Mercedes-Benz NG


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Mercedes-Benz
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NG-Serie
Hersteller: Mercedes-Benz
Bauart: Lkw
Produktionszeitraum: 1973–1988
Achsen: 2, 3 oder 4
Leistung: 95−320 kW, 130−435 PS
zul. Gesamtgewicht (kg): 10.000−26.000 kg
Vorgängermodelle: Mercedes-Benz Kubische Kabine (LP schwer) und Kurzhauber (schwer), Henschel Frontlenker
Nachfolgemodell: Mercedes-Benz SK
Ähnliche Modelle: Magirus-Deutz Typ D, MAN F8

Die „Neue Generation“ ist eine Lkw-Baureihe von Daimler-Benz, die von 1973 bis 1988 gebaut wurde. Sie wurde durch die SK-Reihe (Schwere Klasse) ersetzt. Durch die Neue Generation konnte Daimler-Benz seine Position bei mittleren und schweren Lkw ausbauen. Die Fahrzeuge verkauften sich ausgezeichnet und verbreiteten sich fast auf der ganzen Welt.

NG 73

Bei der „Neuen Generation“, die ab 1973 eingeführt wurde, handelte es sich um eine Neukonstruktion mit einem völlig neuen Erscheinungsbild. Zunächst wurde die neue Generation als Baustellenfahrzeug auf den Markt gebracht und 1974 kam eine um 600 Millimeter verlängerte Fernverkehrskabine hinzu. 1977 war das Fahrerhaus in drei verschiedenen Varianten erhältlich: einer kurzen Kabine, auch S-Fahrerhaus genannt, einer mittellangen Kabine (M-Fahrerhaus) mit einem schmalen hinteren Seitenfenster, sowie der damaligen Fernverkehrskabine, dem L-Fahrerhaus mit zwei Liegen. Bis 1977 hatten die Fahrerhäuser einen schmalen Kotflügel und als die mittellange Kabine hinzu kam, wurden bei allen drei Typen die Kotflügel breiter<ref>Nutzfahrzeuge von DaimlerChrysler, Seiten 171, 176. Motorbuch-Verlag 2005. ISBN 3-613-02541-8</ref>. Auch die Fahrzeuge der mittleren Gewichtsklassen wurden ab 1975 in diese NG-Serie aufgenommen und erhielten keine eigenen Fahrerhäuser mehr. Alle Fahrerhäuser waren nun kippbar. Im Jahr 1979 kam noch das sog. Großraum-Fahrerhaus hinzu.

NG 80

Ab 1980 wurden die Fahrzeuge der Neuen Generation mit neuen Motoren von 95 kW/130 PS bis 276 kW/375 PS angeboten. Von außen erkennbar waren die überarbeiteten Fahrzeuge an den Windableitern, die an den Ecken der Fahrerhäuser montiert wurden. Weiterhin entfiel die waagerechte Zierleiste auf dem Kühlergrill. Typenschriftzug und Spiegelgehäuse waren fortan schwarz. Als vierte Fahrerhausvariante über dem L-Fahrerhaus wurde das GR-Fahrerhaus als richtige Fernverkehrskabine mit erhöhtem Dach und Kleidergarderobe angeboten. Diese Kabine war auch breiter als die übrigen (erkennbar an den bündig zur Kabine abschließenden Radläufen) und besaß auf der Fahrerseite hinten links sowie auf der Kabinenrückseite serienmäßig keine Fenster.

NG 85

Eine dritte und letzte Überarbeitung fand im Jahr 1985 statt. Erstmals eingeführt wurde die elektropneumatische Schaltung (Electronic Power Shift, EPS) eine computergestützte Schalthilfe, sie wurde für das damals neue „Top-Modell“ 1644 serienmäßig angeboten. In darunter liegenden Leistungsklassen war sie zunächst optional und in Baustellenfahrzeugen nicht erhältlich. Die Motorenpalette wurde erneut überarbeitet, der stärkste Motor war der OM 442 LA mit 320 kW/435 PS, ein V8 mit Turboaufladung und Ladeluftkühlung und einem Hubraum von 14,6 Litern. Der gleiche Motorblock wurde als OM 442 A ohne Ladeluftkühlung mit 257 kW/350 PS angeboten. Ansonsten blieb die Motorenpalette weitgehend unverändert. Äußerlich erkennbar waren diese neuen Fahrzeuge an den kleineren, rechteckigen Typenschildern mit silberner Schrift. Auf dem Armaturenbrett wurden modernere Kippschalter anstelle der bisherigen Drucktaster verwendet.


