Weisel (Rhein-Lahn-Kreis)


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Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Ortsgemeinde Weisel
50.127.8013888888889395Koordinaten: 50° 7′ N, 7° 48′ O{{#coordinates:50,12|7,8013888888889|primary
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Basisdaten
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Rhein-Lahn-Kreis
Verbandsgemeinde: Loreley
Höhe: 395 m ü. NHN
Fläche: 13,06 km²
Einwohner: 1066 (31. Dez. 2014)<ref name="Metadaten Einwohnerzahl DE-RP">Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Anzahl der Einwohner in den Kommunen am 31. Dezember 2014; (Hilfe dazu).</ref>
Bevölkerungsdichte: 82 Einwohner je km²
Postleitzahl: 56348
Vorwahl: 06774
Kfz-Kennzeichen: EMS, DIZ, GOH
Gemeindeschlüssel: 07 1 41 136
Adresse der Verbandsverwaltung: Dolkstraße 3
56346 St. Goarshausen
Webpräsenz: www.weisel.info
Ortsbürgermeister: Ottmar Kappus (SPD)
Lage der Ortsgemeinde Weisel im Rhein-Lahn-Kreis

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Weisel ist eine Ortsgemeinde im Rhein-Lahn-Kreis in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Loreley an, die ihren Verwaltungssitz in St. Goarshausen hat.

Geographie

Geographische Lage

Weisel liegt auf den Taunushöhen, in 400 Meter Höhe auf einem Höhenrücken, der sich hier teilt, in südwestlicher Richtung über den Nachbarort Dörscheid auf kürzestem Weg zum Mittelrheintal zielt und in nordwestlicher Richtung über den Nachbarort Bornich zum Loreleyplateau führt, das fünf Kilometer entfernt liegt. Das Gebiet von Weisel gehört zur naturräumlichen Untereinheit Mittelrheintaunus.<ref>Bundesamt für Naturschutz: Landschaftssteckbrief 30403 Mittelrheintaunus</ref>

Der Höhenrücken um Weisel ist unbewaldet und wird überwiegend landwirtschaftlich genutzt. Der Gemeindewald liegt größtenteils im Norden und Nordosten jenseits des Harbachs. Im Norden wird die Gemarkung begrenzt von dem Krummebach, einem linken Zufluss des Forstbachs, der bei Sankt Goarshausen in den Rhein mündet. Im Südosten reicht sie bis zur ehemaligen Schiefergrube Glückauf im oberen Tiefenbachtal, das über Sauerthal zur Wisper bei Lorch (Rheingau) führt. Im Süden endet die Gemarkung, zwei Kilometer vom Rhein entfernt, im oberen Blüchertal und schließt noch den Victoriastollen, der dem Schieferabbau diente, und den Heiligenberg mit ein.<ref name="TK">Topografische Karte 1:25.000</ref>

Die tiefsten Lagen des Gemeindegebietes sind im Süden das Holzbachtal unterhalb des Victoriastollens mit 280 Meter und im Norden das Forstbachtal vor der Heppenhofmühle mit 290 Meter. Die höchste Stelle ist im Osten mit 444 Meter dort, wo der Gemeindewald den Weiseler Höhenrücken bedeckt.<ref name="TK" />

Wohnplätze

Zu Weisel gehören auch die Wohnplätze Brühlhof, Grube Glückauf, Harbacher-Mühle, Jagdhaus, Magdalenenhof, Viktoriastollen (teilweise), Hof Buchenau und Kreuzhöherhof.<ref>Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile 2010, Seite 46 (PDF; 2,3 MB)</ref>

Nachbargemeinden

Bornich, die Loreleygemeinde, liegt zwei Kilometer weiter westlich, Dörscheid und Kaub liegen im Südwesten in jeweils drei Kilometer Entfernung, Rettershain liegt drei Kilometer weiter im Nordosten. Mit Lipporn im Nordosten und Reitzenhain im Norden, beide etwa vier Kilometer entfernt, bestehen zwar kurze gemeinsame Grenzen, jedoch keine direkte Straßenverbindung.<ref name="TK" />

Klima

„Der Ort ist etwas winterisch und rauh, jedoch ziemlicher Maßen gesund“, so beschreibt ein Konventsprotokoll der reformierten Klasse Bacharach im Jahre 1607 das Dorf Weisel. (Lit.: Gemeinde Weisel (Hrsg.) et al., 1985)

Geschichte

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An der Grenze des ehemaligen Kurpfälzer Gebietes lag früher die Burg Heppenheft. Die Urahnen dieses Rittergeschlechtes, das von 1123 bis 1453 bestand, waren die Herren von Wisilo, die möglicherweise dem Dorf Weisel den Namen gegeben haben.

