Andreas Widhölzl
Andreas Widhölzl Skispringen | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Andreas Widhölzl am Holmenkollen 2006
Andreas Widhölzl am Holmenkollen 2006 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Nation | Österreich Österreich | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Geburtstag | 14. Oktober 1976 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Geburtsort | St. Johann in Tirol, Österreich Österreich | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Größe | 180 cm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gewicht | 64 kg | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Beruf | Student der Sozialpädagogik, Moderator, Skisprungtrainer | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Karriere | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Verein | SC Fieberbrunn | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Nationalkader | seit 1991 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Debüt im Weltcup | 3. Januar 1993 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Pers. Bestweite | 231,0 m (Planica 2005) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Status | zurückgetreten | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Karriereende | 2008 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Medaillenspiegel | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Platzierungen | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Andreas Widhölzl (* 14. Oktober 1976 in St. Johann in Tirol), Spitzname Swider, ist ein ehemaliger österreichischer Skispringer, Weltmeister und Olympiasieger.
Widhölzl begann früh mit dem Skispringen und sprang ab 1993 regelmäßig im Weltcup. Bis 1998 stieg er zum besten österreichischen Skispringer auf. Zwischen 1997 und 2000 gewann der Tiroler zweimal olympische Bronze, zwei Weltmeisterschaftsmedaillen sowie insgesamt 16 Weltcupspringen. Hinzu kam der Sieg bei der Vierschanzentournee 1999/2000, diese Saison beendete er als Zweiter im Gesamtweltcup. In den folgenden fünf Jahren siegte Widhölzl lediglich einmal im Weltcup, 2005 wurde er jedoch Doppelweltmeister mit der Mannschaft und ein Jahr später auch Teamolympiasieger. Nach gesundheitlichen Problemen beendete er im März 2008 seine 15-jährige Weltcupkarriere, in der er bei 18 Einzelspringen triumphiert hatte. Damit zählt er zu den fünf bisher erfolgreichsten Skispringern seines Landes.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Karriere
- 2 Sprungstil
- 3 Persönliches
- 4 Verhältnis zu den Medien
- 5 Auszeichnungen
- 6 Literatur
- 7 Weblinks
- 8 Einzelnachweise
Karriere
Anfänge im Skispringen (1983 bis 1993)
Andreas Widhölzl verfolgte schon im Alter von vier, fünf Jahren den Skisprungsport im Fernsehen.<ref name="Frühe Kindheit" /> Ebenfalls zu dieser Zeit trat er dem Tiroler Skiverbandskader bei und erlernte unter anderem das Skifahren. Als Widhölzl sieben Jahre alt war, überzeugte ihn ein Kindergartenfreund, zum Training der Fieberbrunner Weitenjäger mitzukommen.<ref>Widhölzl, Schnürle: Mein Höhenflug. S. 46–49</ref> Nach einigen Jahren verbuchte Widhölzl erste Erfolge – Siege bei den Bezirks- und Tiroler Meisterschaften in der jeweiligen Altersstufe.<ref>Andreas Widhölzl – Laufbahn auf fieberbrunn-info.at. Ergebnisse Widhölzls bis 1999.</ref> Der Verein unterstützte die in bescheidenen Verhältnissen lebende Familie, indem er Teile der Ausrüstung des Nachwuchsspringers bezahlte. Mit zwölf Jahren nahm Widhölzl als Favorit und Seriensieger an einem Wettkampf in Natters teil und brach sich auf der Dreißigmeterschanze das Schlüsselbein. Daraufhin folgte eine einmonatige Verletzungspause, in der er zwar die nationalen Schülermeisterschaften verpasste, die aber sonst folgenlos blieb. Dies war die einzige größere Verletzung in Widhölzls Karriere als Skispringer.<ref>Widhölzl, Schnürle: Mein Höhenflug. S. 52–53</ref>
