Tetracyclin
Strukturformel | |||||||||||||||
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Strukturformel von Tetracyclin | |||||||||||||||
Allgemeines | |||||||||||||||
Freiname | Tetracyclin | ||||||||||||||
Andere Namen |
(4S,4aS,5aS,6S,12aS)- 4-(Dimethylamino)-3,6,10,12,12a-pentahydroxy- 6-methyl-1,11-dioxo-1,4,4a,5,5a,6,11,12a- octahydrotetracen-2-carbamid (IUPAC) | ||||||||||||||
Summenformel | C22H24N2O8 | ||||||||||||||
CAS-Nummer | 60-54-8 | ||||||||||||||
PubChem | 5353990 | ||||||||||||||
ATC-Code | |||||||||||||||
DrugBank | DB00759 | ||||||||||||||
Kurzbeschreibung |
gelber Feststoff<ref name="sigma"/> | ||||||||||||||
Arzneistoffangaben | |||||||||||||||
Wirkstoffklasse | |||||||||||||||
Eigenschaften | |||||||||||||||
Molare Masse | 444,44 g·mol−1 | ||||||||||||||
Aggregatzustand |
fest | ||||||||||||||
Schmelzpunkt |
172 °C <ref name="ChemIDplus"/> | ||||||||||||||
Löslichkeit |
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Sicherheitshinweise | |||||||||||||||
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Toxikologische Daten |
678 mg·kg−1 (LD50, Maus, oral)<ref name="ChemIDplus">Eintrag zu Tetracyclin in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM)</ref> | ||||||||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Tetracyclin ist ein Antibiotikum und zählt zur Gruppe der Tetracycline. Tetracyclin ist ein Breitbandantibiotikum, welches von Streptomyceten (Streptomyces aureofaciens) produziert wird und gegen viele bakterielle Infektionen angewandt wird. Es wird häufig gegen Akne eingesetzt.
Inhaltsverzeichnis
Synthese
Tetracyclin kann aus Chlortetracyclin durch Hydrierung mit Palladium als Katalysator gewonnen werden.<ref>Axel Kleemann, Jürgen Engel: Pharmazeutische Wirkstoffe: Synthesen, Patente, Anwendungen. 2. Auflage. Thieme, Stuttgart, New York 1982, ISBN 3-13-558402-X, S. 864-865.</ref>
Wirkungsmechanismus
Es verhindert die Anlagerung von Aminoacyl-tRNA an die rRNA in der 30-S-Untereinheit des Bakterien-Ribosoms. Dadurch wird die Translation und letztlich die Proteinbiosynthese gestoppt.
Die Toxizität könnte auf eine Inaktivierung der 30-S-Ribosomen der in den eukaryotischen Wirtszellen vorhandenen Mitochondrien zurückzuführen sein.
Geschichte
Die Tetracycline sind eine große Familie von Antibiotika, die von Benjamin Minge Duggar im Jahre 1948 beschrieben worden sind. Tetracyclin wurde damals von Lloyd Conover in der Forschungsabteilung von Pfizer entdeckt. Das Patent für Tetracyclin wurde im Jahre 1955 genehmigt.<ref name="patent">Patent US2699054.</ref> Jedoch wurde in den 1990er-Jahren Tetracycline in nubischen Mumien entdeckt, so dass das damals gebraute Bier eine Quelle für Tetracyclin gewesen sein könnte.<ref>Take Two Beers and Call Me in 1,600 Years - use of tetracycline by Nubians and Ancient Egyptians (Memento vom 29. Mai 2012 im Webarchiv archive.is)</ref> Tetracyclin wirkt auf viele gram-negative, gram-positive und nicht nach Gram färbbare Bakterien bakteriostatisch.
