Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil


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Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil
Trägerschaft Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil GmbH
Ort Bochum-Wiemelhausen
Bundesland Nordrhein-Westfalen
Staat Deutschland
Koordinaten 7,2111111111111|primary dim=500 globe= name= region=DE-NW type=landmark
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Ärztlicher Direktor Thomas A. Schildhauer
Versorgungsstufe Maximalversorgung
Betten 652
Mitarbeiter 2.176 (2014)
davon Ärzte 259
Fachgebiete 23
Zugehörigkeit Ruhr-Universität Bochum
Gründung 1890
Website www.bergmannsheil.de

Das Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinikum Bergmannsheil bildet eine nicht landeseigene Universitätsklinik am Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum.

Geschichte

Datei:Bergmannsheil01.jpg
Eingangsbereich des Bergmannsheil

Zwischen 1888 und 1890 entstand das Bergmannsheil (damals: Bergbau-Berufsgenossenschaftliche Krankenanstalten Bergmannsheil) als Spezialklinik zur Unfallversorgung der Bergbauarbeiter des Ruhrgebietes.<ref>Zur Entstehung vgl. Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1867 bis 1914, III. Abteilung: Ausbau und Differenzierung der Sozialpolitik seit Beginn des Neuen Kurses (1890-1904), 2. Band, Die Revision der Unfallversicherungsgesetze und die Praxis der Unfallversicherung, bearbeitet von Wolfgang Ayaß, Darmstadt 2009, S. 2, 51–57, 74 f., 272.</ref> Es gilt als die älteste Unfallklinik der Welt.<ref>Josef Boyer, Bergmannsheil 1890-1990, in: 100 Jahre Bergmannsheil. Hrsg. von der Bergbau-Berufsgenossenschaft, Bochum. Gütersloh 1990, S. 37ff.</ref> Verantwortlich war die Bergbau-Berufsgenossenschaft (damals Knappschafts-Berufsgenossenschaft), die mit der Neugründung auf die seinerzeit hohen Unfallzahlen im Ruhrbergbau reagieren wollte.<ref>100 Jahre Bergmannsheil. Hrsg. von der Bergbau-Berufsgenossenschaft, Bochum. Gütersloh 1990, S. 38ff.</ref>

Die spezielle unfallmedizinische Ausrichtung der Klinik war zu jener Zeit ein Novum und äußerte sich auf vierlerlei Weise: Damit Unfallverletzte beispielsweise möglichst schnell in die Klinik befördert und dort versorgt werden konnten, wurde von Anbeginn ein Krankentransportwagen vorgehalten – anfangs noch von Pferden gezogen, später motorisiert. Seit 1892 gab es ein sogenanntes „Medico-mechanisches Institut“, das die Nachbehandlung und Rehabilitation von verunfallten Patienten zu verbessern half. 1896 folgte die Einrichtung eines „Röntgen-Cabinets“, wodurch diese noch sehr junge diagnostische Methode im Bergmannsheil zur Anwendung kam.

Datei:Bergmannsheil.JPG
Haus 3 des Universitätsklinikums Bergmannsheil

Während und nach dem ersten Weltkrieg behandelte das Bergmannsheil viele verwundete Soldaten und Kriegsverletzte. Seit 1918 wurden Prothesen für amputierte Patienten in einer eigenen orthopädischen Werkstatt hergestellt. 1919 wurden eine Prosektur und 1920 eine „Innere und Nervenabteilung“ eingerichtet, die 1929 ein eigenes Gebäude bezog. Die Prosektur ging später in das Institut für Pathologie der Ruhr-Universität Bochum am Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil über. Außerdem wurden eine eigene Apotheke und eine Krankenpflegeschule eingerichtet, daneben wurde auch der chirurgische Kernbereich neu strukturiert.<ref>100 Jahre Bergmannsheil. Hrsg. von der Bergbau-Berufsgenossenschaft, Bochum. Gütersloh 1990, S. 41ff.</ref>

Während des Zweiten Weltkriegs legte die Organisation Todt unter dem Bergmannsheil ein System von Stollen zum Schutz gegen Luftangriffe an. In der Bombennacht des 4. November 1944 wurde das Krankenhaus vollständig zerstört.

