Neustrelitz


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25px Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Neustrelitz (Begriffsklärung) aufgeführt.
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Neustrelitz
53.36472222222213.06361111111173Koordinaten: 53° 22′ N, 13° 4′ O{{#coordinates:53,364722222222|13,063611111111|primary
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Basisdaten
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Landkreis: Mecklenburgische Seenplatte
Höhe: 73 m ü. NHN
Fläche: 138,15 km²
Einwohner: 20.476 (31. Dez. 2014)<ref name="Metadaten Einwohnerzahl DE-MV">Statistisches Landesamt M-V – Bevölkerungsentwicklung der Kreise und Gemeinden 2014 (XLS-Datei) (Einwohnerzahlen in Fortschreibung des Zensus 2011) (Hilfe dazu).</ref>
Bevölkerungsdichte: 148 Einwohner je km²
Postleitzahl: 17235
Vorwahl: 03981
Kfz-Kennzeichen: MSE, AT, DM, MC, MST, MÜR, NZ, RM, WRN
Gemeindeschlüssel: 13 0 71 110
Stadtgliederung: 13 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Markt 1
17235 Neustrelitz
Webpräsenz: www.neustrelitz.de
Bürgermeister: Andreas Grund (parteilos)
Lage der Stadt Neustrelitz im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte

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Datei:16 Neustrelitz 008.jpg
Quadratischer Marktplatz mit acht strahlenförmig abgehenden Straßen. Der markante Grundriss von Neustrelitz dient auch als offizielles Stadtlogo.

Neustrelitz ist eine Mittelstadt im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte im Land Mecklenburg-Vorpommern im Nordosten der Bundesrepublik Deutschland. Die frühere Residenzstadt mecklenburgischer Herzöge und einstige Landeshauptstadt von Mecklenburg-Strelitz ist heute eines der 18 Mittelzentren des Landes.

Neustrelitz wurde 1733 als barocke Planstadt nahe der Stadt Strelitz (heute Stadtteil Strelitz-Alt) gegründet, nachdem das Strelitzer Wasserschloss des regierenden Herzogs Adolf Friedrich III. 1712 abgebrannt war. Dieser bezog daraufhin 1731 sein neu erbautes Residenzschloss im nahen Glienecke. Es folgte der Bau einer Siedlung für Hofstaat und Landesverwaltung sowie am 20. Mai 1733 ein Aufruf des Herzogs zur Ansiedlung von Neubürgern. Dieses Schriftstück gilt heute als Gründungsurkunde der Stadt Neustrelitz.

Das Residenzschloss brannte am Ende des Zweiten Weltkrieges aus, die Reste wurden bis 1950 abgerissen. Erhalten blieben der Neustrelitzer Schlosspark, die neogotische Schlosskirche, die klassizistische Orangerie, der Luisentempel und eine Reihe weiterer Sehenswürdigkeiten im Neustrelitzer Residenzviertel. Auch der historische Stadtkern ist weitgehend erhalten.

Durch die zentrale Lage im Mecklenburger Seenland, die schiffbare Verbindung mit überregionalen Gewässern, Kulturveranstaltungen wie die Festspiele im Schlossgarten und das Immergut Festival, sowie die vielen Baudenkmale in der Stadt, wurde Neustrelitz zu einem der bekannten Urlaubsziele in Mecklenburg-Vorpommern.

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat in Neustrelitz bedeutende Einrichtungen der Fernerkundung aus dem Weltall für das Earth Observation Center und ist an der Entwicklung der europäischen Satellitennavigation Galileo beteiligt. Das Gymnasium Carolinum ist eine der größten und ältesten Schulen in Mecklenburg-Vorpommern. Im Kulturquartier Mecklenburg-Strelitz wird die Kultur der Region gebündelt präsentiert. Sportlich ist die Stadt für ihren Fußballverein TSG Neustrelitz bekannt.

Geographie

Lage

Datei:Domjüchsee.jpg
Domjüchsee – einer von sechs Seen im Stadtgebiet

Naturräumlich ist Neustrelitz Teil des Neustrelitzer Kleinseenlandes in der Mecklenburgischen Seenplatte. Die Stadt liegt am Zierker See, der über den Kammerkanal und den Woblitzsee mit der Oberen Havel-Wasserstraße verbunden ist. Innerhalb oder nahe der Stadt liegen 29 größere und kleinere Seen, wie der Zierker See, Glambecker See, Domjüchsee, Großer Fürstenseer See, Großer Prälanksee, Langer See, Krebssee, Kluger See und Buttersee.

Das Mittelzentrum Neustrelitz ist vom nächsten Mittelzentrum, der Stadt Waren (Müritz), knapp 45 km entfernt. Das nächste Oberzentrum von Neustrelitz aus ist die 28 km entfernte Stadt Neubrandenburg. Grundzentren im Umkreis von 40 km sind Wesenberg, Penzlin, Mirow, Burg Stargard, Rechlin, Feldberger Seenlandschaft und Fürstenberg/Havel (im heutigen Brandenburg). Die nächstgelegenen Ballungsräume sind Berlin im Süden, Stettin im Osten, die Regiopole Rostock im Nordwesten und Hamburg im Westen.<ref>Landesraumentwicklungsprogramm MV 2015, abgerufen am 8. Juli 2015</ref>

Stadtgliederung

Neben der Kernstadt gehören zum Stadtgebiet:

  • Domjüch
  • Drewin
  • Fürstensee (am 22. April 1992 eingemeindet)
  • Groß Trebbow
  • Hohenlanke
  • Kalkhorst
  • Klein Trebbow (am 22. April 1992 eingemeindet)
  • Langhagen
  • Lindenberg
  • Prälank
  • Rudow
  • Sophienhof
  • Strelitz-Alt (am 10. September 1931 eingemeindet)
  • Tannenhof
  • Torwitz
  • Wiesenthal
  • Zierke

Geschichte

Zur Geschichte der bis 1931 und 1945–1946 selbstständigen Stadt Strelitz – siehe dort!

Name

Der Name Neustrelitz (in älteren Schriften auch: Neu-Strelitz, N. Strelitz oder missverständlich einfach nur Strelitz) wurde vom Ortsnamen der 1931 eingemeindeten Mutterstadt Strelitz abgeleitet. Als Name tauchte Neuenstrelitz bereits am 20. März 1732 in einer Quittung auf, die der Hofgärtner und herzogliche Baumeister Christoph Julius Löwe einem Arbeiter ausstellte.<ref>Annalise Wagner: Aus dem alten Neustrelitz. S. 7</ref> Seit dem Entstehen der sich entwickelnden neuen Residenz Neustrelitz wurde die alte Mutterstadt Strelitz zur besseren Unterscheidung umgangssprachlich immer häufiger als Alt-Strelitz bezeichnet, ohne dass es jedoch zu einer offiziellen Umbenennung gekommen wäre.<ref>Museum der Stadt Neustrelitz (Hrsg.): Neustrelitz. Eine Stadtgründung des 18. Jahrhunderts. 1978</ref> Strelitz trägt seit 1994 offiziell den Stadtteilnamen Strelitz-Alt.<ref>Verlagsbeilage: 650 Jahre Strelitz-Alt. In: Nordkurier, 1999</ref><ref>Künftig heißt es Strelitz-Alt. In: Amtsblatt der Stadt Neustrelitz 94/03, 9. Februar 1994</ref>

Vorgeschichte (1701–1733)

Datei:Neustrelitz Schloss 18Jhd sw.jpg
Neustrelitzer Residenzschloss, Bauzustand im späten 18. Jahrhundert

Im Ergebnis des Hamburger Vergleichs (1701) erfolgte die Dritte Mecklenburgische Hauptlandesteilung. Es entstanden die Teilherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz. Der erste Regent von Mecklenburg-Strelitz, Herzog Adolf Friedrich II., benötigte eine standesgemäße Residenz, das neue Herzogtum selbst eine Hauptstadt. Nachdem sich die ursprüngliche Absicht, Neubrandenburg zur Hauptstadt zu machen, als unausführbar erwiesen und weil Adolf Friedrich II. in Strelitz schon seit längerem seinen Wohnsitz in einer alten Wasserburg hatte, wurde die Stadt Strelitz zur Haupt– und Residenzstadt ausgebaut. Die Ansiedlung der neuen Hofbehörden folgte. Die Lage änderte sich, als 1712 das Strelitzer Residenzschloss abbrannte und die Bürger der Stadt die von Herzog Adolf Friedrich III. für den Wiederaufbau geforderten Hand- und Spanndienste verweigerten.<ref>Gerlinde Kienitz: Neustrelitz 1733–1983. Hrsg. Museum der Stadt Neustrelitz 1983, S.10.</ref> Damit setzte eine Entwicklung ein, die zunächst zum Bau eines neuen Residenzschlosses wenige Kilometer nördlich von Strelitz und im Anschluss daran zum Entstehen einer neuen Residenzstadt – eines neuen Strelitz führte.

