Jemen


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25px Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Jemen (Begriffsklärung) aufgeführt.
الجمهورية اليمنية
al-Dschumhūriyya al-Yamaniyya
Republik Jemen
Flagge Emblem
Amtssprache Arabisch
Hauptstadt Sanaa (de jure)
Aden (de facto)
Staatsform Republik
Regierungssystem Präsidialsystem (de jure)
Staatsoberhaupt Staatspräsident Abed Rabbo Mansur Hadi
Regierungschef Premierminister Chalid Bahah
Fläche 528.076 km²
Einwohnerzahl 25.408.000 (2013)<ref>CIA – The World Factbook: Übersicht zu Jemen</ref> (47.)
Bevölkerungsdichte 48 Einwohner pro km²
Bruttoinlandsprodukt
  • Nominal
2007<ref>International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, April 2008</ref>
  • 21.664 Mio. US$ (87.)
Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner 972 US$ (133.)
Human Development Index 0,500 (154.)<ref>Human Development Report Office: Yemen – Country Profile: Human Development Indicators, abgerufen am 23. Oktober 2014</ref>
Währung Jemen-Rial (YER)
Unabhängigkeit Nordjemen: 30. Oktober 1918 (Osmanisches Reich); Südjemen: 30. November 1967 (Großbritannien)
Nationalhymne al-Dschumhuriyatu l-muttahida
120px
Nationalfeiertag 22. Mai (Vereinigung von Nord- und Südjemen 1990)
Zeitzone UTC+3
Kfz-Kennzeichen YEM
ISO 3166 YE, YEM, 887
Internet-TLD .ye
Telefonvorwahl +967

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Sanaa

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Taizz

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al-Hudaida

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Aden

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Ibb

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Dhamar

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al-Mukalla

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Dschabal an-Nabi Schuʿaib

Die Republik Jemen (arabisch ‏الجمهورية اليمنية‎, DMG al-Ǧumhūrīyya al-Yamanīyya) ist ein Staat in Vorderasien, im Süden der Arabischen Halbinsel. Er ist etwa anderthalbmal so groß wie Deutschland und grenzt im Norden an Saudi-Arabien, im Osten an Oman, im Süden an den Golf von Aden und das Arabische Meer, im Westen an das Rote Meer. Die Staaten Dschibuti und Eritrea liegen etwa 20 bzw. 30 Kilometer entfernt jenseits des Roten Meeres. Die Küstenlänge beträgt 2400 Kilometer; die Binnengrenzen sind 1746 Kilometer lang. Zum Jemen gehören auch die 3814 km² große Inselgruppe Sokotra sowie zahlreiche kleinere Inseln im Bab al-Mandab im Roten Meer und im Arabischen Meer.

Im Jahr 1990 vereinigten sich die zwei früheren Staaten Nordjemen (Hauptstadt Sanaa) und die Demokratische Volksrepublik Jemen (Südosten, Hauptstadt Aden) zum heutigen Staat. Seit 2013 kämpfen schiitische Huthi-Rebellen, Anhänger von Ex-Präsident Ali Abdullah Salih, Separatisten des Südjemen, Al-Qaida-Ableger der AQAP, mit der Armee der Zentralregierung um die Macht. In diesem Konflikt gelang es den Huthi-Milizen, die Hauptstadt Sanaa und große Teile des Landes zu erobern, und sie standen kurz vor der Eroberung der provisorischen Hauptstadt Aden. Daraufhin begann Saudi-Arabien unter militärischer Mitwirkung acht anderer Staaten am 25. März 2015 eine militärische Intervention unter dem Namen Sturm der Entschlossenheit zu Gunsten des Staatspräsidenten Hadi und des Regierungschefs Chalid Bahah.

Geographie

Hauptartikel: Geographie des Jemen

Naturraum

Der Jemen lässt sich in drei Großlandschaften gliedern:

Die zwischen 30 und 60 Kilometer breite, sanft ansteigende Küstenebene wird vor allem im Südwesten durch vorstoßende Gebirgsflanken gegliedert. Teilweise finden sich Zeugen von früherem Vulkanismus; so liegt etwa Aden, die einstige Hauptstadt der Demokratischen Volksrepublik Jemen (Südjemen), in einem Doppelkrater. Die Ebene an der Westküste, die Tihama, wird von Sand- und Kiesflächen beherrscht.

Zum Landesinneren hin erhebt sich steil das zerklüftete, im Westen mehrfach über 3000 Meter hohe Randgebirge. Südwestlich der Hauptstadt Sanaa erhebt sich der Dschabal an-Nabi Schuʿaib, mit 3760 Metern der höchste Berg des Landes.

An das Gebirge schließt sich ein Hochland an, mit Durchschnittshöhen von 2000 bis 2500 Meter. Es ist von Wadis durchzogen; das bekannteste ist das parallel zur Südküste verlaufende Wadi Hadramaut. Nach Nordosten hin fällt das Hochland in Stufen zur zentralarabischen Sandwüste ar-Rubʿ al-chali ab.

Klima

Die Inseln und die Küstenebene sind feuchtheiß und insgesamt sehr niederschlagsarm (Aden: Januarmittel 25 °C, Junimittel 33 °C, 40 mm Jahresniederschlag). Hier ist die Luftfeuchte mit 60 bis 85 Prozent das ganze Jahr über sehr hoch. Der Niederschlag ist ganzjährig äußerst gering und beträgt meist nur zwischen 25 mm und 150 mm, was mit 5 bis 15 Regentagen im Jahr gleichzusetzen ist. In der Winterhälfte des Jahres ist es sehr warm, bei 19 bis 23 °C in der Nacht und 28 bis 31 °C am Tag. Die Sommer werden durch die hohe Luftfeuchte sowie Tagestemperaturen von 34 bis 38 °C und mehr häufig unerträglich heiß. Dazu sinken die Nachtwerte meist nicht unter 26 °C, oft gibt es sogar Perioden von Tropennächten mit beständig über 30 °C. Die einzige, jedoch sehr seltene Abkühlung im Sommer bringen gelegentliche Ausläufer des indischen Monsuns, die es mit leichten Regenschauern manchmal bis an die jemenitische Südostküste schaffen (an der Westküste bleiben sie gänzlich aus). Dem stehen allerdings hin und wieder auftretende Hitzewellen von 40 °C und darüber gegenüber. Ein Phänomen an den Küsten ist nicht selten auftretender Morgennebel, den die heißen Sonnenstrahlen jedoch bald lichten. An der Westküste handelt es sich weitgehend um Winternebel, an der Südostküste um Sommernebel.

