Heinrich-Böll-Stiftung


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Heinrich-Böll-Stiftung
Rechtsform: Eingetragener Verein
Zweck: Grünnahe Stiftung für politische Bildung
Vorsitz: Ralf Fücks (seit 1996) und Barbara Unmüßig (seit 2002)
Bestehen: seit 1996/97
Sitz: Berlin
Website: www.boell.de
kein Stifter angegeben

Die Heinrich-Böll-Stiftung e. V. (hbs)<ref>Kleinschreibung zur Unterscheidung von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, die HBS abgekürzt wird.</ref> ist die nach Heinrich Böll benannte sogenannte parteinahe Stiftung von Bündnis 90/Die Grünen. Rechtlich und wirtschaftlich ist sie ein eingetragener Verein ohne Stiftungsvermögen.

Strukturen

Datei:Berlin, Mitte, Schumannstrasse 8, Heinrich-Boell-Stiftung.jpg
Zentrale der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin-Mitte, Schumannstr. 8 (Westseite)

Mit seinem Namensgeber, dem Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll, verbindet der Verein laut seinem Leitbild die Verteidigung von Freiheit, Zivilcourage, streitbare Toleranz und die Wertschätzung von Kunst und Kultur als eigenständige Sphären des Denkens und Handelns.<ref>Leitbild der Heinrich-Böll-Stiftung</ref>

Entgegen ihrem Namen ist die Heinrich-Böll-Stiftung der Rechtsform nach keine Stiftung, sondern ein eingetragener Verein. Sie ist eine föderal organisierte Bundesstiftung mit sechzehn eigenständigen Landesstiftungen. Die Landesstiftungen verfügen über einigen Einfluss und stellen in der Mitgliederversammlung, dem obersten beschlussfassenden Organ der Stiftung, 16 von insgesamt 49 Mitgliedern. Die restlichen Mitglieder kommen aus der Bundespartei bzw. Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen (je vier) und dem Kreis der „Freundinnen und Freunde der Heinrich-Böll-Stiftung“ (25).<ref>Satzung der heinrich-Böll-Stiftung, §6</ref>

Die satzungsgemäßen Aufgaben der Stiftung sind „die politische Bildung im In- und Ausland zur Förderung der demokratischen Willensbildung, des gesellschaftspolitischen Engagements und der Völkerverständigung“. Dabei orientiert sie sich an den politischen Grundwerten Ökologie, Demokratie, Solidarität und Gewaltfreiheit. Dazu kommen zwei große Querschnittsthemen, die die gesamte Arbeit der Stiftung durchziehen: Migration und Geschlechterdemokratie.<ref name="vereinszweck">Satzung der Heinrich-Böll-Stiftung. § 2 Zweck des Vereins. In: Heinrich-Böll-Stiftung. Ralf Fücks, Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, Dezember 2007, abgerufen am 28. Mai 2011.</ref>

In ihrer jetzigen Form existiert die Heinrich-Böll-Stiftung seit 1996/1997. Am 1. Juli 1997 nahm sie ihre Arbeit am Sitz der Stiftung in den Hackeschen Höfen in Berlin auf; seit Juni 2008 (Einweihungsfest am 25. September 2008<ref>[1]</ref>) befindet sich der Hauptsitz in der Schumannstraße in Berlin-Mitte gegenüber dem Deutschen Theater. Den Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung bilden seit 2002 Ralf Fücks und Barbara Unmüßig; Livia Cotta ist Geschäftsführerin.<ref>boell.de</ref>

Zur Stiftung gehören:

  • das Studienwerk der Heinrich-Böll-Stiftung, das Stipendien an Studierende und Promovierende vergibt
  • das Gunda-Werner-Institut für Feminismus und Geschlechterdemokratie
  • die Grüne Akademie
  • die Weiterbildungsakademie GreenCampus
  • das Archiv Grünes Gedächtnis
  • aktuell 30 Auslandsbüros<ref>Jahresbericht 2013 der Heinrich-Böll-Stiftung, S.3 - dort werden 31 Niederlassungen aufgezählt, inkl. der Zentrale in Berlin</ref>