Als Andreas Widhölzl 14-jährig die Hauptschulzeit in Fieberbrunn beendet hatte, sollte er in Eisenerz auf einem Internat für Skisportler parallel zum Sprungtraining einen Beruf erlernen. Der Nachwuchsreferent des Österreichischen Skiverbands (ÖSV), Paul Ganzenhuber, setzte sich jedoch persönlich für den erfolgreichen Jugendspringer ein, da er befürchtete, dass Eisenerz für den talentierten Skispringer nicht der richtige Ort sei. So konnte Widhölzl auf das renommiertere Skigymnasium Stams wechseln. Dort war der Großteil der erfolgreichen österreichischen Skispringer ausgebildet worden. Widhölzls Ausbildung in Stams wurde teilweise mithilfe eines Anteils an den Einnahmen durch die Vierschanzentournee finanziert. Hinzu kam die Landesförderung des Landes Tirol und ein Stipendium aufgrund der Schulnoten des Österreichers.<ref>Widhölzl, Schnürle: Mein Höhenflug. S. 55–57</ref> Die ersten Monate im Skigymnasium, das er zwischen 1991 und 1995 besuchte, beschrieb Widhölzl wegen des komplett durchgeplanten Tagesablaufs als hart. Bei den fast täglichen Trainings erlernte er den V-Stil, der sich zu jener Zeit in den frühen 1990er-Jahren international durchsetzte. Dabei hatte der Österreicher den Vorteil, dass er noch relativ jung war, als die Umstellung kam; andere ältere Athleten hatten mit dieser größere Probleme.<ref>Widhölzl, Schnürle: Mein Höhenflug. S. 58</ref>
Ereignis | Ort | Datum | Wettk. | Platz |
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Junioren-WM | Harrachov (CZE) | 2. März 1993 | K90 | 2 |
Junioren-WM | Harrachov (CZE) | 3. März 1993 | Team K90 | 2 |
Weltcupstarts | 2 | |||
Platzierungen in den Top Ten | – | |||
Platzierungen auf dem Podest | – | |||
Ergebnis im Gesamtweltcup | – (0 Punkte) | |||
Vierschanzentournee | 44. (367 Punkte) |
1991 wurde Widhölzl gleich in seinem ersten Jahr in Stams Mitglied des C-Kaders des Österreichischen Skiverbands. In der Saison 1991/92 folgten erste Siege bei internationalen Wettkämpfen. Bereits nach kurzer Zeit rückte Widhölzl vom C- in den B-Kader vor. Damit verbunden war auch ein Trainerwechsel zu seinem Jugendidol Andreas Felder. Dessen Training war von Kraftprogrammen dominiert, darunter litt jedoch die Koordinationsfähigkeit der Skispringer.<ref>Widhölzl, Schnürle: Mein Höhenflug. S. 73–74</ref> Dennoch ging Widhölzl schon als Sechzehnjähriger erstmals im Weltcup an den Start. Anfang Januar 1993 wurde er für das dritte Springen der Vierschanzentournee 1992/93 in Innsbruck auf der traditionsreichen Bergiselschanze nominiert. Dabei schaffte Widhölzl die Qualifikation für das Finale und erreichte schließlich den 24. Rang. Ein ähnliches Resultat gelang ihm drei Tage später in Bischofshofen, dort platzierte er sich auf dem 28. Platz. Noch im gleichen Winter, zwei Monate darauf, gewann er bei der Juniorenweltmeisterschaft in Harrachov die Silbermedaille hinter Janne Ahonen. Das gleiche Ergebnis erzielten die Österreicher im Teamwettbewerb, wo nur die Finnen mehr Punkte erreichten. Neben diesen Erfolgen standen noch Siege bei niederklassigen Cups in Widhölzls Saisonbilanz.
