Krim


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Krim
Satellitenbild der Halbinsel Krim
Gewässer 1 Schwarzes Meer
Gewässer 2 Asowsches Meer

Geographische Lage

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Fläche 26.844 km²

Die Krim (ukrainisch Крим/Krym; russisch Крым/Krym; krimtatarisch Qırım, auch unter dem antiken Namen Tauris bekannt) ist eine Halbinsel im nördlichen Schwarzen Meer. Die Krim hat eine Fläche von 26.844 Quadratkilometern<ref>w1.c1.rada.gov.ua</ref><ref>w1.c1.rada.gov.ua</ref> und 2.353.100 Einwohner (1. Januar 2014).<ref>Population as of January 1, 2014. Average annual populations 2013. In: State Statistics Service of Ukraine. Abgerufen am 25. März 2014 (english).</ref>

Seit der Erklärung der Unabhängigkeit von der Ukraine Ende Februar 2014 und einem international nicht anerkannten Referendum über ihren Status im Verlauf der Krimkrise ist die völkerrechtliche Zugehörigkeit der Halbinsel umstritten. Russland, das die faktische Kontrolle über die Krim ausübt, sieht sie – wie vier weitere Staaten – seither als eigenen Föderationskreis, während die Ukraine und die Mehrheit der internationalen Gemeinschaft<ref>Vgl. Andreas von Arnauld, Völkerrecht, 2. Aufl. 2014, S. 26, Anm. 11.</ref> die Krim weiterhin als eine autonome Republik und Bestandteil des ukrainischen Staatsgebiets betrachten.

Geographie

Die Krim ist die größte Halbinsel des Schwarzen Meeres. Sie ist im Westen und Süden vom Schwarzen Meer und im Osten vom Asowschen Meer umgeben. Im Norden ist die Halbinsel durch den Sywasch, ein großflächiges System flacher Buchten im Westen des Asowschen Meeres, mit dem Festland verbunden. Die Landenge von Perekop stellt eine durchgehende Landverbindung zum ukrainischen Festland her. Im Osten grenzt die Krim mit der Halbinsel Kertsch an die Straße von Kertsch, an deren gegenüberliegendem Ufer die zur russischen Region Krasnodar gehörende Halbinsel Taman liegt.

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Feodossija

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Jalta

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Jewpatorija

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Kertsch

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Sewastopol

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Simferopol
Reliefkarte mit den größten Städten der Krim

Der Nordteil der Halbinsel ist flach bis sanftwellig und bildet eine Steppenlandschaft aus, die über den Nord-Krim-Kanal mit Wasser aus dem Dnepr bewässert wird.

Im Süden der Halbinsel liegt das Krimgebirge, das nicht nur ein geographisches Hindernis darstellt, sondern auch eine Wetter- und Klimascheide ist. Während nördlich der Berge eher gemäßigte Klimabedingungen herrschen und vor allem die Winter deutlich kälter sind, herrscht südlich des Krimgebirges mediterranes Klima, in dem Südfrüchte und auch Weinstöcke gut gedeihen.

Die höchsten Erhebungen des Krimgebirges sind der Roman Kosch (1545 m), der Tschatyrdag (1527 m) und der Lapata (1406 m). Hier bilden sich zahlreiche Flüsse wie die Alma, der Belbek, die Tschorna und die zwei Quellflüsse des Salhyr, des mit 232 Kilometer längsten Flusses der Krim. Der Utschan-Su-Wasserfall ist der höchste Wasserfall im Krimgebirge.

Eine weitere Besonderheit ist die Arabat-Nehrung, die das Asowsche Meer vom Sywasch trennt. Die Nehrung liegt zwischen der Stadt Henitschesk, Ukraine, im Norden und der Nordostküste der Halbinsel Krim im Süden. Die Arabat-Nehrung ist 112 km lang und 270 m bis 8 km breit. Ihre Fläche beträgt 395 km², die durchschnittliche Breite ist 3,5 km.

Geschichte

Die Bezeichnung der Krim leitet sich eventuell vom mongolisch-tatarischen kerim „Festung“ oder vom krimtatarischen qrım „Felsen“ ab, möglicherweise aber auch vom antiken Volk der Kimmerier, die an der Krim lebten und von den Griechen erwähnt werden. Eine nach modernen Kategorien indigene Bevölkerung gab es nicht. Die Krim wurde einst von Kimmerern und Taurern bewohnt. Gleichzeitig mit den Griechen stießen die Skythen auf die Krim vor. Später stand das Gebiet unter römischer, gotischer, sarmatischer, byzantinischer, hunnischer, chasarischer, kyptschakischer, mongolisch-tatarischer, venezianischer, genuesischer und osmanischer Herrschaft und wurde schließlich Teil des Russischen Kaiserreichs.

Altertum und Mittelalter

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Die Ruinen der antiken Stadt Chersonesos, die heute zu Sewastopol gehören, mit der Wladimirkathedrale im Hintergrund. Die Ausgrabungen von Chersones zählen zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Krim. Seit 2013 zählt die antike Stadt Chersones von Tauria zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Im Altertum war die Krim zunächst von Kimmerern und Taurern bewohnt. Als die Griechen mit den Städtegründungen begannen, stießen sie auf Skythen, die im späten 8. Jahrhundert v. Chr. in das nördliche Schwarzmeergebiet eingewandert waren. Für die Griechen war die Krim als Handelskontakt mit kornreichen Gegenden von Interesse. Aus den Städten entwickelte sich das Bosporanische Reich. Die Griechen gaben der Halbinsel den Namen Chersónesos Tauriké (Taurische Halbinsel) nach dem dort ansässigen Stamm der Taurer. Die wichtigste Stadt hieß Chersonesos, eine griechische Polis am Rand des heutigen Sewastopol (für die griechische Kolonisierung, siehe dort).