Geschichte

Datei:20140531 xl heinrich-boell-stiftung-berlin6660.JPG
Heinrich-Böll-Stiftung (Eingangsbereich)

Bereits vor 1983 verfügten Die Grünen in einigen der damals zehn Bundesländer Westdeutschlands über parteinahe Landesstiftungen. Diese hatten schon vor 1983 versucht, eine der Partei nahestehende Stiftung auf Bundesebene zu gründen. Neben den Landesstiftungen gab es bundesweit eine den Grünen nahestehende, von Frauen aus der Frauenbewegung getragene Frauenanstiftung in Hamburg. Die Bundeskonferenz unabhängiger Friedensgruppen und der Bundeskongress entwicklungspolitischer Aktionsgruppen trugen die „alte“ Heinrich-Böll-Stiftung mit Sitz in Köln.

Einige Jahre lang war in der Anfangszeit von grüner Bewegung und Partei umstritten, ob es sinnvoll und wünschenswert sei, eigene parteinahe Stiftungen ins Leben zu rufen. Diese Diskussion war Teil der Geschichte der Grünen, die sich zu Beginn durchaus als Anti-Partei verstanden und, was die parteinahen Stiftungen anging, kritisierten, dass diese in der Praxis einer ungerechten, indirekten Parteienfinanzierung dienten. Für die Grünen reichte deshalb am 31. Januar 1983 die Kanzlei Schily, Becker, Geulen beim Bundesverfassungsgericht eine Organklage ein. Klagegrund war nicht nur die indirekte Parteienfinanzierung mit Bundesgeldern, sondern auch, dass diese Mittel ausschließlich an die etablierten Parteien gingen, was, nach Ansicht der Kläger, gegen den Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes verstoße. In seinem Urteil, das erst 1986 erging, erklärte das Bundesverfassungsgericht die Finanzierung der parteinahen Stiftungen durch die öffentliche Hand für rechtens, mahnte aber an, das die Unabhängigkeit der Stiftungen bislang ungenügend gewesen sei und gestärkt werden müsse.<ref>Vera Lorenz: 35 grüne Jahre, Folge 19: Heinrich-Böll-Stiftung Beitrag auf gruene.de vom 30. Juli 2010</ref><ref>Homepage der Heinrich-Böll-Stiftung: Wer wir sind - Geschichte</ref><ref>GRÜNE - Fuß hinein, in: Der Spiegel, 25/1983 vom 20. Juni 1983</ref><ref>Wolfgang Hoffmann: Parteienfinanzierung - Die Klage der Grünen, in: Die Zeit, 4. Februar 1983</ref>

Die Politikwissenschaftlerin Tine Stein fasste dieses Urteil wie folgt zusammen:

„Aus Sicht des BVerfG sprachen keine verfassungsrechtlichen Bedenken gegen die staatliche Finanzierung politischer Bildungsarbeit durch politische Stiftungen. Der Grundsatz der staatlichen Neutralität sei dann nicht verletzt, wie das Gericht in seinem Urteil von 1986 aus Anlass der Klage der Grünen im Wesentlichen ausführte, wenn die politischen Stiftungen de jure und de facto unabhängig von den Parteien seien und wenn die Chancengleichheit gewahrt sei, also Offenheit gegenüber „Newcomern“ im politischen Markt besteht. In diesem Zusammenhang hat das Gericht auch betont, dass die staatliche Finanzierung der Tätigkeitsfelder der politischen Stiftungen im öffentlichen Interesse liegt.<ref>Prof. Dr. Tine Stein, Universität Kiel: Politische Bildung als öffentliche Aufgabe – ein Beispiel für Public Private Partnership? in: Heinrich-Böll-Stiftung (Hg.): Die Steuerung und Finanzierung politischer Stiftungen, Berlin 2010, S. 17</ref>“