Militärfahrzeuge

Allgemein

Datei:MB 1017.jpg
Mercedes-Benz 1017A, Y-595213, der 5. Kompanie des nicht mehr existierenden Panzergrenadierbataillon 72 in Hamburg-Fischbek

Die „Neue Generation“ wurde auch an zahlreiche Armeen geliefert. Als Mercedes-Benz 1017 bzw. 1017A wurde sie ab 1977 auch durch die Bundeswehr beschafft. Im Rahmen der Neuausrüstung der Bundeswehr sollten ursprünglich bis zu 22.000 Fahrzeuge des Mercedes-Benz 1017 bzw. 1017A in Dienst gestellt werden. Da allerdings zum selben Zeitpunkt ein Auftrag über die Lieferung von ca. 18.000 Mercedes-Benz U 1300 L (Unimog) bereits an die Daimler-Benz AG vergeben war, kam es unter anderem zu Protesten von Mitarbeitern der Magirus-Deutz AG, so dass rund 7.000 Einheiten in dieser Tonnageklasse durch diesen Hersteller (bzw. sein Nachfolgeunternehmen Iveco Magirus) geliefert wurden (siehe dazu: Magirus-Deutz MK-Reihe). Die Bezeichnung 1017 des Mercedes-Benz-Modells setzt sich aus dem zulässigen Gesamtgewicht sowie der Motorleistung zusammen. Fahrzeuge mit zuschaltbarem Vorderachsantrieb werden durch das A als Allradversion gekennzeichnet und tragen die Bundeswehrbezeichnung „tmil gl“ für teilmilitarisiert geländegängig. Die letzten Fahrzeuge wurden bis 1988 ausgeliefert und befinden sich noch heute unter der taktischen Bezeichnung LKW 5t tmil zahlreich im Einsatz. Vielfach ist er auch unter dem Begriff "5-Tonner" bekannt, dies bezeichnet die maximale Zuladung. Der Begriff steht in Umgangssprache in der Bundeswehr auch allgemein für einen LKW.

Technik

Im Wesentlichen basieren die Fahrzeuge auf der Serienproduktion von Mercedes-Benz. Die Teilmilitarisierung zeichnet sich besonders durch die aufklappbare Dachluke aus. Ferner weichen die Bedienelemente für Scheibenwischer, Scheibenreinigungsanlage und Beleuchtung von der Serie ab. Während die ersten Fahrzeuge in gelboliv ausgeliefert wurden folgten die weiteren in bronzegrün bzw. erhielten die dreifarbige Flecktarnung.

Die Fahrzeuge verfügen über eine kurze Frontlenkerkabine in Ganzstahlausführung, die mit drei Einzelsitzplätzen ausgestattet ist. Hierbei lässt sich der mittlere Sitz umklappen und als Standfläche für die Dachluke nutzen. Um den geringen Platz in der Kabine besser zu nutzen, verfügen die Fahrzeuge im hinteren Bereich an Stelle der Heckscheiben über einen zusätzlichen Stauraum, in dem die persönliche Ausrüstung der Soldaten untergebracht werden kann. Für Wartungs- und Reparaturarbeiten ist die Kabine hydraulisch kippbar ausgeführt und kann mittels Handpumpe nach vorne umgeklappt werden. Relevante Prüfstellen für den technischen Dienst vor bzw. nach Benutzung sind durch die vorderen Wartungsklappen erreichbar.

Angetrieben wird der Mercedes-Benz 1017 durch den OM 352 A. Hierbei handelt es sich um einen wassergekühlten 6-Zylinder-Diesel-Reihenmotor mit Abgasturbolader und integriertem Kompressor, der aus 5.675 cm³ eine Leistung von 127 kW/172 PS bei 2.800/min hervorbringt. Das maximale Drehmoment beträgt 540 Nm bei 1.600/min. Im Normalbetrieb liegt der Verbrauch bei ca. 20 l pro 100 km. Mit einem Tankvolumen von 135 l liegt die Reichweite des Mercedes-Benz 1017 somit bei ca. 600−700 km. Die Kraftübertragung erfolgt mittels einer hydraulisch betätigten Einscheiben-Trockenkupplung und einem handgeschalteten synchronisierten 5-Gang-Getriebe auf die Hinterachse, welche über eine Differenzialsperre verfügt. Bei der Allradversion ist der Vorderantrieb zuschaltbar. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 93 km/h bzw. bei der Allradversion 87 km/h.