Im 1. Jahrhundert v. Chr. geriet die Krim wie alle Teile der griechischen Welt unter römischen Einfluss, sie wurde aber nicht als römische Provinz organisiert. Das Bosporanische Reich bestand weiterhin, ebenso wie die nominell unabhängige griechische Polis Chersonesos. Im 3. Jahrhundert n. Chr. erschienen im Vorfeld der sogenannten Völkerwanderung Goten auf der Krim (wobei heute umstritten ist, ob dieses Volk tatsächlich einwanderte oder sich durch Ethnogenese erst hier bildete). Krimgoten sind zum Teil bis ins 16. Jahrhundert nachweisbar. Noch bis ins 15. Jahrhundert hinein gaben sie der Region ihren Namen, die von den Italienern als Gotia bezeichnet wurde. Ihnen folgten ab dem 5. Jahrhundert zunächst die europäischen Hunnen, im Frühmittelalter dann nacheinander die Chasaren, Kumanen und Tataren.

Im Mittelalter war daher die Bezeichnung Chasarische Halbinsel oder Gazaria für die Region üblich.

Datei:Chersonesos Bell.jpg
Die Nebelglocke von Chersones, das Symbol von Sewastopol, wurde 1778 aus türkischen Kanonen gegossen, die im Russisch-Türkischen Krieg erbeutet wurden, und hing einst in der St. Nicholas-Kirche in Taganrog. Als der Marinestützpunkt inklusive der Schwarzmeerflotte nach Sewastopol verlegt wurde, kam auch die Glocke in die neu erbaute St. Nicholas-Kirche. Im Krimkrieg wurde sie von den Franzosen erbeutet und schlug kurzzeitig in der Kathedrale Notre-Dame de Paris. 1913 wurde sie an das Kloster von Chersones zurückgegeben, das 1925 geschlossen wurde, hängt seitdem an ihrem Platz und warnte bei Nebel ankommende Schiffe.

Im 13. Jahrhundert verfügten die Mongolen der Goldenen Horde, zu deren damaligem Einflussbereich die Halbinsel gehörte, über weitreichende Handelsbeziehungen. Besonders der Handel über die Krim nach Ägypten war ausgeprägt und kann nur noch mit den Handelsbeziehungen der Mongolen zu den Italienern, hier vor allem Genua und Venedig, verglichen werden. Diese fungierten vielfach als Zwischenhändler und Transporteure des Handels nach Ägypten. Eines der Haupthandelsgüter dieser Route waren Sklaven, während in Richtung Europa neben diesen vor allem Getreide, Gewürze und Fellerzeugnisse exportiert wurden. Grundlage für diese große wirtschaftliche Rolle der Krim war die strategisch günstige Position nahe dem nördlichen Ende der Seidenstraße („mongolische Route“). Ernsthafte Konkurrenz für die Hafenstädte der Krim stellte lediglich der venezianisch kontrollierte Hafen Tana an der Don-Mündung dar.

Die politische Geschichte der Krim im späten Mittelalter ist geprägt von den Auseinandersetzungen und Konkurrenzkämpfen der verschiedenen christlichen Mächte (Genua, Venedig, Byzanz) untereinander sowie den oft problematischen Beziehungen zwischen diesen und der Goldenen Horde respektive dem expandierenden Osmanischen Reich, in dessen Hände die Krim im Verlauf des 15. Jahrhunderts schließlich vollständig fiel. Die bis dahin den Handel dominierenden Italiener wurden nach Konstantinopel und Pera deportiert.

Khanat der Krimtataren

Hauptartikel: Khanat der Krim

Im Zuge von Auflösungserscheinungen der Goldenen Horde entstand um 1430 auf der Krim das Krim-Khanat unter der Herrschaft einer Nebenlinie der Mongolenkhane mit der Hauptstadt Bachtschyssaraj, das weite Teile der heutigen Ukraine unter seine Kontrolle brachte. Bereits 1475 fiel es zwar unter osmanische Kontrolle, behielt jedoch ein gewisses Maß an Autonomie. 1502 besiegten die Krimtataren den letzten Khan der Goldenen Horde, was die russische Eroberung Kasans (1552) und Astrachans (1556) förderte. Die Krimtataren unternahmen häufige Raubzüge in das ukrainische Binnenland und nach Russland und machten viele Gefangene, die sie als Sklaven in den Orient verkauften. 1571 drangen sie bis nach Moskau vor und setzten es in Brand, wurden aber im folgenden Jahr in der Schlacht bei Molodi vernichtend geschlagen. Das Krimkhanat beteiligte sich an zahlreichen militärischen Konflikten in Ost- und Mitteleuropa. Die von den Steppenreitern ausgehende ständige Gefahr zwang Russland zur langjährigen Unterhaltung einer aufwändigen und kostspieligen Verhaulinie, um sich – auch mit Hilfe der Kosaken – gegen die Tataren zu verteidigen. Zu den ersten russischen Versuchen, auf die Krim vorzudringen, zählten die Krimfeldzüge in der Regierungszeit von Sofia Alexejewna. Im Russisch-Österreichischen Türkenkrieg verwüstete der deutschstämmige Generalfeldmarschall Burkhard Christoph von Münnich im Dienste der Kaiserin Anna 1736 erstmals die Krim.

Russisches Kaiserreich

Bis zum Russisch-Türkischen Krieg (1768–1774) war das Khanat der Krim ein Vasallenstaat des Osmanischen Reichs. Mit Hilfe des Russischen Kaiserreichs gelang die Loslösung, die Osmanen mussten im Frieden von Küçük Kaynarca 1774 die „Unabhängigkeit“ der Krim anerkennen, worauf jedoch gleichzeitig eine schleichende Russifizierung folgte. Viele Krimtataren flohen auf das Gebiet der heutigen Türkei. Unter Grigori Potjomkin 1783 kam die Krim durch Annexion endgültig unter russische Herrschaft: Am 8. April 1783 wurde sie formell von Katharina II. „von nun an und für alle Zeiten“ als russisch deklariert. Dies wurde vom Osmanischen Reich jedoch erst mit dem Vertrag von Jassy am 6. Januar 1792 anerkannt. Administrativ unterstand die Krim dem Gouvernement Taurien (russ. Таврическая губерния), zu dem auch ein Teil der östlichen Festlandküste bis zum unteren Dnepr gehörte. „Taurien“ sollte als neuer Name der Krim etabliert werden, setzte sich jedoch nicht durch.