Weisel wurde erstmals 1275 erwähnt. Es gehörte gemeinsam mit Dörscheid und Kaub zum Besitz der Herren von Falkenstein, bis ihnen Ludwig der II. von der Pfalz 1277 und 1289 diesen abkaufte. Weisel erhielt am 23. März 1324 zusammen mit Caub von Kaiser Ludwig dem Bayer die Stadtrechte. 1372 brannte Kurfürst Ruprecht I. das Dorf in einer Fehde nieder.

Die im Jahre 1613 wütende Pest rottete fast das gesamte Dorf aus. Anschließend brachte der Dreißigjährige Krieg großes Leid und Verwüstung über die Region. Von 1620 bis 1649 wechselten mehrfach die Besitzer. Spanien, Schweden und Frankreich übernahmen die Herrschaft. Im Jahr 1650 lebten hier noch 37 Familien. Das Dorf bestand aus 31 Häusern und 23 Scheunen. Als Viehbestand zählte man 1 Pferd, 61 Ochsen und 45 Kühe.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts haben furchtbare Brände das Dorf heimgesucht. 1810 wurden bei einer solchen Katastrophe 63 Gebäude (dies waren die Hälfte des Dorfes) in Schutt und Asche gelegt.

Ein weiterer Rückschlag für die Bevölkerung war Blüchers Rheinübergang am Jahresanfang 1814, als dieser nach der Völkerschlacht bei Leipzig Napoleon verfolgte. Ca. 50.000 Soldaten zogen mit 15.000 Pferden plündernd durch Weisel. Der Schaden wurde auf 30.000 Gulden geschätzt. Die dreitägige Belagerung brachte aber nicht nur materielle Schäden, sondern Blüchers Truppen schleppten auch das Fleckfieber ein, an dem in der folgenden Zeit über 70 Menschen starben. Von 1806 bis 1866 gehörte Weisel zum Herzogtum Nassau und zum Amt St. Goarshausen. Im Jahr 1838 zählte man im Dorf 128 Wohnhäuser, und 200 Einwohner. Nach der preußischen Annexion des Herzogtums Nassau kam Weisel zur neuen Provinz Hessen-Nassau

Auch die beiden Weltkriege brachten über Weisel großes Leid. Viele Gebäude wurden durch Bomben und Granaten zerstört. 98 Dorfbewohner mussten hierbei ihr Leben lassen – 17 blieben vermisst. Nach der amerikanischen Besatzung gegen Ende des Zweiten Weltkrieges gehörte Weisel anschließend der französischen Zone an. Versorgungsschwierigkeiten, Wohnungsnot und die Unterbringung zahlreicher Flüchtlinge aus den Ostgebieten stellten die Bevölkerung vor große Probleme. 1946 kam Weisel durch die Verordnung der französischen Militärregierung zum damals neu gebildeten Land Rheinland-Pfalz.

Seit 1972 gehört Weisel der Verbandsgemeinde Loreley an, die ihren Verwaltungssitz in St. Goarshausen hat.

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat in Weisel besteht aus 16 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 25. Mai 2014 in einer Mehrheitswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzenden. Bei der vorangegangenen Wahl wurden die Ratsmitglieder in einer Mehrheitswahl gewählt. Bei der Wahl 2009 wurden die Ratsmitglieder in personalisierten Verhältniswahl gewählt.