Nach diesem Urteil mussten die Grünen entscheiden, ob - und wenn ja, in welcher Form - sie eine parteinahe Stiftung haben wollten. Zu diesem Zweck wurde am 24. August 1986 von der Partei eine Stiftungs-Kommission eingesetzt. Die Initiative zur Gründung der Heinrich-Böll-Stiftung konstituierte sich am 14. September 1986 in Köln. Am 1. Juli 1988 gründeten die Vertreter der damals existierenden acht grünnahen Landesstiftungen den Verein Buntstift-Föderation grünnaher Landesstiftungen und Bildungswerke e. V. mit Sitz in Göttingen. Am 26. Juli 1988 wurde der Stiftungsverband Regenbogen e. V. als Dachverband der Einzelstiftungen Buntstift, Frauen-Anstiftung und der alten Heinrich-Böll-Stiftung ins Leben gerufen, eine Konstruktion, die erforderlich war, weil nur über einen solchen Dachverband Bundesmittel für eine parteinahe Stiftung beantragt werden konnten. Am 15. August erkannte der Bundesvorstand der Grünen den Stiftungsverband Regenbogen als die ihm nahestehende politische Stiftung an.<ref>Völlig durchgeknallt - Heinrich-Böll-Stiftung oder reiner Frauenverein? Feministinnen, Fundis und Realos streiten um Namen und Zielrichtung der geplanten Grünen-Stiftung in Der Spiegel, 28/1987 vom 6. Juli 1987</ref>

Die Fusion der Einzelstiftungen zur neuen Heinrich-Böll-Stiftung wurde auf einer Bundesversammlung von Bündnis 90/Die Grünen im März 1996 in Mainz in die Wege geleitet.<ref>boell.de</ref> „Geschlechterdemokratie“ und „Migration“ wurden als Gemeinschaftsaufgaben in der Satzung verankert. Die gemeinsame Verpflichtung, sich gegen die Diskriminierung von Homosexuellen einzusetzen, wurde ebenfalls berücksichtigt.<ref name="vereinszweck" />

Finanzierung

Wie bei den anderen parteinahen Stiftungen stammt der überwiegende Teil des Stiftungshaushalts aus Mitteln des Bundes; hinzu kommen projektbezogene Fördermittel der EU. Für 2013 gibt die Stiftung in ihrem Jahresbericht an: „Unseren politischen Bildungsauftrag erfüllten wir 2013 mit Einnahmen von rund 51,5 Millionen Euro.“<ref>Jahresbericht 2013 der Heinrich-Böll-Stiftung – dort S. 66</ref>

Zur Art der Finanzierung führte die ehemalige Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts Jutta Limbach aus:

„Wer das Grundgesetz kennt (...) der weiß, dass es zu Fragen der politischen Bildung eigentlich keine Aussagen trifft (...). Ich denke, ein ernsthafter Zweifel, dass das rechtlich möglich ist, hat sich auch nie ergeben, obwohl wir Deutsche immer sehr schwer haben lernen müssen, dass etwas, was nicht verboten ist, auch tatsächlich erlaubt ist. Es ist selbstverständlich, dass man politische Stiftungen gründen kann, die von staatlichen Geldern leben, und solche, die man ganz privat (...) gründen kann, die ihre Subsidien mehr aus den Bereichen der Wirtschaft erhalten.<ref>Prof. Dr. Jutta Limbach, Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts a.D.: Politische Bildung als öffentliche Aufgabe – ein Beispiel für Public Private Partnership? in: Heinrich-Böll-Stiftung (Hg.): Die Steuerung und Finanzierung politischer Stiftungen, Berlin 2010, S. 8</ref>“

