Montserrat


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25px Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Montserrat (Begriffsklärung) aufgeführt.
Montserrat
Flagge Wappen
Wahlspruch: A people of excellence, moulded by nature, nurtured by God<ref>National Motto for Montserrat Selected, Government of Montserrat 16. Oktober 2013, abgerufen 20. Juli 2015</ref>

(eng., „Ein vorzügliches Volk, von der Natur geformt, von Gott genährt“)

Amtssprache Englisch
Hauptstadt de jure: Plymouth
de facto: Brades (geplant: Little Bay)
Regierungssitz Brades
Staatsform Britisches Überseegebiet
Staatsoberhaupt Königin Elisabeth II.

vertreten durch
Generalgouverneur Adrian Davis
Regierungschef Premier Donaldson Romeo
Fläche 102 km²
Einwohnerzahl 4.922 (Volkszählung 2011)
Bevölkerungsdichte 48 Einwohner pro km²
Währung Ostkaribischer Dollar (XCD)
Nationalhymne God Save the Queen
Zeitzone UTC−4
Internet-TLD .ms
Telefonvorwahl +1 (664) siehe NANP

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Topographische Karte
Montserrat, im Hintergrund der Vulkan Soufrière Hills

Montserrat ist eine Insel in der Karibik und gehört zu den Kleinen Antillen. Sie ist ein Überseegebiet des Vereinigten Königreichs.

Geografie

Die Insel liegt südwestlich von Antigua, südöstlich von Nevis und nordwestlich von Guadeloupe.

Sie ist vulkanischen Ursprungs und besteht im Wesentlichen aus drei vulkanischen Massiven: den Silver Hills im Norden, den Centre Hills in der Mitte und den Soufrière Hills im Süden.

In Montserrat herrscht tropisches Klima mit Temperaturen zwischen 23 und 30 °C ohne ausgesprochene Regen- oder Trockenperioden.

Rund 290 Meter vor der Nordküste liegt die winzige (weniger als 1000 Quadratmeter messende) Felseninsel Little Redonda.

Vulkanismus

Auf Montserrat sind nur die Soufrière Hills noch aktiv. Geowissenschaftler gehen von einem letzten großen Ausbruch des Vulkans Soufrière vor 20.000 Jahren aus. Die letzte Phase größerer Aktivität wurde nach 400-jähriger Pause registriert, die sich durch Erdbebenschwärme seit 1992 ankündigte. 1995 wurde bei einem Vulkanausbruch ein großer Teil der Insel verwüstet.

2/3 der Insel sind aufgrund des Vulkanausbruchs Sperrgebiet. Ein Befahren der Küstengewässer ist riskant, da keine aktuellen Seekarten vorliegen. In weitem Umkreis auf See ist ein starker Geruch nach Schwefelwasserstoff wahrnehmbar (April 2005). Ein Umkreis von zehn Seemeilen gilt als komplettes Sperrgebiet, auch gilt der Vulkan noch immer als so aktiv, dass über Seefunk noch mehrmals täglich die aktuelle Bedrohung mitgeteilt wird.

Das Sperrgebiet auf der Insel wurde 2005 teilweise aufgehoben. Es werden Führungen über die Insel angeboten (Mitte 2005). Schiffe können die nördliche Bucht anlaufen, nur im südlichen Teil der Insel ist Anlanden verboten. Kreuzfahrtschiffe fahren am Tag bis auf 500 m an die Südküste.

Seit dem 8. Januar 2007 ist der Soufrière wieder aktiv. Der Südteil der Insel ist seither wieder gesperrt.

Bevölkerung

Die meisten europäischen Einwanderer sind Iren, z.B. ist der St. Patrick’s Day ein gesetzlicher Feiertag und auf der Flagge ist das Irische Nationalsymbol, die Harfe, abgebildet. Durch Rückwanderung nach dem verheerenden Ausbruch des Inselvulkans Soufrière Hills 1995 nahm die Bevölkerung zwischen 1998 und 2007 wieder stark zu. Die Tabelle stellt die Bevölkerungsentwicklung dar.