Nach der Eingliederung wurden Kolonisten angeworben, darunter Deutsche, Italiener, Griechen, Bulgaren, Balten und Russen. Letztere waren vorwiegend entlassene Soldaten oder Saporoger Kosaken. Die tatarischen Bauern, die 96 % der tatarischen Bevölkerung ausmachten, wurden in die unfruchtbaren Gebiete im Inneren der Krim zurückgedrängt. Große Teile der fruchtbaren Gebiete wurden ab 1784 unter der Führung von Potjomkin an Landjunker verteilt. Als Folge dieser Politik kam es zu einem vermehrten Fortzug der Tataren ins Osmanische Reich, insgesamt verließen 100.000 Menschen die Krim.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde unter der Leitung des Admirals Michail Lasarew Sewastopol zum Hauptstützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte ausgebaut. Von 1853 bis 1856 war die Krim und vor allem Sewastopol Schauplatz des Krimkriegs. Teile der Halbinsel wurden während dieser Zeit vorübergehend von alliierten Truppen (Frankreich und Großbritannien an der Seite des Osmanischen Reiches, ab 1855 noch das Königreich Sardinien) besetzt. Während des und nach dem Krimkrieg kam es zu einer erneuten Massenflucht. Das Turkvolk der Tataren sympathisierte traditionell mit dem Osmanischen Reich und fürchtete sich vor weiteren Repressalien der Russen. In den 1870er und 1880er Jahren folgten weitere Emigrationsbewegungen, sodass die Tataren gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf der Krim nur noch eine Minderheit von etwa 187.000 Menschen darstellten.

Am 29. Oktober 1914 wurde Sewastopol von deutschen, unter türkischer Flagge fahrenden Kriegsschiffen beschossen. Dieser Angriff (sowie der auf Odessa) führte zum Kriegseintritt Russlands gegen das Osmanische Reich.

Im Dezember 1917 wurde nach der Oktoberrevolution auf der Krim von den Krimtataren die Volksrepublik Krim ausgerufen, der erste Versuch einer säkular-demokratischen Ordnung in der islamischen Welt. Sie wurde nach einigen Monaten im Januar 1918 von den Bolschewiki zerschlagen und durch die Taurische Sowjetische Sozialistische Republik (russisch: Советская Социалистическая Республика Тавриды) ersetzt. Diese hielt nur einige Wochen, bis Truppen der ukrainischen Volksrepublik in die Krim einmarschierten.

Zwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg

Im Russischen Bürgerkrieg hielten Weiße Garden die Krim besetzt. Nach der Niederlage Wrangels marschierte die Rote Armee ein, und 1921 wurde die Krim zur Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik (ASSR) innerhalb Sowjetrusslands ausgerufen. Sie blieb somit vom Festland, der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik, verwaltungstechnisch getrennt.

Am 18. Juli 1941, noch vor Eintreffen der Verbände der deutschen Wehrmacht, ließ Stalin aus Furcht vor einer Kollaboration mit dem Deutschen Reich fast 53.000 Krimdeutsche „auf ewige Zeiten“ vertreiben. In aller Eile mussten sie das Nötigste zusammenpacken und wurden, zusammengepfercht in Viehwaggons, hauptsächlich nach Kasachstan transportiert. Viele starben schon an den Strapazen der tagelangen Fahrt.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Krim nach heftigen Kämpfen um Sewastopol von 1942 bis 1944 durch die Wehrmacht besetzt. Sie sollte mit Bezug auf die germanischen Krimgoten als Gotengau annektiert und mit Südtirolern (vgl. Option in Südtirol) besiedelt werden, wozu es infolge des Kriegsverlaufs allerdings niemals kam.<ref>Berthold Seewald: Raum für Südtiroler – Hitlers Sturm auf die Krim. (Memento vom 28. Februar 2014 im Internet Archive) Die Welt, 2. Juli 2012, abgerufen am 6. März 2014.</ref> Tausende sowjetische Soldaten und Zivilisten leisteten noch bis in den Spätherbst 1942 erbitterten Widerstand gegen die Wehrmacht in den Katakomben von Adschimuschkai.

Nach der Schlacht um die Krim wurden am 18. Mai 1944 auf Stalins Befehl hin 181.000 Krimtataren wegen ihrer umfangreichen Kollaboration mit den Deutschen (zahlreiche Krimtataren waren aber auch Soldaten der Roten Armee) nach Zentralasien deportiert. Bei dem Transport in Viehwaggons kam etwa die Hälfte der Krimtataren um.
Ihnen folgten 14.500 Griechen, 12.000 Bulgaren, 11.300 Armenier und rund 2.000 Italiener.<ref>Dante Corneli: Elenco delle vittime italiane dello stalinismo (dalla lettera A alla L), Tipografia Ferrante, Tivoli, 1981.</ref> An die Massendeportation der Volksdeutschen, Tataren, Griechen, Bulgaren und Armenier erinnert das Denkmal „gegen Grausamkeit und Gewalt“ am Bahnhof von Kertsch. Vergessen wurden dabei die Italiener, die seit 1820 in Kertsch lebten.
Stalin hob die Autonomie der Krim innerhalb der Sowjetunion auf.

Auf der Krim fand im Februar 1945 die entscheidende Konferenz von Jalta der Alliierten vor Ende des Zweiten Weltkrieges statt.

Nachkriegszeit

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Beschluss des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR (1954)

Die Krim war nach 1946 acht Jahre lang zunächst eine Oblast innerhalb der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (RSFSR).