Die Fahrzeuge haben Trommelbremsen an allen vier Rädern. Hierbei handelt es sich um eine Druckluftbremse, die hydraulisch angesteuert wird und somit auch im kalten Zustand ein weiches Abbremsen erlaubt. Je nach Beladungszustand wird die Bremskraft über den automatischen, lastabhängigen Bremskraftregler (ALB) gesteuert. Darüber hinaus verfügt der Mercedes-Benz 1017 über eine Federspeicherbremse als Feststellbremse, die auf die Hinterräder wirkt. Eine Dauerbremse ist in Form einer pneumatisch betätigten Drosselklappe im Auspuffkrümmer vorhanden. Mechanisch wird dabei gleichzeitig die Kraftstoffförderung unterbunden, da diese Einrichtung gleichzeitig zum Abstellen des Motors dient.

Das Fahrgestell besteht aus U-Profil-Rahmen mit Querträgern. Die Federung der Achsen erfolgt mittels Halbelliptik-Blattfedern sowie Teleskopstoßdämpfern. Die maximale Wattiefe liegt bei lediglich 500 mm. Für den Anhängerbetrieb verfügen die Fahrzeuge über die übliche NATO-Kupplung, welche die Geländefahrt mit Anhängern ermöglicht. Ferner sind zwei Druckluftanschlüsse sowie eine Steckdose vorhanden.

Das Bordnetz wird mit 24 V betrieben, was für Nutzfahrzeuge dieser Klasse üblich ist. Ausgerüstet sind die Fahrzeuge dementsprechend mit zwei 12-V-Batterien, die in Reihe geschaltet sind. Ein Teil der Allradversion der Fahrzeuge ist außerdem mit Tarnlicht ausgerüstet. Dieses umfasst Tarnlichtscheinwerfer vorn, Tarnrück- und Bremsleuchte sowie das Leitkreuz. Alle Fahrzeuge verfügen über einen Batteriehauptschalter (Not-Aus), der im Notfall die Verbindung der elektrischen Anlage zur Batterie trennt. Diese Einrichtung ist z. B. für den Transport von Gefahrgütern zwingend vorgeschrieben.

Mitte der 1990er Jahre wurde ein Großteil der Fahrzeuge mit einem seitlichen Unterfahrschutz ausgerüstet, um den neuen Anforderungen der StVZO zu entsprechen. Für Wartungsarbeiten bzw. zum Erreichen der Staukästen ist dieser Unterfahrschutz hochklappbar.

Einsatzgebiete

Der Mercedes-Benz 1017 wurde in den folgenden Grundversionen für die Bundeswehr beschafft und löste damit zumeist den MAN 630 ab:

  • Kraftwagen, Last-, Pritsche (4x2) 2320-12-168-1811 Hinterachse angetrieben
  • Kraftwagen, Last-, Pritsche (4x4) 2320-12-168-2298 Allradantrieb, Vorderachsantrieb zuschaltbar
  • Kraftwagen, Kipper (4x4) 2320-12-190-6524 Allradantrieb, Vorderachsantrieb zuschaltbar
  • Kraftwagen, Feuerlösch 2400 L (4x4) 4210-12-193-2551 Allradantrieb, Vorderachsantrieb zuschaltbar
  • Kraftwagen, Last-, Pritsche (4x4) 2320-12-308-8889 mit Tarnbeleuchtung, Allradantrieb, Vorderachsantrieb zuschaltbar

