Gazastreifen


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Gazastreifen
Lage
Basisdaten
Staat Palästinensische Autonomiegebiete
Hauptstadt Gaza-StadtVorlage:Infobox Verwaltungseinheit/Wartung/Sonstiges
Fläche 360 km²
Einwohner 1.860.000 (2015<ref name="cia_factbook"> CIA - The World Factbook. Stand Juli 2014, abgerufen am 19. Juli 2014</ref>)
Dichte 5167 Einwohner pro km²
ISO 3166-2 PS
31.43333334.383333Koordinaten: 31° 26′ N, 34° 23′ O{{#coordinates:31,433333|34,383333|primary
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Der Gazastreifen (arabisch ‏قطاع غزّة‎, DMG Qitāʿ Ġazza, hebräisch ‏רצועת עזהRetzuat 'Asa, seltener auch Gasastreifen) ist ein Küstengebiet am östlichen Mittelmeer zwischen Israel und Ägypten mit Gaza-Stadt als Zentrum. Der Gazastreifen hat circa 1,86 Millionen Einwohner.

Der Gazastreifen ist Teil der Palästinensischen Autonomiegebiete und steht im Inneren formal unter Verwaltung der Palästinensischen Autonomiebehörde.

Den Namen „Gazastreifen“ und seine geografische Form erhielt er nach dem ersten Arabisch-israelischen Krieg 1948/1949, als Israel und Ägypten ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichneten.

Seit 2007 wird der Gazastreifen von der islamistischen Terror-Organisation Hamas kontrolliert. Israel nimmt die Kontrolle der Außengrenzen auf der nördlichen und östlichen Landseite, der westlichen Seeseite sowie die indirekte Kontrolle des Personenverkehrs über Videoschaltung auf der Südseite (in Zusammenarbeit mit Ägypten und der Europäischen Union) wahr. Auch in der Wasser- und Stromversorgung sowie der Telekommunikation ist der Gazastreifen von ausländischer Hilfe sowie der Autonomiebehörde abhängig.

Geografie

Datei:Gaza Beach.jpg
Sandstrand von Gaza

Der Gazastreifen besteht, wie die ganze Mittelmeerküste Palästinas, hauptsächlich aus Sand und Dünen. Lediglich 14 Prozent der Fläche sind für die Landwirtschaft nutzbar. Seine Länge beträgt 40 Kilometer, die Breite zwischen 6 km und 14 Kilometern und die Fläche 360 km². Der Gazastreifen ist damit etwas kleiner als das deutsche Bundesland Bremen oder die österreichische Hauptstadt Wien bzw. etwas größer als die unabhängigen Staaten Malta und Grenada. Die mit 105 Metern über dem Meer höchste Erhebung ist der Abu Auda. Im jährlichen Durchschnitt regnet es zwischen 150 mm und 450 mm, allerdings besitzt das Gebiet reichlich Grundwasser. Vor der Küste des Gazastreifens im Mittelmeer gibt es bedeutende Erdgasvorkommen.<ref>Beim Streit mit Israel geht es um Erdgas vor Gaza. In: Die Welt, 9. September 2011.</ref><ref>The Ecologist: Gaza: Israel's $4 billion gas grab. 18. Juli 2014.</ref>

Im Süden grenzt der Streifen an den ägyptischen Sinai, im Norden und Osten an Israel. Das Mittelmeer im Westen wird von Israel kontrolliert. Die Landgrenzen sind von einem Zaun umgeben.

Im Gazastreifen liegen folgende Städte: Gaza-Stadt, Chan Yunis, Dair al-Balah, Rafah, Bait Lahiya und Dschabaliya. Bis zur Räumung der jüdischen Siedlungen (siehe unten) im August 2005 lebten im Gazastreifen etwa 8.500 Israelis in 21 jüdischen Siedlungen innerhalb der jüdischen Enklaven.

Geschichte

Von der Antike bis zur Gründung des Staates Israel

Datei:Natives of Gaza. Palestine.jpg
Alte Postkarte mit Einwohnern von Gaza
Datei:Gaza City.JPG
Blick auf Gaza-Stadt, 2007

Gaza war in der frühen Antike ein bedeutendes Handelszentrum an der Schnittstelle von Afrika, Asien und Europa. Die antike Handelsstraße Via Maris verlief durch Palästina. Die Philister hatten das Gebiet im 12. Jahrhundert v. Chr. im Zuge des sog. Seevölkersturms von Ägypten übernommen und bauten es zum Kern ihres Siedlungsgebietes aus. Ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. wechselte in kurzer Folge die Herrschaft verschiedener Reiche aus Ägypten oder Syrien/Mesopotamien über das Gebiet (Ägypten, Assyrisches Reich, Neubabylonisches Reich). Das Perserreich beherrschte das Gebiet ab dem späten 6. Jahrhundert v. Chr. Alexander der Große eroberte die sich ihm heftig widersetzende Stadt 332 v. Chr. nach dreimonatiger Belagerung. Überlebende Männer, sowie Frauen und Kinder wurden in die Sklaverei verkauft. Alexanders Nachfolgedynastien der Ptolemäer (von Ägypten aus) und der Seleukiden (von Syrien aus) beherrschten das Gebiet bis zur Eroberung durch die Römer im 1. Jahrhundert v. Chr. Die Römer bauten die Stadt Gaza wieder auf und verhalfen ihr zu neuer Blüte. Die Araber eroberten das Gebiet nach dem Sieg über die Byzantiner am Jarmuk im Jahr 636.