Nachdem Nikita Chruschtschow sowjetischer Parteichef geworden war, wurde die Krim 1954 an die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik angegliedert. Anlass war das 300-jährige Jubiläum des Vertrags von Perejaslaw von 1654, in dessen Rahmen sich der von Polen bedrängte ukrainische Kosakenstaat dem Schutz des russischen Zaren unterstellt hatte. Zudem waren die Lebensbedingungen auf der Krim mit der im Vergleich zur Vorkriegsbevölkerung halbierten Bevölkerung schlecht und es zogen Glücksritter mit kriminellem Hintergrund ins Gebiet; die administrative Unterstellung unter die Verwaltung der nahen Ukraine sollte dieses Problem entschärfen.<ref>Administrative Unterstellung unter die Ukraine zur Kontrollierbarkeit Die Welt, 2. April 2014.</ref>

Der Sohn Nikita Chruschtschows, Sergei Chruschtschow (in den USA lebender Raumfahrtingenieur und Politologe), vertritt die Meinung, dass die Abgabe der Krim an die Ukraine aus rein ökonomischen, nicht aus politischen, moralischen oder ethnischen Gründen erfolgt sei. Zur damaligen Zeit seien Schifffahrtskanäle von der Wolga zur Krim und ins Donezbecken geplant worden, und es sei planerisch klüger gewesen, nur eine statt zwei Sowjetrepubliken (Russische Föderative und die Ukrainische Republik) mit diesen Vorhaben zu befassen. Für Nikita Chruschtschow war es nicht denkbar, dass die Sowjetunion je auseinanderbrechen und so zwischen Russland und der Ukraine eine Staatsgrenze verlaufen könnte.<ref>Ivan Drábek: Die Krim zurückgeben? Freiwillig kaum. Pravda (Slowakei), 24. Februar 2014, abgerufen am 26. Februar 2014.</ref>

1967 wurden die Krimtataren offiziell rehabilitiert, zehn Jahre später als die übrigen deportierten Völker. Erst ab 1988 durften sie auf die Krim zurückkehren.

Abspaltung von der Sowjetunion

Anleitung: Neutraler Standpunkt Die Neutralität dieses Artikels oder Abschnitts ist umstritten. Eine Begründung steht auf der Diskussionsseite. Weitere Informationen erhältst du hier.
Datei:Krim 2014 de.svg
Karte der Halbinsel Krim

Am 20. Januar 1991 sprachen sich 93 Prozent der Krimbewohner in einem Referendum für die „Wiederbegründung der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik der Krim (ASSK) als Subjekt der UdSSR und Teilnehmer des Unionsvertrages“ aus.<ref>Maria Drohobycky: Crimea: Dynamics, Challenges and Prospects, 1995, American Association for the Advancement of Science, ISBN 0819199540 S. 108.</ref>

Der Oberste Sowjet der Ukraine bestätigte in einer Entscheidung am 12. Februar 1991 die Gründung einer ASSK, verkündete dabei aber die „Wiederbegründung der ASSK im Bestand der Ukrainischen SSR“. Ein Konstrukt ASSK hatte jedoch zuvor nie innerhalb einer Ukrainischen SSR existiert, so dass die Entscheidung juristisch fehlerhaft war. Man nahm es jedoch so am 6. Juni 1991 in die Verfassung der ASSK auf und machte es so rechtsgültig.<ref>Maria Drohobycky: Crimea: Dynamics, Challenges and Prospects, 1995, American Association for the Advancement of Science, ISBN 0819199540 S. 40 und 41.</ref>

Die Ukrainische SSR selbst erklärte sich dann am 24. August 1991 in den bestehenden Grenzen, also einschließlich der Krim, für unabhängig. Beim folgenden Referendum über die staatliche Unabhängigkeit der Ukraine im Dezember 1991 stimmten 54 Prozent der Wähler in der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik der Krim mit „Ja“.<ref>Ukraine-Analysen 12/06, S. 2 (PDF; 199 kB), abgerufen am 6. März 2014.</ref> Anfangs konnte Kiew die Herrschaft über die Krim nur mühsam durchsetzen. Lediglich mit erheblichem politischem Druck konnte ein Referendum über die Unabhängigkeit der Krim verhindert werden. Als Kompromiss wurde 1992 das Gebiet zur Autonomen Republik Krim innerhalb des ukrainischen Staates erklärt. Sie erhielt Hoheitsrechte in Finanzen, Verwaltung und Recht. In der Verfassung der Autonomen Republik Krim von 1998 sind Ukrainisch, Russisch und Krimtatarisch als Sprachen festgelegt.

Im „Budapester Memorandum“ vom 5. Dezember 1994 verpflichteten sich im Rahmen der in Budapest stattfindenden KSZE-Konferenz Russland, Großbritannien und die Vereinigten Staaten in drei getrennten Erklärungen jeweils gegenüber der Ukraine, Kasachstan und Weißrussland, als Gegenleistung für einen Nuklearwaffenverzicht die Souveränität und die bestehenden Grenzen der Länder (Art. 1) sowie deren politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit zu achten (Art. 2 f.) und im Falle eines nuklearen Angriffs auf die Länder unmittelbar Maßnahmen des UN-Sicherheitsrates zu veranlassen (Art. 4).

Mit der Unabhängigkeit der Ukraine kam es mit der Russischen Föderation zum Streit über die Schwarzmeerflotte und ihren Heimathafen Sewastopol. Neben ihrer Bedeutung als wichtiger Flottenstützpunkt der ehemaligen Sowjetunion gilt die Stadt zudem als nationales Symbol, u. a. wegen ihrer Rolle im Krimkrieg und im Zweiten Weltkrieg. Im Juli 1993 erklärte das russische Parlament Sewastopol zur russischen Stadt auf fremdem Territorium nach dem Vorbild von Gibraltar. Erst der Vertrag vom Mai 1997 regelte die Aufteilung der Flotte und den Verbleib der russischen Marine auf der Krim bis 2017, womit sich die Situation entspannte. Russland pachtete den größeren Teil Sewastopols auf zwanzig Jahre. Im bewaffneten Konflikt zwischen Georgien und Russland 2008 stellte sich die Ukraine unter dem damaligen Präsidenten Wiktor Juschtschenko auf die Seite von Georgien und drohte, den Stationierungsvertrag mit Russland nicht zu verlängern. Dies geschah dann aber 2010 unter Präsident Wiktor Janukowytsch, der den Pachtvertrag bis 2042 ausdehnte. Im Gegenzug sicherte Russland der Ukraine vergünstigte Erdgaslieferungen zu.<ref>Julian Mertens: Ukraine: Eier und Nebelbomben im Parlament. Deutsche Welle, 27. April 2010, abgerufen am 6. März 2014.</ref> Die Schiffe der russischen Schwarzmeerflotte lagen im Hafen von Sewastopol neben jenen der ukrainischen Flotte. Anfang 2014 verstärkte Russland die auf der Krim stationierten Soldaten.<ref>FAZ: Moskau schickt mehr Soldaten auf die Krim</ref>