Das Gebirge nimmt mehr als ein Drittel des Landes ein und wird durch den Hauptgebirgszug des Al-Sarat geprägt. Diese Gebirgsregion kennt viele, sehr dicht besiedelte Becken, die durchwegs auf einer Höhe von 1500 bis 2500 Meter liegen. Das Klima zeigt sich hier von einer für die Region sehr milden Seite. Die Winter sind trocken und von hohen Temperaturschwankungen gezeichnet: nachts kühlt es häufig bis fast auf den Gefrierpunkt ab (0 bis 4 °C), während tagsüber die wärmenden Sonnenstrahlen für angenehme Werte sorgen (22 bis 24 °C). Der Sommer zeigt sich mäßig feucht, was vor allem der Landwirtschaft zugutekommt. Im jemenitischen Gebirge werden die höchsten Niederschläge verzeichnet. In manchen Gegenden regnet es an bis zu 50 Tagen im Jahr (200 bis 700 mm), wobei sich der Schwerpunkt der Niederschläge in die Zeit zwischen März und August einordnen lässt. An Regentagen ist es etwas kühler, ansonsten steigen die Tagestemperaturen auf 26 bis 30 °C, in den Nächten bleibt es jedoch bei eher gedämpften Werten von 9 bis 13 °C. Die Luftfeuchte ist ganzjährig mittel und pegelt sich bei etwa 40 Prozent ein.

Das Klima im Hochland ist das ganze Jahr über weitgehend trocken (5 bis 25 Regentage). Die Winter sind mild, aber großen Temperaturschwankungen unterworfen (23 bis 28 °C tagsüber, 0 bis 6 °C nachts), die Sommer relativ heiß mit Tageswerten um 36 °C, denen aber kühle Nächte folgen (10 bis 16 °C). An den Wüstenrändern sind Werte von 45 °C keine Seltenheit. Die Luft ist ganzjährig eher trocken (25 bis 45 Prozent).

Flora und Fauna

Datei:Tihama.jpg
Strand am Roten Meer nahe Chaucha

Vegetation

Der Jemen liegt an der Grenze zwischen dem Pflanzenreich der Holarktis und der Paläotropis. Er beherbergt nur in der Küstenebene eine Steppenlandschaft. Zum Bergland hin entspricht die Vegetation der einer Dornbuschsavanne. In den bis über 3000 Meter hohen Bergen siedelt eine afroalpine, frostverträgliche Pflanzendecke. Nur im äußersten Osten geht die Vegetation über das Stadium einer Halbwüste allmählich in eine echte Wüste über, durch jahrtausendelange Bewirtschaftung (Holzeinschlag, Weideverbiss, Ackerbau) sind nur noch Reste naturnaher Pflanzengesellschaften vorhanden.

Pflanzenwelt

Der Jemen beherbergt eine Fülle endemischer Pflanzenarten. Kleine Mangrovengebiete kommen entlang der Küste des Roten Meeres vor. Akazien bestimmen weitgehend das landschaftliche Bild. In Abhängigkeit von Höhenlage und Niederschlagsmenge – vom trockeneren (tiefe Lagen) zum feuchteren (Höhenlagen) – kommt folgende Zonierung vor: Acacia tortilis, Acacia mellifera (Honig-Akazie), Acacia asak, A. etbaica. A. ehrenbergiana und A. oerfota (von urfut, die „Stinkende“) sind in Wadis im Bergland und in der Tihama verbreitet. Der Jemen war im Altertum berühmt durch seine „Duftsträucher“ (Weihrauchstraße). Weihrauch (Boswellia sacra) auf dem Hochplateau des Jol im Süden, Myrrhen- (Commiphora erythrea, C. myrrha) und Balsamstrauch (C. opobalsamum) wachsen in den feuchten, westlichen Berghängen. Die imposant blühende Wüstenrose (Adenium obesum) gilt als Nationalbaum des Landes. In tief eingeschnittenen Wadis wachsen große Würgefeigen (Ficus sycomorus) und Tamarinden (Tamarindus indica). Aus der Gruppe der Hirsen wachsen Kolbenhirse (Pennisetum) eher in den Tieflagen der Tihama und Rispenhirse (Panicum miliaceum) eher in den Gebirgslagen. In den Hochlagen wachsen Weizen und Gerste. Kaffee kommt in Höhenlagen etwa zwischen 1000 und 2000 m vor, wobei die Untergrenze durch Hitze, die Obergrenze durch Frost gebildet wird. Der ökologisch wesentlich anspruchslosere Qat, der bekannte Drogenstrauch im Jemen, hat den Kaffee bereits weitgehend verdrängt. Hennasträucher wachsen in mittleren Höhenlagen bei ausreichender Wasserversorgung. Kultivierte Dattelpalmen (Phoenix dactylifera) kommen entlang von Flussläufen mit hohem Grundwasserstand vor. Okra, Peperoni und Dicke Bohnen sind wichtige Gemüsekulturen. Im Tiefland wird tropisches Obst wie Papaya und Bananen kultiviert, in den Bergen wachsen Äpfel und Birnen. Melonen kommen in fast allen Höhenlagen vor.

