms | Engstingen | Eningen unter Achalm | Gomadingen | Grabenstetten | Grafenberg | Hayingen | Hohenstein | Hülben | Lichtenstein | Mehrstetten | Metzingen | Münsingen | Pfronstetten | Pfullingen | Pliezhausen | Reutlingen | Riederich | Römerstein | St. Johann | Sonnenbühl | Trochtelfingen | Walddorfhäslach | Wannweil | Zwiefalten
Gutsbezirk Münsingen (gemeindefreies Gebiet)