Nach dem Brand das Strelitzer Residenzschlosses bewohnte Herzog Adolf Friedrich III. mit seiner Familie verschiedene seiner kleineren Schlösser. Eines von ihnen war das von ihm auf dem Gelände einer Meierei errichtete einstöckige Jagdschloss Glienecke. Dieses ließ er schrittweise zu einem Residenzschloss aus- und umbauen und in dessen Nähe eine Siedlung für die Hofbediensteten anlegen, in die schon bald die noch in Strelitz ansässigen Verwaltungsbehörden des Herzogtums umzogen.

Residenzstadt, Landeshauptstadt, Kreisfreie Stadt (1733–1933)

Datei:Luisentempel Neustrelitz.JPG
Luisentempel – im Schlosspark Neustrelitz erbaut zu Ehren von Luise von Mecklenburg-Strelitz, bis zu ihrem Tod 1810 Königin von Preußen
Datei:Palais Parkstrasse 9 Neustrelitz 3 2014 001.JPG
Parkhaus – für den letzten Großherzog von Mecklenburg-Strelitz Adolf Friedrich VI. errichtetes Palais

Da die Entwicklung von einer Siedlung für Hofbedienstete zu einer neuen Stadt Adolf Friedrich III. nicht zügig genug voranschritt, erließ er am 20. Mai 1733 einen Aufruf an alle, die gewillt waren, sich dort anzusiedeln und gewährte jedem Bauwilligen einen kostenfreien Bauplatz, kostenloses Bauholz und Steuerfreiheit für zehn Jahre. Dieses Schriftstück wird heute als Gründungsurkunde der Stadt Neustrelitz angesehen, obwohl die ersten Wohngebäude schon Jahre zuvor entstanden waren.

Noch um die Mitte des 18. Jahrhunderts gab man sich unentschlossen, ob Neustrelitz nur ein Stadtteil von Strelitz werden sollte oder eine eigene Stadt. Auf die Ursprungsidee eines neuen Stadtteils deutet hin, dass für Neustrelitz die sonst im Stadtgründungsakt übliche Übertragung von kommunalen Selbstbestimmungs- und Selbstverwaltungsrechten an die neugegründete Stadt unterblieben war (bekannt als Stadtrecht). Damit blieb Neustrelitz auch weiterhin Teil des fürstlichen Grundbesitzes – des Domaniums. Es gab keine gewählten Volksvertreter und die Bürger hatten auch sonst keinerlei Mitspracherechte. Folge davon war auch, dass Neustrelitz im politischen System des mecklenburgischen Staates bis zum Ende der Monarchie 1918 bedeutungslos blieb, während die benachbarte Mutterstadt Strelitz landtagsfähig war und damit zumindest de jure an politischen Entscheidungen mitwirken konnte.

Besonders baufreudige Landesherren waren Herzog Adolf Friedrich IV. und Großherzog Georg. In Georgs Diensten konnte der von der Schinkelschule geprägte Friedrich Wilhelm Buttel von 1821 bis 1869 seine architektonischen und landschaftsgestalterischen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Das Stadtbild wurde von ihm im Stil des Klassizismus und der Neogotik entscheidend geprägt.

Nach dem Ende der Monarchie war Neustrelitz von 1919 bis 1933 Landeshauptstadt des gleichnamigen Freistaates Mecklenburg-Strelitz. Nach Eingemeindung der Stadt Strelitz (1931) war Neustrelitz bis 1945 kreisfreie Stadt.<ref>Aus der Geschichte von Strelitz und Neustrelitz In: Internetpräsentation der Stadt Neustrelitz. (21. Februar 2012)</ref>

Zeit des Nationalsozialismus (1933–1945)

Mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 begann in Deutschland die Zeit des Nationalsozialismus.

Am 1. Januar 1934 wurden die nur eineinhalb Jahrzehnte selbstständigen Länder Mecklenburg-Strelitz und Mecklenburg-Schwerin zum Land Mecklenburg wiedervereinigt. Mit der Vereinigung verlor Neustrelitz die Funktion einer Landeshauptstadt. Die Aufgaben ehemaliger Landesbehörden wurden nach Schwerin verlagert und das Hauptarchiv des früheren Landes Mecklenburg-Strelitz nach Schwerin überführt. Dort überstand es den Zweiten Weltkrieg (1939–1945) und bildet bis heute im Landeshauptarchiv Schwerin einen eigenen Bestand. Die Kultureinrichtungen – das erst in den 1920ern entstandene Neustrelitzer Landesmuseum und die bis ins 18. Jahrhundert zurückreichende Neustrelitzer Landesbücherei – gerieten immer mehr ins Abseits.

Für die Ausbildung zum schulischen Leibeserzieher am Gymnasium hatte die Führerschule Neustrelitz von 1934 bis 1936 entscheidende Bedeutung. Hier fand im Rahmen der Weiterbildung im Wehrsport (nicht Wehrturnen) durch Bernhard Zimmermann (Sportwissenschaftler) die Selektion der für den nationalsozialistischen Staat zuverlässigen hauptamtlichen Lehrkräfte an den Instituten für Leibesübungen statt. Niemand konnte Institutsdirektor werden, der nicht in Neustrelitz durch Carl Krümmel eine Empfehlung bekam.<ref>Katrin Bosch (2008). Die Bedeutung und Funktion der Führerschule Neustrelitz im System der nationalsozialistischen Leibeserziehung. Diss. Univ. Duisburg-Essen. http://d-nb.info/990554287/34</ref> Die Direktoren der Institute für Leibesübungen in der Bundesrepublik hatten sich ganz überwiegend in Neustrelitz bewährt.

Seit 1935 war Neustrelitz wieder Garnisonsstadt für das ehemalige Infanterieregiment Döberitz (später Infanterieregiment 48). Dafür wurden neue Kasernen am Ende der Penzliner Straße sowie ein neues Offizierskasino (später Haus der Werktätigen) im Gelände der Schlosskoppel errichtet.

Neustrelitz gehörte zu den Städten im heutigen Mecklenburg-Vorpommern, in denen es 1933 Bücherverbrennungen gab. Die Bücherverbrennung fand auf dem heutigen Buttelplatz statt.

Die Heil-und Pflegeanstalt Domjüch war während der Zeit des Nationalsozialismus in die Aktion T4 involviert.<ref name="uni-rostock_Euthanasie">Kathleen Haak, Ekkehard Kumbier, Sabine C. Herpertz: Erinnern - Betrauern - Wachrütteln, Zum Gedenken an die Opfer von Zwangssterilisationen und „Euthanasie“ in der Zeit des Nationalsozialismus. (PDF) In Website: Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität RostockZur Geschichte Gehlsheims und der KPP.</ref><ref name="lichtblick_Eutanasiie">Ernst Klee: „Euthanasie“ in Mecklenburg und Pommern, „Betroffene Familien mußten alleine mit dem Schmerz fertig werden“, Die Heil- und Pflegeanstalt Gehlsheim im Dritten Reich. (PDF)</ref> Für die Opfer gibt es kein Erinnerungszeichen.

Nichts in der Stadt erinnert an die Lager für Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg. In Fürstensee (heute ein Ortsteil von Neustrelitz) befand sich eine Lufthauptmunitionsanstalt, in der einheimische Arbeiterinnen beschäftigt waren und Häftlinge des Konzentrationslagers Ravensbrück arbeiten mussten.