Tierwelt

Für ein Trockengebiet ist die Fülle von Reptilienarten normal. Die Lage an der Südwestzone der Arabischen Halbinsel hat diverse Endemiten hervorgebracht, die nur im Jemen leben. So wurde der auf Bäume kletternde Jemen-Waran (Varanus jemense) erst 1988 wissenschaftlich beschrieben. Bis 1985 war der Wissenschaft die Existenz dieser Tierart unbekannt. Das Jemen-Chamäleon (Chamaeleo calyptratus) und die Jemen-Agame (Acanthocerus adramitanus) sind weitere farbenprächtige endemische Vertreter. Auch die Vogelwelt ist aufgrund der Lage und Topografie des Landes reichhaltig. Goliathreiher (Ardea goliath) an den Küsten, spektakuläre Arten wie Hammerkopf (Scopus umbretta), Abessinische Blauracken und diverse Nektarvögel an Wadis der Gebirgstihama, Steppenadler (Aquila nipalensis orientalis) und Schlangenadler (Circaetus gallicus), diverse Weihen (Circus) im Bergland sowie Gänsegeier überall im Land, wo großes Aas sie anlockt, sind auffallende Vertreter der Vögel.

Wild lebende Säugetiere sind wegen extremer Bejagung selten geworden. Gebirgstiere wie der Nubische Steinbock und Steppentiere wie die Oryxantilope sind bereits ausgestorben oder vom Aussterben bedroht. Paviane existieren noch in unzugänglichen Lagen des Dschabal Burrah. Einige Leoparden sind ebenfalls in Jemen vorhanden. Es sollen auch noch kleinere Populationen von Hyänen vorkommen. Der Golf von Aden ist reich an Fischen, besonders an Sardinen, Thunfischen und Haien.

Bevölkerung

Die Bevölkerung des Jemen wächst schnell und stieg zwischen 1990 und 2000 von 12,8 auf 18,4 Millionen. Die Bevölkerung ist im Durchschnitt sehr jung; fast die Hälfte ist 15 Jahre oder jünger.<ref name="PRSP8">Republic of Yemen: Poverty Reduction Strategy Paper (PDF; 2 MB), 31. Mai 2002, S. 8</ref> Dies resultiert in einem schlechten Verhältnis zwischen erwerbstätiger und nicht erwerbstätiger Bevölkerung (100:477)<ref name="PRSP8" /> und führt zu einer hohen Belastung der öffentlichen Infrastruktur und des Arbeitsmarktes: Die Bevölkerung im Alter zwischen 15 und 24 Jahren wurde im Jahr 2000 auf fast vier Millionen und für 2010 auf mehr als fünf Millionen geschätzt; für 2050 werden zehn Millionen erwartet.<ref name="UNDP36">United Nations Development Program: Arab Human Development Report 2009, S.36</ref> Die Stadtbevölkerung wächst jährlich um fast 5 Prozent.<ref name="UNDP36" /> Die Jugendarbeitslosigkeit 2005/2006 wurde auf 29 Prozent geschätzt, 57 Prozent aller Arbeitslosen waren Jugendliche.<ref>United Nations Development Program: Arab Human Development Report 2009, S. 109</ref>

Nach Angaben des Hochkommissars für Flüchtlinge (UNHCR) waren im Jemen rund 80.000 Flüchtlinge aus Afrika, davon über 68.000 aus Somalia, registriert. Allein 2005 wurden über 10.000 weitere afrikanische Flüchtlinge aufgenommen. Bei der von Schmugglerbanden organisierten Flucht übers Meer ertranken am 5. September 2005 vor der Küste des Jemen mindestens 58 Flüchtlinge aus Somalia, weitere 155 wurden vermisst, nachdem man sie mehrere Kilometer vor der Küste gezwungen hatte, an Land zu schwimmen. Weitere Unglücksfälle ereigneten sich laut UNHCR auch in den folgenden Monaten.

Ethnien

Rund 97 Prozent der Einwohner sind Araber. In der Tihama zeigen sich einige Einflüsse aus Sub-Afrika. Die Bevölkerungsgruppe der Achdam soll äthiopisch-afrikanischen Ursprungs sein. Die Achhdam sind bis heute eine diskriminierte „Kaste“ in der jemenitischen Gesellschaft, was zu Problemen führt. Etwa ein Prozent der Bevölkerung sind pakistanische oder indisch-muslimische Gastarbeiter, etwa zwei Prozent ethnische Somali, von denen viele schon länger im Lande leben.

Der Jemen beherbergte 2007 etwa 110.000 Flüchtlinge aus Somalia. Allein 2007 flohen 30.000 Menschen über den Golf von Aden aus Somalia in Richtung des Jemen, wobei die Zahl der auf der Überfahrt ertrunkenen oder verschwundenen Menschen auf 1400 geschätzt wird. Weiterhin hat der Konflikt im Norden des Landes 35.000 Menschen zu Flüchtlingen im eigenen Land (internally displaced persons) gemacht. Die Behandlung der Flüchtlinge im Jemen wird als inadäquat bezeichnet.<ref>United Nations Development Program: Arab Human Development Report 2009, S. 95–96</ref>

Amtssprache ist Hocharabisch. Daneben werden Beduinendialekte und südarabische Sprachen verwendet. Zur Kommunikation taugliche Fremdsprachenkenntnisse sind selbst im Süden sehr selten; die am meisten an den Schulen unterrichtete Fremdsprache ist Englisch, die vor allem im ehemals von Großbritannien kolonisierten Süden anzutreffen ist.

Siehe auch: Wayilah

Religion

Nahezu alle Einwohner des Jemen sind Muslime. Den größten Anteil stellen die Sunniten, mehrheitlich Anhänger der schafiitischen Rechtsschule. Eine große Minderheit (30-45 % der Bevölkerung) gehört den schiitischen Zaiditen an.<ref>Zahlenangaben variieren stark. UNHCR: Yemen: The conflict in Saada Governorate – analysis, 24. Juli 2008: Zaydis make up about 45 percent of the population, Sunnis 53 percent. Library of Congress – Federal Research Division: Country Profile: Yemen (PDF; 132 kB), August 2008: approximately 30 percent belong to the Zaydi sect of Shia Islam, and about 70 percent follow the Shafii school of Sunni Islam.</ref> Im Nordjemen lebt eine kleine Minderheit Ismailiten sowie eine Diaspora weniger Juden (etwa 300). 4500 Religionsschulen wurden geschlossen, und ausländische Schüler der Einrichtungen wurden des Landes verwiesen. Wiederholt wurden religiös motivierte bewaffnete Aufstände durch das Militär bekämpft; zuletzt seit 2004 im nördlichen Gouvernement Sa'da. Die al-Haq-Partei, deren Führer mit den Aufständischen Verbindungen gehabt haben sollen, wurde 2007 verboten. Die Regierung versucht durch Überwachung von Predigten in den Moscheen und durch die Observation der Aktivitäten islamischer Organisationen den Extremismus einzudämmen.<ref name="library6">Library of Congress – Federal Research Division: Country Profile: Yemen (PDF; 132 kB), August 2008, S. 6</ref> Im Jemen befinden sich allerdings mehrere große salafistische Religionsschulen, so das „Dar al-Hadith“ in Dammaj bei Saadah.

