Flacht


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25px Dieser Artikel beschreibt die Ortsgemeinde Flacht in Rheinland-Pfalz, für den gleichnamigen Ortsteil von Weissach in Baden-Württemberg siehe Flacht (Weissach).
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Ortsgemeinde Flacht
50.3452777777788.0502777777778125Koordinaten: 50° 21′ N, 8° 3′ O{{#coordinates:50,345277777778|8,0502777777778|primary
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Basisdaten
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Rhein-Lahn-Kreis
Verbandsgemeinde: Hahnstätten
Höhe: 125 m ü. NHN
Fläche: 4,45 km²
Einwohner: 1049 (31. Dez. 2014)<ref name="Metadaten Einwohnerzahl DE-RP">Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Anzahl der Einwohner in den Kommunen am 31. Dezember 2014; (Hilfe dazu).</ref>
Bevölkerungsdichte: 236 Einwohner je km²
Postleitzahl: 65558
Vorwahl: 06432
Kfz-Kennzeichen: EMS, DIZ, GOH
Gemeindeschlüssel: 07 1 41 043
Adresse der Verbandsverwaltung: Austraße 4 </br> 65623 Hahnstätten
Webpräsenz: www.flacht-aar.de
Ortsbürgermeister: Thomas Scheid (SPD)
Lage der Ortsgemeinde Flacht im Rhein-Lahn-Kreis

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Flacht ist eine Ortsgemeinde im Rhein-Lahn-Kreis in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Hahnstätten an.

Geographie

Flacht liegt im Taunus vier Kilometer südlich von Limburg an der Lahn. Die Ortsgemeinde liegt im flachsten Bereich des Aartals an der unteren Aar.

Zu Flacht gehören auch die Wohnplätze Birkenhof und Hof Waldeck.<ref>Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile, Seite 42 (PDF; 2,3 MB)</ref>

Geschichte

Am 17. Februar 881 wurde in einer Urkunde der Abtei Prüm, (dort auch Wlattke genannt), erstmals eine Kirche in Flachta erwähnt.

Für die Herkunft des Namens gibt es verschiedene Erklärungen. Eine davon führt den Namen auf die Lage des Ortes im „Flachen“ zurück. Eine andere leitet den Namen vom althochdeutschen Wort „flahta“ für Flechte in der Bedeutung „Geflochtenes, Zaun, Hürde“ und der damals gängigen Praxis, Zäune zum Schutz vor Eindringlingen und wilden Tieren zu bauen, ab. Eine weitere Erklärung führt die Herkunft des Namens auf das Wort „flak“ für Wasser zurück.

Im Mittelalter gehörte Flacht der Wald-Markgenossenschaft „Fuchsenhell“ an. Zudem war Flacht Mittelpunkt eines Kirchspiels, zu dem Niederneisen, Holzheim und Linter eingepfarrt waren.

Im 17. Jahrhundert kam Flacht an das Haus Nassau. 1806 wurden das Amt Diez und somit das Kirchspiel Flacht erstmals dem Herzogtum Nassau zugeordnet, von 1813 bis 1815 kam Flacht noch einmal kurz zu Nassau-Oranien zurück, um bis zu dessen Annexion durch Preußen 1866 wieder dem Herzogtum Nassau anzugehören. Von 1867 bis zu dessen Auflösung und der Bildung des Rhein-Lahn-Kreises gehörte Flacht zum Unterlahnkreis.

1835 wurde die erste Flachter Schule gebaut und 1902/03 mit einem Anbau erweitert. Der Schulbetrieb wurde zum Schuljahr 1973/74 nach Niederneisen verlegt. 1850 bekam der Ort drei Laufbrunnen, 1899 eine Wasserleitung. Die 1887 eingerichtete Poststelle bekam 1905 einen Telefonanschluss. 1900 wurde der Flachter Bahnhof erbaut, 1910 das Rathaus, 1939 das evangelische Gemeindehaus, 1949 der erste und 1980 ein neuer Sportplatz.

Religionen

Evangelische Kirchengemeinde Flacht

Zur evangelischen Kirchengemeinde Flacht gehören die benachbarten Orte Niederneisen und Holzheim. Die Kirchengemeinde gehört zum Evangelischen Dekanat Diez. Flacht ist seit der Reformation Mitte des 16. Jahrhunderts protestantisch.

Judentum

Mangels Urkunden kann nicht gesagt werden, ab wann Juden in Flacht lebten, Nachweise über jüdische Bürger in Flacht gibt es erst für die Zeit ab Mitte des 18. Jahrhunderts. Die jüdische Gemeinde in Flacht stellte mehrmals den Antrag zum Bau einer Synagoge, diese wurden jedoch mehrfach abgelehnt. Deshalb wurden wechselnd in Privathäusern „private Betstuben“ eingerichtet. 1928 erbte die Gemeinde das Haus „Hauptstraße 35“ in dessen Erdgeschoss eine Synagoge eingerichtet wurde. Im Zeitraum von 1843 bis 1933 wurden konstant zwischen 29 und 35 jüdische Bürger gezählt. Bis 1938 ging deren Zahl auf zwölf zurück. Während der Novemberpogrome 1938 wurden die Innenräume der Synagoge zerstört, Torarollen, Gebetbücher und Torawimpel auf die Straße geworfen und der Friedhof verwüstet. Am 11. November 1938 wurden die verbliebenen männlichen Erwachsenen in Konzentrationslager verschleppt. 1939 gab es in Flacht keine jüdischen Bürger mehr.