Die Förderstiftung TuWas

Auf Initiative von Mitgliedern des Freundeskreises der Heinrich-Böll-Stiftung wurde 2013 die TuWas – Stiftung für Gemeinsinn errichtet. Auf diesem Wege ist es seitdem, wie bei anderen parteinahen Stiftungen<ref>Civitas-Bernhard-Vogel-Stiftung: Zustiftung in den Vermögensstock der Civitas-Bernhard-Vogel-Stiftung. In: www.kas.de, Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. Abgerufen am 30. Mai 2014.</ref><ref>Flyer der Friedrich-Ebert-Stiftung "DEMOKRATIE BRAUCHT DEMOKRATEN - Unterstützung für ein Engagement im Geiste Friedrich Eberts". In: www.fes.de, 110923 FES Spendenfolder.pdf. Abgerufen am 30. Mai 2014.</ref><ref>Spenden an die Stiftung für die Freiheit - Unterstützen Sie die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. In: www.freiheit.org. Abgerufen am 30. Mai 2014.</ref> auch, möglich, die Arbeit der hbs durch Zustiftungen dauerhaft zu unterstützen. Dies dient vor allem auch dazu, Projekte zu betreiben, die aufgrund des Zuwendungsrechts nicht aus Bundesmitteln finanziert werden dürfen.

Arbeitsschwerpunkte

Laut Eigenaussage hat die Heinrich-Böll-Stiftung fünf sogenannte Hauptanliegen, nämlich

  • Demokratie und Menschenrechte
  • Kampf gegen Umweltzerstörung
  • soziale Teilhabe für alle
  • die friedliche Lösung von Konflikten
  • die Verteidigung individueller Freiheit

Diese werden - je nach regionalen Gegebenheiten und politischer Notwendigkeit - auf die folgenden Arbeitsschwerpunkte heruntergebrochen:

  • Globalisierung und nachhaltige Entwicklung
  • Klima- und Energiepolitik
  • Stärkung der Zivilgesellschaft
  • Geschlechterpolitik
  • Demokratieförderung
  • Europapolitik
  • Transatlantischer Dialog
  • Politikberatung
  • Kunst und Kultur
  • Nachwuchsförderung<ref>Wer wir sind und was wir wollen Selbstdarstellung der Heinrich-Böll-Stiftung</ref>

Globalisierung und nachhaltige Entwicklung

  • Ressourcenpolitik: Das Memorandum „Haben oder Nichthaben“ der Heinrich-Böll-Stiftung analysiert bestehende Initiativen, Standards und Mechanismen der globalen Ressourcenpolitik und formuliert politische Empfehlungen an die G8-Staaten für einen verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen.
  • „Der Fleischatlas – Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel“ Diese Publikation will über die vielfältigen Dimensionen der Fleischproduktion und des Fleischkonsums informieren und Alternativen aufzeigen. Projektpartner sind Le Monde Diplomatique und der BUND. Bislang sind 2013 und 2014 zwei Ausgaben erschienen sowie 2014 eine Version in englischer Sprache „Meat Atlas 2014 Global facts and figures about meat“ <ref>Fleischatlas 2014 - mit Daten und Fakten zur weltweiten FleischproduktionPressemitteilung der Heinrich-Böll-Stiftung, 9. Januar 2014 </ref><ref>Meat Atlas 2014 - Global facts and figures about meat press release, Heinrich Böll Foundation, 9 January 2014</ref>
  • Wirtschaft und Finanzkrise: Die Heinrich-Böll-Stiftung engagiert sich für die Umsetzung eines Green New Deal. Massive Investitionen in den ökologischen Strukturwandel, in Bildung und Qualifizierung, Wissenschaft und Forschung sollen die Fundamente für eine zukunftsfähige Gesellschaft legen.