In vier Jahren vom B-Kader-Athleten zum Weltcupsieger (1993 bis 1997)
Aufstieg in die Nationalmannschaft (1993 bis 1995)
Ereignis | Ort | Datum | Wettk. | Platz |
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Junioren-WM | Breitenwang (AUT) | 27. Januar 1994 | Team K90 | 3 |
In der folgenden Saison 1993/94 zweifelte Widhölzl an seiner Karriere als Skispringer, wenngleich er einige weitere Erfolge erreichte, etwa Siege bei der nationalen Juniorenmeisterschaft oder im Alpencup und die Bronzemedaille im Team bei der Junioren-WM. Zum einen schien ihm ein Leben als Leistungssportler zu entbehrungsreich, zum anderen war er nicht so erfolgreich wie im Vorwinter. Mit 17 Jahren kam er dann jedoch mit seiner späteren Ehefrau zusammen, die ihn überredete, weiterzumachen. Tatsächlich konnte er sich wieder besser motivieren und erlebte im nächsten Winter seine bis dahin beste Saison. Im Nachhinein bezeichnete Widhölzl diese Phase als „pubertär“ und als „Teenagerkrise“.<ref>Widhölzl, Schnürle: Mein Höhenflug. S. 107–108</ref>
Ereignis | Ort | Datum | Wettk. | Platz |
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WM | Thunder Bay (CAN) | 12. März 1995 | K90 | 26 |
WM | Thunder Bay (CAN) | 16. März 1995 | Team K120 | 6 |
WM | Thunder Bay (CAN) | 18. März 1995 | K120 | 44 |
Weltcupstarts | 19 | |||
Platzierungen in den Top Ten | 3 | |||
Platzierungen auf dem Podest | 1 | |||
Ergebnis im Gesamtweltcup | 26. (169 Punkte) | |||
Vierschanzentournee | 18. (760 Punkte) |
Ort | Datum | Wettk. | Platz |
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Lahti (FIN) | 28. Januar 1995 | Team K116 | 2 |
Zu Beginn der Saison 1994/95 profitierte Widhölzl davon, dass vier Springer aus dem Nationalteam wegen Streitigkeiten im Bereich Kopfsponsoring mit dem ÖSV suspendiert wurden. Dadurch rückten einige Sportler aus dem B-Kader in die Nationalmannschaft auf, unter ihnen auch der Fieberbrunner. Obwohl mehrere Skispringer schon früh im Weltcup an den Start gehen, gehörte Widhölzl mit 18 Jahren doch zu den jüngsten innerhalb der Weltelite. Gleich in seinem ersten Winter überzeugte er mit mehreren Top-Ten-Platzierungen. Neben einem siebten Rang als bestem Einzelresultat erreichte er den 18. Rang in der Gesamtwertung der Vierschanzentournee. Am Ende der Saison platzierte sich Widhölzl schließlich auf dem 26. Rang im Gesamtweltcup, damit war er viertbester Österreicher. Insgesamt war der Weltcup-Neuling stolz darauf, dass er sich eine ganze Saison über mit den weltbesten Skispringern messen konnte, er bedauerte jedoch, dass er aufgrund seiner Nervosität oft nicht die Platzierungen aus dem ersten Durchgang halten konnte. Da das österreichische Team mit Andreas Goldberger an der Spitze zu Widhölzls Anfangszeiten sehr gut besetzt war, spürte dieser nicht den Druck der Medien, was er als positiv empfand.<ref name="Seite 78/79" /> Als einer der konstantesten österreichischen Skispringer der Saison nahm Widhölzl im März 1995 auch an seiner ersten Nordischen Skiweltmeisterschaft im kanadischen Thunder Bay teil. Nach einem mittelmäßigen Normalschanzenwettbewerb, den der Debütant als 26. beendete, folgte der Teamwettbewerb, in den das österreichische Team große Erwartungen gesetzt hatte. Der damalige Cheftrainer Heinz Koch vertraute auf Widhölzl und nominierte ihn als Startspringer. Der unerfahrene Neuling war jedoch zu ehrgeizig und der nervlichen Belastung nicht gewachsen. Beide Sprünge Widhölzls landeten auf dem oberen Teil des Schanzenhügels, dem Vorbau, bei 89 Metern. Die besten Athleten sprangen bis zu 40 Meter weiter. Österreich wurde schließlich Sechster und Letzter des Mannschaftswettbewerb, der Cheftrainer Heinz Koch trat wegen seiner Fehlentscheidung umgehend nach dem Wettkampf zurück.