Nachdem im 11. Jahrhundert vorübergehend fränkische Kreuzfahrer das Gebiet erobert hatten, kam es im 12. Jahrhundert unter ägyptisch-mamelukkische Herrschaft. Nach der Niederlage gegen die Osmanen im Jahr 1517 geriet das ägyptische Mamelukkenreich unter osmanische Herrschaft. Seit der osmanischen Niederlage im Ersten Weltkrieg gehörte das Gebiet zum britischen Völkerbundsmandat für Palästina. Die meisten jüdischen Familien wurden 1929 während antijüdischer Ausschreitungen aus dem Gazastreifen vertrieben, jedoch leben nach wie vor jüdische Palästinenser im Gazastreifen.<ref>Michael R. T. Dumper, Bruce E. Stanley: Cities of the Middle East and North Africa: A Historical Encyclopedia. ABC-CLIO, Santa Barbara (CA), ISBN 978-1-576-07919-5, S. 155.</ref>

1948–1967

In der Zeit nach der Gründung des Staates Israel bis zum Sechstagekrieg wurde der Gazastreifen von Ägypten verwaltet, jedoch nicht annektiert. Im Gegensatz zu den Palästinensern des damals von Jordanien besetzten Westjordanlandes erhielten die Bewohner des Gazastreifens keine staatsbürgerlichen Rechte von Ägypten und blieben somit staatenlos.<ref>Stern.de: Gazastreifen: Zwischen Besetzung, Rückzug und Unabhängigkeit. 29. November 2004.</ref> 1956 wurde der Gazastreifen im Sinaifeldzug (Suezkrise) von Israel vorübergehend militärisch besetzt (Militärgouverneur war General Matti Peled, später Professor für Arabistik in Tel Aviv und ein erbitterter Gegner der jüdischen Kolonisation der besetzten Gebiete), fiel jedoch aufgrund internationalen Drucks wieder an Ägypten.

In der Folge waren Blauhelm-Truppen im Rahmen der UNEF-Mission im Gazastreifen stationiert, was zu einer nachhaltigen Beruhigung der Grenzkonflikte zwischen Israel und Ägypten führte. Im Zusammenhang mit der ägyptischen Mobilisierung im Vorfeld des Sechstagekriegs wurden die UNEF-Soldaten auf Anweisung General Nassers am 19. Mai 1967 abgezogen. Unmittelbar danach begannen Feuerwechsel zwischen israelischen Grenzpatrouillen und arabischen Kämpfern, sowie intensive Attacken der Palästinensischen Befreiungsarmee vom Gazastreifen aus gegen israelische Zivilisten.<ref>R. Churchill: ...und siegten am siebenten Tag. Der Sechstagekrieg. Eduard Kaiser Verlag, 1967</ref>

1967–2004

Im Rahmen des Sechstagekriegs 1967 wurde der Gazastreifen von Israel besetzt. Während die gleichzeitig besetzte Sinai-Halbinsel von der israelischen Armee nach den Camp-David-Gesprächen 1978 und der Unterzeichnung des Israelisch-ägyptischen Friedensvertrages 1979 stufenweise bis 1982 geräumt wurde, blieb der Gazastreifen bis 2005 besetzt. Die israelische Regierung genehmigte den Bau jüdischer Siedlungen im Gazastreifen. 8000 Siedler lebten auf 40 % des Gazastreifens in dem als Gusch Katif bezeichneten Siedlungsblock im südlichen Gazastreifen. Diese Siedlungen waren für die arabischen Bewohner des Gazastreifens nicht zugänglich und schnitten sie von Stränden und Feldern ab. Zu diesem Zweck wurde ein eigenes Straßensystem für Siedler, getrennt vom palästinensischen, errichtet. Über dieses konnten die Siedlungen leidlich sicher von Israel aus erreicht werden. Im Dezember 1987 nahm die Erste Intifada ihren Anfang in den Protestaktionen im Gazastreifen. Seit dem Gaza-Jericho-Abkommen (auch Kairoer Abkommen genannt) 1994 stand der Gazastreifen überwiegend unter der Selbstverwaltung der Palästinenser (Palästinensische Autonomiegebiete). Zwischen israelischen Soldaten und Palästinensern kam es seit der Ausrufung der Zweiten Intifada immer wieder zu blutigen Kämpfen; der Gazastreifen bildete weiterhin eine Hochburg für den arabisch-islamischen Fundamentalismus der Hamas. Gegen sie arbeitete Mohammed Dahlan, der in diesen Jahren Sicherheitschef für Gaza war und seine Macht in sämtlichen Bereichen derart ausübte, dass man schon von „Dahlanistan“ sprach. Selbst Korruptionsfälle konnten die USA und Europa nicht davon abhalten, Dahlan zu fördern.<ref>Daily Times (Memento vom 27. Juli 2004 im Internet Archive)</ref>

2005

Nach langen innenpolitischen Auseinandersetzungen setzte der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon 2005 den Abzug der Israelis aus dem Gazastreifen durch – verbunden mit dem Abbau aller israelischen Siedlungen. Bei der Abstimmung in der Knesset hatten sich 60 Abgeordnete für und 47 gegen den Abzug ausgesprochen. Diese Mehrheit erhielt Scharon nur aufgrund von Stimmen der Opposition (u.a. der Arbeitspartei), da seine Partei in der Frage des Rückzugs gespalten war und daher einige Abgeordnete gegen ihn stimmten.

