Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz


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Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz, spätere Königin von Großbritannien und Irland

Sophie Charlotte, Herzogin zu Mecklenburg [-Strelitz] (* 19. Mai 1744 in Mirow; † 17. November 1818 im Kew Palace in den Royal Botanic Gardens) war eine deutsche Prinzessin, die durch die Heirat mit König Georg III. als Königin Charlotte zur Königin von Großbritannien und von Irland (seit 1801 von Großbritannien und Irland) sowie Kurfürstin von Braunschweig-Lüneburg und später Königin von Hannover wurde.

Leben

Herkunft und Jugend

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Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz (1744–1818); Gemälde von Allan Ramsay

Sophie Charlotte war eine Tochter des in Mirow apanagierten Prinzen Karl von Mecklenburg – eines jüngeren Halbbruders des in Mecklenburg-Strelitz regierenden Herzogs Adolf Friedrich III. – und seiner Frau Elisabeth Albertine, geb. Prinzessin von Sachsen-Hildburghausen, einer entfernten Cousine der Mutter Georgs III., Augusta von Sachsen-Gotha.

Ihr Bruder Adolf Friedrich erbte 1752 das Herzogtum Mecklenburg-Strelitz und die Familie zog von Mirow nach Neustrelitz. Charlotte erhielt eine vorzügliche Ausbildung. Unter ihren Lehrern befand sich auch die Dichterin Friderike Elisabeth von Grabow, genannt die „Sappho von Deutschland“. Charlotte beherrschte bald mehrere Sprachen und wurde in naturwissenschaftlichen, musischen und hauswirtschaftlichen Fächern gleichermaßen ausgebildet. Zudem war sie eine geistvolle Briefschreiberin. Ein Brief an den preußischen König, in dem sie sich über das Betragen der preußischen Armee in Mecklenburg beschwerte, erlangte Berühmtheit, wurde gedruckt und gelangte so nach England, wodurch Prinz Georg auf die Prinzessin aufmerksam wurde.

Earl Harcourt, der britische Gesandte, bat stellvertretend für König Georg III. um die Hand der Prinzessin und handelte mit Charlottes Mutter, die zu dieser Zeit bereits im Sterben lag, den Ehevertrag aus, der am 15. August 1761 unterschrieben wurde.

Am 17. August verließ Charlotte ihre Heimat und reiste über Hannover nach Stade, wo sie an Bord der königlichen Yacht ging. Während der Überfahrt nach England hatte sie auf ihrem Cembalo „God save the king“ geprobt, während alle ihre Reisebegleiter mit der Seekrankheit kämpften. Am 8. September 1761 erreichte sie den St. James-Palast, wo sie ihrem Gatten zum ersten Mal gegenüberstand. Schon am selben Abend fand in der königlichen Kapelle die offizielle Vermählung statt.

Königin

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Thomas Lawrence: Porträt der Königin Charlotte, 1789–1790

Schon früh war festzustellen, dass sich die Ehe gut anließ und beide Partner glücklich schienen. Bei einem Theaterbesuch kurz nach der Hochzeit drängte sich die Menge derart begeistert an die königliche Kutsche, dass vier Menschen dabei zu Tode gequetscht wurden.

Am 22. September 1761 wurden die 17-jährige Charlotte und ihr sechs Jahre älterer Mann gekrönt. Die junge Königin machte rasch Fortschritte im Erlernen der englischen Sprache, liebte das Kartenspiel, Ausritte zu Pferd und mochte es, die Hofgesellschaft mit Gesang und Cembalo zu unterhalten. Am 12. August 1762 gebar sie den Thronfolger, dem noch weitere vierzehn Kinder folgen sollten.

Die königliche Familie lebte im Kew-Palast ein nahezu bürgerliches, einfaches und unkompliziertes Alltagsleben. König und Königin kümmerten sich intensiv um die Erziehung der Kinder, namentlich die Königin um den Religionsunterricht. Charlotte zeigte großes Interesse am Ausbau der königlichen botanischen Gartenanlage in Kew. Ihre frühere Ausbildung bei dem lutherischen Theologen Gottlob Burchard Genzmer u.a. in Naturphilosophie, Mineralogie und Botanik kam ihr hierbei zugute. Für ihre Verdienste um die Botanischen Gärten wurde ihr später vom britischen Volk der Ehrentitel „Queen of Botany“ verliehen. Kew Gardens zählt zu den schönsten Gärten Großbritanniens, was auch dem Einfluss von Königin Charlotte zugeschrieben wird<ref>Eine Neustrelitzerin als englische Königin</ref><ref>Welt der Rosen- Namensgebung: Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz</ref>.

Charlotte galt als sehr einfach, sie mischte sich nie in die Politik ein. Sie ging in ihren häuslichen Pflichten und der Sorge um ihre Kinder auf. Zu Beginn der Krankheit ihres Mannes, die man damals als Wahnsinn missdeutete, wurde dieser in ihre Obhut gegeben, er konnte sie aber nicht zu häufigen Besuchen bewegen. Sie stand ihrer Enkelin Charlotte, die bis zu deren Tod im Jahre 1817 ihre einzige legitime Enkelin war, sehr nahe, nachdem sich vor allem ihre Söhne als große Enttäuschung erwiesen. Deren Eskapaden und Geldverschwendungen schadeten dem Ruf der königlichen Familie erheblich. 1796 wurde Charlottes Kutsche mit Steinen beworfen, wobei sie im Gesicht verletzt wurde.