Die Verfassung des Jemen erklärt den Islam zur Staatsreligion und verlangt, dass der Präsident der Republik seinen Pflichten als Muslim nachkommen sollte. Gleichzeitig räumt die Verfassung Glaubensfreiheit ein. Dies wird von der Regierung nur zum Teil umgesetzt: Missionierung und Proselytismus unter Muslimen sind verboten, für die Errichtung von nichtislamischen Gebetshäusern benötigt man eine spezielle Genehmigung, Nichtmuslime dürfen zwar an Wahlen teilnehmen, dürfen sich aber nicht zur Wahl stellen. Öffentliche Schulen bieten nur islamischen Religionsunterricht.<ref name="library6" /> Der öffentliche Genuss von Alkohol ist im Jemen nach islamischem Recht strafbar. Homosexuelle Handlungen sind ebenfalls verboten und können mit dem Tod bestraft werden.<ref name="sicherheitshinweise">Auswärtiges Amt der Bundesrepublik Deutschland: </ref>

Homosexuelle Handlungen stehen unter Strafe. Das Strafmaß reicht hierbei von Geldstrafen und Auspeitschung bis hin zur Todesstrafe bei Männern für homosexuellen Geschlechtsverkehr.<ref name="sicherheitshinweise" />

Der Jemen gehört zu den Staaten, in denen die Beschneidung weiblicher Genitalien praktiziert wird. Etwa 22,6 % der Frauen zwischen 15 und 49 Jahren waren 1997 betroffen. Obwohl der Jemen bereits 1984 das Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau ratifiziert hat, wird geschätzt, dass 50 % aller verheirateten Frauen Gewalt ausgesetzt sind.<ref name="UNDP82">United Nations Development Program: Arab Human Development Report 2009, S. 7, S. 81, unter Berufung auf Schätzungen des UNICEF.</ref> Der Jemen hat das Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention ratifiziert, welches die Rekrutierung von Kindern in bewaffneten Konflikten verbietet.<ref>United Nations Development Program: Arab Human Development Report 2009, S. 92</ref>

Außenpolitik

Der Jemen ist Mitglied der Vereinten Nationen (UNO) und der Arabischen Liga. Jemen will Mitglied des Golf-Kooperationsrates werden. Im Januar 2002 trat der Jemen dem Golf-Kooperationsrat bei, vorerst nur als Beobachter. Der Jemen beschuldigt den Iran, den Aufstand der jemenitischen Schiiten im eigenen Interesse zu unterstützen.

Die Vereinigten Staaten und den Jemen verbindet der Anti-Terrorkampf, aber die Beziehungen sind immer wieder belastet. Der Jemen schlägt seit Beginn der Zweiten Intifada in Palästina eine härtere Gangart im Nahostkonflikt ein und ist bei der Zusammenarbeit für mehr Sicherheit zaghaft. Aber auch der Einsatz einer US-Drohne, die am 3. November 2002 sechs mutmaßliche al-Qaida-Kämpfer im Jemen tötete, sowie die Ermordung dreier amerikanischer Missionare am 31. Dezember 2002 belasten die Beziehungen. Ein großer Teil der in Guantanamo Inhaftierten stammt aus dem Jemen. Trotzdem ist Washington an einer Stärkung der jemenitischen Regierung interessiert. 2004 empfing US-Präsident George W. Bush Ali Abdullah Salih im Weißen Haus. Auch die nachfolgende Regierung unter Präsident Obama leitete weiterhin Militärhilfe in den Jemen, auch nach dem Sturz von Salih.<ref>http://www.state.gov/r/pa/prs/ps/2012/09/198335.htm</ref>

Der Konflikt um den genauen Grenzverlauf zum Sultanat Oman wurde beigelegt. Das Abkommen von Dschidda beendete die Grenzstreitigkeiten mit Saudi-Arabien. Jemen erhielt einen Gebietsstreifen, unter dem sich höchstwahrscheinlich Erdöl befindet, und akzeptierte im Gegenzug das Abkommen von Taif 1934, in dem Imam Yahya bin Muhammad Saudi-Arabien zwei Provinzen überließ. In Bezug auf die Hanisch-Inseln wurde der Internationale Gerichtshof angerufen, der im Oktober 1998 gegen Eritrea entschied.

1998 wurden diplomatische Beziehungen zwischen Jemen und dem Heiligen Stuhl aufgenommen, und Frankreich stufte den Jemen als „Zone de solidarité prioritaire“ ein, was eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern bedeutet. Im Somalia-Konflikt konnte die jemenitische Regierung im Dezember 2000 mit Erfolg vermitteln.

Militär

Hauptartikel: Jemenitische Streitkräfte

Verwaltung

Verwaltungsgliederung

Hauptartikel: Gouvernements des Jemen

Der Jemen gliedert sich in 20 Gouvernements und den Hauptstadtdistrikt. Diese 21 Verwaltungseinheiten werden in 333 Distrikte gegliedert, diese in 2200 Subdistrikte, diese in 36.986 Dörfer und diese in 91.489 Ortsteile (localities and neighborhoods).<ref>Yemen National Information Center: Governorates</ref>

Sechs der 20 Gouvernements bildeten bis 1990 den Südjemen.