Datei:Gedenkstein Altstrelitzer Synagoge.JPG
Gedenkstein zur Erinnerung an die Altstrelitzer Synagoge

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten begann im Deutschen Reich die Verfolgung der Juden – in Alt- und Neustrelitz lebten zu dieser Zeit noch 50 Bürger jüdischen Glaubens.<ref name="Sanders_Witzke">Harald Witzke: Daniel Sanders war der berühmteste Schüler. Freie Erde, Neustrelitz, 08/1988. Anmerkung: Das Material zur Geschichte der Strelitzer Juden erarbeitete der wissenschaftliche Mitarbeiter des Karbe-Wagner-Archivs Neustrelitz Harald Witzke aus Anlass des 50-jährigen Gedenktages an die Reichspogromnacht. Aus redaktionellen Gründen erschien in der Zeitung nur eine gekürzte Fassung. Die vollständige Fassung ist im Karbe-Wagner-Archiv einzusehen. (lt. Mitteilung der Redaktion am Anfang des Artikels).</ref> Schon bald hingen an mehreren Geschäften in Altstrelitz Schilder mit der Aufschrift „Juden haben keinen Zutritt“ oder „Deutsche kauft nicht beim Juden“.<ref name="Augenzeugin">Sprachlos vor Entsetzen dem Feuer zugesehen, Augenzeugen des Synagogen-Brandes erinnern sich. In: Nordkurier, unter Bezug auf die Niederschrift der Zeitzeugin Ursula Kreienbring aus Strelitz-Alt.</ref> An den Wochenenden marschierten Marschkolonnen der SA durch den Stadtteil und riefen wiederholt im Sprechchor „Deutschland erwache, Juden raus“.<ref name="Augenzeugin" /> Der Antisemitismus in Neustrelitz wie auch in ganz Deutschland nahm für die Juden existenzbedrohliche Formen an. Die Juden – wer im Deutschen Reich ab 1935 als „Jude “ galt, definierte die Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz – waren nach Inkrafttreten des Reichsbürgergesetzes (1935) zunehmender Diskriminierung und nationalsozialistischem Terror ausgesetzt. In den Frühstunden des 10. November 1938 – während der von den Nationalsozialisten organisierten Reichspogromnacht<ref name="Schoenberner_Fernschreiben">Gerhard Schoenberner: Der gelbe Fleck, Die Judenverfolgung in Europa 1933–1945. Textabdruck: Die „Reichskristallnacht“, geheimes Fernschreiben Nr. 234 404 der Berliner Gestapo–Zentrale: „An alle Stapo-Stellen und Stapo-Leitstellen, An Leiter oder Stellvertreter“ (Berlin, 9. November 1935, 23.55 Uhr), 1998, ISBN 3-442-72248-9, S. 21.</ref> – wurde die Altstrelitzer Synagoge der Jüdischen Gemeinde in Brand gesetzt.<ref name="Giese_Synagoge" /><ref name="Witzke">Harald Witzke: Die Synagoge zu Strelitz In: Mecklenburg-Strelitzer Kalender 1999 – Ein Jahrbuch, Hrsg.: Freundeskreis des Karbe-Wagner-Archivs e. V. Neustrelitz, 1998.</ref> Der Zeitzeuge und Heimatforscher Klaus Giese berichtete über die Hintergründe:

„Allmählich sickerte die Wahrheit über die Brandstiftung durch. Danach waren drei jugendliche NS-Fanatiker von der NSDAP-Leitung Neustrelitz angefeuert worden, in ihrem Heimatort Strelitz mit Unterstützung der SA ein Exempel der ‚Volksempörung‘ zu statuieren.“ <ref name="Giese_Synagoge">Klaus Giese: Mit der Synagoge verbrannte eine ganze Kultur. In: Nordkurier, Strelitz vor dem 650-jährigen Jubiläum (44).</ref>

Am Vormittag aber auch noch am nächsten Tag wurden auf Veranlassung der Gestapo von der Neustrelitzer Polizei elf jüdische Frauen und acht Männer verhaftet, in das Altstrelitzer Gefängnis gebracht und vorübergehend in „Schutzhaft“ genommen.<ref name="Schoenberner_Fernschreiben" /><ref name="Wieking_Juden">Anett Wieking: Fast 30 Strelitzer Juden wurden verhaftet, Vor 60 Jahren wurden etwa 200 Mecklenburger in die Landesanstalt gebracht. In: Nordkurier, 1998. unter Bezug auf Unterlagen des Vereins für Jüdische Geschichte und Kultur in Mecklenburg Vorpommern</ref><ref>Fernschreiben von Reinhard Heydrich zur Reichspogromnacht („Reichskristallnacht“) v. 10. November 1938 In: NS-Archiv, Dokumente zum Nationalsozialismus (19. März 2012)</ref> Daraufhin setzte eine Auswanderungswelle ein. Mit dem 15. Oktober 1941 begann die systematische Deportation deutscher Juden in den Osten.<ref>Wolf Gruner: Von der Kollektivausweisung zur Deportation., S. 57.</ref> Nur wer in „Mischehe“ lebte, blieb vorerst verschont.<ref>Wolfgang Benz (Hrsg.): Dimension des Völkermords. dtv München 1996, ISBN 3-486-54631-7, S. 52</ref> Ab 23. Oktober 1941 war allen Juden die Auswanderung aus Deutschland verwehrt.<ref>Grund war der Erlass Heinrich Himmlers vom 18. Oktober 1941, s. Gottwaldt/Schulle: Die Judendeportationen …, S. 61 f.</ref> Am 12. November 1942 wurden die letzten 20 bis 24 jüdischen Einwohner – darunter auch Großstadtflüchtlinge – von Sammelpunkten in Alt- und Neustrelitz abgeholt und mit einem Eisenbahntransport in das KZ Theresienstadt gebracht.<ref name="Giese_Sprengung">Klaus Giese: Sprengung setzte den Schlußpunkt. In: Nordkurier, Strelitz vor dem 650jährigen Jubiläum (46).</ref> Hier und nach weiterer Deportation starben 85,85 % (36.848 Tote) der deportierten Deutschen.<ref>Miroslav Kárný: Deutsche Juden In Theresienstadt, In: Theresienstädter Studien und Dokumente. Hrsg. Sefer - Terezín Initiative Institute, Prag 1994.(s. Textauszug: KZ TheresienstadtTheresienstadt und die „Endlösung der Judenfrage“)</ref> Die Ruine der Altstrelitzer Synagoge wurde abgerissen.<ref name="Witzke" /> Nur der Jüdische Friedhof blieb erhalten. Der Schriftsteller Helmut Sakowski äußerte in einem Zeitungsartikel:

„In ganz Mecklenburg haben kaum mehr als 5 Juden den Holocaust überlebt. Sie sind nicht imstande alle Friedhöfe zu pflegen.“ <ref>Helmut Sakowski: Neustrelitz und die Endlösung der Judenfrage. Zeitungsartikel.</ref>

Am 29. April 1945 besetzte die Rote Armee Neustrelitz. Durch Brandstiftung wurden in der Nacht 29./30. April 1945 das Residenzschloss teilweise, das Theater, ein Pavillon auf dem Schlossplatz, das Alte Palais und das Kollegiengebäude ganz zerstört. Strelitz wurde durch Kampfhandlungen und Brandstiftung zu etwa 85 % vernichtet, womit sämtliche ursprünglich wirkende Bausubstanz im alten Stadtkern ein Opfer der Flammen wurde.

Mit Inkrafttreten der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 war der Zweite Weltkrieg in Europa beendet.

Sowjetische Besatzungszone (1945–1949)

Der Osten Deutschlands wurde nach dem Zweiten Weltkrieg Sowjetische Besatzungszone (1945–1949). Die Alliierten – darunter die Sowjetunion − schufen zunächst handlungsfähige Gemeindeverwaltungen. Strelitz wurde für wenige Monate nochmals selbstständige Stadt (1945–1946).

Das vom sowjetischen NKWD genutzte Altstrelitzer Gefängnis kam am 7. August 1947 wieder in deutsche Hände und war bis zur Schließung 2001 Justizvollzugsanstalt (JVA).<ref name="Gefängnis">Chronik der JA Neustrelitz. In: Offizielle Website der JA Neustrelitz (30. März 2011).</ref>

Sowjetische Truppenstationierung

Datei:Sowjetisches Denkmal, Neustrelitz.jpg
Soldatenstandbild des ehem. Sowjetischen Ehrenmals

In der Sowjetischen Besatzungszone wurden nach dem Zweiten Weltkrieg die Truppen der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD) dauerhaft stationiert – insgesamt sollen es in Neustrelitz ca. 25.000 Personen gewesen sein. Neustrelitz war damit Standort der 16. Panzerdivision und Strelitz-Alt Standort des 66. Garde Fla Raketenregiments.

Nach der ergebnislosen Berliner Außenministerkonferenz (1954) über die Deutschlandfrage erfolgte durch die Sowjetunion die ausdrückliche Anerkennung der DDR als „souveräner Staat“. Vertraglich wurde dies am 20. September 1955 geregelt. Die sowjetischen Truppen wurden aber nicht abgezogen, sondern verblieben als „Schutztruppen“ auf dem Staatsgebiet der DDR.<ref>Siehe: Deutsche Demokratische Republik In: Lexikon der Deutschen Geschichte. Hrsg. Christian Zentner, Renningen 2005, S. 44.</ref>

Erst im Zwei-plus-Vier-Vertrag wurde am 12. September 1990 zwischen den beiden deutschen Staaten und den Siegermächten des Zweiten Weltkrieges der Abzug der GSSD bis spätestens 1994 vereinbart. 1993 erfolgte der Abzug der sowjetischen Truppen aus Neustrelitz.

