Amorphophallus


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Amorphophallus
Mehrere Amorphophallus-Arten

Mehrere Amorphophallus-Arten

Systematik
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Monokotyledonen
Ordnung: Froschlöffelartige (Alismatales)
Familie: Aronstabgewächse (Araceae)
Unterfamilie: Aroideae
Gattung: Amorphophallus
Wissenschaftlicher Name
Amorphophallus
Blume ex Decne.

Amorphophallus ist eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Aronstabgewächse (Araceae). Das weite Verbreitungsgebiet der etwa 200 Arten ist die Paläotropis mit Ozeanien, Afrika und Asien. Die Titanenwurz (Amorphophallus titanum) besitzt die größte „Blume“ der Welt.

Beschreibung

Erscheinungsbild, Überdauerungsorgane und Laubblätter

Amorphophallus-Arten wachsen als kleine bis sehr große, saisongrüne, ausdauernde krautige Pflanzen. Diese Geophyten bilden als Überdauerungsorgane unterirdische Knollen, die bei manchen Arten zu mehreren hintereinander aufgereiht sind oder selten echte, mehr oder weniger kriechende Rhizome. Manche Arten bilden zur vegetativen Vermehrung Bulbillen auf den Blättern, entweder auf der Blattfläche, entlang der Blattrhachis oder zwischen beiden genannten Möglichkeiten.

Jede Pflanze bringt in der Vegetationsperiode in der Regel nur ein relativ großes Laubblatt hervor, selten zwei oder mehr. Die Laubblätter sind deutlich in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der meist aufrechte, meist kahle, selten behaarte Blattstiel ist meist im Querschnitt stielrund oder selten kantig, leicht gerillt oder teilweise runzelig. Die mehr oder weniger horizontale Blattspreite ist meist in drei Hauptsegmente geteilt. Die Hauptsegmente können gleich lang sein oder das obere ist kürzer als die seitlichen. Die kahle Blattrhachis ist schmal bis breit geflügelt und besitzt oft noch viele weitere Teilblättchen.

Datei:Amorphophallus konjac cut.jpg
Blütenstand von Amorphophallus konjac, aufgeschnitten mit weiblichen und männlichen Abschnitten am Kolben.

Blütenstände, Blüten und Bestäubung

Je Saison bildet eine Pflanze während oder nach dem Vorhandensein des Laubblattes seitlich von ihm einen, zwei bis drei oder sogar mehr Blütenstände, nacheinander oder gleichzeitig. Amorphophallus-Arten sind einhäusig getrenntgeschlechtig (diözisch). Der gesamte Blütenstand wirkt blütenbiologisch als Blume. Die Blütenstände besitzen den für Araceae typischen Aufbau. Auf einem mehr oder weniger langen Blütenstandsschaft steht über einem einzelnen Hochblatt, der Spatha, ein Kolben, der Spadix.

Die Ränder der Spatha stehen meist an ihrer Basis dicht zusammen. Selten sind sie offen oder verwachsen. Je nach Art ist die Spatha unterschiedlich geformt und außen sehr unterschiedlich gefärbt.

Der Spadix beginnt direkt über der Spatha oder durch ein Blütenstandsachsenstück etwas emporgehoben. Im unteren Bereich des Kolbens befindet sich die weibliche Zone, die direkt in die männliche Zone übergehen kann oder beide Zonen sind von einer sterilen Zone getrennt. Die kleinen, reduzierten, eingeschlechtigen Blüten besitzen an ihrem äußeren Bereich manchmal Staminodien, aber nie Blütenhüllblätter. Die weiblichen Blüten enthalten nur einen Stempel. Der sitzende oder kurz gestielte Fruchtknoten ist ein- bis vierkammerig (Unterschied zu Pseudodracontium mit immer einkammerigen Fruchtknoten). In jeder Fruchtknotenkammer befindet sich nur eine Samenanlage. Ein Griffel ist deutlich vorhanden oder kaum erkennbar; er kann vom Fruchtknoten deutlich abgegrenzt sein. Wenn am Kolben eine sterile Zone vorhanden ist, dann ist sie meist Staminodien bedeckt. Selten ist dieser Bereich teilweise oder vollkommen frei von Staminodien. Die männliche Zone ist zylindrisch, spindelförmig, konisch oder verkehrt-konisch. Die männliche Blüten enthalten meist drei bis sechs (ein bis acht) Staubblätter. Die kurzen oder verlängerten Staubblätter besitzen höchstens sehr kurze Staubfäden, untereinander frei, teilweise oder vollständig verwachsen sind. Die Staubbeutel besitzen zwei Theken. Die kugeligen oder elliptischen Pollenkörner besitzen keine Aperturen. Der Spadix endet fast immer in einem sterilen Bereich, der je nach Art sehr unterschiedlich und manchmal sehr auffällig ausgebildet ist, manchmal mit Falten oder Spalten.