<ref>Uwe Jentzsch: Der "Floh" soll 1996 weiter hüpfen. In: Berliner Zeitung. 20. März 1995, abgerufen am 11. September 2015. </ref>. Sein Nachfolger wurde Andreas Felder, der Widhölzl noch ein Jahr zuvor im B-Kader trainiert hatte. Die beiden jungen Springer selbst hatten keine Konsequenzen zu tragen.<ref name="Seite 78/79">Widhölzl, Schnürle: Mein Höhenflug. S. 78–79. Diese beiden Seiten sind Referenz für diesen und den vorherigen Abschnitt.</ref>
Etablierung in der Weltspitze (1995 bis 1997)
Mit einem guten Zeugnis schloss Andreas Widhölzl 1995 die Handelsschule in Stams ab und begann seinen achtmonatigen Wehrdienst beim Österreichischen Bundesheer. Anschließend war der Skispringer sieben Jahre lang Mitglied der Heeressport- und Nahkampfschule (HSNS) des Bundesheers. Im Winter 1995/96 setzte er die Weltcup-Karriere fort. Sein neuer Zimmernachbar wurde Stefan Horngacher, der nach einjähriger Krankheitspause ins Nationalteam zurückgekehrt war und sich für den sieben Jahre jüngeren Widhölzl zu einer Leitfigur entwickelte. Bis zu seinem Karriereende im Jahr 2002 gab der erfahrenere Horngacher seinem Teamkollegen Ratschläge und machte ihn auf technische Schwächen aufmerksam.<ref>Widhölzl, Schnürle: Mein Höhenflug. S. 79–80</ref>
Ereignis | Ort | Datum | Wettk. | Platz |
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Skiflug-WM | Tauplitz (AUT) | 11. Februar 1996 | K180 | 11 |
Weltcupstarts | 21 | |||
Platzierungen in den Top Ten | 6 | |||
Platzierungen auf dem Podest | 2 | |||
Ergebnis im Gesamtweltcup | 20. (322 Punkte) | |||
Vierschanzentournee | – |
Ort | Datum | Wettk. | Platz |
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Iron Mountain (USA) | 17. Februar 1996 | K120 | 2 |
Oslo (NOR) | 15. März 1996 | Team K110 | 1 |
In sportlicher Hinsicht begann die Saison etwas schwächer als die vorherige geendet hatte, bei den ersten drei Springen verpasste Widhölzl die Punkteränge. Er erklärte später, dass er immer schlecht in die Saison gestartet sei, weil sich seine Skier in den ersten Weltcups regelmäßig nicht richtig angefühlt hätten.<ref name="sportsillustrated">Athlete profile: Andreas Widhölzl (Memento vom 12. Mai 2012 im Internet Archive) auf sportsillustrated.cnn.com. Erschienen am 3. Februar 1998.</ref> Auch bei der Vierschanzentournee knüpfte Widhölzl nicht an seine Vorjahresleistung an und kam nur einmal unter die besten zwanzig. Nach einer Steigerung im Januar gelang ihm in Iron Mountain zum ersten Mal der Sprung auf das Podest, als Zweiter hinter Jens Weißflog und vor dem Finnen Ari-Pekka Nikkola. Für den damals 19-Jährigen war das „schon ein spezielles Erlebnis und ein ganz besonderer Tag“.<ref name="Seite 82">Widhölzl, Schnürle: Mein Höhenflug. S. 82</ref> Zum Saisonende folgten noch zwei Höhepunkte mit dem Team: der erste Weltcupsieg in Oslo am Holmenkollen und die Bronzemedaille bei der Juniorenweltmeisterschaft. Aufgrund der Top-Ten-Resultate zum Saisonende kam Widhölzl mit 320 Punkten auf den 20. Rang im Gesamtweltcup, womit er bereits drittbester Österreicher hinter Goldberger und Reinhard Schwarzenberger war.
