John Churchill, 1. Duke of Marlborough


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His Grace the Duke of Marlborough, Porträt von Sir Godfrey Kneller, um 1705

John Churchill, 1. Duke of Marlborough, Fürst von Mindelheim, KG, PC (* 26. Mai 1650 in Ashe, Devonshire; † 16. Juni 1722 in Cranbourn Lodge) war englischer Feldherr im Spanischen Erbfolgekrieg und der erste Duke of Marlborough.

Leben

Herkunft

Sein Vater war Sir Winston Churchill († 1688), ein Adeliger, der im Bürgerkrieg sein Schwert für Karl I. gezogen hatte und deswegen durch Cromwell seines Vermögens beraubt und in die Verbannung getrieben wurde. Aus der Ehe von Winston und der Elisabeth Drake († 1690), einer Nachfahrin des Piraten Drake entstammten mehrere Kinder, darunter John und Arabella Churchill. Seinen ersten Unterricht erhielt John durch den Ortsgeistlichen in Devonshire, der ihm das Fundament seines protestantischen Glaubens vermittelte, zudem erhielt er frühe Kenntnisse in der lateinischen und französischen Schrift.

Aufstieg am königlichen Hof

Nachdem seine Schwester Arabella 1665 zur Favoritin des Duke of York aufgestiegen war, verschaffte sie ihrem 15 jährigen Bruder die Stellung eines Pagen am Hof des späteren Königs Jakob II. Im Jahr 1666 begleitete er als Freiwilliger einen Kriegszug der englischen Flotte gegen die Mauren nach Tanger. Bald nach England zurückgekehrt, erregte er das Interesse einer damaligen Mätresse Karl II., der Gräfin von Castlemaine, der späteren Herzogin von Cleveland. Um diesen Konkurrenten von der Gräfin auf Distanz zu halten, gab ihm der König bei der Garde einen Posten als Hauptmann.

Frühe militärische Laufbahn

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Die Familie des Herzogs von Marlboroughs, links vom Herzog Elizabeth und Mary, die Herzogin Sarah, Henrietta, Anne und John Churchill

Die eigentliche militärische Karriere John Churchills begann 1667 mit dem Eintritt in die Garde. 1672 wurde er zum Captain befördert, am 7. Juni 1672 nahm er an Bord des Flaggschiffs Price Royal an der Seeschlacht von Solebay teil. In den Feldzügen der Franzosen von 1672 bis 1677 in den Niederlanden begleitete er die verbündeten französischen Heere bis vor die Tore von Amsterdam, der Überlebenskampf der vereinigten Niederlande brachte ihm später die große militärische Erfahrung in der Belagerungskunst. Bei der Belagerung von Nimwegen und im folgenden Jahr vor Maastricht traten seine Fähigkeiten bereits hervor. Am 13. April 1674 zum Oberst des französischen Heeres ernannt, befehligte er ein englisches Regiment am oberen Rhein. Unter seinem französischen Lehrmeister, dem Marschall Turenne kämpfte er in der Schlacht bei Sinsheim (Juni 1674), bei Enzheim im Oktober und bei Türkheim im Januar 1675. Am 5. Januar 1675 avancierte Churchill im Regiment von Oberst Charles Lyttleton zum Oberstleutnant. Am 12. August des gleichen Jahres wurde er zu seiner ersten diplomatischen Mission nach Paris geschickt. Am 17. Februar 1678 stieg John Churchill zum wirklichen Oberst im englischen Heer auf.

Zur Jahreswende von 1677 auf 1678 heiratete er Sarah Jennings, die als Hofdame eine enge Freundin der späteren Königin Anne war. Sarah (1660–1744) war als Tochter des Parlamentsabgeordneten Richard Jenyns of Sandridge und seiner Frau Frances Thornhurst geboren. Als der Herzog von York 1685 nach dem Tod seines Bruders den Thron bestieg, wurde Churchill zum Brigade-Generals erhoben.