Wenige wissenschaftliche Berichte gibt es über die Bestäubung bei Amorphophallus-Arten. Meist sind es nur Beobachtungen, welche Insektenarten sich in den Blütenständen aufhalten, aber nicht welchen Beitrag sie zur Bestäubung leisten. Die Spatha bildet eine becherförmige Basis, die bei manchen Arten als Insektenfalle gedeutet werden kann. Einige Arten verhindern tatsächlich beispielsweise durch haarähnliche Organe, dass Insekten heraus klettern können. Die Bestäuber in den Blütenständen gefangen zu halten, ist aber nötig für eine effektive Bestäubung. Wenn die Spatha, die im knospigen Zustand den Spadix schützend umschließt, sich öffnet, sind die weiblichen Blüten im bestäubungsfähigen Zustand und müssen am selben Tag bestäubt werden. Der offene Blütenstand verströmt einen Lockduft, der bei den unterschiedlichen Arten sehr verschieden ist. Bei den meisten Arten ist der Duft für den Menschen unangenehm nach Verwesung, Tod, Jauche und ähnlichem. Wenige Arten verströmen einen für den Menschen angenehmen Geruch nach Karotten, Anis, Schokolade, Zitrone oder Obst. Diese Breite an Düften wurden chemisch analysiert. Gleichzeitig mit der Produktion dieser Düfte erwärmt sich der Spadix, hauptsächlich der obere Bereich, deutlich oder/und wirkt durch seine infraroten Anteile. Die dunkel-bräunlichen bis bräunlich-purpurfarbenen Teile des Blütenstandes mancher Arten wirken wie verwesende Tiere. Sogar Haare im obersten Bereich des Blütenstandes bei einigen Arten verstärken diese Illusion von toten Tieren. Wenn die Insekten ins Innere der Spatha gelangen, wandern sie hinunter zu den weiblichen Blüten und können Blütenstaub von anderen Blütenständen, der an ihnen haftet, dort deponieren. An diesem ersten Tag der Blütezeit eines Blütenstandes sind die männlichen Blüten noch geschlossen. Die Insekten sollen also im Blütenstand verweilen, bis sich die männlichen Blüten öffnen um den Blütenstaub aufzunehmen und zu anderen Blütenständen zu transportieren. Damit die Insekten verweilen, gibt es einige Strategien. Beispielsweise stellen einige Amorphophallus-Arten Nahrung zur Verfügung in Form von fleischigen Warzen oder Staminodien, die zu proteinreichen Nahrungskörpern umgebildet sind. Auch der oberste Bereich des Spadix stellt bei manchen Arten eine solche Futterquelle dar. Nachdem an den Insekten Pollen haftet, können sie den Blütenstand verlassen.

Früchte und Samen

Am Fruchtstand stehen die Beeren dicht zusammen bis relativ weit auseinander. Die kugeligen, eiförmigen oder schmal elliptischen Beeren färben sich bei Reife meist rot, selten blau, weiß oder gelb mit weiß. und sind meist glatt oder selten warzig; sie enthalten ein bis vier Samen. Die Samen besitzen meist eine deutlich Raphe und sie enthalten kein Endosperm. Die Beeren werden von Vögeln gefressen, dazu gibt es allerdings nur wenige gesicherte Beobachtungen.

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet von Amorphophallus ist palätropisch. Man findet Arten im tropischen West- bis Ostafrika (einschließlich Madagaskar), südlichen und südöstlichen bis östlichen Asien, nördlichen Australien, auf Pazifischen Inseln. In China kommen 16 Arten vor, sieben davon nur dort.

Systematik

Die Gattung Amorphophallus wurde 1834 durch Carl Ludwig Blume in Joseph Decaisne: Nouvelles Annales du Museum d'Histoire Naturelle, 3, S. 366 mit der Typusart Amorphophallus campanulatus Blume ex Decne. aufgestellt.<ref name="tropicos" /> Der wissenschaftliche Gattungsname Amorphophallus bedeutet übersetzt so viel wie „unförmiger Penis“. Die Gattung Amorphophallus gehört zur Tribus Thomsonieae in der Unterfamilie Aroideae innerhalb der Familie Araceae. Synonyme für Amorphophallus Bl. ex Decne. sind: Brachyspatha Schott, Candarum Reichenbach ex Schott & Endlicher, Conophallus Schott, Hydrosme Schott, Kunda Raf., Plesmonium Schott, Pythonium Schott, Rhaphiophallus Schott, Synantherias Schott, Thomsonia Wall..<ref name="GRIN" />