In der Mitte des Neustrelitzer Marktplatzes erinnerte das weithin sichtbare, von einem Soldatenstandbild gekrönte Sowjetische Ehrenmal an die im Zweiten Weltkrieg gefallenen sowjetischen Soldaten. Die Demontage des Sowjetischen Ehrenmals erfolgte am 22. Mai 1995. Das Soldatenstandbild wurde auf einen Lagerplatz der Stadt Neustrelitz in Kiefernheide überführt und die umgebenden Soldatengräber in den Schlossgarten verlegt.<ref>Eb/H. Witzke: Großherzog Georg in Stein gehauen, Aus der Geschichte des Neustrelitzer Marktplatzes. In: Nordkurier.</ref><ref>Bildüberschrift: Abbruchfirma rückt Denkmal zu Leibe In: Sächsische Zeitung. Bild: dpa. 50. Jahrgang, Nr. 118, 22. Mai 1995.</ref><ref>Bildüberschrift: Einsturz läßt in Neustrelitz Erde beben. In: Nordkurier. Bild: Foto Jung, Neustrelitz.</ref><ref>André Gross: Stadtvertreter besiegeln Schicksal des Sowjetmonuments.In: Nordkurier. Bild: Foto Jung.</ref>

DDR-Zeit

Am 7. Oktober 1949 wurde auf dem Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone einschließlich des sowjetischen Sektors von Berlin die Deutsche Demokratische Republik (DDR) gegründet.

Bis in die 1970er Jahre hinein blieb Neustrelitz Sitz verschiedener Behörden des 1952 gebildeten Bezirkes Neubrandenburg.

Von 1952 bis 1990 war Neustrelitz Kreisstadt des Kreises Neustrelitz im Bezirk Neubrandenburg. Am 17. Mai 1990 wurde aus dem Kreis der Landkreis Neustrelitz.<ref>Gesetz über die Selbstverwaltung der Gemeinden und Landkreise in der DDR (Kommunalverfassung) vom 17. Mai 1990</ref>

In mehreren Abschnitten wurden bis 1952 die Reste des zuletzt 1907 erweiterten Residenzschlosses der strelitzschen (Groß-) Herzöge auf dem Schlossberg gesprengt, von dem nach dem Großbrand bei Kriegsende nur die Umfassungsmauern übrig geblieben waren. Die Keller des Schlosses dienten der Neustrelitzer Kreisverwaltung als Lager und als Müllkippe; sie sind noch heute vorhanden.

Durch den Neubau einer Großwohnsiedlung abseits der Stadt, der erst 1989 seinen Abschluss fand, wurden über 2650 Wohnungen zumeist in Plattenbauweise für rund 7000 Menschen geschaffen. Da etwa hier vordem nur brachliegende Flächen mit unregelmäßig vorhandenen Kiefernbeständen die Landschaft prägten, nannte man dies Neubaugebiet Kiefernheide. Auch eine angrenzende, in den 1930er Jahren entstandene Straße trägt diesen Namen. Außerdem entstand innerhalb der Stadt in nördlicher Richtung am Rande eines großen, alten Kasernenkomplexes das Wohngebiet Dr.-Schwentner-Straße mit circa 630 Wohnungen.

Seit der Wende in der DDR im Herbst 1989 nahm die Bevölkerung um etwa 5000 Einwohner ab – das sind etwa 25 Prozent der vormaligen Einwohnerzahl.

Bundesrepublik Deutschland

Datei:Glambecker Strasse 3.JPG
Viele Baudenkmale der Stadt konnten durch Städtebauförderung und Engagement der Bürger saniert werden (Jugendstilbau Glambecker Straße 3).

Laut Art. 1 Absatz 1 des Einigungsvertrags wurden mit dem Wirksamwerden des Beitritts der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland gemäß Art. 23 des Grundgesetzes<ref>Artikel 23 Satz 2 GG a. F.</ref> am 3. Oktober 1990 die Länder Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen („neue Bundesländer“) Länder der Bundesrepublik Deutschland.<ref>Bundesministerium der Justiz: Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik über die Herstellung der Einheit Deutschlands – Einigungsvertrag – vom 31. August 1990 (BGBl. 1990 II S. 889)</ref><ref>Vgl. das Schreiben des deutschen Vertreters bei den UN vom 17. Dezember 1990 an den UN-Generalsekretär: „As a consequence of the accession of the German Democratic Republic to the Federal Republic of Germany, the former German Democratic Republic has ceased to exist as of October 3rd 1990, whereas the Federal Republic of Germany continues to exist as an identical subject of international law …“; ZaöRV 53 (1993), S. 1095.</ref>

Bis 1994 war Neustrelitz Kreisstadt des Landkreises Neustrelitz und ab 1994 Kreisstadt des Landkreises Mecklenburg-Strelitz. Mit der Kreisgebietsreform Mecklenburg-Vorpommern 2011 verlor Neustrelitz den Status einer Kreisstadt und gehört seit dem 4. September 2011 zum Landkreis Mecklenburgische Seenplatte im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern.

Ab 1990 wurden zahlreiche Neustrelitzer Betriebe und Einrichtungen geschlossen, wie Poliklinik, Elektroanlagenbau (EAB), Eisengießerei, Bekleidungswerke, Landtechnischer Anlagenbau (LTA), Maschinenfabrik Rogge, oder sie wurden in der Größe und Mitarbeiterzahl stark verkleinert wie das Bahnbetriebswerk von 1000 auf 70 Mitarbeiter. Einige Schulen mussten wegen Schülerrückgang geschlossen werden und wurden abgerissen, so die ehemalige Oberschule VII (Jawaharlal-Nehru-Oberschule) und die Schule der sowjetischen Garnison.

1991 wurde das Technikum von Strelitz-Alt – offiziell Ingenieurschule für Bauwesen Neustrelitz genannt – nach Neubrandenburg verlegt und in die Fachhochschule Neubrandenburg eingegliedert.

Das als Justizvollzugsanstalt − JVA Neustrelitz – genutzte Altstrelitzer Gefängnis wurde 2001 geschlossen. Die neue Jugendanstalt Neustrelitz nahm am 1. April 2001 ihren Betrieb auf.

Seit 1991 werden im Rahmen der Städtebauförderung große Teile des historischen Stadtkerns der Residenzstadt mit der sternförmigen Stadtanlage saniert. Restauriert wurden auch die Orangerie und die Schlosskirche. Das Wohnumfeld im Stadtteil Kiefernheide wird seit 1993 verbessert und durch einen Stadtumbau seit 2000 neu strukturiert. Gänzlich neue Wohnsiedlungen entstanden infolge von staatlich gefördertem Eigenheimbau in den Jahren nach 1990 unter anderem zwischen Schlangenallee und Wesenberger Chaussee (Wohngebiet Kalkhorst), auf den ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen zwischen der Woldegker Chaussee und Strelitz-Alt (Wohngebiet Woldegker Chaussee), in Zierke, am Heinrich-Schliemann-Weg und am Sandberg.

Der Tourismus hat nach 1989 wieder deutlich zugenommen. Das Hafengebiet bietet – nach dem Umbau des Hafens zum Wasserwanderrastplatz mit Hafenmeisterei – Liegeplätze für Boote, einen Reisemobilstellplatz, eine Anlegestelle für Ausflugsschiffe und gut ausgebaute Gastronomie direkt am Hafen oder in unmittelbarer Nähe am angrenzenden Zierker See. Auch das reichhaltige Bau- und Kulturerbe der Stadt lockt Besucher, vor allem der Schlosspark und die historische Altstadt.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1875
8.525
1880
9.407
1890
9.481
1925
12.260
1933
19.226
1939
23.807
1950
26.780
1971
27.806
1981
27.047
1988
27.168
1990
26.586
Jahr Einwohner
1992
25.652
1994
24.709
1996
24.544
1998
23.993
2000
23.333
2002
22.863
2004
22.453
2006
22.152
2008
21.669
2010
21.207
2012
20.322

Politik

Stadtvertretung

Die Kommunalwahl am 25. Mai 2014 führte zur folgenden Sitzverteilung für die einzelnen Fraktionen:<ref>Zusammensetzung der Stadtvertretung nach der Kommunalwahl 2014</ref>

Partei / Liste CDU SPD Linke PuLS* FDP Grüne NPD Einzelbewerber
Sitze 9 7 6 2 2 1 1 1

* Parteiunabhängige Liste Strelitzer Bürgerinnen und Bürger

Wappen

Das Wappen wurde unter der Nr. 216 der Wappenrolle von Mecklenburg-Vorpommern registriert.