Bei der Niederschlagung der Monmouth-Rebellion im Juni 1685 war er maßgeblich an der Schlacht von Sedgemoor beteiligt. Zum Dank dafür wurde er am 3. Juli zum Generalmajor befördert, der König erhob ihn zum Pair und verlieh ihm den Titel eines Baron Churchill von Sandbridge (Grafschaft Hertford). Zwischen 1685 bis 1692 erlangte er als dritter Gouverneur der Hudson’s Bay Company weitere hohe Einkünfte.

Churchill verriet während der Glorious Revolution zusammen mit dem Herzog von Grafton und anderen Offizieren den König und war auf die Seite des Prinzen von Oranien übergegangen, dessen Landung in England im November 1688 einvernehmlich erfolgte. Am 20. Dezember 1683 unterzeichnete er eine Associationsakte zu Gunsten Oraniens und wurde darauf zum General-Lieutenant ernannt. Er erklärte dem neuen Herrscher Wilhelm III. von Oranien seine Loyalität und dieser erhob ihn zum Earl of Marlborough. Unter der Oberleitung des Marshalls von Schomberg erfolgte eine nötige Reorganisation der englischen Armee. Im Mai 1689 wurde Frankreich der Krieg erklärt, Marlboroughs Truppen unterstanden dabei der verbündeten Armee unter dem Oberbefehl des Fürsten von Waldeck. Am 25. August 1689 war das 8.000 Mann starke englische Kontingent maßgeblich am Sieg über die Franzosen in der Schlacht von Walcourt beteiligt. Nach Wilhelms Sieg in der Schlacht am Boyne erzwang Marlborough in seinem ersten selbstständigen Feldkommando im September 1691 die Übergabe des befestigten Hafens von Cork. Weil Churchill aber weiterhin schriftlichen Kontakt zu König Jakob II. unterhielt, fiel er ab Januar 1692 beim neuen Herrscher in Ungnade, zwischen 4. Mai bis 15. Juni 1692 musste er sich sogar im Tower von London aufhalten. 1695 erfolgte nach dem Tod von Queen Mary ein Ausgleich zwischen Wilhelm von Oranien und der designierten Thronfolgerin Anna Stuart. Sarah und John Churchill wirkten dabei auf Anna ein, dass sie ihr Thronfolgerecht zugunsten Wilhelms aufgebe, falls Maria vor ihm stürbe. Damit sicherten sie Wilhelm die Krone auf Lebenszeit und sorgten für politische Stabilität. Erst am 16. Juni 1698 wurde Marlborough vom König rehabilitiert und als Mitglied des Geheimen Rates wieder in die alten Würden eingesetzt.

Im Spanischen Erbfolgekrieg

Nach Ausbruch des Spanischen Erbfolgekrieges wurde Marlborough am 31. Mai 1701 zum Oberbefehlshaber der englischen Truppen ernannt. Am 28. Juni wurde er wegen seines großen diplomatischen Geschickes als Botschafter für die Vereinigten Provinzen berufen. Im Juli 1701 brachten seine Bemühungen eine neue große Koalition mit den Generalstaaten und den Kaiser gegen Ludwig XIV. zustande. Als Königin Anne im März 1702 den Thron bestieg, begann der abermalige Aufstieg Churchills, er erhielt den Oberbefehl der vereinigten Landstreitkräfte in den Niederlanden gegen die Franzosen. Auf seine Empfehlung hin wurde Sidney Godolphin von der Königin in die Treasury berufen, diesmal als Lord High Treasurer. Der erste Feldzug am Festland, der mit der Belagerung von Kaiserswerth (1702) die erste Krönung fand, brachte ihm die Standeserhöhung zum Duke of Marlborough ein. Am Beginn des Feldzuges von 1703 erhielt er im Felde die Todesnachricht seines 17-jährigen Sohnes John Churchill, der am 20. März einer Krankheit erlag.

