Schweizer Luftwaffe


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Schweizer Luftwaffe
Forces aériennes suisses (frz.)
Forze aeree svizzere (ital.)
Aviatica militara svizra (rät.)
Hoheitszeichen der Schweizer Luftwaffe
Hoheitszeichen der Schweizer Luftwaffe
Aufstellung 31. Juli 1914
Land SchweizSchweiz Schweiz
Streitkräfte Schweizer Armee
Teilstreitkraft Luftwaffe
Kommandeur
Korpskommandant Aldo C. Schellenberg

Die Schweizer Luftwaffe (französisch Forces aériennes suisses, italienisch Forze aeree svizzere, rätoromanisch Aviatica militara svizra) ist die Luftstreitkraft der Schweizer Armee. Bis vor einigen Jahren wurde die Schweizer Luftwaffe unter der Bezeichnung FF Trp bzw. Flugwaffe (fliegender Teil) geführt.

Geschichte

Pionierzeit

Datei:Flugzeuggeschwader in Linie aufgestellt auf dem Flugplatz Dübendorf - CH-BAR - 3240070.tif
Flugzeuggeschwader in Linie aufgestellt auf dem Flugplatz Dübendorf

In der Schweiz gehen die Anfänge der Militäraviatik auf das Jahr 1892 zurück, als zwei Vertreter des Generalstabsbureaus mit dem berühmten Luftschiffer Spelterini auf Fahrt geschickt wurden, um den Nutzen des neuen Transportmittels für das Militär zu prüfen. 1900 rückten Freiwillige zur ersten Luftschiffer-Rekrutenschule in Bern ein. 1912 rief die Schweizerische Offiziersgesellschaft zu einer Nationalspende für das Militärflugwesen auf. Das Resultat von 1,7 Millionen Franken übertraf alle Erwartungen. Die Behörden nahmen die neuen Ideen aber nur widerstrebend auf.

Datei:Lt Bider mit seinen Fliegeraspiranten vor Doppeldecker - CH-BAR - 3239655.tif
Leutnant Oskar Bider mit seinen Fliegeraspiranten in Dübendorf

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs änderte sich die Lage schlagartig. Am 31. Juli 1914 wurde der Kavallerie-Instruktor und Pilot Theodor Real mit der Aufstellung einer Fliegertruppe betraut. Er beschlagnahmte drei an der Landesausstellung in Bern ausgestellte Flugzeuge. Die ersten zehn ausgebildeten schweizerischen Piloten, darunter acht Romands, rückten zum Teil mit ihren eigenen Flugzeugen und Mechanikern in der Nähe von Bern ein und bildeten die neugeschaffene Fliegertruppe. Der Flugpionier Oskar Bider wurde zum Chefpiloten ernannt.

Um die im Krieg erforderlichen weiteren Flugapparate zu beschaffen, erteilte im Mai 1915 der Bundesrat der K+W in Thun den Auftrag, sechs Flugzeuge nach den Entwürfen des Schweizers August Haefeli zu bauen. Im Dezember 1914 wurde vom improvisierten Flugplatz Beundenfeld beim Wankdorf-Stadion nach Dübendorf übersiedelt; der erste Aussenposten war Claro im Tessin. Die Piloten traten während des Kriegs selten in Aktion und konzentrierten sich deshalb auf Ausbau und Schulung.

Eine radikale Wendung erfolgte erst in der Zwischenkriegszeit im Oktober 1936. Aufgrund der politischen Entwicklung in Europa und der allgemeinen Aufrüstung wurde die Luftkriegführung auch in der Schweiz als bedeutsam erkannt und die Fliegertruppe zur Waffengattung erklärt. Die Abteilung für Flugwesen und Fliegerabwehr mit einem Divisionär an der Spitze wurde geschaffen. Bereits 1935 war mit dem Aufbau einer wirkungsvollen Fliegerabwehr begonnen worden. Innert kürzester Zeit wurde der Bestand an Flugzeugbesatzungen verdoppelt. Die erste Serie der in Deutschland bestellten Me-109-Jagdflugzeuge traf noch rechtzeitig vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs ein.

