Binz


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25px Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Binz (Begriffsklärung) aufgeführt.
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Binz
54.39984166666713.6099805555563Koordinaten: 54° 24′ N, 13° 37′ O{{#coordinates:54,399841666667|13,609980555556|primary
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Basisdaten
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Landkreis: Vorpommern-Rügen
Höhe: 3 m ü. NHN
Fläche: 25,22 km²
Einwohner: 5172 (31. Dez. 2014)<ref name="Metadaten Einwohnerzahl DE-MV">Statistisches Landesamt M-V – Bevölkerungsentwicklung der Kreise und Gemeinden 2014 (XLS-Datei) (Einwohnerzahlen in Fortschreibung des Zensus 2011) (Hilfe dazu).</ref>
Bevölkerungsdichte: 205 Einwohner je km²
Postleitzahl: 18609
Vorwahl: 038393
Kfz-Kennzeichen: VR, GMN, NVP, RDG, RÜG
Gemeindeschlüssel: 13 0 73 011
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Jasmunder Straße 11
18609 Binz
Webpräsenz: www.gemeinde-binz.de
Bürgermeister: Karsten Schneider (Pro-Binz)
Lage der Gemeinde Binz im Landkreis Vorpommern-Rügen

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Binz ist das größte Seebad auf der Insel Rügen. Die amtsfreie Gemeinde gehört zum Landkreis Vorpommern-Rügen in Mecklenburg-Vorpommern.

Das Seebad ist als Urlaubsort für seine prächtige Bäderarchitektur, das Jagdschloss Granitz, den Koloss von Prora, den feinen Sandstrand und die umgebende Natur bekannt, die im Naturerbe-Zentrum Rügen präsentiert wird.

Geografie

Lage

Binz liegt an der Ostküste der Insel Rügen zwischen der Bucht Prorer Wiek und dem Schmachter See. Nördlich von Binz erstreckt sich die Schmale Heide, eine Landzunge, die das Muttland Rügens mit der Halbinsel Jasmund verbindet. Östlich und südlich der Gemeinde ist das Gebiet hügelig, im Südosten werden in der Granitz Höhen knapp über 100 m ü. NN erreicht. Die Gemeinde führt den Namen Binz und die dem Namen vorangestellte Bezeichnung Ostseebad. Zur Gemeinde gehören die Ortsteile Binz, Jagdschloss Granitz und Prora.<ref>Hauptsatzung der Gemeinde Ostseebad Binz, 30. Oktober 2012, online.</ref>

Binz bildet für seine Umgebung ein Grundzentrum.<ref>Regionales Raumentwicklungsprogramm Vorpommern (RREP) 2010 - zentralörtliche Gliederung mit Ober-, Mittel- und Grundzentren, abgerufen am 12. Juli 2015</ref>

Datei:Binz Düne Strand Granitzer Ort.jpg
Binz: Blick über die Düne, den Strand und das Prorer Wiek zum Granitzer Ort

Klima

Der Jahresniederschlag liegt bei 611 mm und ist damit vergleichsweise niedrig, da er in das untere Viertel der in Deutschland erfassten Werte fällt. An 23 % der Messstationen des Deutschen Wetterdienstes werden niedrigere Werte registriert. Der trockenste Monat ist der Februar, die meisten Niederschläge fallen im Juli. Im Juli fallen 1,9-mal mehr Niederschläge als im Februar. Die Niederschläge variieren kaum und sind sehr gleichmäßig übers Jahr verteilt. An nur 10 % der Messstationen werden niedrigere jahreszeitliche Schwankungen registriert.

Geschichte

Fischer- und Bauerndorf

1318 wurde der Ort erstmals als Byntze in einer Steuererhebung der Grafschaft Streu erwähnt. Siedlungskern war die heutige mittlere Bahnhofstraße und die Rabenstraße, daneben existierten die Einzelgehöfte Granitz-Hof und Aalbeck. Kirchdorf und Zentrum des Kirchspiels war Zirkow.

Eine erste Andeutung der späteren Bedeutung als Ostseebad ergab sich bereits um 1830, als Gäste des Fürsten zu Putbus an der Mündung der Ahlbeck (Abfluss des Schmachter Sees) badeten. 1835 wurde eine einklassige Schule eingerichtet. Um 1850 durften Binzer Bauern das bis dahin vom Fürsten zu Putbus gepachtete Land kaufen.

