Europäische Konservative und Reformer
Europäische Konservative und Reformer | |
Offizielle Abkürzung | ECR |
Mitglieder | 75/751 |
Syed Kamall (2015) | |
Fraktionsvorsitzender | Vereinigtes Königreich Syed Kamall |
Gründung | 2009 |
Ausrichtung | EU-Skepsis, Konservativismus<ref name="Staab">Andreas Staab (2013): The European Union Explained: Institutions, Actors, Global Impact. Indiana University Press, Seite 69.</ref> Nationalkonservatismus, Rechtspopulismus |
Europaparteien | Allianz der Europäischen Konservativen und Reformer (AEKR) Europäische Christliche Politische Bewegung (ECPB) |
Website | ecrgroup.eu |
Die Europäischen Konservativen und Reformer (EKR<ref name="euparl" />) sind eine 2009 gegründete (national)-konservative, EU-kritische und rechtspopulistische Fraktion im Europäischen Parlament. Mit insgesamt 75 Europaabgeordneten aus 16 Ländern ist sie die drittgrößte Fraktion des Parlaments (Stand: 10. Dezember 2015<ref>europarl.europa.eu</ref>). Die beiden größten Parteien in der Fraktion sind die britische Konservative Partei und die polnische Recht und Gerechtigkeit (PiS). Aus dem deutschen Sprachgebiet gehören der Fraktion die Abgeordneten der deutschen Parteien ALFA, AfD und Familie an.
Die zugehörige politische Partei auf europäischer Ebene ist die Allianz der Europäischen Konservativen und Reformisten (AECR). Der Fraktion gehören auch die Mitglieder der Bewegung für ein Europa der Freiheit und der Demokratie (MELD) und der Europäischen Christlichen Politischen Bewegung (ECPM) an. Dazu kommen die der Europäischen Freien Allianz (EFA) angehörenden Abgeordneten der Nieuw-Vlaamse Alliantie sowie Abgeordnete ohne Partei auf europäischer Ebene.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Gruppe der EKR wurde am 22. Juni 2009 nach der Europawahl 2009 gegründet.<ref>Presseerklärung der neu gegründeten Fraktion, vgl. auch EurActiv, 23. Juni 2009: Antiföderalistische Fraktion im Parlament: Eine zerbrechliche Koalition?.</ref> Ihre Mitglieder gehörten zuvor verschiedenen anderen Fraktionen an: Die englische Conservative Party und die tschechische ODS waren als Mitglieder der Europäischen Demokraten in der christdemokratisch-konservativen Fraktion EVP-ED, während die PiS und andere Mitglieder der nationalkonservativen Fraktion UEN angehörten. Einige kleinere Parteien der EKR waren auch in der EU-kritischen Fraktion Ind/Dem.
Bereits 2006 hatte der Parteichef der britischen Konservativen, David Cameron, seinen Entschluss angekündigt, die Partei nach der Europawahl 2009 aus der EVP-ED-Fraktion austreten zu lassen. Hierzu gründete er zunächst mit der ODS die Bewegung für Europäische Reform, die nach den ursprünglichen Plänen zu einer eigenen europäischen Partei führen sollte. Da dieses Projekt an der fehlenden Zahl von Mitgliedsparteien scheiterte, begannen ab Anfang 2009 Verhandlungen mit UEN-Mitgliedern, die schließlich kurz vor den Europawahlen zur öffentlichen Ankündigung der Gründung einer neuen Fraktion durch Conservatives, ODS und PiS führten.<ref>EurActiv, 2. Juni 2009: Neue paneuropäische euroskeptische Allianz nimmt Gestalt an.</ref> Diesem Plan schlossen sich weitere Mitglieder der UEN sowie einige Abgeordnete der Ind/Dem-Fraktion an, sodass die EKR-Gruppe die Bedingungen für die Gründung einer Fraktion im Europaparlament erfüllte. Umgekehrt bildete sich aus den verbliebenen Mitgliedern der Ind/Dem-Fraktion und der UEN sowie neu ins Parlament gewählten Parteien die neue Fraktion Europa der Freiheit und Demokratie (EFD).
7. Legislaturperiode (2009–2014)
Nach der Gründung der Fraktion schlossen sich die meisten ihrer Mitgliedsparteien der neuen europäischen Partei Allianz der Europäischen Konservativen und Reformisten (AECR) an. Bei der konstituierenden Sitzung des neu gewählten Parlaments am 14. Juli 2009 kam es zu einem Eklat, als der britische EKR-Abgeordnete McMillan-Scott als Kandidat für das Amt eines Parlaments-Vizepräsidenten antrat, obwohl die EKR nicht ihn, sondern den Polen Michał Kamiński vorgeschlagen hatte. Durch die Unterstützung der anderen Fraktionen wurde McMillan-Scott zum Vizepräsidenten des Parlaments gewählt, während Kamiński scheiterte. Unmittelbar darauf wurde McMillan-Scott aus der Fraktion und der Konservativen Partei ausgeschlossen.<ref>EurActiv, 15. Juli 2009: Tory-Politiker erschüttert Euroskeptiker im Parlament.</ref><ref>http://www.newstatesman.com/2009/07/mcmillan-scott-european-mep</ref> Er schloss sich schließlich der ALDE an. Kamiński wurde stattdessen zum Fraktionsvorsitzenden der EKR gewählt; Timothy Kirkhope, der ursprünglich von der Fraktion für dieses Amt vorgesehen war, verzichtete darauf.
Ende 2010 waren Kamiński und drei weitere PiS-Abgeordnete an der Gründung der neuen polnischen Partei Polska jest Najważniejsza (Polen ist das Wichtigste) beteiligt, die sich eine gemäßigter konservative Ausrichtung als die PiS gab. Dennoch blieben sie Mitglieder der Fraktion EKR. Kamiński behielt zunächst auch sein Amt als Fraktionsvorsitzender; erst Anfang 2011 kündigte er seinen Rücktritt an, um die „innerpolnischen“ Auseinandersetzungen nicht ins Europäische Parlament zu tragen.<ref>EUobserver, 27. Januar 2011: Eurosceptic group in turmoil as leader steps down (englisch).</ref> Sein Nachfolger wurde am 9. März 2011 der Tscheche Jan Zahradil.<ref>EUobserver, 9. März 2011: UK Tories lose leadership of parliament group (englisch).</ref>
Am 8. März trat zudem die dänische Abgeordnete Anna Rosbach neu der EKR-Fraktion bei, nachdem sie aus ihrer Partei, der Dansk Folkeparti, die der EFD-Fraktion angehört, ausgetreten war. Ebenfalls aus der EFD-Fraktion trat am 24. Mai 2011 David Campbell Bannerman über, der zudem aus der UK Independence Party (UKIP) aus- und in die Conservative Party eintrat. Durch das Inkrafttreten des Lissabon-Vertrags erhöhte sich die Zahl der Conservative-MdEPs um einen. Am 26. Dezember wechselten drei Mitglieder der PiS-Abspaltung Solidarna Polska von der EKR zur EFD.
Im März 2012 trat Roger Helmer von den Conservatives zur UKIP und damit ebenfalls zur EFD über. Im Oktober 2012 trat Cristiana Muscardini (Futuro e Libertà per l’Italia) von der EVP-Fraktion zur EKR über. Im Januar 2014 trat Artur Zsada von der EVP-Fraktion über und wie drei weitere EKR-Mitglieder der neugegründeten Partei Polska Razem Jarosława Gowina bei.
Mitglieder der Fraktionen nach Ländern und nationalen Parteien zu Beginn und Ende der Legislatur | ||||||||||||||||
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