1962 wurde von Jehuda Leopold Frank auf dem jüdischen Friedhof ein Denkmal mit folgender Inschrift errichtet:

„Zum Gedenken
an die in den
nationalsozialistischen
Konzentrationslagern
umgekommenen
jüdischen
Mitbürger
von Flacht und Niederneisen“

Des Weiteren trägt dieses Denkmal 21 Namen von in Konzentrationslagern ermordeten jüdischen Bürgern aus Flacht und Niederneisen.<ref>Rhein-Lahn-Info - Jüdische Gemeinschaft in Flacht</ref>

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat in Flacht besteht aus 16 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 25. Mai 2014 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzenden.

Die Sitzverteilung im Gemeinderat:<ref>Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2014, Stadt- und Gemeinderatswahlen</ref>

Wahl SPD CDU FBL Gesamt
2014 9 2 5 16 Sitze
2009 8 3 5 16 Sitze
2004 8 2 6 16 Sitze
  • FBL = Freie Bürgerliste

Wappen

Blasonierung: „Schild gespalten, vorne in Rot zwei aus dem Spalt wachsende blaubewehrte goldene herschauende Löwen, hinten in Gold ein roter Kelch (Ciborium).“<ref>Karl Ernst Demandt und Otto Renkhoff: Hessisches Ortswappenbuch C. A. Starke Verlag, Glücksburg/Ostsee 1956, S. 188.</ref>

Der aus der Erbschaft der Grafen von Diez stammende Ort führte ein S(IGEL) DES GERICHT ZV FLACHT, das von 1553 bis 1635 belegt ist. Es zeigt über dem Diezer Leopardenschild wachsend einen Heiligen, der in der Rechten einen Bischofsstab und in der Linken den Hostienkelch hält. Als Wappen lässt sich dies Siegelbild nicht ansprechen, so dass wir den (nicht zu bestimmenden) Schutzpatron durch sein Attribut charakterisieren und dieses mit dem Emblem der alten Landesherren in eine heraldische Verbindung bringen. Die Tingierung geht von den diezischen Farben aus. Die Gemeindesiegel seit 1816 haben kein Bild enthalten.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Evangelische Kirche

Die bei der Ersterwähnung Flachts im Jahre 881 genannte und zur Abtei Prüm gehörende Kirche ging zu einem unbekannten Zeitpunkt vor 1226 an das St. Florinstift in Koblenz über und verblieb in dessen Eigentum bis zur Reformation. Der viergiebelige Westturm ist der älteste Teil der Kirche und deutet auf eine Bauzeit um 1200 hin. Der Chor ist gotisch und zeigt freigelegte Wandmalereien. Der Bau des Kirchenschiffs erfolgte um 1700 und ist seit 1778 in der heutigen Form. Das Kircheninnere ist durch eine barocke Ausstattung geprägt; ebenfalls dieser Epoche entstammen Orgelprospekt und Kanzel. Zu drei Seiten befinden sich Emporen, die von toskanischen Säulen getragen werden. Die Kirche ist mit drei Glocken ausgestattet, deren älteste, "Anna", 1499 gefertigt wurde. 1838 gab es noch einmal größere Umbauten an der Kirche und von 1968 bis 1969 eine grundlegende Renovierung, bei der zwei Grabplatten aus dem 17. Jahrhundert entdeckt wurden.

Alte Flachter Mühle

„Undig der Kirche“ wurde 1405 erstmals eine Getreidemühle erwähnt, die damals ebenso wie die Kirche in Besitz des St. Florinstifts Koblenz war. 1604 ging sie in Besitz des Landesherren über, seit 1873 ist sie in Privatbesitz.

Aartalhalle

1889 wurde vom Turn- und Fechtclub e.V. eine Turnhalle gebaut, die 1931 und 1966 renoviert und erweitert wurde. Von 2008 bis 2009 wurde die Halle für 1,4 Millionen Euro saniert.

Siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Flacht

Wirtschaft und Infrastruktur

Bis in die 1960er Jahre war Flacht hauptsächlich landwirtschaftlich geprägt. 2005 existierten noch drei landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe.

Verkehr und Tourismus

Straßenverkehr

Die B 54 verläuft in Nord-Süd-Richtung durch Flacht. Die nächstgelegene Autobahnanschlussstelle befindet sich an der A 3 in Limburg, etwa 7 km nordöstlich von Flacht.

Bahnverkehr

Datei:BahnhofFlacht.jpg
Der stillgelegte Bahnhof, inzwischen eine Gastwirtschaft

Flacht hat einen stillgelegten Bahnhof an der Aartalbahn. Der Streckenabschnitt von Diez nach Zollhaus, an dem auch Flacht liegt, wurde am 1. Juni 1870 in Betrieb genommen. Der Personenverkehr wurde 1986 eingestellt und wird seitdem durch Busverkehr ersetzt. Im August 2015 soll die Aartalbahn auf dem Streckenabschnitt von Limburg nach Zollhaus für den ÖPNV mit einem Stundentakt reaktiviert werden. <ref>Beschluss des Zweckverbandes Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz-Nord (PDF; 149 kB)</ref>

Das Bahnhofsgebäude in Flacht wurde um 1900 gebaut und 1990 verkauft. Seitdem wird es als Gaststätte genutzt. Zurzeit betreibt der „Arbeitskreis Aartalbahn“ Handhebeldraisinenfahrten zwischen Diez und Zollhaus.

In unmittelbarer Nähe zum Bahnhof verlaufen der Aar-Höhenweg und der Aartal-Rad- und Wanderweg.

Persönlichkeiten

  • Wanda Döhring (1922–2012), für ihr Wirken im Bundesverband Rehabilitation vielfach geehrt

Weblinks

Einzelnachweise

<references/>