Ereignis | Ort | Datum | Wettk. | Platz |
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WM | Trondheim (NOR) | 22. Februar 1997 | K90 | 9 |
WM | Trondheim (NOR) | 27. Februar 1997 | Team K120 | 4 |
WM | Trondheim (NOR) | 1. März 1997 | K120 | 31 |
Weltcupstarts | 21 | |||
Platzierungen in den Top Ten | 6 | |||
Platzierungen auf dem Podest | 2 | |||
Ergebnis im Gesamtweltcup | 15. (401 Punkte) | |||
Vierschanzentournee | 14. (836 Punkte) |
Ort | Datum | Wettk. | Platz |
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Lahti (FIN) | 8. März 1997 | Team K114 | 2 |
Lahti (FIN) | 9. März 1997 | K114 | 1 |
Auch in den ersten Springen der Saison 1996/97 verpasste Widhölzl die Punkteränge. Zur Vierschanzentournee hin verbesserten sich die Ergebnisse, dort belegte er den 14. Rang im Gesamtergebnis. Auch bei weiteren Wettkämpfen sprang er regelmäßig unter die besten Zwanzig, sodass er im Februar 1997 erneut zur Nordischen Skiweltmeisterschaft in Trondheim berufen wurde. Nach einem neunten Platz im Einzel von der Normalschanze sprang er ebenfalls wieder – an dritter Position – im Teamwettbewerb mit. Auch bei dieser Weltmeisterschaft verpasste das österreichische Team als Vierter die erwartete Medaille; diesmal war es Martin Höllwarth, der als zweiter Starter nicht weit genug sprang.<ref name="sportsillustrated" /> Unmittelbar nach der Weltmeisterschaft stand das erstmals ausgetragene Nordic Tournament an. Nach einem Teamspringen in Lahti, das Österreich auf Rang zwei beendete, fand im selben Ort tags darauf ein Einzelspringen statt. Auf der Salpausselkä-Schanze behinderten starke Windböen den ersten Durchgang. Widhölzl konnte mit diesen Bedingungen am besten umgehen und führte nach dem ersten Sprung. Als das Springen anschließend abgebrochen wurde, hatte er so seinen ersten Weltcupsieg geholt. Auch bei den restlichen Saisonspringen erzielte der 20-Jährige gute Ergebnisse. Dadurch war er im Endklassement des Nordic Tournaments Dritter und im Gesamtweltcup als Fünfzehnter zweitbester Österreicher.