Blasonierung: „Gespalten; vorn in Rot ein aus einer silbernen Wolke am Spalt wachsender silberner Arm mit Ärmel, an dessen Saum eine fliegende Schleife, in der Hand ein goldener diamantenbesetzter Ring; hinten in Gold ein hersehender schwarzer Stierkopf mit aufgerissenem Maul, silbernen Zähnen, ausgeschlagener roter Zunge, abgerissenem Halsfell, dessen Randung bogenförmig ausgeschnitten ist und sieben Spitzen zeigt und mit silbernen Hörnern, auf der Stirn eine goldene Fürstenkrone, von der fünf mit Blattornamenten und Perlen abwechselnd besteckte Zinken sichtbar sind.“ <ref>Hauptsatzung der Stadt Neustrelitz vom 28. April 2005 – § 1 Abs. 1</ref>

Partnerstädte

Kultur, Sehenswürdigkeiten und Freizeit

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Stadtkirche am Markt

Bauwerke

Marktplatz

Neustrelitz wurde als barocke Residenzstadt um einen quadratischen Marktplatz angelegt. Von diesem führen sternförmig acht gerade Straßen in die Haupt- und Nebenhimmelsrichtungen ab. 1866 wurde das Rondell in der Mitte des Platzes angelegt und ein Denkmal für den Großherzog Georg errichtet. Das Denkmal wurde 1956 abgebaut und deponiert. Erst 1989 konnte es auf dem Wilhelm-Buttel-Platz neu aufgestellt werden. Der alte Standort auf dem Markt wurde für ein Ehrenmal für die Gefallenen der Sowjetischen Armee genutzt, welches im Mai 1995 wieder entfernt wurde. Der Marktplatz wurde 2003/2004 neu gestaltet.

Das Neustrelitzer Rathaus wurde nach Plänen des Schinkelschülers Friedrich Wilhelm Buttel von 1841 bis 1843 in spätklassizistischen, an den Tudorstil angelehnten Formen erstellt. Es befindet sich am Neustrelitzer Marktplatz in Nähe der Stadtkirche.

Die Stadtkirche Neustrelitz entstand als Saalbau zwischen 1768 und 1778. Der Kirchturm wurde erst 1831 nach Plänen des Architekten Friedrich Wilhelm Buttel vollendet.

Residenzviertel

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Neustrelitzer Residenzschloss um 1910, 1945 zerstört
  • Das Neustrelitzer Residenzschloss war als fürstliches Barockschloss für den regierenden mecklenburgischen Herzog Adolf Friedrich III. zwischen 1726 und 1731 unter Leitung von Julius Löwe errichtet worden, nachdem dessen altes Wasserschloss in Strelitz 1712 abgebrannt war. In den letzten Kriegstagen des Zweiten Weltkrieges wurde auch das Neustrelitzer Residenzschloss durch Feuer zerstört. 1949 wurde es gesprengt und bis 1950 komplett abgetragen. Nur die Kellergewölbe blieben erhalten.<ref name="kienitz_ntz">Gerlinde Kienitz: Neustrelitz. Die neue Residenzstadt. In: Neustrelitz 1733–1983. Hrsg.: Museum der Stadt Neustrelitz, Neustrelitz 1983, S. 12.</ref>
Das Schloss wurde bis zu seiner Zerstörung mehrmals umgebaut.<ref name="kienitz_ntz" /> Entscheidend erweitert wurde es zwischen 1905 und 1909.<ref name="kienitz_ntz_9">Gerlinde Kienitz: Neustrelitz. Die neue Residenzstadt. In: Neustrelitz 1733–1983. Hrsg.: Museum der Stadt Neustrelitz, Neustrelitz 1983, S. 9.</ref> Der weithin sichtbare neuerbaute Schlossturm, der den alten mit dem neu erbauten Teil des Schlosses verband, bestimmte danach maßgeblich die Silhouette des Schlosses.<ref name="kienitz_ntz_9" /> Nach 1918 wurde das einstige Residenzschloss mecklenburgischer Herzöge und Großherzöge Sitz des Landtags des Freistaates Mecklenburg-Strelitz. Die Konturen des einstigen Baus auf dem Schlossberg am Rande des Stadtzentrums wurden nach 1991 markiert.
  • Der Neustrelitzer Schlosspark, Bindeglied zwischen Schloss, Stadt und Landschaft, entstand 1731/32 nach Plänen von Julius Löwe.<ref>Gerlinde Kienitz: Neustrelitz. Die neue Residenzstadt. In: Neustrelitz 1733–1983. Hrsg.: Museum der Stadt Neustrelitz, Neustrelitz 1983, S. 3, 6.</ref> Später wurde der auf das Schloss ausgerichtete Barockgarten mehrfach umgestaltet und erweitert. Mit dem Hebetempel am Ende der erhaltenen barocken Sichtachse, dem auf einem Hügel errichteten Luisentempel im „englischen Garten“, der heute heute als Konzertsaal und Restaurant genutzten Orangerie und einer Reihe von Kopien antiker und klassizistischer Bildwerke zeugt der Park heute vom Kunstgeschmack früherer Zeiten.<ref>Gerlinde Kienitz: Schlosspark Neustrelitz. Hrsg. Museum der Stadt Neustrelitz, S. 20 (illustriert mit Fotografien von Horst–Günter Jung).</ref>
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Hirschtor – früher Zugang zum Tiergarten
  • Die Mittelachse des Parks findet ihre Fortsetzung in der Hauptallee des Tiergartens.<ref>Gerlinde Kienitz: Neustrelitz. Die neue Residenzstadt. In: Neustrelitz 1733–1983. Hrsg.: Museum der Stadt Neustrelitz, Neustrelitz 1983, S. 7.</ref> Dieser wurde 1721 südöstlich des Schlosses angelegt. Früher erfolgte der Zugang vom Residenzviertel aus durch das Hirschtor. Es wurde zwischen 1824/1825 von F. W. Buttel als Portal errichtet und 1826 durch zwei von C. D. Rauch als Pendants ausgeführte Bronzehirsche ergänzt.<ref name="kinitz_schlosspark">Gerlinde Kienitz: Schlosspark Neustrelitz. Hrsg. Museum der Stadt Neustrelitz, S. 24 (illustriert mit Fotografien von Horst–Günter Jung)</ref> Als Vorlage hatte Rauch Kupferstiche von J. E. Rieger verwendet.<ref name="kinitz_schlosspark" /> Ziseliert wurden die Figuren in einer Pariser Werkstatt.<ref name="kinitz_schlosspark" />
  • Die Neustrelitzer Schlosskirche wurde 1859 als neogotische, kreuzförmige, einschiffige Basilika in gelben Backsteinen nach Plänen von F. W. Buttel erbaut.<ref name="faltblatt_stadrundgang_ntz">Faltblatt: Stadtrundgang – Neustrelitz erleben. Hrsg. Stadt Neustrelitz, Stand: 10/2010–30.</ref> Die Terrakotta - Figuren der vier Evangelisten am Hauptportal schuf der Bildhauer Albert Wolff. 1982 wurde die Schlosskirche als Andachtsstätte aufgegeben und seit 2001 grundlegend saniert.<ref>Nach den Akten der Kirchgemeinde</ref>

Hafengebiet

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Neustrelitzer Stadthafen

Der Neustrelitzer Stadthafen am Zierker See wurde zwischen 1841 und 1846 angelegt. Die ersten Speichergebäude kamen 1842 und 1846, erbaut durch den Kornhändler Stüver und durch den Kaufmann Behn, dazu. Den dritten Speicher ließ Bentzien erbauen. Sie wurden zum Teil nach 1990 für Wohnnutzung, Ferienwohnungen, Kulturnutzung und Gastronomie umgebaut. Auf dem Wasserweg wurde von hier aus vorwiegend Getreide und Holz transportiert. Ein Gleisanschluss an die Bahnstrecke Berlin–Stralsund verhalf dem Hafen Ende des 19. Jahrhunderts zu erneutem Aufschwung. Nach einigen Jahren des Erliegens aller Verladetätigkeiten wurden um 1995 neue Anlagen erstellt. Der Hafen bietet nach dem Umbau zum Wasserwanderrastplatz 29 Liegeplätze für Boote, eine Hafenmeisterei mit Besucher-Infrastruktur und eine gut ausgerüstete Anlegestelle für Ausflugsschiffe. In Nachbarschaft des Hafens befindet sich ein Caravanstellplatz.

Neben der ehemaligen Dampferanlagestelle findet sich an der Weißen Brücke der Chinesische Pavillon, der 1821 als großherzogliches Wäschespülhaus für den Herzog errichtet wurde. Am Rande des Zierker Sees befindet sich außerdem das Slawendorf, ein archäologisches Freilichtmuseum sowie eine Familienfreizeit- und Erlebnisstätte.