Eingesetzt wird der Mercedes-Benz 1017 bzw. 1017A bei Heer, Luftwaffe und Marine. Einige Fahrzeuge sind den Bedürfnissen der jeweiligen Truppenteile angepasst und mit entsprechenden Rüstsätzen ausgestattet. Unter anderem wird der Mercedes-Benz 1017 zur Fahrausbildung genutzt, wofür er mit einer zweiten Pedalanlage sowie zusätzlichen Spiegeln ausgerüstet ist. Vielfach wird die Kabine II auf der Pritsche montiert, welche bei den Fernmelde- und Sanitätstruppen häufige Verwendung findet. Bei den Gebirgsjägern werden Fahrzeuge mit erhöhter Plane zum Transport von Maultieren eingesetzt, welche auch heute noch Verwendung finden. Zum Teil finden sich Fahrzeuge, bei denen der Koffer eines MAN 630 auf die Pritsche aufgebaut wurde. Andere Fahrzeuge wurden mit Anbauplatte vorn und Hydraulikanschlüssen ausgerüstet und können somit im Wintereinsatz mit Schneepflug eingesetzt werden. Für besondere Waffensysteme wie z. B. Drohnen werden spezielle Aufbauten eingesetzt.

Das Fahrzeug hat sich im Truppendienst sehr gut bewährt und ist bei den Soldaten aufgrund der Zuverlässigkeit und einfachen Handhabung sehr beliebt. Insbesondere sein gutmütiges Fahrverhalten sowie die Übersichtlichkeit des gesamten Fahrzeuges sind positive Eigenschaften des Mercedes-Benz 1017.

Kraftwagen, Last-, Pritsche

Die häufigste Ausführung sind die Fahrzeuge mit Pritsche. Hierbei handelt es sich um eine 5 m lange und 2,38 m breite, verwindungsfreie Stahlpritsche. Der Boden ist mit Holz ausgekleidet und verfügt über Verzurrösen und Aufnahmen, um Ladegut zu sichern bzw. Sitzbänke zu montieren. Insgesamt können mittig zwei Sitzbänke für jeweils acht Personen montiert werden. Die vier abnehmbaren Seitenteile sowie die Heckklappe sind ebenfalls aus Stahl, wobei die ersten Fahrzeuge noch mit Holzbordwänden, welche in Profilstahl eingefasst waren, ausgeliefert wurden. Im Normalfall verfügen die Fahrzeuge über eine Rundplane aus Segeltuch oder PVC. Einige Fahrzeuge sind mit einer eckigen Plane (Hamburger Verdeck) ausgerüstet und werden überwiegend als Zugmittel für Feldküchen eingesetzt. Die maximale Nutzlast beträgt 5450 Kilogramm bzw. 5400 Kilogramm für die Allradversion. In diversen Staukästen und Fächern unterhalb der Pritsche finden Feuerlöscher, Bordwerkzeug, Wagenheber, Fahrzeugausrüstung, Zurrmaterial und die Abschleppstange ihren Platz. Die Pritsche ist für die Aufnahme einer Kabine II geeignet.

Kraftwagen, Kipper

Für die Pioniereinheiten und insbesondere zur Startbahninstandsetzung wurde der Mercedes-Benz 1017A mit einem Meiller-Dreiseitenkipper ausgerüstet. Die Stahlpritsche ist 3,8 m lang und 2,33 m breit und lässt sich zu drei Seiten hin kippen. Die Heckklappe ist variabel ausgeführt und kann auch als Pendelklappe verwendet werden. Zum Transport von leichten Schüttgütern lassen sich die Bordwände durch Aufstecken von Zusatzteilen erhöhen. Die maximale Nutzlast liegt bei 5.240 kg.

Kraftwagen, Feuerlösch 2400 L

Für die Brandbekämpfung in Depots sowie auf Flug- und Übungsplätzen wurden einige Mercedes-Benz 1017A mit Feuerwehraufbauten versehen. Die entsprechenden Aufbauten wurden im Gegensatz zu den Fahrzeugen nicht neu angeschafft. Hier wurde auf Bestände zurückgegriffen, die zwischen 1958 und 1964 angeschafft und auf Fahrgestellen des Mercedes-Benz LG 315/46 montiert waren und nach Überarbeitung nur umgesetzt wurden. Neben einer zusätzlichen Mannschaftskabine im Aufbau verfügen die Fahrzeuge über einen Arbeitsstellenscheinwerfer auf der rechten Seite sowie die entsprechende Sondersignalanlage.

Weblinks

Commons Commons: Mercedes-Benz NG – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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