Trotz heftiger gesellschaftlicher und politischer Auseinandersetzungen im Vorfeld leitete Israel am 15. August 2005 schließlich den Abzug aus dem Gazastreifen mit einem Einreise- und Aufenthaltsverbot für israelische Zivilisten ein. Den Siedlern der 21 im Gazastreifen befindlichen israelischen Siedlungen wurde zunächst eine Frist von 48 Stunden gegeben, um das Gebiet zu verlassen. Danach begann die zwangsweise Räumung des Gebietes durch das israelische Militär. Innerhalb weniger Tage wurden die Siedlungen im Gazastreifen geräumt; nach Abriss der Häuser wurden die bisherigen israelischen Siedlungsgebiete an die Palästinenser übergeben. Am Morgen des 12. September 2005 verließ der letzte israelische Militärkonvoi den Gazastreifen über den Grenzübergang Kissufim. Damit endete nach 38 Jahren die Präsenz der Israelis im Gazastreifen, während die Grenzen bis auf die zu Ägypten nach wie vor unter israelischer Kontrolle verblieben. Der Abzug wurde von den Palästinensern teils frenetisch mit Freudenschüssen und Autokorsos gefeiert. Allerdings kam es auch zu Zwischenfällen. So steckten Palästinenser in mehreren früheren israelischen Siedlungen die Synagogen der Siedler in Brand, die als einzige Gebäude unzerstört zurückgelassen wurden. Es folgten heftige innerarabische Kampfhandlungen vereinzelter arabischer Klans und der Bewegungen Hamas und Fatah untereinander. Der Kampf um die von den Israelis freigegebenen Gebiete wurde blutig ausgetragen, viele Hundert arabische Zivilisten starben. Zugleich nahmen die Anschläge auf israelisches Territorium zu, vermehrt wurden Raketen und Anschläge registriert. Der Aufbau der arabischen Infrastruktur lahmte weiterhin.

Israels Premier Ariel Scharon hatte am 25. Dezember 2005 die Streitkräfte angewiesen, Raketenangriffe militanter Palästinenser vom Gazastreifen aus auf israelische Städte zu unterbinden. Dazu sollte eine 2,5 Kilometer breite Sperrzone im nördlichen Gazastreifen eingerichtet werden. Diese durfte von Palästinensern nicht betreten werden. Am 27. Dezember 2005 hatte die israelische Armee die palästinensischen Bewohner der „Sicherheitszone“ durch Flugblätter und Lautsprecherdurchsagen aufgefordert, diese zu verlassen.

2006–2007

Im Januar 2006 gewann die Hamas bei den Parlamentswahlen der Palästinensischen Autonomiegebiete mit 76 von 132 Sitzen die absolute Mehrheit. Aufgrund anschließender internationaler Isolation, die neben einem Stopp der Finanzhilfen der USA und der EU an die Autonomiebehörde auch Einbehaltung von palästinensischen Steuereinnahmen durch Israel beinhaltete, war die Hamas jedoch gezwungen, im September 2006 in eine Regierung der Nationalen Einheit mit der verfeindeten Fatah einzuwilligen. Die Spannungen zwischen der islamistischen Hamas und der religiös gemäßigteren aber mit Korruptionsvorwürfen belasteten Fatah hielten jedoch an und erreichten im Juni 2007 einen neuen Höhepunkt.<ref>Reuters: reuters.com Hamas hails Gaza victory after seizing base Zitat: </ref> Am 10. März 2012 wurden mindestens 130 Raketen vom Gazastreifen aus auf israelische Städte und Dörfer innerhalb von 35 Stunden abgefeuert. Das Raketenabwehrsystem Iron Dome konnte bis zu 90 Prozent der von Terroristen abgefeuerten Raketen abfangen.<ref>130 Raketen in 35 Stunden auf Israel abgefeuert</ref>

Am 11. November 2012 erreichten bei Angriffen mit Mörsergranaten und Raketen erneut über 100 Geschosse innerhalb von 24 Stunden Ziele in Israel.<ref>jpost, gesichtet am 15. November 2012: Gaza groups pound Israel with over 100 rockets (Memento vom 5. April 2014 im Internet Archive)</ref> Etwa 450 Raketen sollen in diesem Zeitraum mehrerer Tage von Gaza auf israelisches Gebiet abgefeuert worden sein, dabei starben drei Menschen im Süden Israels.<ref>sueddeutsche.de: Hamas nimmt Jerusalem ins Visier</ref> Als Reaktion griff die israelische Luftwaffe in der Operation Wolkensäule ab dem 14. November 2012 Ziele im Gazastreifen an.<ref name="Welt">welt.de: Israel bombardiert 100 Ziele im Gaza-Streifen</ref> Im Zuge dieser Angriffe wurde auch Hamas-Führer Ahmed al-Dschabari getötet.<ref>Barney Henderson "Hamas military chief killed in Gaza air strike" vom 14. November 2012 auf telegraph.co.uk, gesichtet am 15. November 2012</ref> Seit 2001 sind damit etwa 11.000 Raketen aus Gaza nach Israel abgefeuert worden.<ref name="Welt" /> Am 22. November wurde durch Vermittlung Ägyptens und der USA eine Waffenruhe erzielt.