Nach dem Wiederaufbau, der unter anderem durch Kompensation von Kohle, die beim Bau der Stollen gefunden worden war, gegen Baumaterialien finanziert werden konnte, wurde das medizinische Spektrum noch mehr erweitert: Zu nennen sind hier zum Beispiel die Abteilung für Querschnittgelähmte (1952) und der Aufbau einer Abteilung für Schwerbrandverletzte (1964), der heutigen Klinik für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte. Weiterhin wurden Abteilungen für Anästhesie sowie Radiologie und Nuklearmedizin gegründet sowie mehrere Abteilungen für Inneren Medizin. Diese gewannen zunehmend an Bedeutung, differenzierten sich und entwickelten sich zu eigenständigen Abteilungen und Kliniken. Dies ging einher mit der Veränderung des Patientenklientels des Bergmannsheil und seiner Entwicklung von einem Spezial- zu einem Allgemeinkrankenhaus. Den Hintergrund bildeten Bergbaukrise und Zechensterben: Denn mit den Beschäftigtenzahlen im Bergbau sanken auch die Arbeitsunfälle kontinuierlich, die stetig verbesserten Maßnahmen zur Unfallprävention und zum Arbeitsschutz der Berufsgenossenschaften taten ihr übriges. Die Klinik öffnete sich verstärkt für andere Patientengruppen – allerdings ohne ihre historisch begründeten Schwerpunkte in der Chirurgie und Unfallmedizin aus dem Blick zu verlieren. Heute ist das Bergmannsheil ein Krankenhaus mit Maximalversorgungsstandard.<ref>100 Jahre Bergmannsheil. Hrsg. von der Bergbau-Berufsgenossenschaft, Bochum. Gütersloh 1990, S. 78ff.</ref>

Seit dem Jahr 1977 ist das Bergmannsheil eine Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum im Rahmen des Bochumer Modells. Dieses anfangs mit weiteren Bochumer Krankenhäusern als Provisorium gestartete „Bochumer Modell“, das anstelle einer ursprünglich geplanten Campus-Klinik die Medizinerausbildung für die Medizinische Fakultät der Ruhr-Universität sicherstellte, wurde schließlich zur dauerhaften Lösung erklärt. Durch die Anbindung an die Medizinische Fakultät konnte das Bergmannsheil auch seine Aktivitäten in Wissenschaft und Forschung nun in einem universitären Kontext fortführen und intensivieren.<ref>Website des UK RUB/Historie</ref>

Seit 1. Januar 2007 firmiert das Bergmannsheil nach Umwandlung der Rechtsform als „Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil GmbH“. Gesellschafter sind mehrere Berufsgenossenschaften, Hauptanteilseignerin ist die Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI). Es ist Teil des Klinikverbundes der gesetzlichen Unfallversicherung (KUV).<ref>Website des Klinikverbundes der gesetzlichen Unfallversicherung, KUV</ref>

Zahlen und Fakten

In 23 verschiedenen Kliniken und Fachabteilungen werden bis zu 652 Patienten gleichzeitig stationär behandelt. Das Bergmannsheil verfügt über 4 spezialisierte Intensivstationen, eine interdisziplinäre Intermediate Care-Station und 18 Normalstationen, darüber hinaus über eine Notfallaufnahme, mehrere Polikliniken und verschiedene Spezialambulanzen. Dadurch sichert die Klinik ein breites, hoch differenziertes Spektrum an medizinischen Leistungsbereichen ab. Das Bergmannsheil ist zertifiziert als überregionales Traumazentrum<ref>Traumazentrum</ref> und ist Gründungsmitglied im Traumanetzwerk Ruhrgebiet.<ref>Traumanetzwerk Ruhrgebiet</ref> Über 60.000 ambulante und rund 20.000 stationäre Patienten behandelt das Klinikum Bergmannsheil jährlich, über 10.000 Operationen, fast 3.000 Notarztwageneinsätze und 200 Hubschrauberanflüge gibt es pro Jahr. Mehr als 2.000 Mitarbeiter sind an dem Universitätsklinikum beschäftigt. Drei angeschlossene Institute sowie zahlreiche Tochterfirmen, Einrichtungen und kooperierende Praxen zur Weiterbehandlung der Patienten sind auf dem Bürkle-de-la-Camp-Platz, dem Klinikgelände mit einer Größe von über 72.000 m² konzentriert.

Kliniken und Institute

  • Chirurgische Klinik und Poliklinik
    • Chirurgische Klinik – Unfall- und Wiederherstellungschirurgie
    • Chirurgische Klinik – Abteilung für Rückenmarkverletzte
    • Chirurgische Klinik – Abteilung für Neurotraumatologie und Neurochirurgie
    • Chirurgische Klinik – Septische Chirurgie
    • Chirurgische Klinik – Viszeralchirurgie
  • Klinik für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte
  • Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie
  • Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Palliativ- und Schmerzmedizin
    • Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Palliativ- und Schmerzmedizin – Abteilung für Schmerztherapie
  • Medizinische Klinik I – Allgemeine Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie sowie Gastroenterologie und Hepatologie
    • Medizinische Klinik I – Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie
    • Medizinische Klinik I – Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie
  • Medizinische Klinik II – Kardiologie und Angiologie
  • Medizinische Klinik III – Pneumologie, Allergologie und Schlafmedizin
  • Neurologische Klinik und Poliklinik
    • Neurologische Klinik – Abteilung für Neurologische Traumatologie und Neurorehabilitation
  • Institut für Radiologische Diagnostik, Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin
  • Institut für Klinische Chemie, Tranfusions- und Laboratoriumsmedizin
  • Apotheke
  • Reha-Zentrum