Jahr 1921 1946 1960 1970 1980 1991 1998 2001 2005 2008 2011
Monat-Tag   04-09 04-07 04-07 05-12 05-12   05-12     05-12
Bevölkerung 12.120 14.3331) 13.378 12.155 11.685 11.314 2.8502) 4.491 9.341 6.4093) 4.922
1) Für 1946 werden auch 13.313 angegeben
2) Nach Ausbruch des Soufrière Hills 1995
3) Nach wieder anwachsender Aktivität des Soufrière Hills 2007

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30 % sind Anglikaner, 23 % Methodisten, 10 % Katholiken.

Geschichte

Montserrat ist seit ca. 7000 Jahren besiedelt. Ab 400 v. Chr. wanderten Arawak ein, die bis zur europäischen Landnahme die Bevölkerungsmehrheit darstellten. Im 15. Jahrhundert wurden sie von den kriegerischen Kariben unterworfen. Die Kultur der Arawak blieb jedoch dominant.

Christoph Kolumbus entdeckte die Insel am 3. November 1493 und nahm sie unter dem Namen Santa Maria de Montserrate, nach dem bekannten Kloster Montserrat auf dem gleichnamigen Berg in Katalonien (Spanien), für die spanische Krone in Besitz. Allerdings wurde Montserrat nie von Spaniern besiedelt.

Das Desinteresse der Spanier nutzten die Engländer aus und gründeten 1632 eine erste Siedlung. Die Spannungen zwischen Katholiken und Anglikanern im Mutterland, die in den Englischen Bürgerkrieg mündeten, hatten die Karibik erreicht. Die irischen Bewohner der Nachbarinsel St. Kitts wurden nach Montserrat umgesiedelt. Später kamen irische Einwanderer aus anderen britischen Kolonien Amerikas hinzu. Noch heute ist ein großer Teil der europäischstämmigen Bewohner irischer Abstammung.

1672 bildete Montserrat gemeinsam mit Antigua, St. Kitts und Nevis eine Konföderation englischer Inselkolonien mit gemeinsamem Abgeordnetenhaus unter dem Gouverneur Wiliam Stapleton.<ref>H. Wellenreuther: Niedergang und Aufstieg, S.401</ref>

Die Siedler bauten Tabak, Zuckerrohr und Baumwolle an. Für die Arbeit in den Feldern wurden westafrikanische Sklaven eingeführt. Deren Nachkommen bilden heute die Bevölkerungsmehrheit. 1838 wurde die Sklaverei abgeschafft.

Von 1871 bis 1956 gehörte Montserrat zur Föderation der Leeward Islands, 1958 wurde sie Mitglied der Westindischen Föderation. Nach Auflösung der Föderation 1962 entschieden sich die Inselbewohner in einer Abstimmung dafür, wieder britische Kronkolonie zu werden.

Im September 1989 wurde die Insel vom Hurrikan Hugo mit voller Wucht getroffen und stark zerstört.

Ein Großteil der Insel wurde durch eine Reihe von Ausbrüchen des Vulkans Soufrière Hills, die am 18. Juli 1995 begannen, verwüstet, darunter auch der einzige Flughafen der Insel. 75 % der Bevölkerung flohen von der Insel. Die Hauptstadt Plymouth wurde 1997 aufgrund der Vulkanausbrüche offiziell aufgegeben. Ein Übergangsregierungssitz wurde in Brades am nordwestlichen Ende der Insel errichtet.

Im Februar 2005 wurde der neue Flughafen John A. Osborne auf der Nordhälfte der Insel von Prinzessin Anne eingeweiht und am 11. Juli 2005 offiziell eröffnet. In Little Bay ist eine neue Hauptstadt in Bau.

17. September

Der 17. September ist für die Bewohner Montserrats ein "Schicksalstag", verbunden mit drei katastrophalen Ereignissen:<ref name>Montserrats 17. September - Jahrestag der Katastrophen, auf www.montserratreporter.org (englisch), abgerufen am 18. April 2015</ref>

  • Am 17. September 1965 zerschellte eine Boeing 707 der amerikanischen Fluggesellschaft Pan Am auf dem Weg von Martinique nach Antigua am Chances Peak, wobei 30 Menschen den Tod fanden.<ref>Unfallbericht auf Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 18. April 2015</ref>
  • Am 17. September 1989 traf Hurrikan Hugo die Insel mit voller Wucht, tötete 10 Bewohner und verursachte Schäden von mindestens 260 Mio. US$, wobei mehr als 90 % der Behausungen auf Montserrat zerstört wurden.
  • Am 17. September 1996 ereignete sich die erste wahrhaft zerstörerische Explosion der aktuellen Ausbruchsserie des Vulkans Soufrière Hills.

