Ingemar Stenmark
Ingemar Stenmark Ski Alpin | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
260px Ingemar Stenmark 2014 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Nation | Schweden Schweden | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Geburtstag | 18. März 1956 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Geburtsort | Joesjö | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Karriere | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Disziplin | Slalom, Riesenslalom, Super-G, Kombination | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Status | zurückgetreten | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Karriereende | 9. März 1989 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Medaillenspiegel | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Platzierungen im alpinen Skiweltcup | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Ingemar Stenmark (* 18. März 1956 in Joesjö bei Tärnaby) ist ein ehemaliger schwedischer Skirennläufer. Er ist zweimaliger Olympiasieger, fünfmaliger Weltmeister und gewann dreimal den Gesamtweltcup. Außerdem konnte er je achtmal die Riesenslalom- und Slalom-Disziplinenwertung für sich entscheiden. Mit insgesamt 86 Weltcup-Triumphen, die er in seiner aktiven Zeit von 1973 bis 1989 erzielte, führt er die FIS-Statistiken klar an und ist damit der erfolgreichste alpine Skirennläufer seit der Einführung des Weltcups 1967. Unerreichbar scheint auch sein Rekord, 14 Rennen einer Disziplin in Serie zu gewinnen, wie es ihm im Riesenslalom gelang: alle zehn der Saison 1978/79 sowie den letzten der vorhergehenden Saison und die ersten drei der folgenden Saison. Stenmark ist auch bekannt als die „lebende Legende aus Tärnaby“.
Inhaltsverzeichnis
Karriere
Stenmark scheint in den Weltcup-Statistiken erstmals am 8. Dezember 1973 auf, als er beim Riesenslalom in Val-d’Isère Rang 46 belegte. Er gewann dreimal den Gesamtweltcup, obwohl er fast nie im Abfahrtslauf antrat. Einmal fuhr er die legendäre Streif hinunter, um in der Kombination zu punkten.<ref>Sein Sport gehört ihm In: Die Zeit 10/1981 vom 27. Februar 1981, abgerufen am 4. Januar 2012. „Nur in Ausnahmefällen hat er sich zur Teilnahme an Abfahrtsrennen verleiten lassen, zuletzt Mitte Januar in Kitzbühel, wo er — langsam, aber sicher — mit neun Sekunden Rückstand auf den Sieger ins Ziel kam.“</ref> Es war dies am 17. Januar 1981, als er mit 10,72 Sekunden Rückstand auf Sieger Steve Podborski Rang 34 belegte.<ref>Die Abfahrt für Helden. Die Presse, 2014, abgerufen am 17. März 2015. </ref> In seiner Zeit war er derart überragend, dass alleine die Slalom- und Riesenslalomerfolge für den Sieg des Gesamtweltcups reichten – allerdings wurden zu jener Zeit nur Slalom-, Riesenslalom- und Abfahrtsrennen sowie einige wenige Kombinationen für den Weltcup gewertet, der Bewerb Super-G kam erst später dazu, daher hatten spezialisierte Abfahrer nur sehr geringe Chancen auf den Gewinn des Gesamtweltcups. Hinsichtlich Super-G trat Stenmark nur selten an; den ersten bestritt er am 22. Dezember 1982 in Madonna di Campiglio, wo er nur auf Rang 74 landete.<ref>Müller weinte, Mair jubelte. Arbeiter-Zeitung, 23. Dezember 1982, abgerufen am 17. März 2015. </ref> Er erreichte aber zweimal Weltcup-Punkte (am 9. Februar 1983 mit Rang 11 in Garmisch-Partenkirchen und an selber Stelle mit Rang 5 am 29. Januar 1984).