Städte

Hauptartikel: Liste der Städte im Jemen

Die größten Städte sind (Stand 1. Januar 2005): Sanaa 1.937.451 Einwohner, al-Hudaida 617.888 Einwohner, Taizz 615.467 Einwohner, Aden 550.744 Einwohner und al-Mukalla 258.428 Einwohner.

Wirtschaft

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Mehrstöckige Wohnhäuser der Altstadt von Shibam, Wadi Hadhramaut, 1999

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs 2004 um 2,7 %. Die Landwirtschaft hatte einen Anteil von 14 %, die Industrie von 38 % und der Dienstleistungssektor von 49 % am BIP. 1999 48,5 % waren der Beschäftigten in der Landwirtschaft, 15,1 % in der Industrie und 36,4 % im Dienstleistungssektor. Die Arbeitslosigkeit lag 2003 im Durchschnitt bei 25 % und die Inflation bei 17,7 %.

Landwirtschaft

Nur 2,9 % des Territoriums des Jemen sind landwirtschaftlich nutzbar, und weniger als 0,3 % werden ganzjährig bebaut. Etwa 5.500 Quadratkilometer werden bewässert. Weiterhin sind fast 4 % des Territoriums bewaldet.<ref name="library5">Library of Congress – Federal Research Division: Country Profile: Yemen (PDF; 132 kB), August 2008, S. 5</ref> Mehr als 70 % des Landes bestehen aus Wüste.<ref>United Nations Development Program: Arab Human Development Report 2009, S.41</ref>

Die Landwirtschaft des Jemen beschäftigt mehr als 50 % der Arbeitskräfte und trägt 20 % zum Bruttoinlandsprodukt bei. Angebaut werden Hirse, vor allem Sorghum, Mais, Früchte, Gemüse und Kaffee.<ref>FAOSTAT: Commodities by country, besucht am 26. Mai 2010</ref> Die Produktivität der Landwirtschaft ist aufgrund der fehlenden Wasserressourcen und der Knappheit an bebaubarem Land niedrig. So liegt die Getreideernte pro Hektar im Jemen bei 800 kg, was weit unter dem Weltdurchschnitt von 3000 kg liegt.<ref name="UNDP131">United Nations Development Program: Arab Human Development Report 2009, S.131</ref> Die eigene Landwirtschaft ist somit nicht in der Lage, die Bevölkerung zu ernähren. Jemen war zwar bis vor wenigen Jahren noch Selbstversorger, muss heute jedoch 75 % seiner Nahrungsmittel importieren, weshalb Nahrungsmittel 23 % der gesamten Importe ausmachen (Weltdurchschnitt: 7 %).<ref name="UNDP131" /><ref name="faz">Rainer Hermann: Das Armenhaus Arabiens, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 6. Januar 2010</ref> Die Einwohner des Jemen sind aufgrund ihrer niedrigen Einkommen steigenden Weltmarktpreisen für Nahrungsmittel besonders stark ausgesetzt.

Der Anbau der Alltagsdroge Kath hat in den vergangenen Jahren viele traditionelle landwirtschaftliche Produkte verdrängt, was zur weiteren Steigerung der Importabhängigkeit für Nahrungsmittel geführt hat. Im Jahre 1990 wurde Kath auf der Hälfte der zur Verfügung stehenden Nutzfläche angebaut, mit steigender Tendenz. Für Kath geben viele Familien einen bemerkenswert hohen Anteil ihres Einkommens aus, der Preis für Kath ist sehr volatil. Insgesamt werden mit Kath etwa 5 % des BIP umgesetzt. Abgesehen von den Auswirkungen auf die Produktivität der Menschen verbraucht der Anbau von Kath sehr viel Wasser. Er bietet jedoch der Landbevölkerung die Möglichkeit, ein höheres Einkommen zu erwirtschaften als durch Subsistenzwirtschaft oder den Anbau anderer Kulturen und hat somit die Landflucht und das rapide Anwachsen der Stadtbevölkerung gebremst.<ref>Lenard Milich und Mohammed Al-Sabbry: The „Rational Peasant“ vs Sustainable Livelihoods: The Case of Qat in Yemen, besucht am 25. Januar 2010. Die Arbeit ist in gekürzter Fassung erschienen in Development Nr. 3, 1995</ref><ref>Republic of Yemen: Poverty Reduction Strategy Paper (PDF; 2 MB), 31. Mai 2002, S. 12, 66 und 142</ref>

Die Landwirtschaft verbraucht 90 % der verfügbaren Wasserressourcen. Die Bewässerungsverfahren sind jedoch ineffizient und verlustreich, es gibt keine staatliche Kontrolle über die Nutzung des Wassers und die Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungsbetriebe haben keine ausreichenden Management- und Betriebskapazitäten.<ref>Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland: Sauberes Wasser dank Reformprogramm, besucht am 25. Januar 2010</ref> Die Vielzahl der Brunnen hat zu einem starken Absinken des Grundwasserspiegels geführt, in der Region um Sanaa sinkt er um sechs bis acht Meter pro Jahr.<ref>Bert Beyers: Muss Sanaa verlegt werden?, Telepolis, 3. Januar 2006</ref> Die erneuerbaren Süßwasserressourcen wurden für 2005 auf 200 m³ pro Person geschätzt. Dies liegt weit unter dem weltweiten Durchschnitt von 6700 m³ und auch unter dem als Wasserknappheit betrachteten Niveau von 1000 m³; das UNDP spricht von serious water stress.<ref>United Nations Development Program: Arab Human Development Report 2009, S.38f</ref> Gleichzeitig steigt die Verschmutzung der zur Verfügung stehenden Wasserressourcen an.<ref name="UNDP45" /> Darüber hinaus wird erwartet, dass der Klimawandel zu noch größerer Trockenheit im Jemen führen wird.<ref>United Nations Development Program: Arab Human Development Report 2009, S. 48</ref> Von den 146 Ländern, für welche das UNDP einen Environmental Sustainability Index berechnet hat, liegt der Jemen demzufolge auf dem 137. Platz.<ref>United Nations Development Program: Arab Human Development Report 2009, S. 49</ref> Es ist deshalb fraglich, wie lange im jemenitischen Hochland, wo der größte Teil der Bevölkerung lebt, überhaupt noch Bauern siedeln können.<ref>Die Zeit: Die Tropfenfänger, Nr. 20 vom 10. Mai 2007, S. 42</ref>