Klima- und Energiepolitik

Stärkung der Zivilgesellschaft

In vielen Projekten setzt sich die Stiftung dafür ein, zivilgesellschaftliche Strukturen aufzubauen und zu wahren - sei es in Afghanistan, in Russland oder innerhalb der EU.<ref>Heinrich-Böll-Stiftung: Jahresbericht 2013 (PDF) und dort auf S. 24ff. das Kapitel „Teilhabe stärken, Menschenrechte durchsetzen!“ für einen aktuellen Überblick.</ref>

Geschlechterpolitik

  • Globale Geschlechterpolitik: Geschlechterpolitik und Geschlechterdemokratie waren von Anbeginn an Arbeitsschwerpunkte der Stiftung – auch und vor allem in der Auslandsarbeit. In der Organisationsentwicklung ist die Stiftung dabei Vorreiterin und Vorbild für viele andere Organisationen geworden.<ref>Jahresbericht 2008 der Heinrich-Böll-Stiftung</ref>
  • Feminismus: Das Gunda-Werner-Institut innerhalb der Stiftung will „Geschlechterpolitik aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten (...), ob (queer)feministisch oder männerpolitisch...“<ref>Heinrich-Böll-Stiftung: Jahresbericht 2013 (PDF) - dort S. 36ff. das Kapitel „Feminismus und Geschlechterdemokratie weiterdenken“</ref>
  • LGBTI: Die Stiftung setzt sich ein für die "gesellschaftliche und politischen Teilhabe von Frauen und die Gleichberechtigung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und Intersex (LGBTI)".<ref>Heinrich-Böll-Stiftung: Jahresbericht 2013 (PDF) - dort S. 38ff. das Kapitel „Geschlechterpolitik macht einen Unterschied“</ref>

Demokratieförderung

Das Engagement der Stiftung für Demokratie und Menschenrechte hat ein breites Spektrum - von Transformationsländern wie den Staaten Nordafrikas, Afghanistan oder Myanmar über den Erfahrungsaustausch von Aktivisten aus unterschiedlichen Weltregionen bis hin zur Arbeit gegen Politikverdrossenheit in Deutschland und die Demokratisierung der EU.<ref>Heinrich-Böll-Stiftung: Jahresbericht 2013 (PDF) - dort S. 24-35 das Kapitel „Teilhabe stärken, Menschenrechte durchsetzen!“</ref>

Europapolitik

Im Zentrum der europapolitischen Aktivitäten der Stiftung standen zuletzt Themen wie „die notwendigen Reformen der europäischen Institutionen, die Energiewende und die europäische Nachbarschafts- und Migrationspolitik“.<ref>Heinrich-Böll-Stiftung: Jahresbericht 2013 (PDF) - dort S. 4-11 das Kapitel „Für ein starkes und geeintes Europa“</ref>

Transatlantischer Dialog

Schwerpunkte des Programmbereichs Transatlantischer Dialog sind einmal die Zusammenarbeit zwischen Deutschland, bzw. EU und den USA in Fragen der internationalen Sicherheit und Demokratieförderung sowie zum anderen Aspekte einer Energiewende und des Kampfes gegen den Klimawandel.<ref>Homepage der Heinrich-Böll-Stiftung - Rubrik Transatlantik</ref>

Politikberatung

Für diesen Bereich ist GreenCampus, die Weiterbildungsakademie der Heinrich-Böll-Stiftung, zuständig. Nach Eigenaussage bietet sie „Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote insbesondere in den Kernbereichen Politikmanagement, politische Personalentwicklung sowie Gender und Diversity Management an“.<ref>Selbstdarstellung auf der Homepage von GreenCampus</ref>

Kunst und Kultur

  • Kunst und Politik: Die Heinrich-Böll-Stiftung sieht „Kunst und Kultur als Ausdrucksformen gesellschaftlicher Selbstverständigung“ und beschäftigt sich mit den Zusammenhängen „von Kunst und Aktivismus in sozialen und politischen Bewegungen“. Konkret werden Ausstellungen, Theaterprojekte, Filmfestivals und Initiativen zur Netzkultur unterstützt.<ref>Heinrich-Böll-Stiftung: Jahresbericht 2013 (PDF) dort S. 44-47 das Kapitel „Kunst als Seismograf für Politik und Gesellschaft"</ref>
  • Heinrich-Böll-Haus Langenbroich: Das Heinrich-Böll-Haus ist eine Zufluchtsstätte und ein Stipendiatenhaus für Autoren und Künstler aus aller Welt.
  • Heinrich-Böll-Archiv: Die Stiftung unterstützt das Heinrich-Böll-Archiv der Stadtbibliothek Köln, das den Nachlass von Heinrich Böll betreut, Veranstaltungen durchführt und Editionen herausgibt.<ref>Heinrich-Böll-Archiv bei der Stadt Köln</ref>