Nummer eins im österreichischen Team (1997 bis 2000)
Olympiamedaillen und Weltcupsiege (1997/1998)
Ereignis | Ort | Datum | Wettk. | Platz |
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Skiflug-WM | Oberstdorf (GER) | 25. Januar 1998 | K185 | 9 |
Olympia | Nagano (JPN) | 8. Februar 1998 | Team K120 | 3 |
Olympia | Nagano (JPN) | 11. Februar 1998 | K90 | 3 |
Olympia | Nagano (JPN) | 15. Februar 1998 | K120 | 4 |
Weltcupstarts | 27 | |||
Platzierungen in den Top Ten | 16 | |||
Platzierungen auf dem Podest | 7 | |||
Ergebnis im Gesamtweltcup | 3. (1208 Punkte) | |||
Vierschanzentournee | 7. (832 Punkte) |
Ort | Datum | Wettk. | Platz |
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Predazzo (ITA) | 6. Dezember 1997 | K90 | 3 |
Engelberg (SUI) | 20. Dezember 1997 | K120 | 1 |
Sapporo (JPN) | 5. Februar 1998 | K120 | 1 |
Vikersund (NOR) | 28. Februar 1998 | K175 | 1 |
Kuopio (FIN) | 4. März 1998 | K120 | 1 |
Lahti (FIN) | 7. März 1998 | K116 | 2 |
Falun (SWE) | 11. März 1998 | K115 | 2 |
Zu Beginn der olympischen Saison 1997/98 wechselte erneut der Trainer der Nationalmannschaft, auf Andreas Felder folgte der Finne Mika Kojonkoski, mit dem die gesamte Kommunikation auf Englisch stattfinden musste. Andreas Widhölzl bezeichnete Kojonkoski als „Perfektionist.“
Zudem erklärte er, ihm war wichtig, dass er immer hinter den Sachen stand, für die er angefragt wurde. Als der damalige Landeshauptmann von Kärnten Jörg Haider nach der Skiflug-WM 2006 gemeinsam mit Widhölzl fotografiert werden wollte, lehnte dieser aufgrund seiner politischen Überzeugung ab.<ref name="Seite 37">Widhölzl, Schnürle: Mein Höhenflug. S. 37</ref>
1997 erklärte Widhölzls Teamkollege Andreas Goldberger, er habe Kokain konsumiert. Danach wurde sowohl er als auch die gesamte österreichische Mannschaft öffentlich angegriffen. Widhölzl gab dem Österreichischen Rundfunk (ORF) als Sprecher des Teams ein Interview, in dem er Goldbergers Drogeneinnahme stark kritisierte. Nach dieser Stellungnahme wurde dem Fieberbrunner – unter anderem von Goldberger selbst und dessen Manager – vorgeworfen, er wolle seinen Mannschaftskameraden von der Spitzenposition im Team verdrängen. Widhölzl sah sich falsch zitiert und erreichte eine Entschuldigung. Im Nachhinein erklärte er, sein Verhältnis zu Goldberger habe sich später wieder verbessert. Weitere negative Erfahrungen mit den Medien machte Widhölzl auch, als private Falschmeldungen veröffentlicht wurden.<ref>Widhölzl, Schnürle: Mein Höhenflug. S. 112–115</ref>
Nach dem Sieg beim zweiten Springen der Vierschanzentournee 1999/2000 und der Übernahme der Führung in der Tourneewertung bauten einheimische Medien eine große Erwartungshaltung auf Widhölzl auf. In Anlehnung an die Schlacht am Bergisel forderten österreichische Zeitungen den „ersten Tiroler Sieg seit Andreas Hofer am Bergisel“. Mit dem tatsächlich erreichten Sieg nahm auch die Popularität des Skispringers zu. In einer Rangliste der wichtigsten Österreicher – geführt von der Wiener Zeitschrift News – stieg er kurzfristig vom 426. Platz auf den 78. Rang.<ref>Widhölzl, Schnürle: Mein Höhenflug. S. 13 u. 28</ref> Auch in Deutschland gewann der Österreicher durch den Sieg bei der Vierschanzentournee an Beachtung. Im Anschluss an den Triumph beim dritten Springen des Events lud ihn das ZDF SPORTstudio ein. Widhölzl sagte jedoch ab, da er die Zeit mit seiner Familie verbringen wollte.<ref name="Seite 37" /> In Porträts und Zeitungsartikeln wurde er im Anschluss häufig als Familienmensch bezeichnet. Widhölzl selbst bestätigte dies; Skispringen und die Öffentlichkeit seien dem Privaten gegenüber zweitrangig.<ref>Der 23-jährige Österreicher im Porträt auf rp-online.de. Erschienen am 6. Januar 2000 in der Rheinischen Post.</ref><ref>Portrait: Andreas Widhölzl (AUT) (Memento vom 15. Januar 2010 im Internet Archive) auf skispringen.com.</ref> Im Sommer 2009, ein Jahr nach seinem Karriereende, veröffentlichte er seine Biographie Mein Höhenflug im Verlag SCM Hänssler, der zu der Stiftung Christliche Medien (SCM) gehört.