Es gibt etwa 200 Arten <ref name="aroid" />:

Weltrekorde

Eine bekannte Art ist die Titanenwurz (Amorphophallus titanum), heimisch auf Sumatra (in einem schmalen Verbreitungsgebiet etwa 1° nördlich und südlich des Äquators), deren Blütenstand aus blütenbiologischer Sicht die größte Blume im Pflanzenreich bildet. Der Kolben des Blütenstandes kann eine Länge von 1,50 Meter erreichen. Im Botanischen Garten Bonn ist es schon mehrmals gelungen, Exemplare zur Blüte zu bringen. Am 23. Mai 2003 wurde ein Rekord durch die 3,06 Meter hohe Titanenwurzblütenstand im Botanischen Gärten in Bonn aufgestellt.<ref name="TitanenwurzBonn" /> Sie hat damit allerdings nicht den größten Blütenstand der Welt, denn den zweitlängsten mit etwa 6 Meter Höhe besitzt die Palme Corypha umbraculifera und den längsten die Bromelie Puya raimondii mit bis zu 8 Meter Höhe. Auch die größte Blüte ist es nicht, denn diese stellt die Rafflesia arnoldii.

Nutzung

Einige Amorphophallus-Arten werden zur Nahrungsmittelgewinnung angebaut, beispielsweise Amorphophallus aphyllus, Amorphophallus campanulatus, Amorphophallus consimilis, Amorphophallus dracontioides und Amorphophallus sylvaticus.<ref name="newcrop" /> Araceae-Arten enthalten Calciumoxalat-Kristalle. Diese Substanz ist, wenn man frische Pflanzenteile isst, giftig und ist im Mund, auf der Zunge und im Rachen sehr unangenehm. Aber das Problem des Calciumoxalats ist durch Erhitzen oder Trocknen lösbar. Aber Personen mit Rheumatismus, Arthritis, Neigung zur Bildung von Nierensteinen und Übersäuerung sollten mit Pflanzenteilen, die Calciumoxalat enthalten, sehr vorsichtig sein.<ref name="AmorphophallusPaeoniifolius" /><ref name="AmorphophallusKonjac" />

Die Konjakwurzel (Amorphophallus konjac) liefert Knollen, die vor allem in Asien genutzt werden. Die Knollen werden gegart gegessen. Nach dem Schälen, garen und versetzen mit Kalk wird das Konjakmehl, in Japan „Konnyaku“ genannt, (Lebensmittelzusatzstoff E425) gewonnen, dessen Kohlenhydrate zu 80 % unverdaulich sind und deshalb bei Diäten eingesetzt werden können.<ref name="AmorphophallusKonjac" />

Auch Amorphophallus paeonifolius wird besonders in Indien zur Nahrungsmittelgewinnung angebaut. Das Rhizom besitzt einen Durchmesser von bis zu 50 cm und wird vollkommen durchgegart gegessen. Auch die Blattstiele und Blattspreiten werden nach ausgiebigem Kochen gegessen.<ref name="AmorphophallusPaeoniifolius" />

Die medizinischen Wirkungen von Amorphophallus paeonifolius <ref name="AmorphophallusPaeoniifolius" /> und Amorphophallus konjac <ref name="AmorphophallusKonjac" /> wurden untersucht. Amorphophallus konjac hat insektizide Eigenschaften.<ref name="AmorphophallusKonjac" />

Die Titanenwurz (Amorphophallus titanum) wird selten als Zierpflanze verwendet. Weitere, bei Sammlern verbreitete Arten sind Amorphophallus albus, Amorphophallus bulbifer und Amorphophallus yunnanensis. Diese werden auch nicht ganz so groß und sind einfacher zu kultivieren als Amorphophallus titanum. Eine nahe verwandte Gattung des tropischen Afrikas heißt Anchomanes, ihre Blattstandsschäfte sind bedornt.

Quellen

Einzelnachweise

<references> <ref name="tropicos">Amorphophallus bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis </ref> <ref name="GRIN">Amorphophallus im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. </ref> <ref name="aroid"> Wilbert Hetterscheid: Artenliste von Amorphophallus mit Links zu den Arten von der International Aroid Society. </ref> <ref name="TitanenwurzBonn"> Der höchste Titanenwurz im Botanischen Garten Bonn. </ref> <ref name="AmorphophallusPaeoniifolius"> Amorphophallus paeoniifolius bei Plants for A Future. </ref> <ref name="AmorphophallusKonjac"> Amorphophallus konjac bei Plants for A Future. </ref> <ref name="newcrop"> Robert Freedman: Famine Foods - ARACEAE. </ref> </references>

Weblinks

Commons Commons: Amorphophallus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien