Osterspai


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Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Ortsgemeinde Osterspai
50.2455555555567.616111111111165Koordinaten: 50° 15′ N, 7° 37′ O{{#coordinates:50,245555555556|7,6161111111111|primary
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Basisdaten
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Rhein-Lahn-Kreis
Verbandsgemeinde: Loreley
Höhe: 65 m ü. NHN
Fläche: 13 km²
Einwohner: 1224 (31. Dez. 2014)<ref name="Metadaten Einwohnerzahl DE-RP">Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Anzahl der Einwohner in den Kommunen am 31. Dezember 2014; (Hilfe dazu).</ref>
Bevölkerungsdichte: 94 Einwohner je km²
Postleitzahl: 56340
Vorwahl: 02627
Kfz-Kennzeichen: EMS, DIZ, GOH
Gemeindeschlüssel: 07 1 41 108
Adresse der Verbandsverwaltung: Dolkstraße 3
56346 St. Goarshausen
Webpräsenz: www.osterspai.de
Ortsbürgermeister: Gerhard Böhm (CDU)
Lage der Ortsgemeinde Osterspai im Rhein-Lahn-Kreis

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Osterspai (früher auch Osterspey) ist eine Ortsgemeinde im Rhein-Lahn-Kreis in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Loreley an und liegt im UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal. Osterspai ist ein staatlich anerkannter Fremdenverkehrsort.<ref name="regionaldaten">Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Regionaldaten</ref>

Geographie

Nachbargemeinden

Nachbargemeinden sind Braubach und Filsen und auf der anderen Rheinseite Spay.

Geschichte

Über die Rheinhöhe von Lahnstein nach Lorch verlief eine Römerstraße mit Zuweg zum Rhein über den heutigen Ellig (elatio = zur Höhe hin). Eine römische Besiedlung des Rheinufers an dieser Stelle ist nicht nachgewiesen und es verlief keine römische Straße am Rhein.

1031 schenkte Kaiser Konrad II. dem Erzbischof von Trier, Poppo von Babenberg, die Grafschaft Marfels zwischen Lahn, Rhein, Wisper und Aar; das heutige Osterspai gehörte zu diesem Gebiet. Mit der Dagobert-Urkunde, die eine Fälschung darstellt, wollte Trier beweisen, dass das Gebiet um Speia dem Erzbistum schon im 7. Jahrhundert gehörte. Nach neueren Erkenntnissen bezog sich die Bezeichnung Speia jedoch nicht auf Osterspai.

Kurtrier konnte keinen Einfluss ausüben und Osterspai, das seit 1326 Stadtrechte hatte, war spätestens seit dieser Zeit ein selbständiges reichsunmittelbares Territorium unter der Führung eines Reichsritters. Reichsritter waren bis 1637 die Herren von Liebenstein über Kamp-Bornhofen, um die sich die Sage der Feindlichen Brüder rankt.

Am 31. Juli 1596 verstarb in Osterspai, wie auf seinem Grabmal in der Stiftskirche Sankt Arnual in Saarbrücken geschrieben steht, Franz-Friedrich von Liebenstein, der als Saarbrücker Stadthauptmann in den Diensten der Grafen von Nassau-Saarbrücken stand.

1637 starben die Liebensteiner aus und die Burg ging samt ihren Besitzungen an den Kurmainzer Kanzler Gerhard von Waldenburg über. Sein Nachfahre Karl Freiherr von Waldenburg ließ 1753 die erste Flurkarte für das Hoheitsgebiet Osterspai erstellen, in der auch die Grenzsteine der Gemarkung aufgeführt sind. Als dieser kinderlos starb, wurde Georg Ernst Ludwig von Preuschen von und zu Liebenstein, „fürstlich Oranien-Nassauer geheimer Rat und Regierungspräsident“ zu Dillenburg, 1783 durch das fürstliche Gesamthaus Nassau mit der reichsunmittelbaren Burg Liebenstein und Osterspai belehnt. Die Nachfahren von Preuschen bewohnen noch heute die Burg Osterspai.

Im Zuge der napoleonischen Neuordnung durch die Rheinbundakte wurde Osterspai im Jahre 1806 vom Herzogtum Nassau übernommen. Die Besitzergreifung erfolgte am 18. September 1807. Der Ort wurde dem Amt Braubach zugeordnet. Damit endete die Patrimonialgerichtsbarkeit der Brüder August und Georg Ernst Ludwig von Preuschen von und zu Liebenstein. In einem Schreiben vom 22./24. Oktober 1807 an die Regierung Ehrenbreitstein erkannten die Brüder die Souveränität Nassaus an, reklamierten aber die Patrimonialgerichtsbarkeit und Polizeitgewalt für sich. Erst mit Schreiben vom 23. März der Regierung des Herzogtums Nassau wurde eine endgültige Regelung getroffen. Die Brüder verzichten auf die Patrimonialgerichtsbarkeit und erhielten eine Entschädigungsrente von 398 Gulden jährlich.<ref>Harry Münzing: Die Mediatisierung der ehemaligen reichsunmittelbaren Standesherren und Reichsritter im Herzogtum Nassau. Diss, 1980, S. 123–124, 166</ref>

Nach der Annexion durch Preußen war der Ort von 1866 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges Teil der preußischen Provinz Hessen-Nassau und kam danach zum Land Rheinland-Pfalz. Die Gemeinde gehörte von 1972 bis 2012 der Verbandsgemeinde Braubach an.

Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es keine befestigte Rheinuferstraße. Die Ortsgeschichte dokumentiert, dass 1833 erstmals der Bauer Jakob Klein mit einem Pferdefuhrwerk über einen Fahrweg von Osterspai nach Braubach fuhr. Erst 1931 wurde die Rheinuferstraße in diesem Abschnitt asphaltiert.

Kirchliche Zuordnung

Die Gemeinde ist kirchlich dem Bistum Limburg (römisch-katholisch) bzw. der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Gemeinde Braubach zugeordnet.

Etymologie des Ortsnamens

Eine Dokumentationstafel am Rhein erklärt, der Name gehe auf niederländische Schiffer zurück, die bei ihren Fahrten stromabwärts gerufen haben sollen: We moeten naar Oosten bij. Gemeint war, dass Schiffer das rechte Rheinufer ansteuern sollten, um der Linksdrift der Strömung zwischen Filsen und Osterspai zu entkommen.

Jedoch muss es noch eine andere Erklärung geben, denn es bestand der Name Osterspai schon zu einer Zeit, als niederländische Schiffe an diesem Rheinabschnitt noch gar nicht vorbeikamen. Ob die Bezeichnung allerdings so alt ist, auf das keltische swa oder spa (= Mineralquelle, in diesem Fall vielleicht die Dinkholder Quelle) oder vielleicht auch spah (= spähen) zurückgeführt werden zu können, bleibt jeglichen Beweis schuldig. Neuere Forschungen suchen den etymologischen Ursprung des Ortsnamens im althochdeutschen spia (verwandt mit dem altniederländischen spoy - neuniederländisch spui = Wasserdurchlass / Schleuse). Bevor Mitte des 19. Jahrhunderts Stromregulierungsmaßnahmen vorgenommen und für die Schifffahrt störende Felsen im Flussbett beseitigt wurden, schäumte der Rhein zwischen Osterspai und dem linksrheinischen Niederspay sowie Oberspay kräftig an diesen Felsen und es bildete sich ein starker Sog durch schmale und tiefe Rinnen, durch die sich das Wasser durch"schleuste". Diese Stellen nannte man auch das Enge Thürchen. Es ist möglich, dass diese Etymologie für alle drei Spay-Orte am Rhein gilt, von denen Osterspai der östliche (einzige rechtsrheinische) ist.

Politik

Gemeinderat

Der Ortsgemeinderat in Osterspai besteht aus 16 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 25. Mai 2014 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzenden.

Die Sitzverteilung im Gemeinderat:<ref>Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2014, Stadt- und Gemeinderatswahlen</ref>

Wahl SPD CDU FBL Gesamt
2014 7 5 4 16 Sitze
2009 7 3 6 16 Sitze
2004 5 4 7 16 Sitze
  • FBL = Freie Bürgerliste Osterspai e.V.

Sport/Freizeit

Der größte Sportverein in Osterspai ist der VfL Osterspai 1920 e. V. Mit rund 550 Mitgliedern bietet er fast für jeden Sportler etwas. Aktuell werden die Sportarten Fußball, Tischtennis und Tennis angeboten. Es gibt noch kleinere Freizeitgruppen wie Volleyball, Kinderturnen, Jedermänner, Leichtathletik oder Aerobic.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Datei:Osterspai Hauptstrasse.JPG
Fachwerkensemble Hauptstraße 20, 18 und 16
Datei:Osterspai Kirche.JPG
Kirche St. Martin; über dem Ort Schloss Liebeneck

Sehenswürdigkeiten in Osterspai

Zu den Sehenswürdigkeiten gehören die katholische Pfarrkirche Sankt Martin und die im Zentrum des Ortes gelegene Burg Osterspai mit der ehemals dem St. Petrus geweihten Kapelle. Heute wird sie Jakobuskapelle genannt und beherbergt die Figur des Heiligen Jakobus von Compostela von Antonio Bernal Redondo aus Córdoba (Spanien).

St. Martin (Ersterwähnung 1076, die Turm-Untergeschosse sind noch romanisch) wurde 1620 im Dreißigjährigen Krieg zerstört und Ende des 17. Jahrhunderts wiederaufgebaut von Johann Philipp Boos von Waldeck. 1778/79 wurde das Kirchenschiff erneuert und 1837/38 der Kirchturm durch einen 8-eckigen Oberbau erhöht. Die Skulpturen der Innenausstattung sind barock (18. Jahrhundert), der Hochaltar frühklassizistisch.