Der Ort war bis 1326 Teil des Fürstentums Rügen und danach des Herzogtums Pommern. Mit dem Westfälischen Frieden von 1648 wurde Rügen und somit auch der Ort Binz ein Teil von Schwedisch-Pommern. Im Jahr 1815 kam Binz als Teil von Neuvorpommern zur preußischen Provinz Pommern.

Von 1818 bis zum 4. September 2011 gehörte Binz mit einer kurzen Unterbrechung (1952–1955 Kreis Putbus) zum Kreis/Landkreis Rügen.

Entwicklung zum Ostseebad

Datei:Binz 1900.jpg
Strand um 1900
Datei:Binz Wilhelmstrasse 1900.jpg
Wilhelmstraße um 1900
Datei:Villa Aegir in Binz - 1937.jpg
Villa Aegir, Villa Helene, die Nymphe um 1920

Um das Jahr 1875 kommt das Baden im Meer in Mode. Die ersten Gäste kamen in den kleinen Ort Binz, fanden Gefallen an ihm, empfahlen ihn weiter. Im gleichen Jahr entstand die erste Verbindungsstraße vom Dorf zum Strand (Putbuser Straße). Zehn Jahre später wird Binz offiziell Seebad, was zur Folge hat, dass mächtig gebaut wird: die Strandpromenade, die Seebrücke, das Kurhaus, ein neues Wegenetz und der Kleinbahnanschluss. Um 1870 wurden 80 Badegäste im Jahr gezählt. In Binz und in anderen Badeorten an der Ostseeküste entstanden Ende des 19. Jahrhunderts keine großen Hotels, sondern Logierhäuser im Villenstil der sogenannten Bäderarchitektur. Sie erhielten vom Zeitgeist geprägte Namen: nationalistische wie „Germania“ oder Namen von Familienangehörigen – oft zum Beispiel der Vorname der Frau des Erbauers. 1876 wurde das erste Hotel gebaut. 1880 ließ Wilhelm Klünder das Strandhotel als erstes Hotel in Strandnähe errichten. 1888 wurde die „Aktiengesellschaft Ostseebad Binz“ gegründet, die 1890 das erste Kurhaus Binz eröffnete und 1891 in Konkurs ging.

1892 erlangte Binz die Stellung einer selbstständigen Landgemeinde. Ab 1896 verbanden Schiffe der Stettiner Reederei Braeunlich die Orte Stettin-Binz-Sassnitz miteinander. Es folgte eine rege Bautätigkeit. 1893 wurden das erste Kurhaus und der Kaiserhof gebaut. 1895 folgte der Bau der Kleinbahnstrecke Putbus-Binz und die Anlage der Strandpromenade, 1898 schließlich der Bau der ersten Post (Haus Kliesow, Hauptstraße). Am Strand wurden getrennte Damen- und Herrenbäder angelegt. Im Jahr 1902 wurde eine 600 Meter lange Seebrücke erbaut. Weitere Infrastrukturmaßnahmen waren die Errichtung einer Trinkwasserversorgung und Kanalisation (1903) und der Bau eines Elektrizitätswerkes (Jasmunder Straße).

Zwei Rückschläge waren die Zerstörung der Seebrücke durch einen Sturm in der Neujahrsnacht 1905 und der Brand des Kurhauses 1906. Nach dem Wiederaufbau der Seebrücke wurde 1908 auch ein neues Kurhaus erbaut. Zugleich entstand ein Familienbad. 1912 stürzte ein Brückenteil der Seebrücke ein, wobei 17 Menschen ums Leben kamen. Daraufhin wurde 1913 in Leipzig die DLRG gegründet.<ref>Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e. V. </ref>

1913 wurde die evangelische Kirche eingeweiht und 1928 erfolgte die Fertigstellung des neuen Postgebäudes in der Zeppelinstraße. Nach und nach verschwanden die am Strand errichteten Badeanstalten. 1922 wurde das Herrenbad, 1932 als letztes das Familienbad abgerissen.

Nationalsozialismus

Im Jahr 1937 begannen die umfangreichen Arbeiten in Prora am KdF-Seebad Rügen, das zum größten und modernsten Seebad Europas ausgebaut werden sollte. Im gleichen Jahr wurde der Kurplatz neu angelegt. 1938 wurde das Bahnhofsgebäude Binz (heute DB) erbaut, 1939 erfolgte die Eröffnung der Bahnstrecke Lietzow–Binz.

Durch Eisgang wurde 1942 die Seebrücke wieder zerstört. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden 1945 in Hotels, Pensionen und Villen Flüchtlinge und Umsiedler untergebracht.