Politik

Montserrat ist ein britisches Überseegebiet. Es ist Mitglied der CARICOM, der OECS und gehört zu den Trägern der Universität der Westindischen Inseln. Der Regierungschef der Insel ist der Chief Minister von Montserrat.

Die Verteidigung der Insel ist Aufgabe der Britischen Streitkräfte, Montserrat unterhält mit der 1899 gegründeten Royal Montserrat Defence Force eine 25 Soldaten umfassende Freiwilligentruppe, die vor allem zeremonielle Aufgaben wahrnimmt.

Verwaltungsgliederung

Montserrat besteht aus folgenden drei Verwaltungsgemeinden (parishes):

Parish Lage Hauptort Fläche
km²
Bevölkerung
Volkszählung
9 April 1946<ref>United Nations Demographic Yearbook 1955, Seite 169</ref>
Bevölkerung
Volkszählung
5. Mai 2011<ref>Montserrat 2011 Population and Housing Census (PDF; 1,5 MB)</ref>
Saint Anthony Süden Plymouth 35,7 6.040 0
Saint Georges Osten ... 28,3 3.882 0
Saint Peter’s Nordwesten ... 38,0 4.411 4.922
Montserrat   Plymouth 102,0 14.333 4.922


Die ersten beiden Gemeinden sind von den Sperrzonen betroffen, die nach dem Ausbruch des Vulkans Soufrière Hills eingerichtet wurden, und bestehen nur noch de jure. Die gesamte Bevölkerung konzentriert sich im Parish of Saint Peter's im Nordwesten der Insel, wo auch der vorläufige Regierungssitz Brades liegt.

Infrastruktur

Es besteht Linksverkehr.

Montserrat war nach der Zerstörung des einzigen Flughafens durch den Ausbruch der Soufrière Hills 1997 nur noch per Schiff oder Helikopter erreichbar, bis am 11. Juli 2005 der für ungefähr 18,5 Mio. US$ neu erbaute Flughafen John A. Osborne im Norden der Insel eröffnet wurde.

Kultur

Musik

In den 1980er-Jahren befanden sich auf Montserrat die „Air Studios“ des früheren Beatles-Produzenten George Martin, der zeitweise auf Montserrat lebte. In den Studios nahmen eine ganze Reihe renommierter Musiker berühmte Alben auf, so z.B. die Dire Straits, The Police, Orchestral Manoeuvres in the Dark, Paul McCartney oder Phil Collins. Viele dieser Künstler nahmen am 15. September 1997 in der Londoner Royal Albert Hall am Benefizkonzert „Music for Montserrat“ zugunsten der Insel teil.

Der 1954 auf Montserrat geborene Musiker Arrow (eigentlich Alphonsus Celestine Edmund Cassell) nahm 1983 den Song Hot Hot Hot auf, der zur heimlichen Nationalhymne von Montserrat wurde.

Ian Anderson, Frontmann der Band Jethro Tull, verarbeitete die jüngsten Ereignisse in Montserrat im gleichnamigen Song auf seinem dritten Soloalbum („Secret language of birds“).

Sport

Fußball

Montserrat ist eigenständiges Mitglied der FIFA und der CONCACAF und nimmt mit einer eigenen Mannschaft an deren Wettbewerben teil. In der Regel verliert Montserrat sehr hoch und steht traditionell auf einer der letzten Positionen der FIFA-Weltrangliste. Ein Porträt des Fußballs auf Montserrat bietet der Dokumentarfilm „The Other Final“, der über das im Jahre 2002 parallel zum WM-Finale stattfindende Länderspiel gegen den damaligen Vorletzten der FIFA-Weltrangliste Bhutan berichtet. Montserrat verlor das Spiel in Bhutan mit 0:4.

Literatur

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Montserrat – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons Commons: Montserrat – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references />

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