Krimkrise und Anschluss an Russland

Hauptartikel: Krimkrise

Als 2008 ein NATO-Beitritt Georgiens diskutiert wurde, soll US-amerikanischen Berichten zufolge<ref>Stephen Blank: Russia versus NATO in the CIS, veröffentlicht von Radio Free Europe am 14. Mai 2008, abgerufen am 23. Juni 2015.</ref> Putin im NATO-Russland-Rat davon gesprochen haben, dass bei einem NATO-Beitritt der Ukraine die Krim und die Ostukraine von der Ukraine abgelöst und an Russland angegliedert werden könnten.<ref>Hannes Adomeit: Russische Militär- und Sicherheitspolitik, in: Heiko Pleines, Hans-Henning Schröder (Hrsg.), Länderbericht Russland, Bundeszentrale für politische Bildung/bpb, Bonn 2010, ISBN 978-3-8389-0066-7, S. 269.</ref> Nach der politischen Unsicherheit in der Ukraine im Zuge des Euromaidans kam es im Februar 2014 zum Wiederaufleben separatistischer Bestrebungen, dies unter Zuhilfenahme russischer Agitatoren. Nachdem bewaffnete Kräfte Ende Februar das Regionalparlament besetzt hatten, riegelten sie das Gebäude ab und ließen nur eine Auswahl von Sergei Aksjonow eingeladenen Abgeordneten das Gebäude betreten. Wie viele Abgeordnete von Aksjonow zur Sitzung zugelassen wurden, ist unklar, die Agenturberichte stimmen nicht überein. In nichtöffentlicher Sitzung wurde Aksjonow dann zum neuen Ministerpräsidenten bestimmt sowie die Durchführung eines Referendums über die Abspaltung der Krim von der Ukraine und später die Gründung der Republik Krim beschlossen. Während dieser Sitzung befanden sich bewaffnete Kräfte in den Flügeln des Gebäudes.<ref>Simon Schuster "Putin’s Man in Crimea Is Ukraine’s Worst Nightmare" Time vom 10. März 2014.</ref>

Abspaltung und Referendum sind auf internationaler Ebene mehrheitlich nicht anerkannt. In Deutschland, Österreich und der Schweiz wird in der öffentlichen Darstellung überwiegend der Begriff Annexion verwendet.<ref>Claus Kreß, Christian Tams: Wider die normative Kraft des Faktischen Die Krim-Krise aus völkerrechtlicher Sicht. In: Internationale Politik 3, Mai/Juni 2014, S. 16–19.</ref><ref>Andreas Kappeler: Kleine Geschichte der Ukraine. Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-67019-0, S. 351.</ref><ref>Urs Saxer: Der Krim-Konflikt und das Völkerrecht. In: NZZ. 18. März 2014, abgerufen am 24. Juni 2015.</ref> In Ausnahmen wird auch mit dem Begriff Sezession argumentiert.<ref>Völkerrecht: Ukraine, Krim, Russland – Annexion oder Sezession? Karl Albrecht Schachtschneider, 17. Dezember 2014, abgerufen am 24. Juni 2015.</ref><ref>Reinhard Merkel: Die Krim und das Völkerrecht: Kühle Ironie der Geschichte. In: FAZ. 7. April 2014, abgerufen am 29. Oktober 2014.</ref> In der russischen öffentlichen Darstellung wird von einer (Wieder-)Vereinigung der Krim mit Russland gesprochen (воссоединение, присоединение), dabei beruft man sich auf das im Völkerrecht verankerte Selbstbestimmungsrecht.

In dem am 16. März 2014 durchgeführten Referendum über den Status der Krim sprachen sich nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti 96,77 % der Abstimmenden für einen Anschluss an Russland aus; die Wahlbeteiligung habe 83,1 % betragen.<ref>Krim-Referendum: 96,77 Prozent stimmen für Wiedervereinigung mit Russland – Endergebnis. In: RIA Novosti. 17. März 2014, abgerufen am 17. März 2014.</ref> Laut einem Ende April 2014 veröffentlichten Bericht des Menschenrechtsrats beim russischen Präsidenten hätten hingegen „[n]ach manchen Angaben […] 50 bis 60 % der Stimmbürger für den Anschluss gestimmt, bei einer Wahlbeteiligung von 30 bis 50 %.“<ref>Christian Weisflog: Krim-Referendum stark gefälscht. In: Neue Zürcher Zeitung. 5. Mai 2014, abgerufen am 5. Mai 2014.</ref> Hierbei handelte es sich jedoch um eine kleine Delegation von als oppositionell bekannten Menschenrechtsaktivisten wie Swetlana Gannuschkina, deren Erhebungsmethoden nicht näher beschrieben wurden.

Am 18. März informierte der russische Präsident, Wladimir Putin, die Öffentlichkeit über das Beitrittsgesuch der Republik Krim zur Russischen Föderation. Noch am selben Tag unterzeichnete Putin zusammen mit dem Ministerpräsidenten der Republik Krim Sergej Aksjonow, dem Parlamentsvorsitzenden Wladimir Konstantinow sowie dem Vorsitzenden des Koordinationsrates zur Organisation der Stadtverwaltung von Sewastopol, Alexei Tschaly, einen Beitrittsvertrag der Krim zu Russland und kündigte an, es werde zwei neue Föderationssubjekte geben.<ref>Chronik politischer und gesellschaftlicher Ereignisse in Russland im Jahre 2014. In: länder-analysen.de. Die Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde und die Forschungsstelle Osteuropa, S. 25–29, abgerufen am 8. November 2014 (PDF).</ref><ref name="bpb">Chronik: 13. bis 27. März 2014. In: Bundeszentrale für politische Bildung. 31. März 2014, abgerufen am 8. November 2014 (Auszug aus der vorherigen Quelle).</ref><ref>Chronologie der Krim-Krise. Umstrittene Halbinsel. In: Süddeutsche Zeitung. 7. April 2014, S. 20, abgerufen am 8. November 2014.</ref><ref>Rede vor dem Parlament:. Putin besiegelt Krim-Annexion. In: Spiegel Online. 18. März 2014, abgerufen am 8. November 2014.</ref><ref>Putin benachrichtigt Regierung und Parlament über Beitrittsgesuch der Krim. In: Stimme Russlands. 18. März 2014, abgerufen am 8. November 2014.</ref><ref>Will Englund: Kremlin says Crimea is now officially part of Russia after treaty signing, Putin speech. In: Washington Post. 18. März 2014, abgerufen am 8. November 2014 (english).</ref><ref>Putin okays draft treaty to make Crimea part of Russia. In: Jerusalem Post. 18. März 2014, abgerufen am 8. November 2014 (english).</ref><ref>Address by President of the Russian Federation. In: kremlin.ru. Russische Präsidialverwaltung, 18. März 2014, abgerufen am 8. November 2014 (русский, Offizielle englische Übersetzung der Rede Wladimir Putins vom 18. März 2014).</ref>