Die Sitzverteilung im Gemeinderat:<ref>Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2014, Stadt- und Gemeinderatswahlen</ref>

Wahl SPD CDU FWG Gesamt
2014 per Mehrheitswahl 16 Sitze
2009 8 4 4 16 Sitze
2004 per Mehrheitswahl 16 Sitze

Bürgermeister

Durch Direktwahl wurde, ebenfalls am 25. Mai 2014, Ottmar Kappus (SPD) mit 77,9 % Stimmenanteil zum ehrenamtlichen Ortsbürgermeister wiedergewählt.<ref>Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2014, Ehrenamtliche Bürgermeister und Ortsvorsteher</ref>

Wappen

Das Wappen der Gemeinde Weisel zeigt ein silbernes Andreaskreuz auf blauem Grund. Das Andreaskreuz ist das Symbol des Kirchenpatrons St. Andreas und weist auf die Verbindung zur Bacharacher Kirche, ehemals zugehörig zum Kölner St. Andreas-Stift, hin. Die Farben Silber und Blau rühren von der über 500-jährigen Zugehörigkeit zur Kurpfalz her. Das aktuelle Wappen der Gemeinde wurde am 18. August 1937 durch den Oberpräsidenten der Provinz Hessen-Nassau verliehen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Auf den stark bewaldeten Taunushöhen um Weisel kann man durch die Wiesen und Wälder wandern, dazu sind eine Vielzahl von Wanderwegen ausgewiesen. Die Rekonstruktion eines römischen Hügelgrabes (Tumulus) aus dem 2. Jahrhundert<ref>Horst Fehr: Ein Tumulus des 2. Jh. in der Gemarkung Weisel, Rhein-Lahn-Kreis. In: Archäologie in Deutschland. 8, 4, 1992, S. 52–53</ref> kann besichtigt werden. Außerhalb des Ortes befindet sich das Bodendenkmal der früheren Befestigungsanlage Schanze Weisel.

Museen

Auf Freunde der Technik aus alten Zeiten warten das Motorradmuseum und das „kleine Feuerwehrmuseum“.

Musik

Mehrere Vereine befassen sich im Dorf mit Musik.
Es gibt den Evangelischen Posaunenchor Weisel, den Spielmannszug Weisel, den Männergesangverein und den Frauenchor. Des Weiteren hat sich über die Grenzen von Weisel hinaus die A-cappella-Gruppe „Die Singenden Feuerwehrmänner“ einen Namen gemacht.

Bauwerke

Datei:Weisel-1.jpg
Die Ev. Andreaskirche in Weisel

Architektonisch fallen in Weisel vor allem das aus roten Backsteinen errichtete Rathaus, die evangelische Andreaskirche, die katholische Kapelle und die Fachwerkbauten im Ortskern auf. Typisch sind die mit Schiefer verkleideten Fassaden und die mit Schiefer gedeckten Dächer.

Siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Weisel

Naturdenkmäler

Wahrzeichen der Gemeinde war die „alte Linde“, ein jahrhundertealter Lindenbaum, in Weisel auch Lennebaam genannt. Am 27. Juli 2005 brach in den Abendstunden ein Unwetter über Weisel herein, das der Lindenbaum nicht überstanden hat. Es steht nur noch ein gut 2 Meter hoher Stumpf des einstmals etwa 40 Meter hohen Baums.

Siehe auch: Liste der Naturdenkmale in Weisel

Sport

Der Turnverein Weisel ist der Verein mit der größten Mitgliederzahl in Weisel. Es wird eine Vielzahl verschiedener Sportarten angeboten. Der Turnverein verfügt über eine erfolgreiche Leichtathletikabteilung und eine große Faustballabteilung mit einer Herrenmannschaft, die in der Faustballbundesliga spielt. 2012 richtete der TV Weisel die Deutschen Meisterschaften der Männer und Frauen im Feldfaustball aus.

Regelmäßige Veranstaltungen

Jährlich finden zwei große Feste statt: der Weiseler Markt (letztes Wochenende im Mai) und die Oktoberkerb (drittes Wochenende im Oktober).

Wirtschaft und Infrastruktur

Bis vor wenigen Jahren noch lebten die Menschen hier von der Landwirtschaft und dem Schieferbergbau.