Kontraindikationen und Nebenwirkungen
- kann sich entwickelnde Zähne färben (auch bei Einnahme während der Schwangerschaft), siehe Tetracyclin-Zähne
- wird vor allem von Aluminium, Eisen und Calcium durch Chelatbildung inaktiviert, daher keine Einnahme mit Antacida, Eisenpräparaten oder Milchprodukten
- phototoxisch, daher keine starke Sonnenbestrahlung unter Tetracyclin
- keine Einnahme während der Schwangerschaft
- nicht für Kinder unter 8 Jahren
- keine Einnahme bei Tetracyclinallergie
Indikation
- Infektionen der Atemwege (etwa: atypische Pneumonien, Mittel der Wahl nur beim Q-Fieber)<ref>S3-Leitlinie Epidemiologie, Diagnostik, antimikrobielle Therapie und Management von erwachsenen Patienten mit ambulant erworbenen tiefen Atemwegsinfektionen der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin. In: AWMF online (Stand Juli 2009)
</ref> - Infektionen des Urogenitalsystems (etwa: Prostatitis)
- Infektionen der Haut (etwa: Acne vulgaris)
- Infektionen des Darms (etwa: Cholera)
- aber auch Pest, Brucellose und Tularämie etc.
Andere Anwendungen
Da Tetracyclin im Knochen aufgenommen wird, wird es als ein Marker für Knochenwachstum in menschlichen Biopsien benutzt. Das Vorhandensein von Tetracyclin im Knochen wird durch Fluoreszenz festgestellt.<ref>Cathy Mayton: Tetracycline labeling of bone</ref> In der Gentechnik wird Tetracyclin bei der Transkriptionsaktivierung bzw. -deaktivierung benutzt bei dem von Hermann Bujard entwickelten Tet-System eingesetzt. Dadurch können Gene gezielt aktiviert und ihre Funktion untersucht werden.
Resistenzmechanismen
Aus Fäkalien isolierte Bakterien sind zu über 80 % resistent gegen Tetracyclin.<ref>Madigan: Brock Biology of Microorganisms</ref> Dies ist auf folgende Mechanismen zurückzuführen:
- Verschiedene Resistenzplasmide codieren eine Tetracyclin-Effluxpumpe, die das Antibiotikum aktiv (d.h. unter ATP-Hydrolyse) aus der Zelle transportiert
- Ribosome Protecting Proteins wie Tet(O) können Resistenzen bedingen, indem sie Tetracyclin aktiv (unter GTP-Hydrolyse) vom Ribosom entfernen.
- Genomische Tetracyclin-Resistenzen kommen durch Mutationen im Wirkort des Antibiotikums, der 16S-rRNA zustande.
Pharmakokinetik
Die orale Bioverfügbarkeit bei Vermeidung vorheriger Nahrungsaufnahme wird mit 60 bis 80 % angegeben. Die Plasmahalbwertszeit beträgt 8,5 Stunden, wobei die Exkretion vor allem über die Niere erfolgt, da mit der Galle ausgeschiedenes Tetracyclin zu einem Großteil aus dem Darm rückresorbiert wird, es dem Enterohepatischen Kreislauf unterliegt. Die Plasmaeiweißbindung beträgt 50 %.<ref name="ab-kommentar">Arzneibuch Kommentar. Gesamtwerk einschließlich 36. Aktualisierungslieferung 2010, ISBN 978-3-8047-2461-7</ref>
Handelsnamen
Actisite-Dental (A), Imex (D), Tefilin (D), sowie ein Generikum (D)
Fluorex Plus (A), Mysteclin (D, A)
- Tiermedizin
Cyclutrin, Tetrabiotic, Tetran, Utroletten
Chemische Eigenschaften
Tetracyclinhydrochlorid, ein gelbes, kristallines, hygroskopisches Pulver verfärbt sich durch direkten Kontakt zu Sonnenstrahlen und bei Lagerung an feuchter Luft braun.<ref name="ab-kommentar"/>
- Dissoziation
- Das Hydrochlorid kann in wässriger Lösung 3 Protonen abgeben. Die für die Gleichgewichtsreaktionen relevanten pKs-Werte sind 3,3; 7,7; 9,7. Eine 2 %ige wässrige Lösung besitzt einen pH-Wert von ca. 2,2.<ref name="ab-kommentar"/>
Einzelnachweise
<references />
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