Auszeichnungen
Im Anschluss an die Saison 1998/99 erhielt Andreas Widhölzl erstmals die Goldene Teekanne, mit der der beliebteste österreichische Sportler ausgezeichnet wird. Auch in den beiden Folgejahren verteidigte der Tiroler den Sieg in der Kategorie Ski nordisch. Er selbst freute sich besonders über die Auszeichnung, „weil sie nicht von irgendwelchen Experten, sondern vom ‚Volk‘ vergeben wurde.“<ref>Widhölzl, Schnürle: Mein Höhenflug. S. 102–103.</ref> Nach dem Sieg bei der Vierschanzentournee 1999/2000 wählte eine Jury Andreas Widhölzl zu Tirols Sportler des Jahres. Der Preis wurde auf Schloss Ambras in der Nähe von Innsbruck verliehen.<ref>Widhölzl, Schnürle: Mein Höhenflug. S. 20</ref> Die nächste große Auszeichnung für Widhölzl war der Titel als Österreichischer Sportler des Jahres 2005 in der Kategorie Mannschaft gemeinsam mit den drei anderen Teammitgliedern, die Doppelweltmeister in Oberstdorf geworden waren. Ein Jahr später reichte die Stimmenzahl für die Skisprungnationalmannschaft trotz Olympiasieg nicht aus, um den Titel zu verteidigen. Mit 45 Punkten Rückstand auf die Mannschaft der Nordischen Kombinierer – ebenfalls Olympiasieger – platzierten sich Widhölzl und seine Teamkollegen auf Platz zwei.<ref>Dorfmeister, Raich und Nordische Kombinierer siegen. auf oe1.orf.at. Erschienen am 19. Oktober 2006.</ref>
Für seine Erfolge erhielt er auch 1998 das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich und 2005 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.
Literatur
- Andreas Widhölzl, Heinz Schnürle: Mein Höhenflug. SCM Hänssler, Holzgerlingen 2009, ISBN 978-3-7751-5050-7.
Weblinks
Andreas Widhölzl in der Datenbank des Internationalen Skiverbands (englisch)
- Interview Andi Widhölzl. (Memento vom 19. April 2002 im Internet Archive) auf skispringen.com.rtl.de. 11. Dezember 2001.
- Man bremst sich immer selbst. In: Süddeutschen Zeitung. 28. Dezember 2005.
- Widhölzl flattert in die Adler-Pension. auf sportlive.at. 12. März 2008.