Gebäudekomplex Tiergartenstraße / Ecke Töpferstraße

Zum Gebäudekomplex gehören das ehem. großherzogliche Palais (Tiergartenstraße 5) und das 1865 nach einem Entwurf von F. W. Buttel mit Gerichtssaal und Gefängnis erbaute ehem. Großherzogliche Landgericht (Töpferstraße 13 a).

Das Gebäude Tiergartenstraße 5 wurde im 18. Jahrhundert als Bürgerhaus erbaut, dann vom Herzog angekauft und zunächst als Militärverwaltungsgebäude genutzt.<ref>Projektseite historische-strassen.de des BMD (Bildungszentrum für Marktwirtschaft und Datenverarbeitung) GmbH Neustrelitz: Historische Straßen und PlätzeDie Häuser und Persönlichkeiten der Residenzstadt NeustrelitzStadtteile NeustrelitzInnenstadt von NeustrelitzTiergartenstraße, Abgerufen am 13. August 2015.</ref> Später beherbergte es die großherzogliche Bibliothek mit Geheimen Archiv und den als „Georgium“ bekannten großherzoglichen Sammlungen (Münzen und Altertümer).

Zu DDR-Zeiten war das Gebäude Sitz einer Zweigstelle des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR (MfS). Das ursprünglich für das Großherzogliche Landgericht 1865 erbaute Gefängnis im Hof des Gebäudekomplexes wurde vom MfS als Untersuchungshaftanstalt genutzt und ist heute ein Erinnerungsort, auf den schwarze Stelen am Straßenrand der Tiergartenstraße hinweisen.

2015 wurde das rekonstruierte Palais Hauptgebäude des Landessozialgerichts Mecklenburg-Vorpommern (LSG M–V) und der Zweigstelle Neustrelitz des Amtsgerichts (AG) Waren (Müritz). Das LSG M–V war auf Grund der Gerichtsstrukturreform vom 2. März 2015 von Neubrandenburg hierher verlegt worden. Das Gebäude des ehem. Großherzoglichen Landgerichts an der Töpferstraße war vor der Gerichtsstrukturreform Sitz des daraufhin aufgelösten Amtsgerichts Neustrelitz und ist heute Nebengebäude des LSG M–V und der Zweigstelle des AG Waren (Müritz).

Sonstige Bauwerke

  • ehem. Landesirrenanstalt Domjüch am Domjüchsee
  • ehem. Kaserne mit Reithalle an der Strelitzer Straße, erbaut 1843 bis 1846 nach Plänen von Friedrich Wilhelm Buttel, heute Einkaufszentrum Husarenmarkt
  • ehem. Altstrelitzer Wasserturm, erbaut 1907 auf einer Anhöhe an der Fürstenberger Straße, Wahrzeichen des Ortsteils Strelitz-Alt, 1997 restauriert, temporär für Besucher geöffnet
  • ehem. Luisenstiftung an der Mühlenstraße, erster Kindergarten in Mecklenburg-Strelitz, jetzt Privathaus
  • ehem. Mädchenschule hinter der Stadtkirche von 1831
  • Katholische Kirche, erbaut 1871 bis 1875 nach Plänen des Landbaumeisters Rahne, und Denkmal für den 1944 hingerichteten Neustrelitzer Pfarrer Bernhard Schwentner (1891–1944)
  • ehem. Carolinenpalais am Schlosspark, erbaut nach einem Entwurf von F. W. Buttel
  • ehem. Bankgebäude gegenüber der Orangerie, gebaut als Mecklenburg-Strelitzsche Hypothekenbank, zu DDR-Zeiten zeitweilig Zweigstelle der Staatsbank der DDR im Bezirk Neubrandenburg,
  • ehem. Neustrelitzer Wasserturm am Glambecker See, an der Friedrich-Wilhelm-Straße, zur Wohnung ausgebaut
  • ehem. Lyzeum für Mädchen am Christian-Daniel-Rauch-Platz, jetzt evangelische Grundschule
  • ehem. Haus der Werktätigen (HDW) unweit des Theaters, früher Offizierskasino, jetzt zum Wohnhaus umgebaut und baulich verändert
  • ehem. Bahnbetriebswerk mit fast original erhaltenem Ringlokschuppen
  • großes Wandbild im Stil des Sozialistischen Realismus als Intarsienarbeit in der ehemaligen Kantine des Bahnbetriebswerks
  • ehem. Schliemann-Gymnasium an der Glambecker Straße, erstes Gymnasium Carolinum, erbaut 1803–1807 von Friedrich Wilhelm Dunckelberg, jetzt Musikschule

Kulturstätten

Theater

Hauptartikel: Landestheater Neustrelitz
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Landestheater Neustrelitz

Das Landestheater Neustrelitz mit 400 Zuschauerplätzen im Großen Haus ist die Stammspielstätte der Theater und Orchester GmbH Neubrandenburg/Neustrelitz. Neben Musiktheater- und Schauspielinszenierungen werden auch philharmonische Konzerte und Ballettabende präsentiert.

Während der Sommermonate bildete der benachbarte Schlossgarten die Kulisse für die Schlossgartenfestspiele Neustrelitz. Seit der Sanierung des Parks und mit der Spielzeit 2013 wird der erhöht liegende Platz vor dem einstigen Kavaliershaus dazu genutzt.

Ein kleines, privat betriebenes Theater befindet sich am Hafen von Neustrelitz – das Inseltheater Helgoland.

Museen und Galerien

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Kulturquartier Mecklenburg-Strelitz

Das Kulturquartier Mecklenburg-Strelitz präsentiert ab 3. Oktober 2015 Kultur und historisches Gedächtnis der Region in der Schloßstraße unter dem Dach der Alten Post.<ref name="kulturquartier_ntz">Offizielle Homepage der Stadt NeustrelitzKulturquartier Mecklenburg-Strelitz, Abgerufen am 13. August 2015.</ref><ref name="echo_12092015_S4">Strelitzer Echo – Ausgabe vom 12. September 2015: Schlüsselübergabe im Kulturquartier steht bevor. In: Strelitzer Echo – Ausgabe vom 12. September 2015, S. 4</ref> In den Räumlichkeiten des sanierten Gebäudes befinden sich dann das Stadtmuseum, die heimatkundliche Sammlung des Karbe-Wagner-Archivs, das Archiv des Landestheaters Neustrelitz und die Stadtbibliothek.<ref name="kulturquartier_ntz" /> Zum 25. Jahrestag der Deutschen Einheit wird eine Sonderausstellung unter dem Titel „Der Weg zur deutschen Einheit“ gezeigt.<ref name="echo_12092015_S4" /><ref>Onlinepräsentation zur Ausstellung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und des Auswärtigen Amts: Der Weg zur deutschen Einheit, Abgerufen am 2. Oktober 2015.</ref> Eine umfassende Dauerausstellung zur Geschichte des ehemaligen Landes Mecklenburg-Strelitz ist in Vorbereitung.<ref name="echo_12092015_S4" />

In den Räumen des Stadtmuseums werden u.a. Gemälde, Abbildungen und Einrichtungsgegenstände des Neustrelitzer Schlosses gezeigt, die vor der Zerstörung 1945 gerettet werden konnten, Plastiken des Bildhauers Christian Daniel Rauch und im monatlichen Wechsel Expositionen von Künstlern und Fundstücken aus der Region.

Die Plastikgalerie in der Schlosskirche zeigt von Mai bis Oktober in jährlich wechselnden Ausstellungen wertvolle Plastiken und Skulpturen.