Nach Ratifizierung des Vertrages durch die russische Duma und den russischen Föderationsrat und nach Erklärung des Verfassungsgerichts der Russischen Föderation über die Rechtmäßigkeit des Eingliederungsvertrages zwischen der Russischen Föderation und der Republik Krim unterschrieb der russische Föderationspräsident Wladimir Putin am 21. März 2014 das verfassungsändernde Gesetz zur Aufnahme der Krim als Föderationssubjekte Republik Krim und Stadt föderalen Ranges Sewastopol in die Russische Föderation.<ref>Verlautbarung des Kremls vom 21. März 2014, „Laws on admitting Crimea and Sevastopol to the Russian Federation“, vorgefunden auf http://eng.kremlin.ru/news/6912, abgerufen am 22. März 2014.</ref><ref>Verlautbarung des Kremls vom 19. März 2014, „Agreement on the Accession of the Republic of Crimea to the Russian Federation submitted to State Duma for ratification“, vorgefunden auf http://eng.kremlin.ru/acts/6903</ref>

In einer völkerrechtlich nicht bindenden Resolution vom 24. März 2014 bezeichnete eine absolute Mehrheit von 100 Staaten der UNO-Vollversammlung, der 193 Mitgliedsstaaten angehören, das Referendum auf der Krim als ungültig. 58 Staaten enthielten sich, elf stimmten gegen die Resolution,<ref>UN News Centre: Backing Ukraine’s territorial integrity, UN Assembly declares Crimea referendum invalid, 27. März 2014.</ref> darunter Syrien, Nordkorea und Kuba.<ref name="un" /><ref name="spiegel" /> Russland habe aggressive Lobbyarbeit gegen die Resolution betrieben, die Zahl der Ja-Stimmen sei danach überraschend hoch ausgefallen. Russland hatte dem Westen seinerseits „wirtschaftlichen Druck und Erpressung zahlreicher Staaten“ bei der Abstimmung vorgeworfen.<ref>Reuters.com, 28. März 2014, abgerufen am 7. November 2014.</ref>

Krimtataren und ukrainische Aktivisten hatten schon monatelang das Kappen der Stromversorgung der Krim gefordert, als in den Nächten zum 20. und 22. November durch Sprengung von Strommasten mehrere essentielle Freileitungen knapp nördlich der Krim ihre im Wesentlichen von der Ukraine her erfolgende Versorgung mit elektrischer Energie unterbrochen wurde. Auf der Krim wurde wegen Strommangels der Notstand ausgerufen.<ref>http://orf.at/stories/2310912/2310913/ Komplette Krim ohne Strom. „Strommasten gesprengt“ orf.at, 22. November 2015, abgerufen 22. November 2015.</ref><ref>Kein Strom auf der Krim, FAZ 22. November 2015, abgerufen 2. Dezember 2015.</ref> Putin schaltete am 2. Dezember 2015 persönlich in Simferopol die alternative Stromlieferung über ein Seekabel von der nahen russischen Halbinsel Taman her ein. Zudem gab er bekannt, dass rund 100 km Hochspannungsleitungen gebaut worden sind.<ref>http://orf.at/#/stories/2312628/ Putin schaltet Strom auf Krim frei, orf.at 2. Dezember 2015, abgerufen 2. Dezember 2015.</ref>

Bevölkerung

Datei:Krim3.png
Verteilung der Ethnien auf der Krim:
  • 55–68 % Ukrainer, Krimtataren u. a.
  • 50–54,9 % Ukrainer, Krimtataren u. a.
  • 50–54,9 % Russen
  • 55–69,9 % Russen
  • 70–79 % Russen
  • Datei:Russians2001Crimea.PNG
    Verteilung der Russen auf der Krim nach der Volkszählung 2001
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    Verteilung der Ukrainer auf der Krim nach der Volkszählung 2001
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    Verteilung der Krimtataren auf der Krim nach der Volkszählung 2001

    Auf der Krim leben etwa 2,35 Millionen Menschen, davon rund 386.000 in Sewastopol, der größten Stadt der Halbinsel. Etwa 60 % sind Russen, 25 % der Bevölkerung stellen die Ukrainer. Der Anteil der ethnisch russischen Bevölkerung ist seit Jahren sowohl in der Autonomen Republik Krim als auch in Sewastopol leicht rückläufig. Der Anteil der Ukrainer ist nur in der Autonomen Republik Krim rückläufig, in Sewastopol hingegen leicht steigend. Der Anteil der Krimtataren nahm durch die Rückkehr aus dem Exil seit 1989 deutlich zu. Er beträgt derzeit etwa 12 %.<ref>Putin: Russland will keinen Krieg und Krim nicht annektieren. ZDF, 4. März 2014, abgerufen am 4. März 2014.</ref> Gestützt auf die Krimtataren ist die Krim ein Zentrum des Islams in der Ukraine. Nach deren Rückkehr durften die Tataren sich nicht mehr auf ihren früheren Besitztümern niederlassen, da diese von Stalin den vorwiegend russischen Kolonisten überlassen wurden. Deswegen weicht die heutige Verteilung der Krimtataren von derjenigen der Vorkriegszeit stark ab. Außerdem kehrte nur ungefähr die Hälfte der Krimtataren aus dem usbekischen Exil zurück. Nach der Annexion durch Russland wurden Krimtataren Opfer von Menschenrechtsverletzungen wie Morden, Verschwindenlassen, Willkürjustiz, Einschüchterungen und Einreiseverbote gegen zwei der wichtigsten krimtatarischen Politiker. Moscheen, Schulen und Wohnungen wurden durchsucht, das Selbstvertretungsorgan der Krimtataren – der Medschlis – wurde systematisch handlungsunfähig gemacht. Der Unterricht in krimtatarischer Sprache wurde stark eingeschränkt und Geschäfte und Grundstücke wurden „nationalisiert“, das bedeutet praktisch ohne Kompensation enteignet.<ref>FUEN: Krimtataren leiden unter Menschenrechtsverletzungen – Versammlungsverbot soll Minderheit mundtot machen. Zum Menschenrechtstag am 10. Dezember 2014.</ref>