Einer seiner größten Erfolge waren die beiden Goldmedaillen bei den Olympischen Winterspielen 1980 in Lake Placid. Er konnte diese Titel nicht verteidigen, denn er durfte an den Olympischen Winterspielen 1984 in Sarajewo nicht teilnehmen, da er zu dieser Zeit eine Profilizenz besaß.<ref>Monika könnte mich Lügen strafen In: Der Spiegel 5/1984 vom 30. Januar 1984, abgerufen am 4. Januar 2012. „Außerdem fehlen in Sarajevo auch die Weltmeister Ingemar Stenmark und Hanni Wenzel, weil sie Profilizenzen besaßen.“</ref>
Technik
Stenmark war ein Ausnahmesportler. Er fuhr sehr elegant und hatte in seiner besten Zeit auf Grund seiner einzigartigen Technik kaum ebenbürtige Gegner. Als ernstzunehmende Kontrahenten galten Gustav Thöni zu Beginn seiner Laufbahn, Heini Hemmi 1976/77 im Riesenslalom und am Anfang der 1980er Phil Mahre. Mit der Einführung von Kippstangen im Slalom Anfang der 1980er-Jahre büßte allerdings Stenmark seine Überlegenheit in dieser Disziplin ein, da bei den neuen Stangen Fahrer mit einem aggressiveren Fahrstil wie Marc Girardelli im Vorteil waren.
Neben einer exzellenten Körperbeherrschung und einem extrem ausgeprägten intuitiven Ski- und Schneegefühl zeichnete ihn eine phänomenale Balance aus. Daher geriet er in den vielen von ihm souverän absolvierten Skirennen so gut wie nie in Sturzgefahr oder stürzte tatsächlich. Stenmark trainierte diese Fähigkeit bereits in seiner Kindheit in Nordschweden, indem er auf einem zwischen zwei Bäumen gespannten Seil zur Schulung des Gleichgewichtssinns stundenlang akrobatische Turnübungen ausführte. Der Südtiroler Skiexperte Hermann Nogler erkannte als Erster das enorme Potential des jungen schwedischen Talents und wurde in den Folgejahren Stenmarks Trainer und Mentor.
Persönlichkeit
Ingemar Stenmark war ein Sportler von großer Fairness und zeichnete sich durch ein hohes sportliches Ethos aus. Dies belegt folgendes Beispiel: Als Stenmark als schwedischer Nobody im alpinen Skizirkus auftauchte, erhielt er von den renommierten Ski-Firmen keine Unterstützung, da man dort mit Schweden den nordischen Skilauf assoziierte und mit einem schwedischen alpinen Skiläufer nichts Rechtes anzufangen wusste. Lediglich in der relativ unbekannten jugoslawischen Firma Elan fand Stenmark einen Ausrüster. Als Dank dafür blieb Stenmark vom Anfang bis zum Ende seiner beispiellosen Karriere dieser Firma treu und bestritt sämtliche seiner Rennen ausschließlich auf Elan-Skiern – obwohl er millionenschwere Angebote von den anderen Firmen erhielt, nachdem er zum Superstar aufgestiegen war. Stenmark blieb ein bescheidener Sportler, dem mammonistische Starallüren zuwider waren.<ref name="zeit" /> Nicht zuletzt diese charakterlichen Eigenschaften sind der Grund dafür, dass Stenmark nach wie vor nicht nur das Sportidol des alpinen Skilaufs ist, sondern allgemein ein Vorbild für die sportlich interessierte Jugend darstellt – vornehmlich in Schweden.