Feldzug an der Donau

Zum Beginn des Feldzuges von 1704 fanden sich die Hauptarmeen der Gegner beiderseits der holländischen Grenze in einer unhaltbaren Pattsituation gegenüber. Gleichzeitig bedrohte eine zweite starke französisch-bayerische Armee Wien, die Hauptstadt des mit den Niederlanden und England verbündeten Kaisers. Am 20. Mai 1704 brachen 21.000 Mann unter dem Befehl Marlboroughs auf und marschierten nach Süden. Es folgte der militärgeschichtlich bedeutsame Marsch der Engländer von der niederländischen Grenze bis an die Donau. In dieser Armee kämpften nicht nur Briten, sondern auch Holländer sowie im Sold der Seemächte stehende Dänen und Deutsche. Indem Marlborough die Verteidigung der Niederlande fast völlig entblößte, mit der Masse des Heeres zunächst den Rhein entlang nach Süden zog und durch geschicktes Manövrieren den französischen Gegner lange Zeit im Unklaren über sein eigentliches Ziel - den Entsatz des bedrohten Kaisers - lassen konnte, zwang er die französischen Armeen, großenteils seiner Marschroute in gewisser Entfernung zu folgen, so dass sie an der niederländischen Grenze keine Initiative ergreifen konnten. Über Köln, Koblenz, Mainz und Darmstadt gelangten die Armee nach Heidelberg. Am 29. Juni wurde die Donau bei Ulm überschritten, nachdem man sich kurz zuvor mit den Truppen des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden vereinigt hatte. Churchills Marsch an die Donau gilt heute noch als ein Musterbeispiel geschickter Strategie, mit der sich auch ein zahlenmäßig deutlich überlegener Gegner bezwingen lässt. Am 2. Juli erzwang er nach der Schlacht am Schellenberg den Donauübergang und erreichte die Vereinigung mit dem kaiserlichen Heer unter Prinz Eugen von Savoyen, der die nächsten Jahre zu einem verlässlichen Verbündeten und persönlichen Freund wurde.

Zusammen mit der kaiserlichen Armee konnte Marlborough die vereinigten Franzosen und Bayern unter den Marschällen Tallard und Marsin am 13. August 1704 in der Schlacht von Höchstädt (engl. Battle of Blenheim) besiegen. Churchill galt fortan als Held des Vaterlandes. Als Dank schenkte ihm Königin Anne deshalb ein großes Stück Land in Woodstock in der Nähe von Oxford sowie die notwendigen Mittel, ein standesgemäßes Haus zu errichten. Mit der Schenkung verbunden war die Auflage, zukünftig an jedem Jahrestag der Schlacht eine nachgebildete Fahne der besiegten französischen Truppen an das Königshaus zu schicken. Es entstand ein Monument der Größe und Stärke, Blenheim Palace, der von Englands einflussreichstem Barock-Architekten John Vanbrugh entworfen wurde. Die Tradition der verschickten Fahne existiert bis heute. Angeblich beruht das Besitzrecht der Dukes of Marlborough an Park und Schloss Blenheim auch heute noch ausschließlich auf dem Befolgen dieser Tradition, so dass selbst die heutigen Nachfolger von John Churchill ihre Ländereien an die britische Krone verlieren könnten, wenn sie die Fahne vergessen sollten.

Feldzugsjahre 1705 bis 1712

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Darstellung der Schlacht von Malplaquet, 1709

Der Feldzug von 1705 verlief weniger erfolgreich, ein geplanter Anschluss an die Reichskontingente an der Mosel gelang nicht. Vom deutschen Kaiser Leopold I. wurde ihm für seine bisherigen Dienste im spanischen Erbfolgekrieg die Herrschaft über das neugeschaffene Fürstentum Mindelheim übertragen, die erst 1714 an die Bayern zurückfiel.

Im Feldzug von 1706 schlug er die Franzosen in der Schlacht bei Ramillies. Dieser Sieg erzwang den Rückzug der Franzosen aus den Spanischen Niederlanden unter Aufgabe der Städte Brügge, Antwerpen und Gent und sicherte den Bestand der spanischen Niederlande.

Im Feldzug von 1708 der wieder im engen Zusammenwirken mit den Kaiserlichen unter Prinz Eugen erfolgte, wurde der Sieg in der Schlacht bei Oudenaarde am 11. Juli errungen und darauf die Belagerung von Lille eingeleitet. Die Festung kapitulierte am 11. Dezember 1708.