DDR

1950 wurde Binz Bad der SDAG Wismut. Die unterbrochenen Arbeiten an den Gebäuden des KdF-Bades werden nach 1950 fortgesetzt, um Kasernen für die Volkspolizei zu schaffen, die später durch die Nationale Volksarmee genutzt wurden.

1952 wurde die Bahnstrecke Lietzow–Binz wieder in Betrieb genommen.

Im Jahr 1953 fand auch in Binz die „Aktion Rose“ statt. Besitzer von Hotels, Pensionen und Häusern wurden willkürlich kriminalisiert, verhaftet und enteignet. Der FDGB übernahm 1956 mit dem Seeschloß das erste Ferienheim in Binz. Ab 1972 wurden für den FDGB noch weitere Ferienheime (z. B. Haus Arkona, Haus Rügen, Haus Rugard) errichtet. Es entstand nördlich des bisherigen Ortes ein Wohngebiet in Plattenbauweise, welches das gewachsene Ortsbild beeinträchtigt. Die Ahlbeck, die das Wasser des Schmachter Sees in die Ostsee abführt, wurde in den 1950er Jahren verrohrt. Die „Mündung“ der Rohrstrecke befindet sich am Binzer Strand und ist heute mit einem Hinweisschild versehen. Von 1970 bis 1985 entstand ein großes Wohngebiet West mit 736 Wohnungen in Plattenbauweise.

In den Jahren von 1952 bis 1955 war Binz dem Kreis Putbus zugehörig.

Zeit ab 1990

Datei:Binz Hauptstrasse 02.jpg
Die zur Seebrücke führende Hauptstraße in Binz
Datei:Hauptstraße Binz auf Rügen.jpg
Wendepunkt mit Brunnen und Normaluhr am Ende der Hauptstraße
Datei:Ruegen 003.jpg
Giebel und Balkone im Stile der Bäderarchitektur in Binz

Die Gemeinde gehörte bis 1990 zum Kreis Rügen im Bezirk Rostock und wurde Teil des Landes Mecklenburg-Vorpommern.

Mit den gesellschaftlichen Veränderungen in der DDR und der deutschen Wiedervereinigung ergaben sich auch für Binz deutliche Veränderungen. Viele der alten Villen an der Strandpromenade und im gesamten Ort wurden an die früheren Eigentümer zurückübertragen. Es setzte eine Welle von Sanierungen, Rekonstruktionen und Neubauten ein. Auch die ehemaligen Ferienheime des FDGB wurden privatisiert und völlig modernisiert. Daneben entstanden zahlreiche neue Gebäude, sowohl an der Peripherie als auch im Ortszentrum. Die Straßen und Bürgersteige wurden umfangreich instand gesetzt, die Strandpromenade in Richtung Prora verlängert. Der Kurplatz erhielt eine neue Gestaltung.

1990 wurde der Fremdenverkehrsverein Binz e. V. gegründet, 1994 die neue, 370 Meter lange, Seebrücke eingeweiht, die die 1942 zerstörte Brücke ersetzt.

In der Jasmunder Straße wurde 1998 das neue Gebäude der Gemeindeverwaltung eingeweiht. Im Jahr 2000 wurde das Haus des Gastes und 2002 der Kurpark Binz eröffnet. 2003 konnten die Promenade am Schmachter See und der Park der Sinne eröffnet werden. Seit Mai 2007 erstrahlen nun auch die komplette Hauptstraße und der prunkvolle Wendeplatz in neuem Glanz.

Politik

Gemeindevertretung

Der Gemeindevertretung der Gemeinde Ostseebad Binz hat 17 Mitglieder. Die Kommunalwahl vom 25. Mai 2014 führte zu folgendem Ergebnis:<ref>Bekanntmachung des endgültigen Wahlergebnisses der Wahl der Gemeindevertretung in der Gemeinde Ostseebad Binz am 25.Mai 2014, online</ref><ref>Website der Gemeinde Ostseebad Binz</ref>

Partei / Liste Stimmenanteil Sitze
CDU 14,7 % 3
Wählerinitiative „Für Binz“ 20,1 % 3
Die Linke 15,0 % 3
SPD 14,1 % 2
Wählergemeinschaft "Pro-Binz" 36,1 % 6
Datei:Binz-Logo.svg
Das Logo für Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinde Binz

Bürgermeister

Hauptamtlicher Bürgermeister der Gemeinde ist Karsten Schneider. Er setzte sich am 5. Juni 2011 als Parteiloser mit 74,07 % der Stimmen gegen zwei Gegenkandidaten durch. Die Wahlbeteiligung lag bei 52,4 %. Schneider trat sich Amt am 1. September 2011 an.<ref>Karsten Schneider (parteilos) neuer Bürgermeister in Binz, abgerufen am 17. Oktober 2015</ref> Im Oktober 2013 trat er der neu gegründeten Wählergemeinschaft „Pro Binz“ bei.<ref>Pro-Binz will Bürgern Gefühl der Ohnmacht nehmen!, abgerufen am 17. Oktober 2015</ref>

Wappen

Das Wappen wurde am 25. Januar 1928 von der Gemeinde angenommen und unter der Nr. 79 der Wappenrolle von Mecklenburg-Vorpommern registriert.