Seit 2014

Siehe auch: Gaza-Konflikt 2014

Der gewaltsame Tod dreier jüdischer Jugendlicher und der mutmaßliche Rachemord an einem palästinensischen Jungen waren Auslöser für eine erneute Eskalation im Juli 2014. Nach Verhaftungen von Verdächtigen intensivierte sich der Raketenbeschuss auf Israel. Als Antwort startete das israelische Militär die Operation Protective Edge, bei der mit dem Raketenbeschuss in Zusammenhang stehende Ziele in Gaza aus der Luft angegriffen wurden.<ref>Kevin Connolly: "Gaza-Israel conflict: What can Israel and Hamas gain?" BBC vom 11. Juli 2014, gesichtet am 13. Juli 2014</ref> Später wurde auch eine Bodenoffensive eingeleitet. Insgesamt sind nach Angaben der Hamas bis zum 1. August 2014 über 1400 Palästinenser getötet worden, darunter auch Extremistenführer Hafes Hamad.<ref>FAZ.net: Israel tötet Extremistenführer aus der Luft vom 9. Juli 2014, gesichtet am 12. Juli 2014</ref><ref name="sz20140715">SZ.de: Netanjahu kündigt Ausweitung der Angriffe auf Gaza an 15. Juli 2014, abgerufen am 16. Juli 2014.</ref> Die Hamas und andere militante Organisationen feuerten seit Beginn der Operation weit über 1000 Mörsergranaten und Raketen auf das gesamte israelische Staatsgebiet, erstmals erreichten Raketen aus dem Gazastreifen damit auch den Norden Israels. Die israelische Armee bombardierte über 1300 Ziele im Gazastreifen.<ref>FAZ.net am 12. Juli 2014, gesichtet am selben Tag</ref><ref name="sz20140715" /><ref name="sz20140713">SZ.de: Tausende fliehen vor neuen Bombardements 13. Juli 2014, abgerufen am 16. Juli 2014.</ref> Am 26. August trat eine unbefristete Waffenruhe in Kraft. Diese kam aufgrund ägyptischer Vermittlung zustande, nachdem Israel Zugeständnisse gemacht hatte.<ref>Israel und Palästinenser einigen sich auf dauerhafte Waffenruhe Zeit-Online vom 26. August</ref>

Nach UN-Angaben wurden 6761 Gebäude vollständig zerstört und mehr als 10.000 Gebäude beschädigt.<ref>Impact of the 2014 Conflict in the Gaza Strip In: Gaza Damage Assessment 2014: UNOSAT Satellite Derived Geospatial Analysis, 2. Oktober 2014</ref> Für den Wiederaufbau trat Mitte Oktober in Kairo eine Geberkonferenz zusammen. Insgesamt wurden Verpflichtungen über 5,4 Milliarden Dollar eingegangen, wovon 47,5 % für die Wiederherstellung von Wohnraum und Infrastruktur vorgesehen wurden.<ref>USA und EU sagen Gaza Milliardenhilfe zu In: Süddeutsche Zeitung, 12. Oktober 2014</ref> Von diesen Geldern war in Gaza bis April 2015 laut dem Pressesprecher der dortigen Handelskammer jedoch noch nichts angekommen. Der Wiederaufbau hat dennoch begonnen, obwohl er durch die Korruption der Hamas-Regierung und die restriktive Kontrolle des Zementimports durch Israel behindert wird. <ref>Ulrich Schmid: Wiederaufbau in Gaza - Behauptungswille in Trümmerlandschaft, NZZ vom 25. April 2015</ref>

Bevölkerung

Der Gazastreifen hatte 2012 eine Bevölkerungszahl von rund 1,7 Millionen Menschen.<ref name="cia_factbook"/> Das Territorium hat heute mit rund 5.000 Einwohnern pro Quadratkilometer die Bevölkerungsdichte eines städtischen Verdichtungsgebiets. Der Gazastreifen ist damit in Bezug auf die Bevölkerungsdichte mit den Städten München und Berlin vergleichbar, den beiden am dichtesten besiedelten Städten Deutschlands.