Weitere Kultur- und Freizeitstätten

  • Kulturzentrum Alte Kachelofenfabrik
  • Deutsche Tanzkompanie Neustrelitz: Stiftung für traditionellen Tanz
  • Frauenchor Freundschaft, Konzertchor Neustrelitz, Männerchor Liedertafel 1846, Singakademie Neustrelitz von 1840
  • Hans-Fallada-Klub
  • Alternative Musik- und Kunst-Festivals und weitere Veranstaltungen in der ehem. Landesirrenanstalt Domjüch,
  • Ehem. Kühlhaus mit Kino und Diskothek

Gedenkstätten, Kunst-Denkmäler und Gedenktafeln

Siehe auch: Liste der Denkmäler, Brunnen und Skulpturen in Neustrelitz

Veranstaltungen

Bademöglichkeiten

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Badeanstalt am Glambecker See
  • Am Glambecker See (von den Einheimischen kurz Glammi genannt) nahe dem Zentrum befindet sich das städtische Freibad, hier als „Badeanstalt“ bezeichnet. Die Aufsicht in der Badeanstalt wird durch Rettungsschwimmer der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) gewährleistet. Das Bad ist mit einem Sanitärtrakt ausgestattet. Eine Gaststätte direkt am See bietet die Möglichkeit, Speisen und Getränke mit Blick auf denselben und seine Fontäne einzunehmen.
  • Ein weiterer kleiner Badesee, der Große Prälanksee liegt in unmittelbarer Nähe des Wander– und Radweges um den Zierkersee, kurz hinter dem Abzweig zum Ortsteil Prälank.
  • Die Badestelle am Große Fürstenseer See im Ortsteil Fürstensee, ca. 10 km vom Stadtzentrum entfernt, ist mit dem Stadtverkehr aber auch dem Fahrrad zum Großteil auf straßenbegleitenden Radwegen gut erreichbar. Das Parken mit dem Auto ist in unmittelbarer Nähe der Badestelle möglich.
  • Eine besonders bei den Einheimischen beliebte Badestelle befindet sich in Stadtnähe am Langen See.
  • Am zurückgebauten Freibad des Stadtteils Strelitz–Alt, der früheren Altstrelitzer Badeanstalt unterhält die Stadt eine Badestelle, es wurde auch ein Behälter für Abfälle der Badenden aufgestellt. Das Parken mit dem PKW ist in unmittelbarer Nähe der Badestelle möglich. Die frühere Badeanstalt war mit Sanitärtrakt, Brückenanlage und Badgaststätte ausgestattet.
  • Der große, aber flache Zierker See ist zum Baden eher ungeeignet. Er empfiehlt sich dafür den Anglern, die oft auf der Mole an der Hafeneinfahrt anzutreffen sind. Der Hafen selbst wird in der Saison von Haus– und Sportbooten zum Anlegen genutzt.

Infrastruktur

Bildung

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Gymnasium Carolinum

In Neustrelitz gibt es das allgemein bildende Gymnasium Carolinum am Glambecker See, die Regionalschule (UNESCO-Schule) „Jawaharlal Nehru“, die Integrierte Gesamtschule „Walter Karbe“ und vier Grundschulen: Grundschule Kiefernheide, Grundschule Sandberg, Grundschule „Daniel Sanders“ und die Evangelische Grundschule. Des Weiteren befinden sich in Neustrelitz noch die Berufliche Schule und die Volkshochschule des Kreises Mecklenburg-Strelitz, ein sonderpädagogisches Förderzentrum, die Schule für geistig Behinderte „Tom Mutters“ und die Musikschule „Kon.centus“.

Das Polizeiaus- und -fortbildungszentrum Neustrelitz der Bundespolizei (Abkürzung: BPOLAFZ NZ) hat ca. 250 Mitarbeiter und ständig ca. 300 Auszubildende bzw. Seminarteilnehmer.

Bibliotheken und Archive

Als Landeshauptstadt war Neustrelitz zugleich Sitz der Landesbibliothek von Mecklenburg-Strelitz (in Neustrelitz traditionell Landesbücherei genannt), die mit dem Hauptarchiv und dem erst in den 1920er Jahren aus ehemals fürstlichen Sammlungen formierten Landesmuseum eine Verwaltungseinheit bildete. Die Landesbücherei war an der Schwelle des 19. Jahrhunderts aus verschiedenen fürstlichen Büchersammlungen formiert worden und fungierte lange als Regierungsbibliothek des Landesteils sowie als Adressat für Büchergeschenke von Verlagen und Autoren. Nach dem Ende der Monarchie verlor die Landesbibliothek in Neustrelitz zunehmend an Bedeutung. Die Bestandsergänzung stagnierte und die Benutzerzahlen waren stark rückläufig. Nachdem das Landesmuseum bereits 1945 beim Schlossbrand weitgehend untergegangen und das Hauptarchiv bereits 1934 ins heutige Landeshauptarchiv Schwerin überführt worden waren, wurde schließlich auch die Landesbücherei Neustrelitz 1950 aufgelöst und ihre Bestände auf verschiedene andere wissenschaftliche Bibliotheken aufgeteilt. Die regionalkundliche Sammlung verblieb dabei in Neustrelitz, gelangte zunächst in die Stadtbibliothek, später in die daraus formierte Bezirksbibliothek. Erhaltene Reste (ca. 2000 Bestandseinheiten) bilden heute den Grundstock der landeskundlichen Präsenzsammlung der Regionalbibliothek Neubrandenburg. Die auf mehr als 200 Positionen bezifferte Handschriftensammlung der Neustrelitzer Landesbücherei ist seit 1950 verschollen.

Die Stadtbibliothek Neustrelitz umfasst einen Bestand von rund 40.000 Medieneinheiten.

Das Karbe-Wagner-Archiv beherbergt eine heimatkundliche Sammlung über Geschichte, Kunst, Natur, Persönlichkeiten, Druck- und Literaturwesen der Region sowie die Nachlässe oder Nachlassteile einzelner südostmecklenburgischer Heimatforscher wie Walter Karbe, Annalise Wagner, Walter Gotsmann, Hermann Schüßler, Reinhard Barby, Konrad Hustaedt und Friedrich Winkel.

Neben dem Stadtarchiv befindet sich das Kreisarchiv Mecklenburg-Strelitz in Neustrelitz.

Forschung

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) unterhält in Neustrelitz Zweigstellen des in Oberpfaffenhofen ansässigen Deutschen Fernerkundungsdatenzentrums sowie der Institute für Kommunikation und Navigation bzw. für Methodik der Fernerkundung. Am Standort Neustrelitz-Kalkhorst befand sich jahrzehntelang eine Satelliten-Bodenstation, die nach der Wende durch das DLR weitergenutzt und erweitert wurde. Annähernd 60 Wissenschaftler, Ingenieure und Angestellte sind am Neustrelitzer DLR-Standort beschäftigt, welcher unter anderem maßgeblich an der Entwicklung des europäischen Satellitennavigationsprogramms Galileo beteiligt ist.<ref>Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahr (DLR): Standort Neustrelitz, abgerufen am 28. Juli 2015</ref>

Am Standort des DLR Neustrelitz ist zudem ein DLR School Lab eingerichtet, welches Schülern verschiedener Altersstufen Experimente und Wissen rund um die Erforschung des Weltraums vermittelt.<ref>DLR School Lab Neustrelitz, abgerufen am 28. Juli 2015</ref>

Im Landeszentrum für erneuerbare Energien (LEEA) am Kiefernwald 1 wird die Forschung und Anwendung im Bereich erneuerbare Energien erlebbar präsentiert, dazu gibt es Schülerprogramme, Ausstellungen und Veranstaltungen.<ref>Landeszentrum für erneuerbare Energien (LEEA) am Kiefernwald 1</ref>

Gesundheit

1855 wurde nach Renovierung eines vorhandenen Gebäudes die Krankenanstalt am Hafen mit acht bis zehn Betten eröffnet, nachdem das Haus zuvor von Herzogin Caroline zu Mecklenburg-Strelitz gekauft wurde. Rasch wurde ein Neubau mit 60 Betten notwendig. Weitere Ausbauten waren nötig, so dass Mitte der 1930er Jahre 150 Betten verfügbar waren.

Ab 1947 erfolgte die Aufteilung in eine Chirurgische und Innere Abteilung. Später wurde um Gynäkologie-Geburtshilfe und Kinderheilkunde erweitert. In den 1980er Jahren kam ein neues Bettenhaus mit einer Gesamtzahl von rund 160 dazu.

Der Krankenhausneubau in Trägerschaft des DRK an der Penzliner Straße umfasst die Abteilungen Innere Medizin, Chirurgie, Gynäkologie-Geburtshilfe, Anästhesie, eine Intensivstation und Belegabteilungen für Urologie sowie HNO. Der Neubau wurde im April 2010 mit 144 Betten eröffnet. Seit 2012 hält das Haus 164 Betten vor.

In enger Nachbarschaft befindet sich seit 2003 eine Wachkomastation sowie seit 2011 ein Altenpflegeheim mit einem angegliederten Hospiz ebenfalls in Trägerschaft des DRK.

Rettungshubschrauber: Neben dem Krankenhaus befindet sich seit 1996 ein Luftrettungsstandort. Zunächst wurde durch den Bundeswehrhubschrauber SAR 93, eine Bell UH-1D die Versorgung gesichert, seit 2006 werden die Einsätze durch Christoph 48, einen Eurocopter EC 135 des ADAC geflogen.

Sport

  • Stadien: Rudolf-Harbig-Stadion, Parkstadion und Jahnsportpark Strelitz-Alt; genutzt von verschiedenen Sport- und Fußballvereinen.