Im Feldzug von 1709 war der Vormarsch über Mons auf Paris vorgesehen, zusammen mit Prinz Eugen folgte am 11. September 1709 bei Malplaquet ein neuer Sieg über die Franzosen, der von beiden Seiten mit schweren Verlusten bezahlt wurde. Im Kriegsjahr 1711 drängte der Duke of Marlborough die Franzosen unter Marschall Villars von Cambrai ab und eroberte Bouchain. Als am 17. April 1711 Kaiser Joseph I. überraschend verstarb, änderte sich die Politik Großbritanniens allerdings rigoros. Der Krieg selbst hatte jetzt seine Sinnhaftigkeit verloren, zudem konnte trotz großer Erfolge die militärische Macht Frankreichs nicht nachhaltig gebrochen werden. Die freigekämpften Generalstaaten waren uneinig, die Opposition in England glaubte mit der Weiterführung des Krieges nichts mehr gewinnen zu können und suchte bereits Geheimverhandlungen mit Ludwig XIV.

Abstieg und Lebensende

Der Bruch der Königin mit Sarah Jennings leitete den Abstieg Marlboroughs ein. Obwohl selbst ein Anhänger der Torys trug der allmächtige Schatzmeister Godolphin doch wesentlich dazu bei, dass allmählich die Whigs im Bund mit Marlborough zur Vorherrschaft gelangten. Am 7. August 1710 setzte die Königin aber die Entmachtung Godolphins aus seinem Amte durch. Der Wahlsieg der Torys 1710 hatte 1711 zur Folge, dass Churchill seine politischen Ämter aufgeben musste und nach Hannover ging. Ende 1711 wurde der Herzog auch als militärischer Oberbefehlshaber am Kontinent abberufen und im Januar 1712 durch den Herzog von Ormonde ersetzt.

Nach der politischen Wende erhielt Marlborough 1714 unter der Regierung König Georgs I. und der Whigs seine Ämter zurück. Am 15. April 1716 wurde sine zweite Tochter, Anna, Gräfin von Sunderland durch eine Lungenentzündung hinweggerafft. Am 28. Mai 1716 wurde Marlborough selbst von einem Schlaganfall getroffen, der ihn eine Zeit lang der Fähigkeit zum Reden beraubte. Er erholte sich zwar nach einer Kur in Bath, aber sein Lebenswille war spätestens nach dem Tod einer weiteren Tochter Mary, Herzogin von Montagu am 14. Mai 1719 vollends gebrochen.

Wegen des zu befürchtem Verlust seiner Geisteskräfte reichte er durch Lord Sunderland eine Bitte um Entlassung aus allen seinen Ämtern ein, die vom neuen König stattgegeben wurde. Am 27. November 1721 erschien er nochmals im Oberhaus des Parlamentes. Im Juni 1722 verstarb er nach einem weitern Schlaganfall, jetzt vollkommen gelähmt in Cranbourn Lodge.

Marlborough war ein Vorfahre des späteren britischen Premierministers und Literaturnobelpreisträgers Sir Winston Churchill, der auch eine Biographie über ihn verfasst hat.

Ehrungen

Nach ihm benannt sind in Kanada Churchill (Manitoba) mit Churchill Lake (Saskatchewan) und Churchill River (Hudson Bay) und in Australien der Churchill-Nationalpark.

Literatur

  • Winston S. Churchill: Marlborough. 2 Bände. Manesse Verlag, Zürich 1990, ISBN 3-7175-8160-0 (Manesse Bibliothek der Weltgeschichte).
  • David Chandler: Marlborough as Military Commander. Da Capo Press, Cambridge MA 1997, ISBN 1-885119-30-5.
  • J. R. Jones: Marlborough. Cambridge University Press, Cambridge 1993.

Weblinks

VorgängerAmtNachfolger
James Scott, 1. Duke of MonmouthOberbefehlshaber der britischen Armee
1690–1691
Meinhard von Schomberg
Titel neu geschaffenDuke of Marlborough
1702–1722
Henrietta Churchill