Nachwuchsförderung

Für die Nachwuchsförderung ist innerhalb der Stiftung das Studienwerk zuständig. Es betreut pro „Jahr rund 1000 Studierende und Promovierende aller Fachrichtungen und Nationalitäten“.<ref>Seite des Studienwerks auf der Homepage der Heinrich-Böll-Stiftung</ref>

Auslandspräsenzen

Auslandsbüros der Heinrich-Böll-Stiftung
Stadt Land, Region Kontinent von-bis
Kapstadt Südafrika, Südliches Afrika Afrika 1997-
Nairobi Kenia, Ostafrika/Horn von Afrika Afrika 1997-
Abuja Nigeria Afrika 1995-
Addis Abeba Äthiopien, Horn von Afrika Afrika 2006–2012
Tunis Tunesien, Nordafrika Afrika 2012-
Rabat Marokko, Nördliches Afrika Afrika 2014-
Tel Aviv Israel, Naher Osten Asien 1998-
Ramallah Palästina, Naher Osten Asien 1999-
Beirut Libanon, Naher Osten Asien 2004-
Kabul Afghanistan Asien 2006-
Islamabad Pakistan Asien 1993-
Neu-Delhi Indien Asien 2001-
Peking China Asien 2006-
Phnom Penh Kambodscha Asien 1994-
Bangkok Thailand, Südostasien Asien 1999-
Rangun Myanmar, Südostasien Asien ab 2015<ref>Information auf der Seite des Südostasien-Büros der Stiftung (englisch) Das Büro befindet sich im Aufbau und wird im Laufe des Jahres 2015 offiziell eröffnet</ref>
Rio de Janeiro Brasilien Südamerika 2000-
Santiago de Chile Chile, Cono Sur Südamerika 2008-
Mexiko-Stadt Mexiko Mittelamerika 2004-
San Salvador El Salvador Mittelamerika 1995-
Washington USA Nordamerika 1998-
Istanbul Türkei Europa/Asien 1994-
Brüssel Belgien, Europäische Union Europa 1998-
Prag Tschechien Europa 1995-
Warschau Polen Europa 2001-
Zagreb Kroatien Europa 1999-
Kiew Ukraine Europa 2008-
Belgrad Serbien, Südosteuropa Europa 2001-
Sarajevo Bosnien und Herzegowina Europa 1999-
Tbilisi Georgien, südlicher Kaukasus Europa 2003-
Moskau Russland Europa 1995-
Thessaloniki Griechenland Europa 2012-
Datei:Foto hbs büro thailand 2012.jpg
Seminar im Südostasien-Büro der Heinrich-Böll-Stiftung in Bangkok (Thailand) im November 2012.

Die Heinrich-Böll-Stiftung unterhält aktuell 30 Auslandsbüros. Die internationale Projektarbeit beschränkt sich dabei nicht auf jene Länder, in denen ein Büro besteht (von denen einige für eine ganze Region zuständig sind). Insgesamt arbeitet die Stiftung mit über hundert Partnerprojekten in mehr als 60 Ländern zusammen.