Vereine

  • Die TSG Neustrelitz, die seit der Saison 2012/13 in der Fußball-Regionalliga Nordost (4. Liga) spielt und in der Saison 2013/14 Meister wurde. Der Verein nutzt das Parkstadion für Heimspiele.
  • Fußballvereine SpVgg Victoria Neustrelitz, FC Neustrelitz 07 und Strelitzer FC. Frauenfußball wird in Neustrelitz beim ESV Lok Neustrelitz gespielt.
  • PSV Neustrelitz (u. a. Volleyball)
  • Tennisverein TC Neustrelitz.
  • Wassersportverein WSV Einheit Neustrelitz.
  • ESV Lok Neustrelitz mit der Abteilung Leichtathletik.
  • Strelitzer FC: Fußballverein

Wirtschaft und Verkehr

Wirtschaft

Neben dem Binnenhafen und der Landwirtschaft sind in Neustrelitz Fabriken des Maschinen- und Anlagenbaus ansässig. Die NETINERA Werke GmbH betreibt hier ein Instandhaltungswerk für Eisenbahnfahrzeuge. Die Deutsche Post AG DHL ist mit dem Frachtpostzentrum 17 vertreten. Im Norden der Stadt hat die Firma IBC Solar einen 25 Hektar großen Solarpark errichtet. In der Stadt sind auch diverse größere Dienstleistungsbetriebe angesiedelt, wie das Unternehmen KDW Neustrelitz mit über 300 Mitarbeitern.<ref>Unternehmen in Neustrelitz, abgerufen am 28. Juli 2015</ref> Auch das 2010 eröffnete DRK-Krankenhaus, die Stadtwerke, die Wohnungsgesellschaft, sowie Behörden wie das Straßenverkehrsamt, das Bildungszentrum der Bundespolizei, das Landesamt für Gesundheit und Soziales Mecklenburg-Vorpommern, die Jugendanstalt und die Arbeitsagentur sind relevante Arbeitgeber in der Stadt.<ref>Behörden in Neustrelitz, abgerufen am 28. Juli 2015</ref>

Eine zunehmende Rolle im wirtschaftlichen Leben der Stadt spielt nach strukturellen Umwandlungen und Investitionen in die Infrastruktur (z.B. in die Marina am Stadthafen, den Zierker See und in den Schlossgarten) seit 1990 wieder der Tourismus, durch den Dienstleistungsbetriebe, Gastronomie, Geschäfte und Kultureinrichtungen stark profitieren können.<ref>Tourismus/Urlaub in Neustrelitz, Informationsseite der Stadt, abgerufen am 28. Juli 2015</ref>

Ein weiterer namhafter Arbeitgeber in der Region ist das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (siehe Abschnitt Bildung und Forschung).

Medien

Die zum Nordkurier gehörende Strelitzer Zeitung ist die Lokalzeitung der Stadt Neustrelitz und erscheint als Tageszeitung. Zweiwöchentlich erscheint das amtliche Bekanntmachungsblatt Strelitzer Echo.<ref>Strelitzer Echo</ref>

Der im Kabelfernsehen zu empfangene Regionalfernsehsender neu.eins berichtet regelmäßig unter anderem auch über Neustrelitz und die dazu gehörigen Ortsteile.

Verkehr

Neustrelitz bildet für den Eisenbahn-, Straßen- und Binnenschifffahrtsverkehr einen wichtigen Knotenpunkt im südlichen Mecklenburg-Vorpommern.

Straßenverkehr

In Neustrelitz kreuzen sich die Bundesstraßen 96, 193 und 198. Die Bundesautobahn 20 (RostockStettin) ist 36 km entfernt (Anschlussstellen Neubrandenburg-Ost und Neubrandenburg-Nord), die Bundesautobahn 19 (Berlin–Rostock) 52 km (Anschlussstelle Röbel/Müritz).

Zudem halten seit Juni 2015 in Neustrelitz am Rudi-Arndt-Platz (ZOB) auch Busse des Fernbusunternehmens MeinFernbus, auf dem Weg von Greifswald nach Leipzig über Berlin, wo Anschlussmöglichkeiten vom und ins Vogtland bestehen.

Schienenverkehr

Neustrelitz ist ein regionaler Eisenbahnknoten, an dem zahlreiche Eisenbahnstrecken zusammentreffen. Im Einzelnen sind dies die Berliner Nordbahn (Berlin–Neustrelitz–NeubrandenburgStralsund), die Bahnstrecke Neustrelitz–Rostock–Warnemünde (Lloydbahn), sowie die nur noch auf dem Abschnitt bis Mirow befahrene Bahnstrecke Wittenberge–Strasburg.

Die Bahnstrecke Neustrelitz–Feldberg wurde im Dezember 2000 stillgelegt. Seitdem verkehrt die Buslinie 619 als Bahnersatzverkehr parallel zur Strecke.

Durch den Integralen Taktfahrplan bestehen im Neustrelitzer Hauptbahnhof stets zur vollen Stunde verschiedene Umsteigemöglichkeiten. Im Fernverkehr hält neben dem seit dem 10. Juni 2007 verkehrenden ICE-Zugpaar von Warnemünde nach München (Linie 28, teilw. weiter bis Innsbruck), welches zum Fahrplanwechsel zum 13. Dezember 2015 auf IC umgestellt wurde, auch seit 2014 ein EuroCity-Zugpaar von Rostock Hbf nach Prag in Neustrelitz.<ref>Pressemitteilung der Deutschen Bahn zur Verlängerung des EC-Zugpaars 178/179 nach Rostock-Warnemünde</ref> Für den Güterverkehr existiert mit dem Südbahnhof ein separater Güterbahnhof.

Öffentlicher Personennahverkehr

Das örtliche Busunternehmen B.B.-Reisen betreibt den Stadtverkehr Neustrelitz, ein Stadtbusnetz, welches auf vier Linien die inneren Stadtteile erschließt. Für die Verbindung mit dem Umland sorgen verschiedene regionale Buslinien der MVVG, die am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) vor dem Hauptbahnhof zusammentreffen. Eine Kooperation zwischen beiden Unternehmen sorgt für abgestimmte tarifliche Regelungen.

Verbindung mit überregionalen Gewässern

Über den Kammerkanal besteht eine schiffbare Verbindung mit überregionalen Gewässern. Der Kanal verbindet den Zierker See, an dem die Stadt Neustrelitz liegt, mit dem Woblitzsee. Von diesem Havelsee, an dem die Stadt Wesenberg liegt, können Schiffe über die Obere Havel-Wasserstraße und die anschließenden Wasserstraßen bis zur Ostsee, in die Müritz oder in die Berliner Gewässer gelangen. Der Woblitzsee, der Kammerkanal und der Zierker See bis Neustrelitz (km 94,4) sind Teilstrecken der Oberen Havel-Wasserstraße.

Persönlichkeiten

Sonstiges

  • Kfz-Zeichen: 01/1991 bis 05/1994 NZ (für Neustrelitz), dann MST (für Mecklenburg-Strelitz), seit 2014 MSE (Mecklenburgische Seenplatte); in der DDR: CT für Motorräder, CM für LKW, Busse und Traktoren, CL, CZ und später CIB bis CIZ für Pkw.
  • Seit 2008 trägt der ICE 2 Triebzug 237 der Deutschen Bahn den Namen Neustrelitz.<ref>Strelitzer Echo</ref>
  • Das 1988 in der Wolgaster Peene-Werft gebaute Einsatzschiff BP 22 der Bundespolizei trägt den Namen Neustrelitz.<ref>Einsatzschiffe, Kontroll- und Streifenboote der Bundespolizei</ref>

Weblinks

Commons Commons: Neustrelitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Karl Albert von Kamptz: Versuch einer Topographie der Großherzoglichen Residenzstadt Neustrelitz. 1. Auflage: Neubrandenburg 1792. 2., vermehrte Auflage: Neustrelitz/Neubrandenburg 1833. Kommentierter Nachdruck in: Neue Schriftenreihe des Karbe-Wagner-Archivs Neustrelitz. Bd. 6. Thomas Helms Verlag, Schwerin 2008. S. 8–62.
  • Carolinum. Historisch-literarische Zeitschrift. Sonderheft: Neustrelitz Straßen-Häuser-Menschen. 63. Jg., Göttingen 1999
  • Carl August Endler: Die Geschichte der Landeshauptstadt Neustrelitz. 1733–1933. Rostock 1933.
  • Otto Wagner: Fremdenführer von Neustrelitz und Umgebung. Neustrelitz 1926. S. 31 f.
  • Harald und Christiane Witzke: Strelitz-Alt und Neustrelitz. Sutton Verlag, Erfurt 2002. ISBN 978-3-89702-415-1
  • Harald Witzke: Neustrelitz. Sutton Verlag, Erfurt 2007. ISBN 978-3-86680-109-7

Einzelnachweise

<references />