Im Zweiten Weltkrieg

Die Schweizer Flieger- und Fliegerabwehrtruppen mobilisierten am 28. August 1939, drei Tage vor Kriegsausbruch. Sie verfügten über 86 Jagd- sowie 121 Beobachtungs- und Erdkampfflugzeuge. Von den 21 Fliegereinheiten galten nur drei als kriegstüchtig; fünf besassen keine Flugzeuge. Die Lücke wurde sukzessive durch Ankauf von weiteren Messerschmitt Bf 109 und in Lizenz gefertigten französischen Morane-D-3800 (beide Typen Jäger) geschlossen. 1943 nahm das Eidgenössische Flugzeugwerk in Emmen seinen Betrieb auf. In kürzester Zeit zog sich die Fliegertruppe ins Schweizer Reduit zurück. Es entstanden geschützte Flugzeugkavernen, zum Beispiel in Alpnach, Meiringen und Turtmann. 1942/1943 wurde der Fliegerschiessplatz Ebenfluh/Axalp in Betrieb genommen. Das 1941 gegründete Überwachungsgeschwader konnte ab 1943 aktiv eingreifen. 1944 wurde versuchsweise ein Nachtgeschwader gebildet, das 1950 wieder aufgelöst wurde.

Die Fliegertruppe stand gemeinsam mit der sich im Aufbau begriffenen Fliegerabwehr, teils gesamthaft, teils in Ablösungen im Aktivdienst. In den ersten Kriegsmonaten kamen die Flieger- und Fliegerabwehrtruppen nur sporadisch zum Einsatz. Erst als am 10. Mai 1940 die deutsche Offensive gegen Westen und damit die zweite Generalmobilmachung der Armee ausgelöst wurde, mehrten sich die Grenzverletzungen durch deutsche Flugzeuge.

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Der Fieseler Storch bewährte sich besonders bei Einsätzen im Gebirge auf extrem kurzen Pisten

Die Schweizer Besatzungen erfüllten insbesondere Anfang Juni entschlossen ihre defensive Aufgabe. Die Fliegertruppe schoss im Luftkampf elf Flugzeuge der deutschen Luftwaffe ab (6 Kampftage). Sie hatte aber in dieser Zeit auch selber drei Todesopfer zu beklagen (2 abgeschossene Schweizer Flugzeuge). In der Folge protestierte die Reichsregierung am 6. Juni 1940 gegen die schweizerischen Angriffe auf deutsche Flugzeuge, die sich nach ihrer Darstellung grösstenteils im französischen Luftraum befunden oder die schweizerische Lufthoheit nur irrtümlich verletzt hätten. Deutschland verlangte Schadenersatz und eine Entschuldigung durch den Bundesrat. Um der Schweiz einen Denkzettel zu verpassen, wurden Saboteure in die Schweiz geschickt, die am 16. Juni 1940 zwischen 22 und 24 Uhr Sprengstoffanschläge auf den Flugplätzen Spreitenbach, Bözingen, Payerne und Lausanne durchführen sollten. Bis zum 16. Juni konnten dank der Wachsamkeit von zivilen und militärischen Stellen alle Saboteure verhaftet werden.<ref>Walter Lüem, Max Rudolf: Abwehr in Nahaufnahme. Probleme der Limmatverteidigung 1939/40 im Abschnitt Spreitenbach-Killwangen. Herrliberg/Birmenstorf 2003. Vertrieb: Schweizerische Gesellschaft für militärhistorische Studienreisen GMS, Zürich.</ref>

In einer zweiten, noch schärferen Note vom 19. Juni 1940, bezeichnete die deutsche Reichsregierung die Abschüsse als flagranten feindseligen Akt und drohte der Schweiz im Wiederholungsfalle Sanktionen und Vergeltungsmassnahmen an (die Schweiz erhielt weniger der wichtigen Kohle von Deutschland). Am 20. Juni (und bis Ende Oktober 1943) verbot General Guisan deshalb aus politischen Gründen Luftkämpfe über schweizerischem Hoheitsgebiet. Am 1. Juli 1940 entschuldigte sich der Schweizer Bundesrat bei der deutschen Reichsregierung für allfällige Grenzverletzungen durch schweizerische Piloten, ohne solche einzugestehen. Am 16. Juli liess die deutsche Reichsregierung daraufhin verlauten, die Fliegerzwischenfälle seien beigelegt.

Im September 1944 gab es noch einen Abschuss eines Schweizer Flugzeuges mit Todesfolge, diesmal durch eine US-Besatzung.

Im Zweiten Weltkrieg wurden 6501 Grenzverletzungen gezählt, 198 fremde Flugzeuge landeten auf Schweizer Hoheitsgebiet, 56 stürzten ab.

Düsenfliegerei bei der Schweizer Luftwaffe

Schon 1946 erprobte die Schweizer Flugwaffe 4 Düsenflugzeuge des Typs Vampire Mark I.<ref>Schweizer Luftwaffe: Das Flugzeug Vampire</ref> Aufgrund der positiven Resultate wurde eine erste Serie von 75 Vampire der verbesserten Version "Mark 6" beschafft. Die britische Vampire besass noch einen Rumpf aus Holz. Am 20. März 1950 begann die Umschulung der ersten Fliegerstaffel, die vom Milizoffizier Arthur Bill kommandiert wurde. Ein Pilot brauchte im Durchschnitt 27 Flugstunden, um das einsitzige Düsenflugzeug sicher steuern zu können. Damit wurden Bedenken, dass der Vampire nicht miliztauglich sei, widerlegt. Ab 1960 wurden Schleudersitze eingebaut, bis zu diesem Zeitpunkt durften die Flugzeuge nur von unverheirateten Piloten geflogen werden. Der «Vämpi» war nach der Beschaffung einer weiteren Serie von 100 Flugzeugen bis 1990 als Schulflugzeug im Einsatz.

In den 1950er Jahren erreichte der Kalte Krieg zwischen dem Westen und dem Ostblock einen Höhepunkt. Auch die Schweiz rüstete stark: Es wurden zum Beispiel nie zuvor und auch nie nach dieser Periode so viele Kampfflugzeuge neu hinzugekauft. Lieferant war ausschliesslich Grossbritannien: zuerst die genannten Vampires, dann fast ohne Unterbruch 250 Venoms und – nach dem Abbruch des Projekts FFA P-16 und N-20 Aiguillon – schliesslich noch über 100 Hawker Hunter, eines der damals fortschrittlichsten Jagdflugzeuge überhaupt, das seine Wendigkeit über lange Jahre hinweg noch bei der Patrouille Suisse unter Beweis stellte.

Eine Delegation erprobte 1959 in Italien die G-91 und in Schweden den Saab Draken; beim Draken war insbesondere die Sicht des Piloten abzuklären und zu modifizieren.<ref>Bundesarchiv; Abkommandierung einer Delegation nach Schweden zur Abklärung der Verbesserung der Sichtverhältnisse des Piloten beim Flz. «DRAKEN», 1959.</ref> In den 1960er Jahren wurde unter erheblichen politischen Nebengeräuschen (Mirage-Affäre) mit der Mirage ein Abfangjäger mit der Fähigkeit zu doppelter Überschallgeschwindigkeit beschafft (siehe Historische Luftfahrzeuge)

Flugzeugbeschaffung Siebzigerjahre

Ein unterschriftenreifer Kauf von 60 Corsair A-7G führte 1972 zu so grossen Meinungsverschiedenheiten, dass am Ende weder die A-7 noch die aus der Mirage konstruierte Milan S beschafft wurde. Stattdessen wurde eine Tranche von weiteren 30 Huntern als Occasionen bezogen.<ref>Flugzeugbeschaffungen in früheren Jahrzehnten in der WOZ zusammengefasst</ref> 1972/73 lag auch eine Offerte zum Kauf von A-4B Skyhawk-Flugzeugen vor, anfänglich gebrauchte, danach neue Flugzeuge.<ref>Bundesarchiv, Offerte Occasions-Skyhawk.</ref>

Am 27. August 1975 beschloss das Parlament die Beschaffung von 66 F-5E Tiger und 6 F-5F Tiger. Die Northrop F-5 setzte sich in der Evaluation gegen die F-4 Phantom II, Dassault Mirage F1 und Saab 37 Viggen durch, nachdem die Hawker Siddeley Harrier, Fiat G.91Y und Douglas A-4N Skyhawk schon früher aus der Evaluation ausschieden.<ref> Tailnummern aller aktuellen und ehemaligen Luftfahrzeuge der Schweizer Luftwaffe

  • Air14 Programm
  • Einzelnachweise

    <references/>