Dachschiefer wurde in Weisel bereits seit dem 19. Jahrhundert zunächst im Tagebau, später auch untertage gefördert. Abgebaut wurden die Lagerstätten des Kauber Zuges von der Grube Eckert (später Grube Glückauf) bis 30. Mai 1959 und der Grube Kreuzberg-Wilhelmsberg bis zum 28. November 1980. Mit Stilllegung der Grube Kreuzberg wurde die letzte Schiefergrube am Mittelrhein geschlossen.<ref>Weiseler Geschichte Forschungsgruppe Weiseler-Geschichte(n)</ref>

Die Forstwirtschaft im Gemeindewald ist für die Gemeinde eine wichtige Einnahmequelle.

Verkehr

Weisel ist aus drei Richtungen über Landstraßen erreichbar. Die L 339 führt von Südwesten, von der Bundesstraße 42 ausgehend, vom Rhein durch Kaub und das Blüchertal nach Weisel und über den Höhenrücken weiter nach Osten zur L 337, die über Rettershain die Verbindung nach Nastätten im Norden und über Ransel nach Lorch im Süden herstellt. Ferner bietet die L 338 von Weisel aus eine Verbindung nach Nordwesten über Bornich zur Loreley und nach Sankt Goarshausen. Schließlich ist noch Dörscheid im Südwesten über die K 99 erreichbar. Die nächste Bahnstation ist der Bahnhof Kaub auf der Rechten Rheinstrecke.<ref name="TK" />

Ansässige Unternehmen

Mehrere Betriebe sind im Bereich Forsttechnik und Holzverwertung tätig. Neben größeren Betrieben im Bereich Maschinenbau und Elektrotechnik, deren Erzeugnisse und Entwicklungen auch international von Bedeutung sind, gibt es in Weisel auch kleinere Handwerksbetriebe, darunter Dachdecker, Bauunternehmen und Maler. Mehrere Gewerbebetriebe, Bäcker, Metzger und Gemischtwaren sorgen für eine Grundversorgung der Einwohner. Auch im Bereich Gastronomie gibt es mehrere Angebote.

Öffentliche Einrichtungen

Die Gemeindebücherei bietet allen Bürgerinnen und Bürgern aus Weisel und der Region etwa 2000 Bücher, Audio-, Video- und Datenmedien, sowie Zeitschriften, zur Ausleihe. Die Bücherei ist im Rathaus untergebracht.

Persönlichkeiten

  • Christian Kappus, Mittelschullehrer, Sprachforscher, Ehrensenator der Universität Marburg (1882–1945)
  • Karl Dienst, Oberkirchenrat, Kirchenhistoriker (1930–2014)
  • Hiltraud Strunk geb. Schmelzeisen, Sprachwissenschaftlerin (*1938), aufgewachsen in Weisel
  • Günter Kern, Landrat, Staatssekretär (*1956)

Literatur

  •  Renate Knecht, Hermann Knecht, Theo Bernhard, Gemeinde Weisel (Hrsg.): Weisel eine historische Bilddokumentation. Gemeinde Weisel (Eigenverlag), Weisel 1985.
  •  Theo Dillenberger: „Der Krieg war für jeden die Hölle, der ihn miterleben musste...“. Die Notlandung eines amerikanischen B17-Bombers in Weisel 1945. In: Forschungsgruppe Weiseler Geschichte (Hrsg.): Weiseler Geschichte(n). Bd. 1, Forschungsgruppe Weiseler Geschichte (Eigenverlag), Weisel 2008.
  •  Forschungsgruppe Weiseler Geschichte (Hrsg.): „Hoschde, kannschde, willschde was“. Weiseler Mundart, Lieder und Gedichte. In: Weiseler Geschichte(n). Bd. 2, Forschungsgruppe Weiseler Geschichte (Eigenverlag), Weisel 2009 (mit Hör-CD).
  • Margit Göttert, Renate Knecht: Das Dorf Weisel. Geschichte der Häuser und ihrer Besitzer vom 17. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Mit 10 Karten und 1094 Abbildungen. Weiseler Geschichte(n) Bd. 3, Forschungsgruppe Weiseler Geschichte (Eigenverlag) Weisel 2012

Weblinks

Commons Commons: Weisel (Rhein-Lahn-Kreis) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

<references />