Zwei Drittel bis drei Viertel der Bevölkerung sind Flüchtlinge, die vor dem Palästinakrieg (1947-1949) vor allem in Jaffa und Umgebung lebten, und deren Nachkommen.<ref name="UNRWA_Statistics-Gaza">Statistische Angaben der UNRWA für den Gazastreifen</ref> Davon leben etwa 492.000 in den acht von der UNRWA verwalteten Lagern.<ref name=UNRWA_Statistik>Statistische Angabe auf der Website der UNRWA</ref> Damit leben 22,42 % aller von der UNRWA registrierten palästinensischen Flüchtlinge im Gazastreifen. Die Bevölkerungsdichte dieser Lager gehört zu den höchsten der Welt; so leben in dem Lager Beach bei der Stadt Gaza 80.688 Menschen auf einer Fläche von weniger als einem Quadratkilometer<ref name="UNRWA_Statistics-Gaza"/> (zum Vergleich: Mumbai 31.214; Gaza-Stadt 14.658; Tokio 13.650; New York 10.532).

Die Geburtenrate und das Bevölkerungswachstum sind eine der höchsten weltweit.<ref name="ciaworldfactbook" /> Über die Hälfte der Bevölkerung ist unter 15 Jahre alt, und die Bevölkerungszahl verdoppelt sich bei der derzeitigen Wachstumsrate etwa alle 15 bis 20 Jahre.

Die Lebenserwartung liegt bei 74,16 Jahren, für Männer bei 72,48 Jahren und für Frauen bei 75,95 Jahren.<ref name="ciaworldfactbook">The World Factbook: Gaza Strip</ref> Damit ist die Lebenserwartung im Gazastreifen etwas höher als der weltweite Durchschnitt, der bei 73 Jahren liegt.<ref Name="WHO-Bericht">WHO-Bericht: Menschen werden durchschnittlich 73 Jahre alt</ref> Das Durchschnittsalter beträgt 17,9 Jahre (Stand: 2012).

Die Kindersterblichkeit liegt bei 1,546 % <ref name="ciaworldfactbook" /> (Weltweiter Durchschnitt 2014: 4,8 %).

Ein Grund für die Zunahme der Bevölkerungsdichte ist auch die Unmöglichkeit, seinen Wohnsitz ins Westjordanland zu verlegen. Israel gestattet momentan nicht einmal den temporären Aufenthalt z. B. für Studenten aus Gaza, die in Bir Zait studieren wollen. Ausnahmen gibt es nur für 16 Personengruppen, z. B. Sportler der palästinensischen Nationalmannschaften für gemeinsames Training und Wettbewerbe.<ref>Israel allows Gaza athletes to cross into West Bank, but bars outstanding academics, Ha-Aretz am 26. Dezember 2011</ref> Andererseits sehen viele Wissenschaftler in einem Bevölkerungsaustausch zwischen den palästinensischen Gebieten die Lösung.<ref>Das ARC-Projekt, Konrad-Adenauer Stiftung in Israel am 25. November 2011</ref>

Nach Berechnungen der FAO lebten im Jahr 2006 81 % der 1,5 Millionen Einwohner des Gazastreifens ebenso wie 59 % der 2,4 Millionen Einwohner des Westjordanlandes unterhalb der Armutsgrenze. Nach FAO-Angaben waren 70 % der Bevölkerung im Gazastreifen nicht in der Lage, ihren täglichen Bedarf an Lebensmitteln ohne zusätzliche Hilfe zu decken und hatten nur 2–3 Stunden pro Tag Zugang zu Wasser.<ref>Food and Agriculture Organization of the United Nations: West Bank and Gaza Strip.</ref> Seit 1949 ist der Gazastreifen wesentlich auf die Versorgung durch die UNRWA angewiesen. So versorgte die UNRWA Ende 2012 etwa die Hälfte der Bevölkerung mit Lebensmitteln.<ref>UN workers rebuild shattered food distribution centre in Gaza amid the violence; distributions continue vom 20. November 2012 UNRWA homepage, gesichtet am 20. November 2012</ref> Eine Gesundheitsstudie der WHO vom Juli 2009 kam zu dem Ergebnis, dass Untergewichtigkeit von Säuglingen (1,2 %) und Kindern bis 16 Jahren (1,4 %) im Gazastreifen leicht rückläufig sei und auf einem akzeptablen Niveau liege, während Übergewichtigkeit von Kindern zwischen 10 und 16 Jahren mit 15,9 % eine „hohe Verbreitung“ („high prevalence“) aufweise. Die Studie vermutet als Gründe Bewegungsmangel und unausgewogene Ernährung.<ref>Gaza Health Assessment, WHO vom 9. Juli 2009</ref> 2012 legte Israel seinen Lebensmittellieferungen in den Gazastreifen einen Pro-Kopf-Bedarf von ca. 9,5 MJ/d (= 2.279 kcal/d) zugrunde. Hinzu kommen lokal erzeugte Lebensmittel und vor allem solche, die durch Tunnels aus Ägypten eingeschmuggelt werden.<ref>Israel used 'calorie count' to limit Gaza food during blockade, critics claim Guardian vom 17. Oktober 2012</ref> Kritiker wie die Free-Gaza-Bewegung werfen Israel vor, es wolle das palästinensische Volk aushungern.<ref>Nahost-Konflikt: EU hofft auf Lockerung der Gaza-Blockade (dort Info-Box Die Hilfsorganisation Free Gaza) Spiegel-Online vom 14. Juni 2010</ref> Laut FAO liegt der Schwellenwert für Hunger bei ca. 7,5 MJ/d (= 1.800 kcal/d) pro Kopf. <ref>Die FAO liefert die Daten - Welthunger-Index basiert auf den Zahlen der Welternährungsorganisation Neues Deutschland vom 16. Oktober 2014</ref>