Einzelnachweise
Sämtliche Internetquellen wurden am 27. Oktober 2009 abgerufen. Ältere Versionen werden im Internet Archive gespeichert. <references />
1953: Josef Bradl | 1953/54: Olaf B. Bjørnstad | 1954/55: Hemmo Silvennoinen | 1955/56: Nikolai Kamenski | 1956/57: Pentti Uotinen | 1957/58: Helmut Recknagel | 1958/59: Helmut Recknagel | 1959/60: Max Bolkart | 1960/61: Helmut Recknagel | 1961/62: Eino Kirjonen | 1962/63: Toralf Engan | 1963/64: Veikko Kankkonen | 1964/65: Torgeir Brandtzæg | 1965/66: Veikko Kankkonen | 1966/67: Bjørn Wirkola | 1967/68: Bjørn Wirkola | 1968/69: Bjørn Wirkola | 1969/70: Horst Queck | 1970/71: Jiří Raška | 1971/72: Ingolf Mork | 1972/73: Rainer Schmidt | 1973/74: Hans-Georg Aschenbach | 1974/75: Willi Pürstl | 1975/76: Jochen Danneberg | 1976/77: Jochen Danneberg | 1977/78: Kari Ylianttila | 1978/79: Pentti Kokkonen | 1979/80: Hubert Neuper | 1980/81: Hubert Neuper | 1981/82: Manfred Deckert | 1982/83: Matti Nykänen | 1983/84: Jens Weißflog | 1984/85: Jens Weißflog | 1985/86: Ernst Vettori | 1986/87: Ernst Vettori | 1987/88: Matti Nykänen | 1988/89: Risto Laakkonen | 1989/90: Dieter Thoma | 1990/91: Jens Weißflog | 1991/92: Toni Nieminen | 1992/93: Andreas Goldberger | 1993/94: Espen Bredesen | 1994/95: Andreas Goldberger | 1995/96: Jens Weißflog | 1996/97: Primož Peterka | 1997/98: Kazuyoshi Funaki | 1998/99: Janne Ahonen | 1999/2000: Andreas Widhölzl | 2000/01: Adam Małysz | 2001/02: Sven Hannawald | 2002/03: Janne Ahonen | 2003/04: Sigurd Pettersen | 2004/05: Janne Ahonen | 2005/06: Janne Ahonen & Jakub Janda | 2006/07: Anders Jacobsen | 2007/08: Janne Ahonen | 2008/09: Wolfgang Loitzl | 2009/10: Andreas Kofler | 2010/11: Thomas Morgenstern | 2011/12: Gregor Schlierenzauer | 2012/13: Gregor Schlierenzauer | 2013/14: Thomas Diethart | 2014/15: Stefan Kraft
1978: Duschek, Danneberg, Glaß, Buse | 1982: Sætre, Bergerud, Bremseth, Hansson | 1984: Pusenius, Kokkonen, Puikkonen, Nykänen | 1985: Ylipulli, Kokkonen, Nykänen, Puikkonen | 1987: Nykänen, Nikkola, Ylipulli, Suorsa | 1989: Nikkola, Puikkonen, Nykänen, Laakkonen | 1991: Kuttin, Vettori, Horngacher, Felder | 1993: Myrbakken, Brendryen, Berg, Bredesen | 1995: Soininen, Ahonen, Laitinen, Nikkola | 1997: Nikkola, Soininen, Laitinen, Ahonen | 1999: Hannawald, Duffner, Thoma, Schmitt | 2001: Hannawald, Uhrmann, Herr, Schmitt | 2003: Ahonen, Kiuru, Lappi, Hautamäki | 2005: Loitzl, Widhölzl, Morgenstern, Höllwarth | 2007: Loitzl, Schlierenzauer, Kofler, Morgenstern | 2009: Loitzl, Koch, Morgenstern, Schlierenzauer | 2011: Schlierenzauer, Koch, Kofler, Morgenstern | 2013: Loitzl, Fettner, Morgenstern, Schlierenzauer | 2015: Bardal, Jacobsen, Fannemel, Velta
2001: Loitzl, Goldberger, Horngacher, Höllwarth | 2005: Loitzl, Widhölzl, Morgenstern, Höllwarth | 2011: Schlierenzauer, Koch, Kofler, Morgenstern
1988: Nikkola, Nykänen, Ylipulli, Puikkonen | 1992: Nikkola, Laitinen, Laakkonen, Nieminen | 1994: Jäkle, Duffner, Thoma, Weißflog | 1998: Okabe, Saitō, Harada, Funaki | 2002: Hannawald, Hocke, Uhrmann, Schmitt | 2006: Widhölzl, Kofler, Koch, Morgenstern | 2010: Loitzl, Kofler, Morgenstern, Schlierenzauer | 2014: Wank, Kraus, Wellinger, Freund
Personendaten | |
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NAME | Widhölzl, Andreas |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Skispringer |
GEBURTSDATUM | 14. Oktober 1976 |
GEBURTSORT | St. Johann in Tirol, Österreich |