Legio II Augusta


aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wechseln zu: Navigation, Suche
Datei:CIL IX 5439.jpg
Gedenkstein des Titus Cornasidius, Militärtribun der LEG II AVG um 200 n. Chr.
Fundort: Falerio, Picenum / Regio V<ref>CIL 9, 5439.</ref>
Datei:CIL II 4114.jpg
Gedenkstein des Tiberius Claudius Candidus, Militärtribun der LEG II AVG um 175 n. Chr.
Fundort: Tarragona, Hispania citerior<ref>CIL 2, 4114</ref>
Datei:Stèle-Legio II Augusta-Strasbourg.jpg
Grabstele des Legionärs Caius Largennius der Legio II Augusta
Fundort: Strasbourg-Königshofen, heute im Musée archéologique de Strasbourg<ref>CIL 13, 5978.</ref>
Datei:Caerleon plaque2.JPG
Tafel mit dem Symbol der LEG II Augusta in Caerleon

Die Legio II Augusta (2. Erhabene Legion oder 2. Augusteische Legion) war eine Legion der römischen Armee. Ihre Symbole waren Steinbock, Pegasus (seit dem Einsatz in Britannien) und Mars. Seit dem späten 3. Jahrhundert n. Chr. führte die Legion nur noch den Steinbock als Wappentier.<ref name=jona/>

Geschichte der Legion

Bürgerkrieg

Die Legio II wurde im Jahre 43 v. Chr. wahrscheinlich durch den Konsul Gaius Vibius Pansa Caetronianus im Auftrag Octavians, des späteren Kaisers Augustus, ausgehoben. Wegen des Hauptrekrutierungsgebietes im Sabinerland erhielt sie zunächst den Namen Legio II Sabina.

Am Bürgerkrieg nahm die Legion auf der Seite Octavians teil und erlitt am 14. oder 15. April 43 v.  Chr. in der Schlacht von Forum Gallorum<ref>Servius Sulpicius Galba, bei Marcus Tullius Cicero, ad familiares 10, 30.</ref> hohe Verluste. In der Schlacht bei Philippi im Jahr 42 v. Chr. siegten die Caesarianer (Marcus Antonius und Octavian) über die Republikaner.<ref name=jona>Jona Lendering: Legio II Augusta. In: Livius.org (englisch)</ref> Mit Caesar Leg II gestempelte Schleuderbleie legen eine Beteiligung der Legion an der Belagerung von Perusia 41 v. Chr. nahe.<ref>So Jona Lendering, während Emil Ritterling die Identität der Legionen als unsicher ansieht.</ref> Zwischen 35 und 30 v. Chr. wurden Veteranen der Legion von Octavian in der Provinz Narbonensis in Arausio (Orange) angesiedelt.<ref name=emil>Emil Ritterling: Legio (II Aug.). In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XII,2, Stuttgart 1925, Sp. 1457–1466.</ref>

Kantabrischer Krieg

Nach diesem Einsatz vermutlich aufgelöst, wurde die Legion nach Ende des Bürgerkrieges unter Augustus wieder in Dienst gestellt und erhielt ihren endgültigen Namen Legio II Augusta. Ab 30 v. Chr. war die Legion in der Provinz Hispania Tarraconensis stationiert und wurde im Kantabrischen Krieg eingesetzt. In dieser Zeit bauten die Legio II Augusta und Legio I Germanica die Colonia Iulia Gemellensis Acci aus. Veteranen wurden in Barcelona und Cartennae (Mauretania) angesiedelt.<ref name=jona/>

Germanien

Nach der Varusschlacht wurde die Legio II Augusta im Jahre 9 n. Chr. anlässlich der Reorganisation des Rheinheeres aus der Provinz Hispania ulterior nach Mogontiacum (Mainz) verlegt. Dort ist sie im Jahre 14 nachweisbar<ref>Tacitus, Annalen 1, 37.</ref>. Die Teilnahme an den Feldzügen des Germanicus (14-16 n. Chr.) ist ebenfalls bezeugt<ref>Tacitus, Annalen 1, 70.</ref>. Ab 17 n. Chr. lag die Legion in Argentorate (Straßburg). Als sich im Jahr 21 n. Chr. in Gallien die Stämme der Treverer und Haeduer unter den Adligen Julius Florus und Julius Sacrovir gegen die Römer auflehnen, wurde die Legion zur Niederschlagung des Aufstandes eingesetzt.<ref name=jona/>