Seit dem Sechstagekrieg steht der Gazastreifen unter direkter, seit dem Rückzug des israelischen Militärs und der Schließung israelischer Siedlungen im Jahr 2005 unter indirekter Kontrolle Israels. Israel, aber auch das Nachbarland Ägypten schränkten den Personen- und Warenverkehr in der Vergangenheit immer wieder ein und ließen ihn zeitweise gänzlich zum Erliegen kommen, was immer wieder zu Engpässen in der Versorgung führte und somit die dortige Wirtschaft und den Arbeitsmarkt zumindest teilweise zusammenbrechen ließ.

Wirtschaft

Die Industrie des Gazastreifens besteht aus meist kleinen Familienbetrieben, in denen Textilien, Seife, Schnitzereien aus Olivenholz und Souvenirs aus Perlmutt hergestellt werden. Die Israelis haben einige moderne industrielle Kleinbetriebe aufgebaut. Elektrizität wird aus Israel geliefert (welche teilweise unterbrochen und nur 6 Stunden am Tag geliefert wird). Die wichtigsten Agrarprodukte sind Oliven (Erträge durch Oliven 2008: ca. 123 Millionen USD) <ref>Joe Catron: Gaza farmers succeed in tending to olive harvest – with international support. electronicintifada.net, 13. November 2013, abgerufen am 22. August 2014 (english).</ref><ref>The Olive Harvest In The West Bank & Gaza Strip. United Nations, Oktober 2008, abgerufen am 22. August 2014 (pdf (226 KB), english).</ref>, Zitrusfrüchte<ref name="ISM">Farming under siege: Working the land in Gaza. International Solidary Movement, 5. Juli 2014, abgerufen am 22. August 2014 (english).</ref>, Gemüse, Rindfleisch und Molkereiprodukte. Haupt-Ausfuhrartikel sind Zitrusfrüchte und Schnittblumen (Erträge im Durchschnitt: 13 Millionen USD pro Jahr)<ref>Gaza flower producers watch their industry die. electronicintifada.net, 26. Februar 2008, abgerufen am 22. August 2014 (english).</ref>, Haupteinfuhrartikel sind Lebensmittel, Konsumgüter und Baustoffe. Die wichtigsten Handelspartner des Gazastreifens sind Israel, Ägypten und das Westjordanland.

Überblick über die Bedeutung der Wirtschaftssektoren in palästinensischen Gebieten (Anteile in %) <ref name="gtai">Wirtschaftsstruktur und -chancen - Palästinensische Gebiete. Germany Trade and Invest, 20. März 2014, abgerufen am 22. August 2014 (deutsch).</ref>
Sektoren Anteil am</br>BIP 2007 Anteil am</br>BIP 2011 Anteil an den</br>Beschäftigten 2007 Anteil an den</br>Beschäftigten 2011
Verarbeitende Industrie 13,0 10,09 12,5 11,8
Land-, Forstwirtschaft,</br> Fischerei 5,6 5,9 16,1 11,9
Baugewerbe 5,1 7,3 10,9 13,9
Handel, Hotels,</br> Restaurants 13,0 15,4 19,4 20,3
Transport, Lagerung,</br> Kommunikation 7,2 8,1 5,5 6,1
Sonstige Dienstleistungen 56,1 52,4 35,6 36,0

Die Wirtschaftsleistung des Gazastreifens sank zwischen 1992 und 1996 um etwa ein Drittel ab. Erklärt wurde dieser Niedergang einerseits mit Korruption und Misswirtschaft durch Jassir Arafat, andererseits mit israelischen Grenzabriegelungen, durch die der bis dahin aufgebaute Pendler- und Güterverkehr zwischen Israel und dem Gazastreifen unterbrochen wurde. Die nachteiligste soziale Folge war das Entstehen einer hohen Arbeitslosigkeit.

In den darauffolgenden Jahren verhängte Israel seltener derart umfassende Grenzsperrungen und traf Vorkehrungen, um die Auswirkungen solcher Sperren und anderer Sicherheitsmaßnahmen auf den Import palästinensischer Waren und Arbeitskraft nach Israel zu vermindern. Diese Änderungen führten zu einer drei Jahre anhaltenden wirtschaftlichen Erholung im Gazastreifen.

Der Aufschwung endete mit dem Ausbruch der zweiten Intifada im Herbst des Jahres 2000. Diese führte zur völligen Grenzabriegelung durch die israelische Armee und häufigen Verkehrsbehinderungen in den palästinensischen Selbstverwaltungsgebieten, wodurch Handel und Arbeitsverkehr stark behindert wurden. Innerer Aufruhr und israelische Militäraktionen in den Palästinensergebieten führten zur Zerstörung wichtiger Fabrikanlagen und Verwaltungsstrukturen, zahlreichen Geschäftsschließungen und einem jähen Abfall des Bruttoinlandsproduktes.