Darüber hinaus kooperiert das Bergmannsheil mit dem Zentrum für neurorobotales Bewegungstraining (ZNB)<ref>http://ccr-deutschland.de/znb/</ref> im Bereich der exoskelettgestützten Rehabilitation von querschnittgelähmten Patienten, das sich in direkter Nachbarschaft zum Bergmannsheil befindet. Bei der Behandlung von berufsgenossenschaftlich versicherten Patienten arbeitet es mit dem Rehabilitationszentrum Medicos Auf Schalke<ref>http://www.medicos-aufschalke.de/</ref> in Gelsenkirchen zusammen. Weitere Institute sind dem Bergmannsheil auf dem Krankenhausgelände angegliedert.

Bauarbeiten

Zurzeit werden große Beträge in Erweiterungen und Bau neuer Bettenhäuser, Funktions- und Nebengebäude investiert.

Ein neues achtstöckiges Bettenhaus, dessen Baukosten rund 50 Millionen Euro betrugen, wurde im Dezember 2006 eröffnet. Das Haus, das alle anderen Gebäude überragt, stellt 2 Hubschrauberlandeplätze, 253 Bettenplätze mit sehr hohem Komfort und 41 Intensivüberwachungsbetten bereit. Großteilig finanziert wurde dieser Bau sowie das ganze Klinikum durch seinen früheren Träger, die Bergbau-Berufsgenossenschaft, die die gesetzliche Unfallversicherung aller deutschen Bergbau-Unternehmer war. Sie hat sich im Januar 2010 mit anderen Berufsgenossenschaften zur heutigen Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI) vereinigt.

Im April 2008 wurde mit dem Bau eines mehrstöckigen Forschungsgebäudes zwischen den Häusern 2 und 10 begonnen. Der viergeschossige, kubusförmige Anbau schließt an Haus 10 an wurde im November 2009 fertiggestellt. Er gehört zum Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, einem Institut der Ruhr-Universität Bochum (IPA).

Im September 2010 wurde der Spatenstich gesetzt zum Bau eines neuen Funktionstraktes und Bettenhauses am Bergmannsheil. Der neue Funktionstrakt entsteht zwischen den Häusern 1 und 3 und enthält eine interdisziplinäre Notfallaufnahme, ein OP-Zentrum, neue und erweiterte Intensivkapazitäten sowie Funktionseinrichtungen. Auch das alte Bettenhaus 2 wird abgerissen und macht einem Neubau Platz. Das Bauprojekt wird in zwei Bauabschnitten realisiert. Der erste Bauabschnitt wurde im Juni 2013 eingeweiht. Das gesamte Bauprojekt soll 2016 fertiggestellt sein und kostet rund 120 Millionen Euro.<ref name="pm_funktionstrakt">Pressemitteilung zur Einweihung des Neubaus</ref>

Forschung und Lehre

Als Standort des Universitätsklinikums der Ruhr-Universität Bochum (UK RUB) ist das Bergmannsheil mit seinen Einrichtungen und Instituten auch in Aufgaben der Forschung und Lehre eingebunden. Darüber hinaus sind vier spezialisierte Forschungsinstitute an die Klinik angegliedert. Dabei handelt es sich um das Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IPA), ein Institut der Ruhr-Universität Bochum, das Institut für Pathologie der Ruhr-Universität Bochum am Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil, das Deutsche Mesotheliomregister und das Heimer-Institut für Muskelforschung. In der MTA-Schule am Bergmannsheil wird Medizinisch-Technisches Fachpersonal in den Bereichen Labormedizin und Radiologie ausgebildet. Der Aus- und Weiterbildung von Pflegepersonal ist das Bildungszentrum Bergmannsheil in der Bochumer Bessemerstraße gewidmet.

Literatur

  • 100 Jahre Bergmannsheil. Hrsg. von der Bergbau-Berufsgenossenschaft, Bochum. Gütersloh 1990.
  • Initiativkreis Ruhrgebiet: Klinik-Führer Rhein Ruhr 2010/2011. Klartext Verlag, Essen 2010, ISBN 978-3-8375-0209-1, S. 98–103.
  • 125 Jahre Bergmannsheil. Hrsg. vom Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil. Bochum 2015.

Weblinks

Einzelnachweise

<references />