Die Fischerei trägt etwa 1,7 % zum BIP bei, Fische sind jedoch das zweitwichtigste Exportgut nach Erdöl. Jährlich werden etwa 290.000 Tonnen Fisch gefangen, meist von Fischern mit kleinen, nicht seetauglichen Booten. Die Infrastruktur zum Kühlen und Weiterverarbeiten von Fisch sowie Einrichtungen zur Überwachung der Fischereiaktivitäten wird gerade mit Hilfe der Weltbank errichtet.<ref name="library10">Library of Congress – Federal Research Division: Country Profile: Yemen (PDF; 132 kB), August 2008, S. 10</ref>

Bergbau und Industrie

Jemen ist ein erdölproduzierender Staat. Seine Fördermenge ist jedoch, verglichen mit seinen Nachbarn, gering, und das Land ist auch kein OPEC-Mitglied. Im Unterschied zu anderen Staaten des Nahen Ostens überlässt die jemenitische Regierung die Förderung des Erdöls ausländischen (amerikanischen, französischen und koreanischen) Unternehmen, die die Gewinne mit der Regierung teilen. Die noch vorhandenen Reserven wurden 2007 auf drei Milliarden Barrel geschätzt, und es wird damit gerechnet, dass die Ölvorräte des Landes bereits vor 2020 erschöpft sein werden.<ref name="library10" /><ref>Martin Plaut: Yemen 'faces crisis as oil ends', BBC News, 20. November 2008.</ref> Die tägliche Ölförderung ist ebenfalls im Sinken begriffen. Sie betrug 400.000 Barrel pro Tag im Jahr 2005, im Jahr 2008 wurden nur mehr 350.000 Barrel täglich gefördert.

Um die Erdgasvorräte des Landes besser exportieren zu können, wurde für 2,6 Milliarden US-Dollar eine Verflüssigungsanlage in Balhaf errichtet. Sie wurde 2009 in Betrieb genommen und kann 6,8 Millionen Tonnen Flüssiggas pro Jahr erzeugen, welches zu zwei Dritteln in die USA exportiert wird.<ref name="library10" /> Die Einnahmen aus dem Erdölexport stellen momentan etwa drei Viertel des Staatsbudgets. Der Export von Flüssiggas kann den zu erwartenden Einnahmeausfall nach Erschöpfung der Erdölvorräte allerdings nur teilweise ausgleichen.

Der Anteil der Wertschöpfung des produzierenden Gewerbes am BIP des Jemen beträgt nur 7 %. Dies ist auch für ein arabisches Land niedrig, wo der Durchschnitt bei 9,5 % liegt.<ref>United Nations Development Program: Arab Human Development Report 2009, S. 105</ref> Der größte Teil der Produktion findet in Kleinstunternehmen mit ein bis vier Mitarbeitern statt. Sie konzentrieren sich auf die Verarbeitung von landwirtschaftlichen Produkten und auf die Herstellung von Materialien für den Wohnungsbau. Weiters haben die Zement- und Textilindustrie eine gewisse Bedeutung.<ref name="library11">Library of Congress – Federal Research Division: Country Profile: Yemen (PDF; 132 kB), August 2008, S. 11</ref>

Außenwirtschaft

Rohöl und Erdgas sind die wichtigsten Exportgüter des Jemen, 2007 machten sie 90 % aller Exporte aus. Weiter exportiert das Land Fisch in sehr begrenztem Umfang. Weitere Exportgüter gibt es praktisch nicht. Importiert werden vor allem Maschinen, Fahrzeuge und Fertigwaren. Da der Jemen über keine nennenswerten Raffinerien verfügt, müssen Treib- und Schmierstoffe eingeführt werden. Bemerkenswert ist auch der hohe Anteil von Nahrungsmitteln an den Importen. Wichtigste Lieferanten sind die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien, die Volksrepublik China, die Schweiz und die USA. Für die deutschsprachigen Länder hat der Jemen als Absatzmarkt eine sehr geringe Bedeutung; da das Land die Sicherheit von Ausländern nicht garantieren kann, lehnen mitteleuropäische Unternehmen Aufträge aus dem Jemen nicht selten ab.<ref>Germany Trade and Invest: Wirtschaftstrends kompakt, Jemen Jahreswechsel 2008/09, S. 7ff</ref>

Die Handelsbilanz ist negativ. 2007 betrug das Handelsbilanzdefizit 7 %, nach positiven Jahren zwischen 2002 und 2006. Das Defizit spiegelt einerseits die hohen Investitionen wider, die in den Aufbau der Flüssiggasproduktion getätigt werden, wobei die Anlagen zur Gänze importiert werden müssen. Andererseits verdeutlicht das Defizit die Verletzlichkeit des Landes gegenüber fallenden Ölpreisen und steigenden Nahrungsmittelpreisen. Das Handelsbilanzdefizit muss durch Überweisungen von Gastarbeitern aus dem Ausland, von Direktinvestitionen und Hilfsgeldern der Gebergemeinschaft ausgeglichen werden. Die Zahlungsbilanz des Jemen ist stark unter Druck, seitdem jemenitische Gastarbeiter im arabischen Raum aus Sicherheitsgründen durch Arbeitskräfte aus dem asiatischen Raum ersetzt werden.<ref>International Monetary Fund: Republic of Yemen: 2008 Article IV Consultation—Staff Report; Staff Statement and Supplement; Public Information Notice on the Executive Board Discussion; and Statement by the Executive Director for the Republic of Yemen (PDF; 1,3 MB), März 2009, S. 9</ref><ref>United Nations Development Program: Arab Human Development Report 2009, S. 100–101, S. 107</ref>

Tourismus

Datei:Shaharah bridge.jpg
Historische Steinbrücke in Shaharah

Die Anzahl der Touristen, die 2005 den Jemen besuchten, wurde auf 336.000 geschätzt<ref name="library12">Library of Congress – Federal Research Division: Country Profile: Yemen (PDF; 132 kB), August 2008, S. 12</ref> und ist nunmehr auf wenige Tausend gesunken.<ref name="faz" /> Attraktiv für europäische Touristen sind die Altstadt von Sanaa, die historische Hauptstadt Schibam, die Medina von Zabid, die historische Stadt Tarim oder die Ausgrabungen von Baraqisch. Erholungstourismus hingegen findet nur sehr begrenzt statt.<ref>Ministry of Tourism: http://www.yementourism.com/, besucht am 3. Januar 2010.</ref>

Die Weiterentwicklung des Tourismus wird durch das Fehlen der dazu notwendigen Infrastruktur<ref name="library12" />, vor allem aber durch die instabile Sicherheitslage erschwert. Das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland warnt derzeit vor dem „erheblichen Risiko terroristischer Anschläge“ und dem „ständig hohen Entführungsrisiko“ sowie den „immer wieder aufflammenden Stammeskonflikten“ und rät von Reisen in den Jemen ausdrücklich ab.<ref name="sicherheitshinweise" />

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 2009 Ausgaben von umgerechnet 9,4 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 6,2 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 12,1 % des BIP.<ref name="CIA">The World Factbook</ref>

Die Staatsverschuldung betrug 2009 10,5 Mrd. US-Dollar oder 39,6 % des BIP.<ref name="CIA" />

Im Jahr 2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:

  • Gesundheit:<ref name="Fischer">Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten, Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4</ref> 4,5 %
  • Bildung:<ref name="CIA" /> 9,6 % (2001)
  • Militär:<ref name="CIA" /> 6,6 %

Infrastruktur

Telekommunikationsdienstleistungen werden fast ausschließlich von TeleYemen angeboten. Die hohen Kosten angesichts der sehr niedrigen Einkommen der Bevölkerung bedingen, dass es 2006 im Land nur 270.000 Internetbenutzer gab. Aus dem gleichen Grund gab es 2006 weniger als eine Million Telefonanschlüsse und zwei Millionen Mobiltelefoniebenutzer.<ref name="library15">Library of Congress – Federal Research Division: Country Profile: Yemen (PDF; 132 kB), August 2008, S. 15ff</ref>

Verkehrsnetz

Passagier- und Gütertransport wird im Jemen fast ausschließlich auf der Straße bewerkstelligt. Das Straßennetz ist in den vergangenen Jahren von 48.000<ref>Republic of Yemen: Poverty Reduction Strategy Paper (PDF; 2 MB), 31. Mai 2002, S. 82ff</ref> auf 71.300 Kilometer<ref name="library15" /> angewachsen. Trotzdem ist es noch immer in einem wenig zufriedenstellenden Zustand: nur 6200 Straßenkilometer sind asphaltiert, viele ländliche Gebiete sind nicht an das Straßennetz angeschlossen. Im Nordteil des Landes werden die wichtigsten Städte jedoch mit guten Straßen verbunden und es wurden Linienbusse eingerichtet. Verbesserungen am Straßennetz werden mit Hilfe der Weltbank durchgeführt. Die Anzahl der Fahrzeuge pro 1000 Einwohner wurde für 2002–2004 auf 50 geschätzt. Die zahlreichen betagten Fahrzeuge im Jemen führen zu hoher Luftverschmutzung.<ref>United Nations Development Program: Arab Human Development Report 2009, S. 46</ref>

Der Jemen verfügt über keine schienengebundenen Transportmittel. Es gibt prinzipiell Einverständnis, den Jemen an das geplante Bahnnetz des Golf-Kooperationsrat anzubinden.<ref>Reuters: Gulf states to extend railway project to Yemen -UAE, 17. Oktober 2009, besucht am 25. Januar 2010</ref><ref>Khaleej Times: Yemen to Launch $3.5b Railway Project in July, 18. Januar 2010, besucht am 25. Januar 2010</ref>

Der wichtigste Hafen des Jemen ist in Aden. Weitere Häfen befinden sich in al-Hudaida, Al-Mukalla und Mokka, während Ras Isa die Ölexporte des Landes abwickelt. Der Hafen von Aden verfügt über einen 1999 eröffneten Containerterminal, sah sich aber nach dem Bombenanschlag auf den französischen Tanker Limburg im Oktober 2002 einem drastischen Rückgang des Umschlages gegenüber. Die umgeschlagene Menge hat sich jedoch seitdem erholt und betrug 2007 503.325 TEU. Es gibt im Jemen keine Binnenwasserstraßen.<ref name="library15" />

Vier jemenitische Städte verfügen über internationale Flughäfen, nämlich Aden, Sanaa, Taizz und al-Hudaida. Flugverbindungen existieren vor allem zu anderen Staaten in der Region und einigen Zielen in Europa. Die nationale Fluglinie heißt Yemenia.

Energieversorgung

Die Versorgung mit elektrischer Energie kann mit den Anforderungen nicht Schritt halten. Weniger als die Hälfte der Bevölkerung des Landes und weniger als ein Viertel der Landbevölkerung sind an das Stromnetz angeschlossen, die Versorgung ist instabil und zwingt Wirtschaftstreibende, teure Alternativen zum öffentlichen Netz zu installieren oder Produktivitätseinbußen in Kauf zu nehmen. 2005 stammte die gesamte Stromproduktion von 4,46 Milliarden kWh aus thermischer Gewinnung. Die Entwicklung erneuerbarer Energiequellen ist vorgesehen.<ref>Republic of Yemen: Poverty Reduction Strategy Paper (PDF; 2 MB), 31. Mai 2002, S. 81f</ref><ref>Energy Information Administration: International Electricity Generation. Abgerufen am 8. November 2008.</ref>

Jemen besitzt eigene Erdöl- und Erdgasvorkommen, die jedoch nicht mit dem Rohstoffreichtum der Nachbarländer zu vergleichen sind und deren Erträge zudem zurückgehen. Nach einer von der Regierung beschlossenen Erhöhung der Treibstoffpreise auf fast das Doppelte brachen am 20. Juli 2005 in sechs Provinzen Unruhen aus, bei denen mindestens 39 Personen, darunter zwölf Angehörige der Sicherheitskräfte, ums Leben kamen. In Aden kam es trotz starker Militärpräsenz zu Plünderungen.

Die Treibstoffpreise waren mittels staatlicher Subventionierung bisher niedrig gehalten worden. Durch die zuvor stark gestiegene Nachfrage – sie war von der Regierung auf ein florierendes Schmuggelgeschäft mit den Nachbarländern zurückgeführt worden, da dort die Preise deutlich höher liegen –, war der im Budget veranschlagte Rahmen für Subventionen bereits in den ersten Monaten des Jahres überschritten worden. Die Reduzierung der Subventionen war auch Teil eines mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) ausgehandelten Reformprogramms. Ein Teil der eingesparten Gelder sollte für die Erhöhung der Löhne der Staatsbediensteten und die Anpassung der Renten verwendet werden. Nachdem Präsident Salih eine teilweise Rücknahme der Preiserhöhung zugesagt hatte, beruhigte sich die Lage wieder.

Literatur

  • Cornelis van Arendonk: Les débuts de l’imamat zaidite au Yemen. Brill, Leyde 1960.
  • Muhammad A. Ba-Faqih: L' unification du Yémen antique – la lutte entre Saba, Himyar et le Hadramawt du Ier au IIIème siècle de l’ère chrétienne. Geuthner, Paris 1990, ISBN 2-7053-0494-0 ISBN 978-2-7053-0494-2 (ISBN 2-7053-0494-2).
  • Sheila Carapico: Civil society in Yemen: the political economy of activism in modern Arabia. Cambridge University Press, Cambridge 1998, ISBN 0-521-03482-5 (Cambridge Middle East Studies. Nr. 9.).
  • Paul Dresch: Tribes, government and history in Yemen. Clarendon, Oxford 1989, ISBN 0-19-827331-2.
  • Paul Dresch: A history of modern Yemen. Cambridge University Press, New York 2000, ISBN 0-521-79092-1.
  • Iris Glosemeyer: Liberalisierung und Demokratisierung in der Republik Jemen, 1990–1994. Dt. Orient-Institut, Hamburg 1995, ISBN 3-89173-041-1.
  • Iris Glosemeyer: Politische Akteure in der Republik Jemen. Wahlen, Parteien und Parlamente. Dt. Orient-Institut, Hamburg 2001, ISBN 3-89173-063-2.
  • Marie-Christine Heinze: Weiblichkeit und öffentlicher Raum im Jemen. EB-Verlag, Schenefeld 2006, ISBN 3-936912-51-3.
  • Ahmed Al-Hubaishi, Klaus Müller-Hohenstein: An introduction to the vegetation of Yemen. Ecological basis, floristic composition, human influence. Dt. Gesellschaft für technische Zusammenarbeit, Eschborn 1984. (in englisch und arabisch)
  • Horst Kopp (Hrsg.): Länderkunde Jemen. Reichert, Wiesbaden 2005, ISBN 3-89500-500-2.
  • Hans Krech: Bewaffnete Konflikte im Süden der Arabischen Halbinsel. Der Dhofarkrieg 1965–1975 im Sultanat Oman und der Bürgerkrieg im Jemen 1994. Verlag Dr. Köster, Berlin 1996, ISBN 3-89574-193-0.
  • Werner Kropf: Der Jemen ist ein heißes Land. Dr. Ziethen Verlag, Oschersleben 2008, ISBN 978-3-938380-66-6.
  • Frederik Obermaier: Land am Abgrund – Staatszerfall und Kriegsgefahr in der Republik Jemen. Tectum-Verlag, Marburg 2010, ISBN 3-8288-2440-4.
  • Carmen Rohrbach: Im Reich der Königin von Saba. Auf Karawanenwegen im Jemen. Frederking und Thaler, München 1999, ISBN 3-89405-396-8.
  • Peter Wald: Der Jemen. Nord- und Südjemen. Antikes und islamisches Südarabien – Geschichte, Kultur und Kunst zwischen Rotem Meer und Arabischer Wüste. DuMont Kunst-Reiseführer, Köln 1980, ISBN 3-7701-1092-7.
  • Peter Wald: Jemen. Antike und Islam. Geschichte, Kultur und Kunst im Südwesten Arabiens. DuMont, Köln 1997, ISBN 3-7701-4091-5.
  • Shelagh Weir: Qat in Yemen. Consumption and social change. British Museum Publ., London 1985, ISBN 0-7141-1568-1.
  • Reinhold Wepf: Yemen. Land der Königin von Saba. Kümmerly & Frey, Bern 1966.
  • Daniel Zadra: Auswirkungen somalischer Piraterie und Flüchtlingsströme auf den Jemen, ein Land im Spannungsfeld zwischen Stammeskultur und Zentralstaat. Universität Wien, Wien 2009 (Diplomarbeit. PDF, 4 MB).
  • Eva Gerlach: Aus dem Harem in die Welt : Erlebnisse unter d. Frauen Südarabiens. [Mit 48 Schwarzweiss- u. 8 Farbaufn. von Richard Gerlach u. a. sowie e. Ausschlagkt]. – 3., veränd. Aufl., 24. – 49. Tsd. – Leipzig : VEB Brockhaus, 1965
  • Jonathan Raban: Jemen: Land zur Rechten Allahs. In: Geo-Magazin. Hamburg 1979,9, S. 8–34. Informativer Erlebnisbericht nach der Ermordung Ibrahim al-Hamdi: "Durch Bürgerkriege geschwächt, vom Autoverkehr überfordert, von der Qatdroge gelähmt, dämmert das Land „rechts von Mekka“ in eine düstere Zukunft.". ISSN 0342-8311

Weblinks

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Wiktionary Wiktionary: Jemen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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Einzelnachweise

<references />

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