Ein weiterer Hauptfaktor war das Sinken der Arbeitseinkommen infolge der eingeschränkten Anzahl von Bewohnern, denen die Einreise zur Arbeit nach Israel gestattet wurde. Nach dem israelischen Rückzug aus dem Gazastreifen erlaubte Israel wieder einer begrenzten Anzahl von Arbeitern, nach Israel zu pendeln. Nach dem Sieg der Hamas in den Parlamentswahlen von 2006 kündigte Israel aber an, diese Genehmigungen wieder zu reduzieren oder zu beenden. Nach der gewaltsamen Übernahme der Macht im Gazastreifen durch die Hamas 2007 (Kampf um Gaza) wurden die Grenzen vollständig geschlossen.

Israelische Siedler hatten während der Zeit ihrer Anwesenheit im Gazastreifen viele Treibhäuser errichtet und experimentierten mit neuen landwirtschaftlichen Verfahren. Die Treibhäuser boten Hunderten von Palästinensern Arbeitsplätze. Als sich die Israelis im Sommer 2005 aus dem Gazastreifen zurückzogen, kaufte die Weltbank die Treibhäuser und stellte sie den Menschen im Gazastreifen zur Verfügung, um ihre Wirtschaft anzukurbeln. Wenngleich es auch an einigen Orten zu Plünderungen und Vandalismus kam, werden nun die meisten dieser Treibhäuser von palästinensischen Farmern benutzt.

Die durch israelische und ägyptische Grenzschließungen bewirkte wirtschaftliche Abschnürung, die inzwischen praktisch unterbundenen Zahlungsüberweisungen über Banken von und an Regierungsstellen in Gaza wegen der weitgehenden internationalen Isolierung des Hamas-Regimes, der Konflikt mit der im Westjordanland regierenden Fatah und die mit Angriffen mit Kassam-Raketen begründeten israelischen Militäraktionen haben das Wirtschaftsleben inzwischen weitgehend zum Stillstand gebracht. Der Gazastreifen ist von Hilfslieferungen internationaler humanitärer Organisationen und einzelner ausländischer Staaten, dem Land Israel <ref name="gtai"/> sowie vom Schmuggel abhängig, der vor allem über die Sinai-Halbinsel abgewickelt wird. Durch die Zerstörung von Schmugglertunneln und Benzinleitungen aus Ägypten wurde der Schmuggel stark beeinträchtigt<ref> Norbert Jessen: Ägyptens Armee erobert die Sinai-Halbinsel zurück. In: Zeitung Die Welt (Hrsg.): Die Welt. 13. Juli 2013 (http://www.welt.de/politik/ausland/article118391906/Aegyptens-Armee-erobert-die-Sinai-Halbinsel-zurueck.html, abgerufen am 22. August 2014).</ref>

Die wirtschaftliche Lage hat sich im Laufe der letzten Jahre stark verschlechtert. Während es in 2010 und 2011 noch ein Wachstum von 9,8 % gab, fiel 2012 das Wachstum auf 6,6 %, 2013 auf 1,9 % (Schätzung). Für 2014 wird ein Wachstum von 3,6 % anvisiert<ref name="gtai"/>. Auch eine hohe Arbeitslosenquote von 32 % beungünstigt das Wirtschaftswachstum.

Verkehr

Eisenbahn

Eisenbahn im Gazastreifen

<tr><td style="vertical-align:top;">Streckenlänge:</td><td>ca. 50 km</td></tr><tr><td style="vertical-align:top;">Höchstgeschwindigkeit:</td><td>80 km/h</td></tr>

von HaifaAleppo und Bagdad-Bahn
29 Aschdod Ad Halom
40 Madschdal (Aschkelon)
El Jiya
Barbara
Beit Jirja
54 Dair as-Sinaid (Jad Mordechai)
Grenze Israel/Gazastreifen
Beit Hanun
Dschabaliya
64 Gaza Station
Gaza Stadt
El Bereig
El Moghazi
76 Dair al-Balah
88 Chan Yunis
100 Rafah Palestine
Strecke nach Beersheba
Grenze Gazastreifen/Ägypten
101 Rafah Nördliche Endstation bis 1916
Gabr Amir
al-Arisch
nach Kairo & Alexandria
Datei:Kantara - Tel Aviv Palestine Railways Ticket.jpg
Fahrkarte von El Qantara nach Tel Aviv (1941)

Die normalspurige Strecke (Israel-) Gaza Stadt – Rafah war Teil der Sinai-Bahn. Sie wurde von der britischen Sinai Military Railway erbaut und bis 1948 von den Palestine Railways betrieben. 1948 bis 1967 wurde die Strecke (Kairo–) Rafah–Gaza Stadt durch die ägyptische Staatsbahn (ESR) betrieben, der nördliche Teil abgebaut. 1967 wurde die Strecke von den Israel Railways ab Al-Arisch übernommen, die Verbindung Richtung AschkelonLod wieder aufgebaut. 1972 verkehrten wieder Personenzüge bis nach Haifa.

Seit 1996 gibt es eine palästinensische Eisenbahnverwaltung, die rund 50 Kilometer lange Strecke im Gazastreifen ist jedoch nicht in Betrieb.