Britannien

Im Jahr 42 n. Chr. wurde Aulus Plautius, Statthalter der Provinz Pannonia, von Kaiser Claudius mit der Invasion Britanniens betraut. 43 n. Chr. landete er mit einer Streitmacht von vier Legionen (Legio II Augusta, Legio VIIII Hispana, Legio XIIII Gemina und Legio XX Valeria Victrix) und eroberte Britannia für das römische Reich. Er wurde erster Statthalter der neu gegründeten Provinz.<ref name=emil8hisp>Emil Ritterling: Legio (VIIII Hispana). In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XII,2, Stuttgart 1925, Sp. 1664–1668.</ref> Während der Invasion stand die Einheit unter dem Befehl des Legaten und späteren Kaisers Vespasian, der die Feldzüge gegen die Durotriger und Dumnonier im südöstlichen Britannien leitete.

Auf britannischen Boden war die Legio II Augusta zunächst in Calleva Atrebatum (Silchester) und ab 49 n. Chr. in Durnovaria (Dorchester) und Lake Farm bei Wimborne stationiert, bevor sie im Jahre 55 n. Chr. ihr erstes festes Legionslager in Isca Dumnoniorum (Exeter) baute.<ref>So Jona Lendering, während Emil Ritterling Durocornovium (Cirencester) und Glevum (Gloucester) als die ersten Lager ansieht. Nach anderer Meinung wurde die Legion in „viele kleine Detachements“ aufgeteilt.</ref>

Als der Statthalter Gaius Suetonius Paulinus während des Boudicca-Aufstandes (60 bis 61 n. Chr.) die Legion zum Eingreifen aufforderte, weigerte sich der praefectus castrorum Poenius Postumus diesem Hilferuf Folge zu leisten. Als Poenius nach der Schlacht an der Watling Street sah, dass er die Legion um den „Siegesruhm“ gebracht hatte, beging er Selbstmord.<ref name=tacann>Tacitus, Annalen 14, 37.</ref>

Im Vierkaiserjahr 69 n. Chr. schlossen sich Teile der Legion Vitellius an und besiegten in der Ersten Schlacht von Bedriacum die Truppen des Kaisers Otho, obwohl große Teile der Legion<ref name=tachist>Tacitus, Historien 3, 44.</ref> Vespasian favorisierten. Als sich schließlich Vespasian in der Zweiten Schlacht von Bedriacum durchsetzte, kehrte die Vexillation nach Britannien zurück.<ref name=jona/>

Um 74 wurde am Ufer des Usk zuerst das provisorische Legionslager Burrium (am südlichen Stadtrand von Usk) errichtet. Dieser Standort lag ca. 13 Kilometer flussaufwärts vom heutigen Caerleon entfernt. Für die Versorgung des Lagers war dieses Areal jedoch ungeeignet. Wenige Monate später (74/75) wurde deshalb ein neues Lager, das strategisch günstiger an der Mündung des Usk lag, errichtet. Dieses Lager, Isca Silurum, blieb bis in das frühe 3. Jahrhundert n. Chr. das Hauptquartier der II Augusta.

Während der Statthalterschaft des Gnaeus Iulius Agricola (77-83) hatte sie entscheidenden Anteil an der Eroberung und Befriedung des heutigen Wales.<ref name=jona/> Im Jahr 83 n. Chr. nahm eine Vexillation unter dem Befehl von Velius Rufus an Domitians Feldzug gegen die Chatten teil.<ref name=emil/>

Um 120 n. Chr. verlegte man einige ihrer Vexillationen nach Norden, wo sie sich am Bau des Hadrianswalles beteiligten. Um 142 n. Chr. wurden die II Augusta auch für den Bau des Antoninuswalles eingesetzt. Zwischen 155 und 158 n. Chr. brachen im Norden Britanniens so schwere Unruhen aus, dass die Mannschaften der dortigen Legionen mit Soldaten aus Germania inferior und Germania superior aufgestockt werden mussten.<ref name=jona/>

185 n. Chr. führte der dux Lucius Artorius Castus drei britannische Legionen, zu denen auch Teile der Legio II gehörten,<ref name=emil/> nach Aremorica, um dort einen Aufstand niederzuschlagen.<ref>CIL 3, 1919 und Cassius Dio 73, 2a.</ref>

196 n. Chr. setzte der Statthalter Clodius Albinus nach Gallien über und ließ sich von seinen Legionen zum Kaiser ausrufen. Er wurde jedoch von Kaiser Septimius Severus am 19. Februar 197 bei Lugdunum (Lyon) geschlagen. Die Abwesenheit der römischen Truppen war in der Zwischenzeit von den nördlichen Stämmen genutzt worden, um in Britannien einzufallen. Die langwierigen Strafexpeditionen der zurückkehrenden Legionen hatten nur geringen Erfolg, sodass Kaiser Septimius Severus 208 selbst nach Britannien kam um Kaledonien (Schottland) endgültig zu unterwerfen. Die Legio II Augusta und Legio VI Victrix wurden in das große Legionslager Carpow an den Tay verlegt. Wohl unter Caracalla (211-217), an dessen Germanienfeldzug im Jahr 213 n. Chr. zumindest eine Vexillation der Legio II beteiligt war,<ref name=emil/> möglicherweise auch erst unter Elagabal (218-222) erhielt die Legion den Ehrentitel Antonina. Kaiser Severus Alexander (222-235) gab die Expansionspolitik endgültig auf und die Legion wurde wieder nach Caerleon zurückverlegt, wo sie bis mindestens 255 n. Chr. blieb.<ref name=jona/> Um 260 n. Chr. war eine Vexillation der Legio II Augusta an einem Feldzug des Gallienus in Pannonia beteiligt.<ref name=emil/>

Eine Münze, um 290 n. Chr. geprägt, zeigt neben einem Porträt des Carausius am Revers die Inschrift LEG II AVG mit einem Steinbock.<ref name=emil/> Dies ist der letzte fassbare schriftliche Beleg für diese Legion. Die im frühen 5. Jahrhundert n. Chr. bezeugte Legio II Brittannica wurde möglicherweise während des Bestehens des britannischen Sonderreiches (287–296) aus dem mobilen Teil der II Augusta herausgezogen.<ref>Emil Ritterling: Legio (II Brittannica). In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XII,2, Stuttgart 1925, Sp. 1466 f.</ref>

Spätantike

Laut Notitia Dignitatum wurde die Legion im frühen 5. Jahrhundert n. Chr. von einem Präfekten kommandiert, der wiederum unter dem Oberbefehl des Comes litoris Saxonici per Britanniam stand.<ref>Notitia dignitatum Occidentis XXVIII</ref>

Die II. Augusta lag nun im Kastell Rutupiae in der Nähe des heutigen Richborough im County of Kent; es könnte die gleiche Einheit sein, die als Secundani iuniores beim Comes Britanniarum und als Secundani Britones/Britannica beim Magister Peditum/Equitum verzeichnet sind. Archäologische Ausgrabungen zeigen, dass das spätantike Kastell bei Richborough (Rutupiae), in der Notitia „Rutupis“ genannt, bloß ein Zehntel der Größe des Legionslagers von Isca Silurum erreicht; die Legion war also wesentlich kleiner als in der frühen Kaiserzeit, da nach den Armeereformen von Gallienus und Diokletian die besten Soldaten den Comitatenses zugeteilt wurden. Die Anzahl der Münzen, die man bei Richborough (alle datierbar auf die Jahre um 400 n. Chr.) gefunden hat, ist erheblich größer als bei jedem anderen britischen Ausgrabungsort, was für die Angaben in der Notitia spricht. Es ist möglich, dass die Reste der Legion 407 n. Chr. mit dem Usurpator Konstantin III, nach Gallien zogen, um dessen Thronansprüche durchzusetzen. Danach verlieren sich ihre Spuren.

Literatur

Weblinks

Commons Commons: Legio II Augusta – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references />