Bereits vor Gründung der neuen Heinrich-Böll-Stiftung im Jahre 1997 hatten einige der Vorläuferorganisationen der Stiftung Auslandsbüros, welche dann von der Böll-Stiftung weitergeführt wurden. So wurde das Büro in Pakistan bereits 1993 eröffnet.<ref>Information auf der Seite des Büros in Pakistan (englisch)</ref> Als nächstes entstanden 1994 die Büros in der Türkei und Kambodscha, <ref>Information auf der Seite des Türkei-Büros</ref>, gefolgt von den Büros in Russland, Tschechien, Nigeria und dem Mittelamerika-Büro in El Salvador (alle 1995).

Von den Auslandsbüros der Heinrich-Böll-Stiftung wurde im Laufe der Jahre allein das Büro in Äthiopien (in Addis Abeba) wieder geschlossen - und zwar im Jahre 2012 - da, nach Aussage der Stiftung, die „politischen Rahmenbedingungen und die Gesetzeslage in Äthiopien“ (...) „eine politisch vertretbare und praktikable Arbeit der Stiftung“ verhinderten.<ref>Heinrich-Böll-Stiftung schließt Landesbüro in Äthiopien Pressemitteilung der Heinrich-Böll-Stiftung vom 7. November 2012</ref> Aus Sicherheitsgründen wurde Anfang 2013 die Leiterin des Büros in Kabul aus Afghanistan abberufen. Das Büro selbst setzt jedoch seine Arbeit mit Ortskräften fort.<ref>Matthias Gebauer und Otfried Nassauer: Sicherheitslage in Afghanistan: Böll-Stiftung zieht Direktorin aus Kabul ab Spiegel Online, 8. Oktober 2012</ref>

Besetzt sind die Büros allgemein mit einer Leitung, die in das Projektland entsandt wird und in der Regel die deutsche Staatsangehörigkeit hat, sowie von Ortskräften, wozu gelegentlich noch weiteres aus Deutschland entsandtes Personal kommen kann. Zu den namhaften ehemaligen und aktuellen Auslandsbüroleitern der Heinrich-Böll-Stiftung gehören u.a. Milan Horácek (Prag), René Wildangel (Ramallah) und Kerstin Müller (Tel Aviv). Die Entsendung von Kerstin Müller (ab Ende 2013)<ref>Kerstin Müller übernimmt Israel-Büro der Heinrich-Böll-Stiftung, Pressemitteilung der Heinrich-Böll-Stiftung vom 15. April 2013.</ref> war zum Teil umstritten. Die israelische Jerusalem Post warf Kerstin Müller vor, die von ihr unterstützte Initiative zur Kennzeichnung israelischer Produkte greife Nazi-Methoden auf.<ref>Benjamin Weinthal: The Nazi roots of the German Greens, in: Jerusalem Post vom 7. Juli 2013, abgerufen am 3. März 2015.</ref> Die Jüdische Allgemeine, das wichtigste deutsche jüdische Periodikum, berichtete über den Vorgang hingegen rein sachlich.<ref>Phillip Peyman Engel: Grüne - Kein Boykott, nur Kaufberatung? Bundestagsfraktion wollen Produkte aus dem Westjordanland kennzeichnen in: Jüdische Allgemeine vom 23. Mai 2013, abgerufen am 3. März 2015</ref>

Gremien und Belegschaft

Vorstand

Anfangs hatte die Heinrich-Böll-Stiftung keine Geschäftsführung; der Vorstand war mit drei Personen besetzt (wovon wenigstens zwei Frauen sein mussten). Die geschäftsführerischen Aufgaben übernahm eines der Vorstandsmitglieder. Diese Struktur wurde im Jahre 2002 geändert. Seither gibt es in der Praxis einen zweiköpfigen Vorstand (dem mindestens eine Frau angehören muss) sowie eine Geschäftsführung. In der Satzung der Stiftung heißt es dazu: „Der Vorstand umfasst bis zu drei Personen“ sowie „Der Vorstand kann für die Geschäfte der laufenden Verwaltung des Vereins einen Geschäftsführer oder eine Geschäftsführerin bestellen.“ Die Amtszeit der Vorstandsmitglieder beträgt fünf Jahre. Eine Wiederwahl ist möglich.<ref>Die Satzung der Heinrich-Böll-Stiftung - dort §7 Vorstand</ref>