Flugverkehr

Im Gebiet der Gemeinde Dahaniye befindet sich der Internationale Flughafen Jassir Arafat, welcher der einzige Verkehrsflughafen in den palästinensischen Autonomiegebieten ist. Der 1998 eröffnete Flughafen wurde im Jahre 2001 durch israelische Streitkräfte in der Folge der Zweiten Intifada geschlossen und zerstört.

Politische Organisation

Der Gazastreifen ist in fünf Gouvernements gegliedert: Gouvernement Nordgaza, Gouvernement Gaza, Gouvernement Dair al-Balah, Gouvernement Chan Yunis und Gouvernement Rafah.

Bei der zweiten Wahl im Januar 2006 wurden die folgenden Ergebnisse erzielt<ref>Wahlergebnisse 2006 (Memento vom 1. Juli 2009 im Internet Archive)</ref>:

  • Nordgaza: 5 Sitze an die Liste Change and Reform(a)
  • Gaza: 5 Sitze an die Liste Change and Reform, 3 Sitze für die Liste Independent Palestine(b)
  • Dair al-Balah: 2 Sitze an die Liste Change and Reform, 1 Sitz an die Partei al-Fatah
  • Chan Yunis: 3 Sitze an die Liste Change and Reform, 2 Sitze an die Partei al-Fatah
  • Rafah: 3 Sitze an die Partei al-Fatah
(a) Die Liste Change and Reform wird überwiegend von der Hamas gestellt.
(b) Die Liste Independent Palestine wird von Mustafa Barghuti angeführt.

Seit Juli 2014 ist Abdallah Frangi vereidigter Gouverneur von Gaza.

Sperrzonen und Grenzübergänge

Die Landgrenzen zu Ägypten und Israel sind mit einem Sicherheitszaun gesichert. Durch eine von Israel hinter dem Zaun deklarierte 200 bis 300 Meter breite Sicherheitszone, die nicht betreten werden darf, können 62,6 km² meist landwirtschaftliche Fläche nicht genutzt werden.<ref>No-go zones near Gaza Strip B'Tselem</ref>

Grenzübergang Rafah

Am 15. November 2005 wurde eine Vereinbarung zwischen Israel und der Palästinensischen Autonomiebehörde getroffen, nach der an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten in Rafah ein Übergang für Menschen und Waren geschaffen werden sollte. Die Grenzabfertigung sollte durch die Palästinensische Autonomiebehörde unter Aufsicht einer europäischen Beobachtergruppe mit Fernüberwachung durch Israel erfolgen.

Vom 30. November 2005 bis zur Machtübernahme der Hamas im Gazastreifen waren etwa 70 Europäer unter der Leitung des Italieners Pietro Pistolese am palästinensisch-ägyptischen Grenzübergang in Rafah stationiert. Die Aufgabe der European Union Border Assistance Mission Rafah (EU BAM Rafah) war es, beim Aufbau eines palästinensischen Grenzschutzes zu helfen, die vorgenommene Grenzabfertigung „aktiv zu beobachten“ und zu den institutionalen Beziehungen zwischen den palästinensischen, ägyptischen und israelischen Behörden bezüglich des Grenzüberganges beizutragen.

Nach Machtübernahme der Hamas im Gazastreifen im Juni 2007 wurde der Grenzübergang bis auf weiteres geschlossen. Weder eine Einreise noch eine Ausreise ist möglich. Israel, Ägypten und die Palästinensische Autonomiebehörde stellten sich bislang auf den Standpunkt, dass die Grenzabfertigungsvereinbarung vom 15. November 2005 immer noch gültig sei. Die Hamas dagegen betrachtet die Grenzabfertigung als in der alleinigen Regelungskompetenz der Hamas-Regierung in Gaza und der ägyptischen Regierung. Nachdem Ägypten die Grenze zum Gaza-Streifen zeitweise geöffnet hatte, wurde er nach einem Massenansturm von Palästinensern wieder geschlossen. Ägypten befürchtete den Schmuggel von Waffen und das Einsickern von Hamas-Kämpfern, die im Inland Terroranschläge verüben könnten.<ref>N24.de: Grenze zu Ägypten wieder geschlossen. 3. Februar 2008.</ref>

Luft- und Seezugänge

Daneben kontrolliert Israel weiterhin mit seiner Armee den gesamten Zugang zum Gazastreifen über die Luft (bestehender Flughafen Gaza von Israel teilweise zerstört und Wiederaufnahme von Flugverbindungen ohne Zustimmung Israels nicht möglich) und zur See (Bau eines Hochseehafens bzw. Aufnahme entsprechender Schiffsverbindungen ohne israelische Zustimmung nicht möglich).

Tunnel

Hauptartikel: Tunnelsystem (Gazastreifen)

Neben den offiziellen Grenzübergängen gibt es ein verzweigtes Tunnelsystem innerhalb Gazas und in den Grenzgebieten zu Ägypten und Israel.

Bekannte Persönlichkeiten

Rezeption

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Gazastreifen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons Commons: Gazastreifen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikinews Wikinews: Gazastreifen – in den Nachrichten

Einzelnachweise

<references />