    Die russische Sprache ist auf der Krim dominierend. Die ukrainische Volkszählung aus dem Jahr 2001 ergab 10,1 % ukrainischsprachige, 11,4 % krimtatarischsprachige und 77,0 % russischsprachige Muttersprachler in der Autonomen Republik Krim (ohne Sewastopol).<ref>Linguistic composition of population Autonomous Republic of Crimea, according to All-Ukrainian population census data (2001).</ref>

    Die Ukrainer haben ihren Siedlungsschwerpunkt im Norden der Halbinsel. Dort stellen sie in mehreren Rajonen die größte Bevölkerungsgruppe. Die Krimtataren leben meistens im Zentrum und Osten der Halbinsel. In den größeren Städten leben vergleichsweise wenig Krimtataren. Die Russen leben meistens in den Städten, im Süden und Osten der Halbinsel. Im Norden hingegen liegt der russische Bevölkerungsanteil zum Teil deutlich unter dem Durchschnitt.<ref>sf.ukrstat.gov.ua</ref>

    Die Bevölkerung der Autonomen Republik Krim (also ohne Sewastopol) setzte sich in den Jahren 2001 und 1989 hinsichtlich Sprache bzw. Religion zusammen aus:

    Ethnien Einwohner 1989 (%) 2001 (%) Veränderung (%)<ref>2001.ukrcensus.gov.ua</ref>
    Russen 1.180.400 65,6 58,5 −11,6 %
    Ukrainer 492.200 26,7 24,4 −9,5 %
    Krimtataren 243.400 1,9 12,1 +540 %
    Weißrussen 29.200 2,1 1,5 −31,1 %
    Tataren 11.000 0,5 0,5 +16,2 %
    Armenier 8.700 0,1 0,4 +270 %
    Juden 4.500 0,7 0,2 −69,8 %
    Polen 3.800 0,3 0,2 −29,1 %
    Moldauer 3.700 0,3 0,2 −31,2 %
    Aserbaidschaner 3.700 0,1 0,2 +70 %
    Usbeken 2.900 0,0 0,1 +360 %
    Koreaner 2.900 0,1 0,1 +22,6 %
    Griechen 2.800 0,1 0,1 +12,0 %
    Deutsche 2.500 0,1 0,1 +16,3 %
    Mordwinen 2.200 0,2 0,1 −49,8 %
    Tschuwaschen 2.100 0,2 0,1 −42,9 %
    Roma 1.900 0,1 0,1 +13,1 %
    Bulgaren 1.900 0,1 0,1 +3,7 %
    Georgier 1.800 0,1 0,1 +21,9 %
    Mari 1.100 0,1 0,1 −37,8 %
    Gesamt 2.024.000 100 100 −0,6 %

    Die Bevölkerung in Sewastopol setzte sich im Jahr 2001 folgendermaßen zusammen:

    Ethnien Einwohner 1989 (%) 2001 (%) Veränderung (%)<ref>2001.ukrcensus.gov.ua</ref>
    Russen 270.000 74,4 71,6 −8,2 %
    Ukrainer 84.400 20,7 22,4 +3,3 %
    Weißrussen 5.800 1,9 1,6 −22,0 %
    Tataren 2.500 0,3 0,7 +140 %
    Krimtataren 1.800 0,1 0,5 +490 %
    Armenier 1.300 0,1 0,3 +220 %
    Juden 1.000 0,7 0,3 −64,8 %
    Moldauer 800 0,3 0,2 −30,0 %
    Aserbaidschaner 600 0,1 0,2 +150 %
    Gesamt 377.200 100 100 -4,6 %

    Historischer Überblick über die Bevölkerungszusammensetzung auf der Krim-Halbinsel:

    Wirtschaft

    Die Wirtschaft der Krim beruht hauptsächlich auf Landwirtschaft (Obst, Gemüse, Weinbau, Geflügel) und Tourismus. Begünstigt wird sie durch das besonders milde Klima auf der Halbinsel. Ein weithin bekannter Exportartikel ist der Krimsekt, der jedoch nur zum Teil auf der Krim hergestellt wird. Der ehemals ukrainische Energieversorger Tschernomornaftogaz, der seinen Sitz auf der Krim hat, verfügt über 66 Milliarden Kubikmeter (zum großen Teil Offshore-)Erdgasreserven, die mit dem Anschluss der Krim und der Verstaatlichung des Unternehmens an Russland fallen.<ref>Krimregierung beschlagnahmt ukrainische Staatsunternehmen, Die Presse, Wien, Zugriff 9. November 2014.</ref> Die Sanktionen, die von der Europäischen Union, den USA und anderen Staaten gegen die Russische Föderation verhängt wurden, zielen insbesondere auf den Energie- und den Tourismussektor der Halbinsel.

    Bewässerung

    Die Versorgung der niederschlagsarmen Krim erfolgte zu ca. 85 % über Kanäle von der Ukraine aus dem Dnjepr. Der bedeutendste Kanal ist der Nord-Krim-Kanal. Nach der Abspaltung von der Ukraine kam es zu Auseinandersetzungen um die Versorgung mit Wasser und deren Bezahlung.<ref>Florian Willershausen: Krim-Annektion[sic] wird ein teurer Spaß für Putin. In: Wirtschaftswoche. 15. März 2014, abgerufen am 29. Oktober 2014.</ref><ref>Ukraine dreht von Russland annektierter Krim angeblich das Wasser ab. In: Augsburger-Allgemeine. 1. Mai 2014, abgerufen am 29. Oktober 2014.</ref><ref>Krim-Bauern auf dem Trockenen. In: NZZ. 2. Juni 2014, abgerufen am 29. Oktober 2014.</ref> Schließlich vermeldeten Staatsmedien der Russischen Föderation im Frühjahr 2015, dass man den Wassermangel durch ein neu verlegtes Versorgungsnetz beseitigt habe.<ref>"Russian military breaks Crimea water blockade" TASS 20. April 2015.</ref>

    Kernkraftwerk (Bauruine)

    Im Jahr 1976 wurde begonnen, das Kernkraftwerk Krim zu bauen. Der Bau wurde 1989 eingestellt. Der Bau kam als teuerster Reaktorenbau in der Weltgeschichte in das Guinness-Buch der Rekorde.

    Tourismus

    Im 19. Jahrhundert ließen sich die Zarenfamilie und der russische Hochadel an der Südküste der Krim Sommerresidenzen errichten, womit die Rolle der Halbinsel als Urlaubs- und Erholungsregion begann. Bedeutende Künstler, Schriftsteller und die „Reichen und Schönen“ verbrachten die Sommermonate am Schwarzmeerstrand, manche – wie Anton Tschechow, der aus gesundheitlichen Gründen auf das wohltuende Klima angewiesen war – ließen sich dauerhaft nieder.

    In der sowjetischen Zeit erfüllte die Krim die Funktion eines Allunions-Sanatoriums mit bis zu 10 Millionen Saisongästen. Seit der Unabhängigkeit der Ukraine ist die Zahl der Urlauber stark zurückgegangen, dennoch ist der Tourismus noch immer wichtigster Wirtschaftsfaktor der Halbinsel. In jüngster Zeit entdeckten westeuropäische Touristen die Krim.

    Am Südzipfel der Krim befindet sich die Hafenstadt Sewastopol; weitere bekannte Urlaubsorte sind Jalta, Hursuf, Aluschta, Bachtschyssaraj, Feodossija und Sudak. Eine Touristenattraktion ist die längste Trolleybuslinie der Welt, sie wird von der Gesellschaft Krymskyj trolejbus betrieben und verkehrt zwischen Jalta, Aluschta und Simferopol. Sie führt unter anderem über das Krimgebirge mit Ausblicken auf das Meer.

    Die Krim in der Literatur

    Der altgriechische Name der Krim lautete „Tauris“. Demnach ist das Drama Iphigenie auf Tauris von Euripides, das Johann Wolfgang Goethe nachdichtete sowie Christoph Willibald Gluck und Joseph Haydn vertonten, dort angesiedelt.

    Die Krim ist Schauplatz zahlreicher Werke der russischen Literatur, in denen besonders Bezüge zum Antiken Griechenland herausgestellt werden.<ref>Schriftsteller über die Krim (russisch)</ref> Den Anfang machte Alexander Puschkin mit seinem Gedichtzyklus Taurisches (Таврида) und seinem Gedicht Der Springbrunnen von Bachtschissaraj (Бахчисарайский фонтан). Auch die klassischen Dichter Afanassi Fet und Alexei K. Tolstoi widmeten ihr lyrische Werke.

    Der polnische Dichter Adam Mickiewicz verfasste nach einer Reise auf die Halbinsel die Krimschen Sonette, in denen er sich auch mit der Kultur des Orients auseinandersetzte.

    Der junge Lew Tolstoi schrieb, inspiriert von seinen Erfahrungen als Artillerie-Offizier während des Krimkrieges, die Sewastopoler Erzählungen, die ihn wegen ihrer pazifistischen Aussage im ganzen Land bekannt machten. Die Stadt Jalta ist Schauplatz der berühmten Erzählung Die Dame mit dem Hündchen von Anton Tschechow; sie lieferte die Vorlage zu Nikita Michalkows Film Schwarze Augen, in dem Marcello Mastroianni einen alternden Bonvivant spielt.

    Ende des 19. Jahrhunderts kam die ukrainische Dichterin Lesja Ukrainka zu einer Kur auf die Krim. Sie verfasste anschließend den Gedichtband Erinnerungen an die Krim.

    In Maxim Gorkis Skizzen von der Krim spiegelt sich der Alltag ihrer Bewohner und der Sommergäste wider. Einige der Poeten des Silbernen Zeitalters der russischen Literatur zu Beginn des 20. Jahrhunderts publizierten Gedichtzyklen mit Bezügen zur Antike und zur orientalischen Hochkultur, darunter Waleri Brjussow, Iwan Bunin und Igor Sewerjanin. Dichter der nächsten Generation trugen ebenfalls zum Krim-Mythos bei, darunter Anna Achmatowa, Marina Zwetajewa, Ossip Mandelstam und der junge Vladimir Nabokov, der später in seinen Memoiren auch die deutsche Besatzung der Krim 1918 schilderte („eine stille Armee … grauer Gespenster“).<ref>Vladimir Nabokov: Erinnerung, sprich. Wiedersehen mit einer Autobiographie. Deutsch von Dieter E. Zimmer. Reinbek 1991, S. 332.</ref> Iwan Schmeljow schilderte in seinem von Thomas Mann gerühmten Roman Die Sonne der Toten die Schrecken des Russischen Bürgerkriegs auf der Halbinsel.

    In der Sowjetzeit verfassten Michail Bulgakow und Konstantin Paustowski Erzählungen, deren Handlung auf ihr angesiedelt ist. Der Regimekritiker Wassili Axjonow konnte seinen satirischen Roman Die Insel Krim, in dem die Halbinsel ein souveräner Staat ist, 1979 nur im Westen veröffentlichen. Er erschien in den USA.

    1993 wurde die Tragikomödie Liebe auf der Krim des polnischen Dramatikers Sławomir Mrożek uraufgeführt, die 1998 auch verfilmt wurde.<ref>filmpolski.pl</ref>

    Literatur

    Weblinks

    Commons Commons: Krim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    Wikivoyage Wikivoyage: Krim – Reiseführer

    Einzelnachweise

    <references> <ref name="un"> Generalversammlung der Vereinten Nationen: Territorial integrity of Ukraine. Resolution (PDF). 24. März 2014, abgerufen am 30. Oktober 2014. </ref> <ref name="spiegel"> Uno-Vollversammlung verurteilt Annexion der Krim. In: Spiegel Online. 27. März 2014, abgerufen am 30. Oktober 2014. </ref> </references>