Geschäftsführung

Aufsichtsrat

Der Aufsichtsrat „führt die Aufsicht über die Tätigkeit des Vorstandes“. Er „besteht aus neun Personen (...). Von den Mitgliedern des Aufsichtsrates wählen: die Mitgliederversammlung aus ihren Reihen sieben, die hauptamtlichen Mitarbeiter zwei Personen.“<ref>Satzung der Heinrich-Böll-Stiftung, § 8</ref><ref>Aufsichtsrat der Heinrich-Böll-Stiftung - Übersicht und Mitglieder</ref>

Frauenrat

Der Frauenrat wird von der Mitgliederversammlung gewählt. Ihm gehören zwischen sieben und zehn Frauen an. Er berät den Vorstand der Stiftung und beschließt über Schwerpunktprogramme in den Bereichen Frauenpolitik sowie über Kriterien der Projektarbeit.<ref>Satzung der Heinrich-Böll-Stiftung, § 10</ref><ref>Der Frauenrat der Heinrich-Böll-Stiftung</ref>

Fachbeiräte

Die Fachbeiräte sind ehrenamtliche Gremien. Sie beraten die Stiftung in einer Reihe von Arbeitsfeldern. Aktuell (2015) gibt es die Fachbeiräte Studienwerk, Nord-Süd und Europa/Transatlantik.<ref>Die Fachbeiräte der Heinrich-Böll-Stiftung</ref>

Belegschaft und Betriebsrat

Laut eigener Auskunft beschäftigte die Stiftung zum 31. Dezember 2013 219 Personen im Inland, 29 ins Ausland entsandte Personen sowie 200 im Ausland tätige Ortskräfte. Von den Beschäftigten haben 14 Prozent einen Migrationshintergrund; der Frauenanteil in der Belegschaft liegt bei 74 Prozent.<ref>Heinrich-Böll-Stiftung: Jahresbericht 2013 (PDF) - dort S. 67</ref>

Die Heinrich-Böll-Stiftung hat einen Betriebsrat.

Laut Aussagen der Freien Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union (FAU) Berlin hat die Heinrich-Böll-Stiftung jahrelang den Aufbau bzw. Abbau und das Catering für Veranstaltungen über illegale Leiharbeit abgewickelt. Das Arbeitsgericht Berlin hat in seinem Urteil vom 5. September 2013 die Heinrich-Böll-Stiftung dazu verurteilt, die betroffenen Personen direkt zu beschäftigen.<ref>Heinrich-Böll-Stiftung: Illegale Leiharbeit durch Arbeitsgericht Berlin bestätigt, FAU-Website, 5. September 2013</ref><ref>Der Heinrich-Böll-Stiftung werden prekäre Arbeitsbedingungen vorgeworfen, Der Tagesspiegel, 28. August 2013</ref> Die Stiftung hat das Urteil akzeptiert und darauf hingewiesen, sie sei, als Empfänger von Steuermitteln des Bundes, an das Zuwendungs- und Vergaberecht gebunden und könne Beschäftigte nicht nach eigenem Belieben bezahlen. Die FAU hat in der Folge weiter gegen die Stiftung protestiert und direkte Verhandlungen gefordert, was die Stiftung zurückwies, da die „FAU nicht tariffähig“ sei und entsprechend nicht über Tarife oder Arbeitsbedingungen verhandeln könne.<ref>Böll-Stiftung verweigert Verhandlungen, FAU-Website, 16. Oktober 2013</ref><ref>Information der Heinrich-Böll-Stiftung zu den Vorwürfen der „Freien Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union“ (FAU), 25. Juni 2014</ref>

Preise

Die Heinrich-Böll-Stiftung vergibt folgende Preise:

Bekannte ehemalige Stipendiaten der Heinrich-Böll-Stiftung

Schriften

Weblinks

Einzelnachweise

<references />