Blasonierung: „In Gold zwei erniedrigte schwarze Wellenbalken; auf dem oberen schwimmt ein roter Kahn, aus dem ein rot gekrönter, gezungter und bewehrter, doppelgeschweifter schwarzer Löwe wächst.“

Flagge

Die Flagge besteht aus gelbem Tuch, das in der Mitte mit den Figuren des Gemeindewappens belegt ist. Die Figuren des Wappens nehmen sieben Neuntel der Flaggenhöhe und die Hälfte der Flaggenlänge ein. Die Länge des Flaggentuchs verhält sich zur Höhe wie 5 zu 3.

Partnerschaften

Die Gemeinde Binz unterhält Partnerschaften mit Białogard in Polen und Cuxhaven in Deutschland.

Sehenswürdigkeiten

Siehe auch Liste der Baudenkmale in Binz und Liste der Stolpersteine in Binz

Prora
  • Die ehemalige KdF- und spätere Kasernenanlage Prora, 1935/1939 nach Plänen von Clemens Klotz begonnen, 1950/56 im Kernstück als Kasernengroßbau vollendet, fünf Kilometer nördlich von Binz, wurde nie komplett fertiggestellt. Sie gilt als längstes Gebäude der Welt.
  • Das Naturerbe-Zentrum Rügen befindet sich in Prora, mit Aussichtsturm „Adlerhorst“, der einen Rundblick über Rügen auf 82 m Höhe bietet.

Strand

Der feinsandige Binzer Strand ist etwa fünf Kilometer lang und bis zu 50 Meter breit. Parallel zum Strand verläuft die Strandpromenade mit Gastronomie und Hotels. Der Strand geht in Richtung Süden in einen schmaleren und etwas steinigen Naturstrand über.

Wirtschaft und Infrastruktur

Die Binzer Wirtschaft ist vornehmlich auf den Tourismus ausgerichtet. Im Ort finden sich zahlreiche Hotels, Gasthäuser und Restaurants.

Bildung

In Binz befindet sich eine Grundschule für die Klassen 1–4, sowie die Regionale Schule Ostseebad Binz für die Klassen 5–10, eine gebundene Ganztagsschule; zudem gibt es zwei Kindertagesstätten.<ref>Schulen und Kitas auf der Webpräsenz des Ostseebads Binz</ref> Binz besitzt außerdem eine Bibliothek.

Verkehrsanbindung

Binz liegt unweit der Bundesstraße 196. Durch den Ort verläuft deren ursprünglicher Ableger B196a, die heutige Landesstraße 29.

Eisenbahn

Im Bahnhof Ostseebad Binz im Zentrum der Stadt ist der Endpunkt der Zweigstrecke nach Binz zur Bahnstrecke Stralsund–Sassnitz; er ist Endstation mehrerer Fernverkehrslinien der Deutschen Bahn. Außerdem fahren stündlich Regionalzüge über die Zweigstrecke und halten in Prora und Prora-Ost.

Der zweite Binzer Bahnhof Binz LB liegt im Westen der Stadt an der Dampfschmalspurbahn Rasender Roland von Putbus nach Göhren (diese führt südlich weiter über Sellin und Baabe).

Busse

Im Nahverkehr wird Binz über die Buslinien des Rügener Personennahverkehrs z. B. nach Sassnitz, Bergen und Göhren angebunden.

Die sogenannte Binzer Bäderbahn, deren Benutzung mit der Kurkarte kostenlos ist, erschließt als Ringlinie den Ort.

Ortsansichten

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

Personen mit Bezug zum Ort

Persönlichkeiten, die in Binz gewirkt haben

  • Wolfgang Schnur (* 1944), deutscher Politiker, war zwischen 1973 und 1978 in Binz als Rechtsanwalt tätig.

Weblinks

Commons Commons: Binz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage Wikivoyage: Binz – Reiseführer

Einzelnachweise

<references />