Fachwerkhäuser, die überwiegend im 17. und 18. Jahrhundert entstanden, prägen das Ortsbild des Dorfes. Beispiele:

  • Altes Pfarrhaus (mittelalterlicher Vorläufer im Dreißigjährigen Krieg zerstört), 1689, mit Allianzwappen des Kirchen-Erneuerers Johann Philipp Boos von Waldeck
  • Hauptstraße 4 ("Haus Bender"), zweizonig mit Mansarddach (ehemalige Weinwirtschaft)
  • Gegenüber Rathaus: Eckbau mit massivem Untergeschoss und profiliertem Gesims, Obergeschoss, Giebel und Zwerchhaus (1619)
  • Nr. 16, Eckhaus Hauptstraße/Schnatzenstraße (1579) – auch Haus „Schnatz“ genannt – ist das auffälligste Gebäude von Osterspai. Sein Formenreichtum am Schnitzwerk der Traufseite (Andreaskreuze, Viertelkreisbögen, Maskenköpfe) ist im Ort sonst unerreicht. Zusammen mit Nr. 18 mit Mansarddach und doppelgeschossigem giebelgekröntem Erker, datiert 1739, sowie Nr. 20, einem einfachen Fachwerkbau ebenfalls mit Mansarddach, bildet es ein harmonisches Ensemble.
  • In der Breitenstraße Doppelhaus mit zwei Zwerchhäusern und verzierten Brüstungen.

Auf der Höhe über Osterspai liegt das Schloss Liebeneck.

Das Gebiet Auf der Schottel - ein ca. 2 km langer Streifen zwischen einer bei Niedrigwasser mit Osterspai verbundenen Steinmole und dem Rheinufer - wurde 1991 unter Naturschutz gestellt. Es dient zahlreichen Vogelarten - z. B. Tafelente, Zwergtaucher, Blässhuhn, Reiherente, Höckerschwan, Kormoran und Lachmöwe - als Rast- und Brutstätte sowie als Überwinterungsgebiet.

Siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Osterspai

Sehenswürdigkeiten in der Umgebung

Wirtschaft und Infrastruktur

Osterspai gehört zu den Gebieten am Mittelrhein, in denen die Reblaus Ende des 19. Jahrhunderts den Weinbau fast völlig vernichtete. Es gibt nur noch wenige Weingüter vor Ort, deren Anbaugebiete teilweise linksrheinisch im Bopparder Hamm liegen.

In weiten Teilen hat Osterspai auf Obstanbau - Apfel, Birne, Kirsche, Quitte, Pfirsich, Erdbeeren - umgestellt. Verkaufsstände an der Bundesstraße 42 bieten die lokalen Erzeugnisse an.

Wanderwege

Datei:Hexenköpfel.JPG
Osterspai mit Schottel, gesehen vom Rheinsteig (Aussichtspunkt Hexenköpfel)

Der Ort bietet einen guten Zugang zum Rheinhöhenweg, Rheinburgenweg und dem Rheinsteig, sowohl in nördlicher Richtung (Marksburg, Braubach) als auch in südlicher Richtung (Kestert, St. Goarshausen). Der Zugang liegt am Bahnhof. Markante Orientierungspunkte auf dem Rheinsteig im Osterspaier Wald sind

  • ein Kruzifix vor einem Wasserbehälter von 1943.
  • der Hexenbrunnen und das Hexenköpfel, ein Aussichtspunkt mit Rastplatz über Osterspai und den Rhein mit Schottel, Bopparder Hamm und Jakobsbergerhof.
  • ein Marienbildstock und eine kleine Kapelle am Rheinberg (152 m).
  • das Heiligenbachtal mit Schieferfelsformationen und ein alter Steinbruch an der Kipplei.
  • der Rastplatz Wasenbachtal (Wegkreuzung), Gründlingtal, Trockenmauern aufgegebener Weinberge und Aussichtspunkt Grendling (Rheinschleife bis Osterspai) sowie
  • der Aussichtspunkt Dinkholder Berg (282 m, Steilaufstieg, Blick auf den Rhein aufwärts über Osterspai und Schottel bis Bopparder Hamm sowie abwärts über Spay bis Schloss Stolzenfels, Marksburg, Braubach und Lahnstein). Abwärts führt von dort das Dinkholder Bachtal vorbei am Sauerborn (einem eisen- und kohlesäurehaltigen Mineralbrunnen - heute kein Trinkwasser mehr) zur Dinkholder Mühle (Fachwerkbau mit Erker von 1675) unmittelbar vor der Bahnlinie am Rhein.

Der Jakobsweg Rhein-Lahn führt durch das Dorf, genauer gesagt der Rhein-Camino, ein Pilgerweg nach Santiago de Compostela.

Literatur

  • Karl Bender: Ortsgeschichte Osterspai. 1. Auflage. Osterspai 1993, OCLC 180600196.
Dokumente

Weblinks

Commons Commons: Osterspai – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

<references />