Äußerer Ausdruck seines Charakters war seine legendäre, bewusst gepflegte Einsilbigkeit in Interviews, welche die Zunft der Sportreporter abschrecken sollte. Daher beschränkte er sich zumeist auf lapidare, ausschließlich sachbezogene Antworten.<ref name="zeit">Sein Sport gehört ihm In: Die Zeit 10/1981 vom 27. Februar 1981, abgerufen am 4. Januar 2012.</ref> Erst gegen Ende seiner Karriere ging er mehr aus sich heraus, ließ im Gespräch mitunter durch das eine oder andere Bonmot seinen durchaus vorhandenen Humor aufblitzen. Es entsprach Stenmarks Naturell, seiner Persönlichkeit durch Taten Ausdruck zu verleihen statt durch Worte. Gerade diese konstante Untertreibung machte Stenmark in weiten, auch außersportlichen Kreisen sympathisch und populär.<ref>Arnd Krüger & Swantje Scharenberg (Hrsg.): Zeiten für Helden – Zeiten für Berühmtheiten im Sport. LIT, Münster 2014, ISBN 978-3-643-12498-2.</ref> Im Skizirkus der Zeit sah der einsilbige Naturbursche Stenmark wie ein Fremdkörper aus. Der zeitgleich agierende Björn Borg wurde von den schwedischen Massenmedien als Star gefeiert und vom Publikum verehrt, Stenmark aber wurde als Held geliebt.<ref>John Hellström & Leif Yttergren: Ingemar Stenmark, folk hero and media star. The Media construction of a Swedisch skiiing hero in the 1970s, in: European Studies in Sport History 6(2013), 93 – 110</ref>
Erfolge
Olympische Spiele
- Innsbruck 1976: 3. Riesenslalom
- Lake Placid 1980: 1. Slalom, 1. Riesenslalom
- Calgary 1988: 5. Slalom
Weltmeisterschaften
- St. Moritz 1974: 9. Riesenslalom
- Innsbruck 1976: 3. Riesenslalom
- Garmisch-Partenkirchen 1978: 1. Riesenslalom, 1. Slalom
- Lake Placid 1980: 1. Slalom, 1. Riesenslalom
- Schladming 1982: 1. Slalom, 2. Riesenslalom
- Bormio 1985: 4. Slalom
- Crans-Montana 1987: 5. Slalom, 10. Riesenslalom
- Vail 1989: 6. Riesenslalom
Weltcup
- 3 x Gesamtweltcup-Sieger (1976, 1977, 1978)
- 8 x Riesenslalom-Weltcupsieger (1975, 1976, 1977 *, 1978, 1979, 1980, 1981, 1984)
- 8 x Slalom-Weltcupsieger (1975, 1976, 1977, 1978, 1979, 1980, 1981, 1983)
* Im Disziplinen-Weltcup für den Riesenslalom erreichten in der Saison 1976/77 Ingemar Stenmark und Heini Hemmi jeweils 115 gewertete Punkte für ihre 5 besten Ergebnisse (je 3 Siege à 25 Punkte und 2 zweite Plätze à 20 Punkte). Das sechstbeste Ergebnis war für Heini Hemmi ein dritter Platz, für Ingemar Stenmark ein sechster Platz. Laut Ski-DB wurde deshalb die Riesenslalom-Kristallkugel nur an Heini Hemmi vergeben und nicht an Ingemar Stenmark, in den heutigen FIS-Statistiken werden aber beide auf dem ersten Platz geführt.
Ingemar Stenmark errang insgesamt 155 Podestplätze, davon 86 Siege (46x Riesenslalom, 40x Slalom):
Riesenslalom
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Slalom
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Junioreneuropameisterschaften
- Jasná 1974: 1. Riesenslalom
Schwedische Meisterschaften
Ingemar Stenmark wurde neunmal Schwedischer Meister:
- Slalom: 1974, 1976, 1977, 1978 und 1979
- Riesenslalom: 1976, 1977, 1978 und 1979
Ehrungen
Ingemar Stenmark ist neben Anja Pärson und Björn Borg der einzige Sportler, der zweimal mit der renommierten Svenska-Dagbladet-Goldmedaille geehrt wurde (1975, 1978). Außerdem erhielt er 1979 die Holmenkollen-Medaille und wurde 1979 und 1980 mit dem Radiosportens Jerringpris geehrt. Von 1977 bis 1979 wurde er von der Internationalen Vereinigung der Ski-Journalisten dreimal in Folge mit dem Skieur d’Or ausgezeichnet.
Weblinks
- Ingemar Stenmark in der Datenbank des Internationalen Skiverbands (englisch)
- Ingemar Stenmark in der Alpine Ski Database (englisch)
- Ingemar Stenmark in der Datenbank von Sports-Reference (englisch)
Einzelnachweise
<references />
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Personendaten | |
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NAME | Stenmark, Ingemar |
KURZBESCHREIBUNG | schwedischer Skirennläufer, Olympiasieger |
GEBURTSDATUM | 18. März 1956 |
GEBURTSORT | Joesjö |