1811 erlitt König Georg III. erneut einen Rückfall, von dem er sich nicht mehr erholte. Er erblindete und war für den Rest seines Lebens vollkommen geistig verwirrt, die Aufsicht über die Person des Königs oblag Charlotte. Das Paar lebte zurückgezogen in Windsor. Nach dem Tod ihrer Lieblingsenkelin Charlotte verlor sie jeden Lebenswillen und starb, nachdem sie 57 Jahre britische Königin gewesen war, am 17. November 1818 im Kew-Palast im Kreise ihrer Kinder.

Nachkommen

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Queen Charlotte mit ihren Kindern und Brüdern, Gemälde von John Zoffany, 1771-72

Nach Königin Charlotte benannt

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Schilderbaum in Charlotte, North Carolina, der die Entfernung zu anderen Städten namens „Charlotte“ anzeigt.

Orte

Zu Ehren von Königin Charlotte wurden mehrere Städte, Gemeinden und Landkreise in den britischen Kolonien Nordamerikas nach ihr benannt. Sieben Städte oder Gemeinden in den USA tragen ihren Namen, darunter die 1762 gegründete Stadt Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina.

Königin Charlotte ist indirekt auch die Namensgeberin der Queen Charlotte Islands in British Columbia an der Pazifikküste von Kanada.

Dazu kommen weitere Ortsnamen in anderen ehemaligen britischen Kolonien, so das Fort Charlotte in Kingstown, der Hauptstadt des Karibikstaats St. Vincent.

Des Weiteren wurden die folgenden Städte, Gegenden und Plätze nach ihr benannt:

Datei:Strelitzia reginae SouthAfrica.jpg
Paradiesvogelblume Strelitzia reginae
Datei:Königin Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz.jpg
Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz auf einem Gemälde von Allan Ramsay, 1762<ref>In der National Portrait Gallery</ref>

Die Strelitzien

Ihren Namen tragen außerdem die Paradiesvogelblumen – die Strelitzien. Diesen Namen erhielten sie noch zu Lebzeiten von Königin Charlotte, 1773, von ihrem Erstbeschreiber William Aiton, dem Leiter des Botanischen Gartens in Kew bei London.

Weiteres

Vorfahren


Ahnentafel Königin Charlotte von Großbritannien und Irland
Urgroßeltern

Herzog
Adolf Friedrich I. von Mecklenburg
(1588–1658)
∞ 1635
Prinzessin
Marie Katharina von Braunschweig-Dannenberg
(1616–1665)

Graf
Christian Wilhelm von Schwarzburg-Sondershausen
(1645–1721)
∞ 1673
Gräfin
Antonie Sibylle von Barby-Mühlingen (1641–1684)

Herzog
Ernst von Sachsen-Hildburghausen
(1655–1715)
∞ 1680
Prinzessin
Sophia Henriette von Waldeck
(1662–1702)

Graf
Georg Ludwig I. von Erbach
(1643–1693)
∞ 1664
Gräfin
Amalia Katharina von Waldeck-Eisenberg
(1640–1697)

Großeltern

Herzog Adolf Friedrich II. von Mecklenburg (1658–1708)
∞ 1705

Emilie von Schwarzburg-Sondershausen (1681–1751)

Herzog
Ernst Friedrich I. von Sachsen-Hildburghausen (1681–1724)
∞ 1704
Gräfin
Sophia Albertine von Erbach (1683–1742)

Eltern

Prinz Karl zu Mecklenburg (1708–1752)
∞ 1735
Prinzessin Elisabeth Albertine von Sachsen-Hildburghausen (1713–1761)

Königin Sophie Charlotte von Großbritannien und Irland (1744–1818)

Literatur

  • Charlotte Papendiek, Court and Private Life in the Time of Queen Charlotte: ‪Being the Journals of Mrs Papendiek, Assistant Keeper of the Wardrobe and Reader to Her Majesty, edited by her Grand-Daughter, Mrs Vernon Delves Broughton, 2 Bände, London 1887
  • Olwen Hedley, Queen Charlotte, John Murray, January 1975, ISBN 0-7195-3104-7
  • Marita A. Panzer, Englands Königinnen, München: Piper, 2006
  • Friederike Drinkuth, Königin Charlotte. Eine Prinzessin aus Mecklenburg-Strelitz besteigt den englischen Thron, Schwerin: Thomas Helms Verlag, 2011, ISBN 978-3-940207-72-2

Weblinks

Commons Commons: Charlotte von Mecklenburg-Strelitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references />

VorgängerinnenAmtNachfolgerinnen
Caroline von Brandenburg-AnsbachQueen Consort von Großbritannien und Irland
1761–1801
Titel erloschen
Titel neu geschaffenQueen Consort des Vereinigten Königreiches von Großbritannien und Irland
1801–1818
Caroline von Braunschweig
---Königin von Hannover
1814–1818
Caroline von Braunschweig